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Landkreis-Kultur-Herbst: Bericht von der Vernissage der bis 15. November gehenden Ausstellung von 45 Gemälden des 1945 in Veitshöchheim verstorbenen Malers Peter Würth im Rathaus

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der 1873 in Würzburg in der Veitshöchheimer Straße geborene Maler Peter Würth lebte viele Jahre in der Würzburger Straße in Veitshöchheim, bis zu seinem Tod 1945. Anlässlich des 150. Geburtstags dieses bedeutendsten örtlichen Malers im Vorjahr präsentiert die Gemeinde Veitshöchheim im Westflügel des Rathaus-Obergeschosses im Rahmen des 31. Landkreis-Kulturherbstes unter dem Titel „…all das, was um mich war, formte ich zu Bildern…“ eine Ausstellung mit  45 seiner Werke aus seinem umfangreichen künstlerischen Nachlass. Zu sehen sind vor allem Werke, die aus Privatbesitz stammen und bislang wenig in der Öffentlichkeit zu sehen waren.

Dazu kommen 16 zum Verkauf angebotene Bilder aus dem Nachlass und Arbeiten aus öffentlichem Besitz.

Es ist nur eine kleine Auswahl, aber die vom Kulturamt der Gemeinde zusammengestellten Ölgemälde, Aquarelle, Bleistift- und Federzeichnungen offenbaren das vielfältige Schaffen des Künstlers.

Die Ausstellung kann im Rathaus bis 15. November 2024 werktags ab 8:00 Uhr (Mo. + Di. bis 16:00 Uhr, Mi. + Fr. bis 12:00 Uhr und Do. bis 18:00 Uhr besichtigt werden.

Auf dem Foto präsentierten bei der Vernissage am Donnerstagabend ein Selbstbildnis des Künstlers im Alter von 28 Jahren v.l.n.r. Martina Reimann (Enkelin einer Nichte von Peter Würth), Altbürgermeister und Ehrenbürger Rainer Kinzkofer, Kulturreferentin Karen Heußner, Gemeinderat und Leihgeber Oswald Bamberger und Bürgermeister Jürgen Götz.

Wie Bürgermeister Jürgen Götz in seinen Begrüßungsworten bei der Vernissage sagte, ist es nicht die erste von der Gemeinde organisierte Ausstellung von Peter Würth's Werken. Immer wieder habe der Veitshöchheimer heimatgeschichtliche Forscher Kurt Adelmann, der 33 Jahre lang im Gemeinderat saß, den Anstoß gegeben, den Künstler zu ehren. So fanden Ausstellungen 1985 zu seinem 40. Todestag in den Mainfrankensälen, 1995 zum 50. Todestag im Jüdischen Kulturmuseum und 2015 zum 70. Todestag im Sitzungssaal des Rathauses statt.

Der Dank des Bürgermeisters galt allen privaten Leihgebern, die wie Wolfgang Gerhard links im Bild die "Ansicht des Mainfufers" (Nähe Ankerwirtschaft) zuhause von der Wand nahmen, um sie nun der Öffentlichkeit zeigen zu können.

Götz: "Wegen der hohen Anzahl bereits verfügbarer Bilder konnten wir nicht alle Leihgabenangebote berücksichtigen. Das zeigt, welchen Stellenwert die Bilder des Künstlers nach wie vor in der Bevölkerung haben, wie präsent seine Ansichten insbesondere in Veitshöchheim noch immer sind."

Hervorgetan beim Zusammentragen von Würth's Werken mit Veitshöchheimer Ansichten habe sich vor allem der langjährige Gemeinderat und Sammler Oswald Bamberger, darunter auch weniger bekannte Motive aus dem religiösen Bereich, Märchenbilder und ernste, ja tieftraurige Darstellungen.

Gerade zur rechten Zeit kamen auch Claus-Peter Grünewald und Martina Reimann (Enkel und Enkelin einer Nichte von Peter Würth) aus Würzburg auf die Gemeinde zu, da sie die Bilder aus dem Haus ihrer Mutter in gute Hände abgeben möchten.

Mit der Ausstellung wolle die Gemeinde die Erinnerung an einen Künstler wachhalten, der in der Region als Meister der landschaftlichen Stimmungen viele Liebhaber gefunden habe.

Ausgestellt sind so viele Bilder vom alten Veitshöchheim, die besonders der jüngeren Generation Einblicke in den damals nur an die 1500 Einwohner zählenden Ort, die ursprüngliche Mainlandschaft und die einst typische Umgebung verschaffen. Daneben beherrschte er auch die Kunst des Portraits.

