"Wie schön leuchtet der Morgenstern" - Schütz Kammerchor begeisterte in der übervollen Veitshöchheimer Vituskirche
Ein besonderes musikalisches Ereignis an der Schwelle zur Heiligen Woche war am 23. März 2024 in der Vituskirche der Auftritt des Schütz Kammerchors Würzburg e.V., als dieser a capella mit der Johannespassion von Antonio Scandello brillierte und mit dem Spendenerlös von 1284 Euro neben den Konzertkosten anteilig auch die anstehende Generalrevision der Kirchenorgel mitfinanziert wurde. Nur einige Monate später bestritt der Chor am 1. Adventssonntag an gleicher Stelle in der barocken Atmosphäre der wiederum vollständig gefüllten Vituskirche, einige Zuhörer mussten sogar stehen, als sein achtes Konzertprojekt seit der Gründung im Jahr 2017 wieder ein Weihnachtskonzert, benannt nach dem Lied ,,Wie schön leuchtet der Morgenstern" von Philipp Nicolai, eines der bekanntesten und beliebtesten geistlichen Lieder des protestantischen Barock. Es bildete den roten Faden des Konzerts und erklang in verschiedenen Bearbeitungen renommierter Komponisten. An Spendeneinnahmen kamen dieses Mal 1130 Euro zusammen.
Eine besondere Stimmung vermittelte gleich zu Beginn der feierliche Einzug des Chors in die verdunkelte Kirche mit Kerzen zu der Version aus dem Gotteslob von „Wie schön leuchtet der Morgenstern“.
Das Licht der Kerzen symbolisierte dabei den Glanz des Morgensterns und erfüllte den Raum mit einer festlichen Atmosphäre. Es folgte eine virtuose Orgelbearbeitung von Dietrich Buxtehude, mit der Organist Ruolf Haidu die Pracht und Herrlichkeit des Morgensterns musikalisch zum Ausdruck brachte. Buxtehudes meisterhafte Komposition ließ die Orgel in all ihren Facetten erstrahlen und bereitete den Weg für die nachfolgenden Chorwerke. Das Licht blieb bis zum Ende der Orgel Variation aus.
Die Gäste kamen in den Genuss einer Reihe festlicher Weihnachtslieder aus der Renaissance und dem Frühbarock. Mit „O Jesulein zart“ von Samuel Scheidt begann die Reise durch die Zeit der Alten Musik. Es folgten „Nun komm der Heiden Heiland“ in der Fassung von Lukas Osiander und das beliebte „Es ist ein Ros entsprungen“ in Vertonungen von Michael Praetorius und Melchior Vulpius. Diese Werke ließen die Freude über die Geburt Christi in vielfältiger Weise erklingen. Wie später im Barock die weihnachtliche Freude in Tonsprache umgesetzt wurde, offenbarten mehrere bekannte Arien von Händel und Bach.
Lateinische Motetten bereicherten das Programm um eine internationale Note. John Taverners polyphones Stück „Audivi vocem de caelo“ entführte in die Klangwelt der englischen Renaissance, was mit den vielfältigen Rhythmen und verschobenen Einsätzen sehr herausfordernd war, dem Chor aber gut gelang.
Ludovico da Viadanas „Exultate justi in domino“ brachte südeuropäisches Flair in das Konzert. Hans Leo Hasslers „Resonet in laudibus“ und „Ein Kindelein so löbelich“ verbanden deutsche und lateinische Texte zu einem jubilierenden Lobpreis. In „O Jesu, nomen dulce“ und „O süßer, O freundlicher“ aus den Kleinen Geistlichen Konzerten von Heinrich Schütz wurden die Hoffnungen vertont, die mit Jesus verbunden werden.
Der Chor sang unter der Leitung von Julian Habryka (links) alle Stücke a cappella.
Der Chor ließ auch ausgeprägte Unterschiede in der Dynamik erkennen, vom einfühlsamen pianissimo bei Strophen, die das Jesuskind beschreiben bis hin zum fortissimo bei der Textzeile „fuhr hinunter zu der Höll“.
Die beiden Solisten sangen alles von der Empore aus. Die Sopranistin Victoria Sommerer interpretierte sehr gefühlvoll die Echo-Arie aus dem Weihnachtsoratorium „Flößt mein Heiland“.
Stefan Schneider glänzte durch eine sehr ausdrucksstarke Interpretation und sehr guter Höhe bei der Tenorarie aus dem Messias „Ev’ry valley shall be exalted“.
Immer wieder kehrte der Chor zum Morgenstern zurück: Nach einer Vertonung von Johann Hermann Schein, die die Innigkeit des Textes besonders hervorhebt, erklangen weitere Weihnachtslieder wie „Der Tag der ist so freudenreich“ von Michael Praetorius, „Vom Himmel hoch“ und „In dulci jubilo“ von Hans Leo Hassler.
Zum krönenden Abschluss erklang eine prachtvolle Fassung von „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ aus der Feder Michael Praetorius’. In dieser Bearbeitung vereinen sich alle musikalischen Elemente des Abends zu einem strahlenden Finale, das die Botschaft des Weihnachtsfestes mit dem Jubel über die Geburt des Heilands noch einmal in all seiner Herrlichkeit zum Ausdruck brachte. Die Gäste konnten so die tiefe Bedeutung der Weihnachtsbotschaft immer wieder neu entdecken und sich von der zeitlosen Schönheit dieser Musik berühren und inspirieren lassen.
Vereinsgründer und 1. Vorstand Gabriel Schmitt hatte denn auch zur Einführung nicht zu viel versprochen, als er sagte: "In der stressigen Zeit im November und Dezember, in der Sie von einem Termin zum nächsten hetzen müssen, wollen wir mit unserem Konzertprogramm einen Raum schaffen, vom Alltag etwas Abstand zu nehmen und sich durch die wunderbare Musik des Frühbarocks und der Renaissance auf die adventliche und vorweihnachtliche Stimmung einzulassen."
Ein großes Lob sprach Schmitt seinem langjährigen stellvertretenden Vorstand, Hauptsponsor und Medienbeauftragten Reinhold Schöberl aus Veitshöchheim aus, der sich in unvergleichlicher Weise für den Chor einsetze und "ohne den wir heute nicht hier sein könnten." Das schöne Programmheft sei allein seinem Engagement zu verdanken.
Ganz herzlich begrüßte Schmitt als Ehrengäste die langjährige Direktorin des Amtsgerichts Würzburg Helga Twardzik (im Rollstuhl), Altbürgermeister Rainer Kinzkofer und Bürgermeister Jürgen Götz mit Gattin Julia.
Ein besonderer Dank galt Pfarrer Christian Nowak, der wegen eines auswärtigen Termins nicht anwesend sein konnte, für den Pfarrer i.R. Josef Kraft (links) ein Grußwort sprach.
Fotos Reinhold Schöberl
Text erstellt von Dieter Gürz unter Verwendung der von Gabriel Schmitt übersandten Unterlagen