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Silvaner mal anders: Georgischer Qvevri-Wein - Zwölf Jahre Erfahrungen an der LWG

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ketevan Papuashvili, georgische Auszubildende an der LWG, und Johannes Burkert, Leiter des Arbeitsbereichs Oenologie, pumpen ein Qvevri leer – der Wein kommt jetzt in Tanks.

Im vergangenen Oktober wurden die Tongefäße „Qvevris“ des georgischen Weinkellers „Marani“ der LWG mit Silvaner-Trauben gefüllt. Jetzt ist der Inhalt der Amphoren in Tanks gepumpt worden. Der Wein ist nach dem wohl ältesten Rezept der Weinproduktion entstanden – denn schon vor rund 8.000 Jahren ist in Georgien Wein in Amphoren im Boden direkt auf der Maische vergoren worden. Dabei gärt der Wein spontan und ohne Hilfsmittel.

Am Tag der offenen Tür der LWG am 07.07. (s. nachstehender Link) kann auch der Marani besichtigt werden.

Zwölf Jahre Erfahrungen mit Qvevri-Wein an der LWG

Schon seit 2011 experimentiert das Institut für Weinbau und Oenologie an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim mit der traditionellen Ausbaumethode.

Qvevris werden bis heute in Georgien in reiner Handarbeit hergestellt. Nach dem Brennvorgang der Tongefäße wird der Innenraum der Amphoren mit hauchdünnem Bienenwachs versiegelt, um die großen Poren im Ton auszufüllen.

Rund drei Monate vergehen, bis ein ca. 2.000 Liter fassender Qvevri hergestellt ist. Da die Wanddicken der Tongefäße mit ca. zwei bis sechs Zentimeter sehr gering sind, müssen die Qvevris vor der Befüllung im Boden vergraben werden, da sie sonst unter dem Flüssigkeitsdruck brechen würden.

Traditionell werden Weißweine im Qvevri produziert. Dabei werden gesunde und vollreife Trauben (inklusive Stielgerüst und Beerenschale) gemaischt und direkt in die Amphore gefüllt, die dann mit einer Stein- oder Glasplatte verschlossen wird.

Der Wein gärt und lagert dabei für rund ein Jahr auf der Maische und wird sich komplett selbst überlassen – ohne Zugabe von Reinzuchthefen. Bis zur Vollendung des Reifeprozesses bleibt der Wein im Qvevri.

In diese Tanks wird der Wein aus dem Qvevri gepumpt – er war etwa neun Monate auf der Maische. Im Anschluss wird er unfiltriert direkt in Flaschen gefüllt.

Fotos: Jeannine Steinkuhl © LWG Veitshöchheim

Weißweine, die im Qvevri ausgebaut werden, zeichnen sich durch einen hohen Tannin- und Polyphenolgehalt aus – sowie durch ihre intensivere Farbe. Verschiedene Versuchsreihen In verschiedenen Versuchen prüfen die Fachleute der LWG, welche Faktoren wichtig sind für den Qvevri-Ausbau. Dazu gehören der Zeitpunkt der Weinlese oder auch die Gärtemperatur.

Mit ihrer praxisorientierten Forschungsarbeit liefern die Experten des Institutes für Weinbau und Oenologie wichtige Erkenntnisse für die Winzerschaft, die sich zunehmend in der Naturwein-Bereitung, einzelne auch in der Qvevri-Weinproduktion probieren.

Hintergrund

Die Anfänge des Weinbaus und der Weinkultur liegen im östlichen Kaukasus. Hier zeigen mehr als 8.000 Jahre alte Funde, dass in Tongefäßen Wein hergestellt wurde – die wohl weltweit älteste Art der Weinproduktion. Diese Tonamphoren heißen „Qvevris“ und werden in den Boden gelassen. Darüber wird ein halb offener Weinkeller gebaut – ein „Marani“.

Hinweis

Es gibt noch freie Plätze für die Führung am morgigen Donnerstag, 20.06., im Studel in Thüngersheim (siehe nachstehender Link).

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