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Grandioses Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim in den Mainfrankensälen zog 265 Gäste an - Roland Kahle sprach vom Beginn einer neuen Ära

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Größter Beliebtheit erfreuen sich die Benefizkonzerte des Heeresmusikkorps Veitshöchheim, das in der Öffentlichkeit von ganz Franken, Oberpfalz, Nordbaden und Südhessen bis nach Thüringen einen hervorragenden Ruf als Botschafter der Streitkräfte genießt. Seit 1966 als Heeresmusikkorps 12 in Veitshöchheim, wurde es 2013 direkt dem Zentrum Militärmusik unterstellt und trägt seitdem die Bezeichnung Heeresmusikkorps Veitshöchheim.
Seit 1966 bestritten die Profimusiker aus der Balthasar-Neumann-Kaserne zugunsten des 8000 Mitglieder zählenden Kreisverbandes Würzburg Stand und Land im Bayerischen Roten Kreuz ein Benefizkonzert, 2016 erstmals in den Mainfrankensälen, heuer nun am Donnerstagabend zum  54. Mal. Zog es 2016 noch 650 Gäste in die Veitshöchheimer Veranstaltungsarena, waren es dieses Mal bei einem Eintrittspreis von 25 Euro nur 265 Personen. Sie waren restlos begeistert über die phänomenale Musikshow.

 

 

 

Dafür sorgte einmal mehr Oberstleutnant Roland Kahle mit seinem Orchester, seit Juli 2015 und noch für ein Jahr bis zu seiner Pensionierung Leiter des Heeresmusikkorps Veitshöchheim.

Für die Gäste im Saal hatte Kahle eine Überraschung parat: An seiner Seite feierte im ersten Programmteil vor der Pause mit Frau Hauptmann Lisa-Marie Holzschuh eine "frischgebackene" Kapellmeisterin, nach dem Auftakt tags zuvor in Gaggenau nun auch am Heimatstandort Premiere als Dirigentin der Heeresmusiker, während dann im zweiten Teil der Oberstleutnant selbst den Taktstock führte.

Holzschuh hatte nach erfolgreich abgeschlossenem Abitur im Max-Reger-Gymnasium in Amberg in der Oberpfalz ihren freiwilligen Militärdienst zunächst beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Düsseldorf absolviert, um dann 2021 ihr Bachelorstudium und danach den Masterstudiengang zur Kapellmeisterin und Dirigentin abzuschließen.

Kurzweilig und leger führten Kahle vor der Pause und seine seit 20. August 2023 in der Kaserne beschäftigte neue Kapellmeisterin, die jüngste in der Bundeswehr, mit interessanten Anekdoten zu den Musikstücken durch das kurzweilige, abwechslungsreiche Programm.

Das Repertoire reichte von der klassischen Ouvertüre über trommelnde Infanteriemärsche bis hin zu orchestralen Neuschöpfungen von Filmmusik und populären Evergreens von Frank Sinatra bis Michael Jackson mit tollen Gesangseinlagen. Die 265 Besucher erlebten so nicht zuletzt durch herausragende solistische Einlagen einen musikalischen Ohrenschmaus auf höchstem Niveau.

Unter ihnen sehr angetan von der imposanten Musikshow seiner Veitshöchheimer Heeresmusiker war auch Oberst Thomas Klinkhammer, seit Februar 2022 als Leiter des  Zentrums Militärmusik der Bundeswehr in Bonn fach- und truppendienstlich  für rund 1000 Soldatinnen und Soldaten verantwortlich, die sich auf das Zentrum Militärmusik sowie auf die 15 Musikeinheiten der Bundeswehr verteilen.

Passend zum Beginn einer neuen Ära des Veitshöchheimer Musikkorps, so Oberstleutnant Kahle, hatte er das Konzert nach der Begrüßung durch den BRK-Kreis-Vorsitzenden für Würzburg Stadt und Landrat Thomas Eberth mit dem schwierigen Konzertwerk "Prelude to a new age" von Bertrand Moren eröffnet. Denn bei der Bundeswehr gehe noch was vorwärts.

