Simon-Höchheimer-Gesellschaft Veitshöchheim berichtet über Führung in der Ausstellung „Zeitbrüche“ im Museum Karlstadt
Die Simon-Höchheimer-Gesellschaft hatte zu einer Führung in der Ausstellung „Zeitbrüche“ eingeladen und mehr als 20 Interessierte kamen am Samstag 18.03.2023 ins Museum in Karlstadt.
Domkapitular em. Dr. Jürgen Lenssen erläuterte zunächst die wechselhafte Geschichte des Hauses Hauptstraße 9 und 11. Es handelt sich um ein festungsähnliches Gebäude. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus dem 14. Jh.. Später baute das Domkapitel das Haus zu seiner Zufluchtsstätte in unsicheren Zeiten aus. Davon zeugen noch die in den oberen Geschossen sichtbaren Wappen der Domherren und die vielen Wandsprüche.
Nach vielen Wandlungen und Brüchen erwarb die Stadt Karlstadt im 20. Jahrhundert das Haus. War zunächst beabsichtigt mit Unterstützung durch das Europäische Leader-Programm neben dem stadtgeschichtlichen Teil ein Museum für kirchliche Renaissancekunst unterzubringen, so zerschlugen sich diese Pläne zugunsten der Ausstellung „Zeitbrüche“. Sie besteht im Wesentlichen aus der Sammlung „Lenssen“ und geht, anders als die Renaissance, jeden Menschen an.
Die Erfahrung von Zeit als Verlauf ist zugleich eine Infragestellung all dessen, was für die zeitliche Welt den mächtigen Anspruch des dauerhaft Gültigen erhebt, insbesondere für irgendwelche Machtansprüche mit daraus abgeleiteten Zwängen und Hierarchien. Umbrüche eröffnen dem Menschen eine Freiraum, in dem er über Zeit und Raum hinaus schauend und mit einengenden Ansprüchen brechend nicht nur die Lösung seiner Nöte, sondern auch die Hochachtung seiner Wertigkeit und Würde erfährt.
In diesem Sinne erläuterte der Domkapitular über zwei Stunden die Konzeption der Ausstellung und die Bildinhalte, seien sie offensichtlich oder mehr oder weniger verborgen wie oft in der modernen Kunst. Die persönlichen Anmerkungen zu den einzelnen Künstlern, ihrem Impuls, ihren Lebensumständen und -schwierigkeiten, dem schwierigen oder auch leichten Erwerb der Kunstwerke und machten die Führung zu einem abgerundetem Erlebnis. Geradezu bewegt und dankbar nahmen die Teilnehmer Abschied.
Text und Fotos: Rudolf Gabler, Vorsitzender der Simon-Höchheimer-Gesellschaft Veitshöchheim