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Großartige Ausstellung "In der Stille" im Kloster Himmelspforten: Veitshöchheimer Künstlerin Sophie Brandes zeigt einen Ausschnitt aus ihrer Schaffensperiode der letzten 25 Jahre

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Das Phänomen der "STILLE"   in einer sehr lauten Welt, wie hier in ihrem Kunstwerk "Im (Veitshöchheimer) Walde" aus dem Jahr 2015, zum Ausdruck bringt die in Veitshöchheim in der Unteren Maingasse ansässige Malerin und Objektkünstlerin Sophie Brandes in einer Ausstellung im idyllischen Kreuzgang des  Klosters Himmelspforten mit 16 ausgewählten Ölgemälden, die dort letztmals am 6. November 2023  von 8.00 - 16.00 Uhr besichtigt werden können.
Wie Karin Kissel zeigten sich Besucher sehr beeindruckt von der Auswahl großartiger Arbeiten der 80jährigen Künstlerin aus ihrer Schaffensperiode der letzten 25 Jahre, ihrem sagenhaften, auch fein zarten Umgang mit den Farben, der Durchsichtigkeit und Transparenz der Gemälde, ihr Erzählen über die Sein-Dasein-Einsamkeit des Menschen. Kissel: "Einfach wunderbar! Kein Ort wäre angemessener dies zum Ausdruck zu bringen, als der Kreuzgang des Klosters, in dem das Licht im Gewölbe und vor den Bildern genau passend ist."
Brandes folgt mit den Bildern ihrer Ausstellung den unterschiedlichen Deutungen wie STILLE als Lautlosigkeit,  STILLE als Mittel der Versenkung, STILLE als Weg zur Konzentration, STILLE in Meditation und im Gebet, aber auch STILLE als Bedrohung, STILLE als Menschenferne, STILLE als ein Gefühl von Verlassenheit oder STILLE vor dem Sturm.
In ihren Bildern aus zeitlich auseinanderliegenden Werkperioden und unterschiedlichen Stilrichtungen ist Brandes immer wieder, wie sie sagt, auf das Stille-Phänomen und ihrer eigenen Berührung damit eingegangen. So hafte jedem Bild eine Geschichte an.

2023 neu entstanden ist dieses nach ihren Worten sehr ausgereifte, technisch schwierige Gemälde "Am Fenster", das sehr unterschiedliche Gefühle beim Betrachten auslösen könne. Hier schaut eine Frau aus einem dunklen Raum heraus depressiv ins Leere oder neugierig  ins Licht, ins Leben.

Wie hier sei diese Spannweite auch in ihren anderen ausgestellten Bildern anzutreffen, die zum einen von einer Ruhe und Entspanntheit "In der Stille" ausgehen, in die man aber auch Angst hinein interpretieren kann, sich plötzlich mit dem Alleinsein in der Welt zurechtzufinden,  sich seinen Problemen ausgeliefert fühlt bis hin zu der Idee des eigenen Ablebens, so erzählt die 80jährige Künstlerin bei einem Rundgang durch die Ausstellung.

Das Gemälde "Verstelltes Selbst" aus dem Jahr 1997 mit den plastischen Elementen der Collage auf Ölmalerei ist das früheste Bild von Brandes in ihrer Ausstellung. Es drückt nach ihrer Vorstellung ein ziemliches Getöse im Kopf, ein ihr noch nicht klares Lebensmuster, "gesucht und noch nicht gefunden" dar, ging es nach dieser Geistesexplosion  im Kopf erst so richtig bei ihr los mit einem inneren Weg.

"Frau auf Reisen" taufte Brandes dieses ebenfalls im Sommer dieses Jahres von ihr kreierte Gemälde.  Zu sehen ist eine junge Frau, ein Selbstbildnis von Brandes aus jungen Jahren, wo sie viel als Lesende mit der Bahn unterwegs war.

Dieses Bild "Auf dem Balkon" hat die Künstlerin 2022 auf der Terrasse ihrer Finca auf Mallorca mit Blick in die Weite auf das Meer im Hintergrund gemalt. In dem Stein auf der Brüstung, der häufig am steinigen Strand der Bucht Cala Tuent m Nordwesten der Baleareninsel anzutreffen ist, spiegelt sich für sie so etwas wie Konzentration und Stille ab.

Dieses 2019 entstandene Bild "Überfahrt" kann Meinung der Künstlerin interpretiert werden als Ausfahrt auf einem sommerlichen See oder transzendent als Situation am Ende eines Lebens ins Jenseits.

Ein Bildnis des Abschieds mit Übergang ins Jenseits mit einem ausgetrunkenen Glas auf der Brüstung und einem Kleidungsstück über dem Stuhl ist auch dieses Kunstwerk "Wenn wir gehen" aus dem Jahr 2015.

Sehr wichtig ist für die Künstlerin das Gemälde "Abend der Erinnerung"  aus einer früheren Periode (2008) mit eher surrealen Aspekten, wo ein älter werdendes Paar auf sein Leben zurückblickt.

Die Grundlage des Gemäldes "Wie mir träumte" aus dem Jahr 2019 ist auf der Grundlage eines Besuchs der Documenta in Kassel entstanden, wo ein japanischer Künstler verschiedene Hausformen in einen Park gebaut hat. Wie  Brandes erzählt, habe sie dieses Bild geträumt. Es ist eine Traumsequenz mit einer Mutter-Kind-Assoziation: Um die Ecke eines Haus ohne Fenster als geschlossener Raum lugt eine Mutter, unten ihre Kinder, die abgeschieden wie in einer Blase sich im embryonalen Raum befinden.

Hausformen spielen in der Arbeit von Brandes schon immer eine große Rolle. Das Bild "Unbehaust" aus dem Jahr 2005 spiegelt Lebendiges und Unbekanntes wider. So sieht sie den Menschen im embryonalen Zustand, eingeschlossen in sein Lebenshaus, noch fern von seinem Leben.

Ähnlich sind auch dieses zu diesem Zeitpunkt entstandene Kunstwerk "Die andere Seite des Mondes".

sowie "Die gläserne Stadt" (2006).

"Lebensfrucht " (2012)

"Erst grau, dann weiß, dann blau" (2018)

"Stilleben"

"Abschied vom Wald" (2014)

Fotos Dieter Gürz

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