So spiegele sich die neue Ära seit wenigen Wochen nicht nur im Personal mit der jüngsten Kapellmeisterin der Bundeswehr in den eigenen Reihen wider. Es stehe zum anderen auch das Probengebäude mit einer Gesamtnutzungsfläche von 1600 Quadratmeter in der Kaserne kurz vor seiner Vollendung, durch den laut Kahle die Gemarkungsgrenze zwischen Veitshöchheim und Würzburg verläuft. Sein Dirigentenpult stehe in Veitshöchheim, sein Orchester dagegen würde in der Stadt Würzburg sitzen.

Ihre neue Ära leitete dann die Dirigentin Lisa-Marie Holzschuh  passend zu ihrer sympathischen Erscheinung mit dem Konzertmarsch "Sympatria" des Komponisten Thomas Asanger aus dem Jahr 2017 ein. Der Titel des Stückes ist Programm: Er setzt sich aus den lateinischen Lehnwörtern „sym“ (lat. zusammen) und „Patria“ (lat. Heimatland) zusammen und thematisiert auf musikalische Weise, dass Heimat weniger eine Frage der räumlichen Herkunft, sondern viel mehr der sozialen Zugehörigkeit ist. Heimat ist dort, wo wir uns wohlfühlen.

Dass ein Heeresmusikkorps, so Roland Kahle,  nicht nur Marschmusik konzertanter oder militärischer Art spielt, zeigte sich dann im Hauptwerk des ersten Teils mit der eindrucksvollen, 22 Minuten dauernden, sinfonischen Dichtung  "A Savannah Symphony" aus der Feder von Philip Sparke, einem der führenden britischen Arrangeure und Komponisten. Er widmete der amerikanischen Stadt Savannah in Georgia, einer von britischen Auswanderern 1733 am Reißbrett geplanten Stadt, eine Sinfonie für Blasorchester. Kreativ zum Klingen gebracht wird hier in drei Sätzen die Geschichte einer der schönsten Städte der USA  "A city born and reborn",  vom Publikum mit nicht enden wollendem Beifall bedacht.

Für den flotten, fröhlich klingenden "Geburtstagsmarsch", auch bekannt unter dem Titel "Jour de Fete", mit seinem leichten und optimistischen Charakter einer der bekanntesten Märsche von Ferdinand Kühne (1858-1939), konnte Kahle im Publikum mit der 75jährigen Erika Gimperlein ein Geburtstagskind finden. Sie hat zufälligerweise auch noch einen besonderen Bezug zur Bundeswehr, denn ihre Tochter arbeitet als Sekretärin im Vorzimmer des Divisionskommandeurs. Zusammen lauschten beide fasziniert dem Geburtstagsständchen der Musiker.

Als Posaunist kennt sich Johan de Meij bestens mit den Möglichkeiten seines Instruments aus. Ein anspruchsvolles Konzert vom Meister der Klangfarben ist  "T-Bone Concerto" (der Name kommt aus dem englischen Wort für Posaune: Trombone, auch Bone – Knochen – genannt). Es war ein vorzüglicher Genuss, wie brillant Hauptfeldwebel Bernd Oswald daraus auf seiner Posaune den zweiten Satz "Medium" interpretierte.

Nach dem schmissigen "Alexander-Marsch", einem deutschen Infanterie-Parademarsch, den Andreas Leonhardt im Jahre 1852 zum Staatsbesuch des russischen Thronfolgers Alexander in Berlin komponierte, verabschiedete sich die Kapellmeisterin unter stürmischen Applaus bis zu einer Zugabe vom Dirigentenpult, um nach der folgenden Pause von Kahle die weitere Moderation zu übernehmen.

Im zweiten Teil verwöhnte Oberstleutnant Kahle seine Gäste mit moderner Unterhaltungsmusik.

Nach der Pause präsentierte das Orchester mit dem rasanten "Funk Attack" das neueste Werk des 56jährigen Niederösterreichers Otto M. Schwarz, das, wie der Name schon sagt, im Funk-Stil geschrieben ist. Es ist dies ein für die traditionelle Blasmusikszene eher untypisches Werk, das sich, teilweise am Stil der großen zeitgenössischen amerikanischen Big Bands orientiert: cool, fetzig, groovig und lebendig.

