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Vera Berz feiert heute im Veitshöchheimer Haus St. Hedwig ihren 100. Geburtstag mit noch viel Freude am Leben

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Noch viel Freude am Leben hat Vera Berz, die heute bei guter Gesundheit und noch geistig fit ihren 100. Geburtstag feiern kann. Darauf stieß die Jubilarin heute morgen in ihrem Zimmer im Caritas-Seniorenhaus St. Hedwig in Veitshöchheim mit den offiziellen Gratulanten an v.l.n.r. Ruhestandspfarrer Josef Kraft, ihrer Tochter Angelika Henrichsen, 2. Bürgermeister Elmar Knorz und der stellvertretenden Landrätin Christine Haupt-Kreuzer.

Zünftig gefeiert wird dann heute Nachmittag ihr "Hundertster" im Kreis ihrer vier Generationen umfassenden Großfamilie bei einem Gartenfest  bei ihrer Tochter in Güntersleben. Die öffentlichen Gratulanten staunten nicht schlecht, als Vera Berz, wie aus der Pistole geschossen, die Namen ihrer vier Kinder, acht Enkel (davon einer verstorben), acht Urenkel und vier Ururenkel aufzählte.

In Eibelstadt geboren und dort in die Grundschule gegangen, hat Vera Berz den größten Teil ihres, wie sie sagt, nicht einfachen Lebens in einer Mietwohnung in Würzburg-Frauenland verbracht. Als dann ihr Mann Herbert, den sie im Mai 1964 geheiratet hatte, im Jahr 2017 pflegebedürftig wurde, folgte sie ihm kurze Zeit später aus eigener Entscheidung ins Haus St. Hedwig nach.  Hier gefällt es ihr auch nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2019 ausgesprochen gut und hier will sie 108 Jahre, so alt wie ihr Schwarm Johannes Heesters werden. Bis vor kurzem fand sie noch Zeitvertreib beim Ausmalen von Mandelas wie auf dem Foto zu sehen und dem Lösen von Kreuzworträtseln, aber neuerdings kann sie die Stifte nicht mehr so richtig führen.

Sie fährt alle zwei Tage, wenn ihre Tochter Angelika zu Besuch kommt, im Rollstuhl mit dieser zum Eisessen durch den Hofgarten und entlang dem Mainufer wieder zurück. Leidenschaftlich schaut sie im Fernsehsender SAT1 Gold alte Krimis  und die Serie "Die kleine Farm". Jeden Donnerstag besucht sie den Gottesdienst in St. Hedwig und singt hier, wie Pfarrer Kraft bestätigt, alle Lied-Strophen auswendig und voller Freude lautstark mit. Den Sonntagsgottesdienst verfolgt die Jubilarin dann im Fernsehen. Dass sie noch geistig sehr fit ist, beweist sie auch bei den Denkspielen in der Gruppe, wo sie als Älteste, wie ihre Tochter stolz berichtet, meist als Beste abschneidet. Ihre Gäste schmunzelten, als sie erzählte, dass sie in der letzten Nacht davon geträumt hat, dass sie sich in der Schule entschuldigte, weil sie Bauchweh hat. Und was viele junge Eltern gar nicht wollen, wenn ihre Kinder zu viel Schokolade naschen: Vera Brenz ist trotz ihrer Vorliebe für die Süßigkeit 100 Jahre alt geworden. Daneben gehören aber auch Schnitzelgerichte und Salate zu ihren Lieblingsgerichten.

Fotos Dieter Gürz

Hier ein Auszug:

Beim Krippenspiel im Kindergarten durfte ich einen Engel darstellen, erzählt die 94 Jahre alte Bewohnerin des Hauses St. Hedwig in Veitshöchheim. Die Mutter hatte ihr das weiße Gewand genäht. Die Flügel stellten die Ordensfrauen des Eibelstadter Kindergartens zur Verfügung. Man schrieb das Jahr 1929. Vera Berz war fünf und ging, wie man damals statt KITA sagte, in eine BEWAHRANSTALT.

Weihnachten, das war damals, also vor rund 90 Jahren, für Kinder ein geradezu unbeschreibliches Gefühl, erzählte Vera Berz. Die kleine Vera glaubte noch fest an das Christkind. Das brachte nicht nur Geschenke: „Sondern auch die Plätzchen.“ Aus diesem Grund durfte das Mädchen beim Plätzchenbacken auch nicht mithelfen. Sollte es doch nicht wissen, dass es die Mutter war, die all die leckeren Makronen, das Butter- und Spritzgebäck hergestellt hatte: „Auch das wurde vom Christkind gebracht.“

Während es heute Geschenke in Hülle und Fülle gibt, war das Christkind damals noch ziemlich bescheiden. Wobei die Freude der Kinder um nichts geringer war als dieser Tage. Gut erinnert sich Vera Berz noch an die Puppenküche, die 1929 unter dem Christbaum lag. „Mein Vater hatte mit mir damit gespielt“, sagt sie und lächelt. Ein bisschen Wurst wurde zusammengeschnippelt, das diente als Kochgut.

Viel intensiver als heute, haben Kinder zu jener Zeit Weihnachten erlebt. Es gab kein Internet, das die Illusion vom Christkind zerstört hätte. Allein die Nacht auf den 24. Dezember war etwas ungemein Aufregendes gewesen, erzählte Vera Berz. Bevor das Christkind kam, musste sie mit ihrem Bruder in einem kleinen Kämmerchen mit klopfendem Herzen warten. „Endlich hat das Glöckchen geklingelt“, so die vierfache Mutter....

Erinnerungen zu wecken, die viele Jahre zurückliegen, das ist ein Sinn des „Lebendigen Adventskalenders“ im Caritas-Haus St. Hedwig. Mit wie viel Kreativität gerade die Kinder und Jugendlichen die einzelnen Parts des „Lebendigen Adventskalenders“ gestalten, findet Vera Berz einfach „herrlich“. Gerade von Ida war die Seniorin beeindruckt. Denn die Elfjährige spielt, bereits sehr versiert, ein für Kinder ungewöhnliches Instrument: Fagott. Zusammen mit ihrem Bruder Bastian, der Oboe lernt, trug sie zum Auftakt einen sogenannten Rigaudon vor: Einen altfranzösischen Hof- und Gesellschaftstanz aus dem 17. Jahrhundert.

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