Die gemeindliche Kulturreferentin Karen Heußner brachte dann den zur Vernissage gekommenen Gästen die Person, den Lebensweg und das vielfältige Wirken des Malers näher. Nachstehend einige Auszüge:

Vita

Peter Würth (geboren 31.August 1873 - verstorben 10. April 1945) wuchs in der Obhut seiner Großeltern auf (links ein Portrait seiner Großmutter - Lithographie, handkoloriert, 1908). Seine beiden Brüder, so schreibt er in seinen Lebenserinnerungen 1942/43, lebten bei den Eltern. Daher, so berichtet er, sei er viel allein gewesen und zwar oft im schönen alten Garten der Großeltern. Auch deshalb wandte er sich wohl der Natur zu, sammelte Vieles und begann auch bald zu zeichnen. Aus der Pleicherschule kam er in die Lateinschule, wo er statt Sprachen zu lernen lieber seine Lehrer und Professoren zeichnete.

Deshalb wurde er aus der Schule genommen und zu Franz Scheiner in dessen Lithographischer-Anstalt in die Ausbildung / Lehre gegeben.

Würth schrieb: „Als ich dann ausgelernt hatte, konnte ich recht gut zeichnen und malen, schlecht lithographieren und wurde infolge dessen bald auf die Straße gesetzt.“ Er schlug sich als Künstler schlecht und recht durch, wobei das nur für den wirtschaftlichen Erfolg galt. Künstlerisch arbeitete er weiter an seiner Technik und es gelang ihm erstmals mit 18 Jahren im damaligen Kunstverein Würzburg eine Ausstellung unterzubringen, die ihn viel Interesse einbrachte.

Würth traf sich regelmäßig mit anderen jungen Künstlern, und gemeinsam zeichneten und malten sie in der Umgebung, draußen in der Natur. So entstand ein neuer kleiner Künstlerverein, die „Roßperger“.

Durch gute Kontakte gelang es Peter Würth, sich an einer Sammelausstellung zu beteiligen, die erst in Nürnberg und später in Hamburg gezeigt wurde. Nach seinen eigenen Worten war sie ein voller Erfolg, auch finanziell.

 Selbstporträt in mittleren Jahren - Öl auf Karton

So stellte er in Folge in vielen Städten in Deutschland aus, knüpfte Kontakte und verkaufte auch gut. Beispielsweise befinden sich Arbeiten in der Stadtkirche in Offenbach, oder auch in Karlstadt. Damit wuchs auch die Bekanntheit und die Anerkennung in seiner Heimatstadt Würzburg.

Im Ersten Weltkrieg wurde er am 16. September 1916 43jährig als Soldat eingezogen. Er war in Metz stationiert beim 2. Bayerischen Fußartillerieregiment, bis er nach Grafenwöhr und Sonthofen kam. Entlassen wurde er am 17.11.1918.

Fotografie vom Künstler in seinem Atelier

Peter Würth zog nach Veitshöchheim in die Würzburger Straße 37.

Interieur mit Kohl und Kürbissen - Öl auf Leinwand, 1914

Zuletzt war er mit Maria Würth verheiratet. Sein Tod ereilte ihn nach 72 Jahren eines mit großer Schaffenskraft und Gestaltungswillen angefüllten Lebens am 10. April 1945.

Betrachtet man das Werk des Künstlers Peter Würth, so fällt auf, wie vielseitig sein Schaffen war.

Auch wenn die Lithographie zunächst ein wenig ungeliebt und der Malerei im Wege zu sein schien, er brachte es hier zu großer technischer und gestalterischer Fertigkeit, wie auch sein Zeitgenosse und Künstlerkollege Heiner Dikreiter in einem Buch für die Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte 1954 über Regionale Kunst und Künstler befand: „Alle Stilarten konnte er und alle Spielarten der Technik.“

Vielseitig waren seine Motive: in der Malerei das große Hauptthema der Landschaft und der Natur, die bäuerliche Welt und Portraits, bei Grafiken auch Märchen und mystische Themen, religiöse und biblische Darstellungen sowie Karikaturen.

Getreidefeld -  Öl auf Holz, 1922

Die Leidenschaft für die Abbildung von Landschaft und Natur – eben das, was um ihn war – besaß er von Anfang an und er blieb zeitlebens ein „Meister der landschaftlichen Stimmung“, wie ihn auch Dikreiter beschrieb (hier eines seiner letzten Gemälde:

Vor Ort zu malen - schwerpunktmäßig in Öl, war seine bevorzugte, aber nicht einzige Vorgehensweise, und so entstanden viele Ansichten der Region, und ganz besonders zahlreiche Ortsansichten von Veitshöchheim.