Von der Neuzeit in das Mittelalter führte dann die Zeitreise der Blasmusikanten in Uniform zu den Helden des Films „Die drei Musketiere“, deren Abenteuer und Hilfe für Menschen in Not Michael Kamen mit eingängigen Melodien beschrieben hat. Rauschenden Beifall bekam Oberstabsfeldwebel Michael Heinlein, als er die Rockballade des kanadischen Sängers Bryan Adams, den Titelsong (Everything I Do) I Do It for You, englisch für: „(Alles was ich tue) ich tue es für Dich“ des Films Robin Hood – König der Diebe (1991) mit einer brillanten Gesangseinlage vortrug.

 

Damit nicht genug, Michael Heinlein  glänzte auch mit seiner Trompete, als er zusammen mit Frau Hauptfeldwebel Valerie Walter an der Flöte einfühlsam die solistischen Passagen des Musikstücks "Emmanuel" blies, das der  preisgekrönte französische Komponist, Songwriter und Dirigent Michel Colombier (1939–2004) zum Gedenken an seinen Sohn komponierte, der erst fünf Jahre alt starb und er hier all den Schmerz und die Trauer, aber auch die schönen Erinnerungen zum Ausdruck brachte, ein einmaliger Ohrenschmaus.

Ohne Frage ein Höhepunkt war dann auch der Auftritt von Stabsfeldwebel Markus Lenhardt, der seine Uniform gegen einen schwarzen Fest-Anzug tauschte, um den Superstar Frank Sinatra mit seinen größten Liedern "Fly Me To The Moon" und "Moonriver" zu doubeln.

 

 

Mit seiner feinen Orchestration ein ganz toller Hörgenuss war dann auch Josef Hastreiters Ode auf den unangefochtenen „King of Pop“  Michael Jackson, in der er  in einem überzeugenden Blasorchestermedley unter anderem dessen großen Schlager "Heal the World" zu Gehör bringt. Bei diesem Stück glänzten immer wieder die einzelnen Instrumentenbesetzungen des Orchesters mit Soloeinlagen, wie im Bild die Klarinetten, vom Dirigenten hervorragend in Szene gesetzt und vom Publikum stürmisch umjubelt.

Und wie es sich für ein gutes Militärorchester geziemt, beendete das Konzert ein wohlklingender, traditioneller Marsch. So erklang der berühmte kaiserlich-königliche "Castaldo-Marsch" von Rudolf Novácek  aus dem Jahr 1890, der heute noch zu den populärsten Marschkompositionen für Blasorchester gehört.

"Wer das Konzert besuchte, tat  sich und anderen Gutes", fasste Landrat Thomas Eberth das Konzertkonzept zusammen. Mit dem Reinerlös des Konzerts wird nach seinen Worten die ehrenamtliche Arbeit des Roten Kreuzes in Stadt und Landkreis Würzburg unterstützt. Im Kreisverband sind rund 1900 Aktive ehrenamtlich im Rettungsdienst, beim Jugendrotkreuz und bei der Wasserwacht tätig.

Als erste Zugabe kredenzten die Musiker den Radtezky-Marsch und nach nicht enden wollenden Bravorufen, begeisterte Sänger Markus Lenhardt noch mit Frank Sinatras Evergreen "New York, New York".

Stehend wie das Publikum, intonierten dann zum Abschluss die Heeresmusiker noch die Bayernhymne und das Deutschlandlied.

Wie von der Geschäftsführerin der Mainfrankensäle GmbH Claudia Köhler zu erfahren war, ist sie dabei ,mit Kahle den Termin für das nächste Konzert der Heeresmusiker hier in den Mainfrankensälen im Jahr 2024 abzuklären. Vielleicht ist es ja dann Kahles Abschiedskonzert.

Fotos vom Konzert: Dieter Gürz

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Wenn ich es mitbekommen hätte, wäre ich gerne gekommen 🤔. <br /> Grüße aus Kürnach
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