Mainlände  Veitshöchheim beim „Anker“ - Öl auf Holz (

Neben dem atmosphärischen Ausdruck bieten diese Bilder heute einen wahren Schatz an historischen Ansichten, auch wenn nicht alle Betrachtenden sie gleich entschlüsseln können, weil die Veränderungen groß sind (Nach Abbruch des Gasthauses Anker baute Max Weckesser den Giebel beim Neubau seines Hotels am Main nach).

Ein weiterer Themenkomplex waren Themen der Bibel bzw. religiöse Darstellungen. Diese führte er auch gern als Zeichnung oder Aquarell aus. Teilweile gelangten sie als Illustrationen in den Buchdruck. Ein Teil dieser Arbeiten strahlt eine gewisse Strenge aus. Die Figuren sind zum Teil stilisiert: sehr schlank, ein wenig überlängt, zeigen oft ein unbewegtes Gesicht.  Ernst, Würde und etwas Pathos umfängt sie. Es gibt aber auch andere Darstellungen, deren „Personal“ der Künstler ganz offensichtlich mit Menschen aus seiner ländlichen Umgebung besetzt hat: dies zeigen die Bilder der Anbetung der Hl. Familie bzw. die Krippenszenen. die Formen sind runder, weicher, bewegter, die Gesichter wärmer (v.r.n.l.  Einzug in Jerusalem - Tuschezeichnung 1911; Nimmt sein Kreuz auf sich - Tuschezeichnung; Jesus vor Pilatus -  Aquarell / Gouache; Anbetung der Hl. Familie I und II Lithographie).

Musikanten auf der Dorfstraße         Öl auf Leinwand, 1939

Sie gleichen den Straßenmusikanten und den Bauern bei der Feldarbeit, den Winzern, den Leinreitern und allen Menschen bei der Landarbeit, die er ebenfalls häufig darstellte.

Kartoffelernte - Öl auf Karton, 1944

 Mädchen im blauen Kleid            Öl auf Karton, 1924

Ein durchgängiges Thema seiner Bilder sind die Portraits. Offensichtlich malte Peter Würth besonders gern die weiblichen Mitglieder seiner Verwandtschaft oder die Frauen in seiner Umgebung. Mutter, Großmutter, Ehefrau, ein Mädchen – Namen haben die Bilder nicht. Aber alle sind sie sorgsam gestaltet, in feinster Malerei, in sicherer, differenzierter Zeichnung, in ausgewogener Farbabstimmung.

Es gibt aber auch eine düstere Seite von Peter Würth. Spätestens mit seinen Kriegserfahrungen wurde sie sichtbar. In der Grafik entwickeln sich zackige, scharfe Linien, die schmerzvolle Szenerien erfassen, Tod, Verletzung, Leid, das spiegelt sich darin. Und sogar die Farbigkeit seiner Landschaften taucht immer wieder in Düsternis ein (wie in diesem Gemälde aus dem Jahr 1924 mit dem Titel "Gewitterstimmung).

Düster erscheint so auch hier das eigentlich romantische Bild "Am großen See im Hofgarten" - Öl auf Leinwand, 1916.

Sich selbst hielt er in verschiedenen Lebensphasen fest (Selbstbildnis zwei Jahre vor seinem Tod -   Öl auf Karton, 1943).

Fazit von Karen Heußner: Peter Würth war ein hochbegabter Maler und Zeichner, der vielfältige Techniken beherrschte, von einem unermüdlichen Schaffensdrang geprägt. Ein zielstrebiger Mensch, eigenwillig, hartnäckig, unbeirrbar, von hoher Emotionalität. Sehr selbstbewusst – zumindest in dieser Ausstellung gibt es kein anderes Gesicht, das direkt aus dem Bild heraus den Betrachter ansieht - außer seinem eigenen in den Selbstportraits.

Er war einer, der sehr vieles um sich herum zu solchen Bildern formte, die man noch heute durchaus wertschätzen kann und darf.

 

Hofgarten Fasanentor Richtung Maingasse                Gouache, 1938

St. Vitus  + Orgel in St. Vitus (Zeichnung, Kohle mit Weißhöhung, 1911

Eremitenmühle                Öl auf Leinwand, 1938

Koppesland                Öl auf Leinwand

Ältere Frau         Öl auf Leinwand, 1902

Froschkönig                Aquarell, 1920

Herbsttanz            Öl auf Pappe, 1903

Erwachen                Zeichnung, aquarelliert

Geiger im Märchenwald               Tuschezeichnung, 1908

Mondgeiger         Tuschezeichnung

Märchenhexe            Tuschezeichnung, aquarelliert, 1910

Fotos (c) Dieter Gürz

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