Theater am Hofgarten verzückte am 4. Adventssamstag in den Mainfrankensälen insgesamt 750 Kinder und Erwachsene mit zwei herzzerreißenden, perfekt inszenierten Aufführungen von "Mary Poppins"
Zwei herzzerreißende, perfekt inszenierte Aufführungen
Mit Komplimenten wie 'Ganz großes Kino, einfach fantastisch' aus den Reihen der insgesamt 750 Kinder und Erwachsenen wurde Regisseur Dr. Matthias Brunzel überhäuft. 'Mary Poppins', das von Carin...
Bereits über 15.000 Euro in 35 Jahren
Sein 35-jähriges Jubiläum konnte in diesem Jahr das am 5. Juni 1987 in das Vereinsregister eingetragene Theater am Hofgarten Veitshöchheim feiern. Seit 1993 standen bis auf wenige Ausnahmen wie ...
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Mit Komplimenten wie "Ganz großes Kino, einfach fantastisch"und "Perfekt inszeniert, Chapeau" oder "Einfach herzzerreißend, ich war gerührt" sowie "Einfach top, besser geht nicht" aus den Reihen der insgesamt 750 Kinder und Erwachsene zählenden Zuhörerschaft überhäuft wurde Regisseur Dr. Matthias Brunzel (links). Er spielte in der Bühnenversion von Mary Poppins, die auf der Buchreihe von P.L. Travers und der mit fünf Oscars ausgezeichneten Disney-Verfilmung von 1964 basiert, zugleich hervorragend die Rolle des emotional verkümmerten Familienvaters und kalten Geschäftsmann Mr. George Bank. Das von Carina Wohlfahrt in der Hauptrolle exzellent gespielte berühmteste Kindermädchen der Welt ließ am Samstagnachmittag in den Mainfrankensälen Hunderte von Kinderherzen höherschlagen.
An die 60 Kinder verfolgten jedes Mal vor den Sitzreihen auf dem Boden sitzend 70 Minuten lang diszipliniert und voller Spannung das Geschehen auf der Bühne. So lobte denn auch begeistert eine Mutter: "Unsere kleine vierjährige Tochter fand die Vorstellung super."
Es war bereits die 26. Inszenierung eines Weihnachtsmärchen des Veitshöchheimer Laientheaters kurz vor Weihnachten. Nach dem "Zauberer von Oz" 2018, "Die schöne und das Biest" 2019 und dem 2020 einstudierten, aber wegen Corona dann ersatzweise am 8. Mai 2022 aufgeführten "Alice im Wunderland" war "Mary Poppins" nun die vierte Aufführung unter der Regie des Urologen Brunzel.
Dieser nutzte als Bühnenbild wieder in Bühnenmitte eine große Leinwand, auf die adäquat zu den Spielszenen jeweils knallige, sehr farbenfrohe Bilder projiziert wurden, die Ensemblemitglied Petra Schwitkowski grafisch sehr aufwändig kreiert hatte. Originell auch die von Bühnenbildner Peter Kern fest installierten romantisch aussehenden Kulissen zu beiden Seiten, links die Eingangstür mit Sitzplatz für die Souffleuse Birgit Leimkötter und ein großer Kamin, in einigen Spielszenen von Bedeutung, und rechts erhöht das Kinderzimmer.
Hervorragend klappte das Zusammenspiel der acht erwachsenen Akteure mit den sechs Kindern und Jugendlichen, die seit Schulbeginn im September zweimal wöchentlich eifrig in der Eichendorffschule geprobt hatten.
Handlungsgeschehen
Nach einem Flug über London wird der Zuschauer von Bert zum Kirschbaumweg 17 geführt, wo die Familie Banks wohnt, eine nach außen hin seriöse, aber zerrüttete Familie. Manuel Seemann war die Rolle von Bert, der als Straßenmaler, Schornsteinfeger und Lebenskünstler eine perfekte Mischung aus Tagedieb und Bohemien darstellt, wie auf den Leib geschrieben.
Die Dinge stehen in der Bankiersfamilie und ihren aus der Zeit gefallenen traditionellen Rollenvorstellungen nicht zum Besten. George Banks (Matthias Brunzel) lebt in seiner Zahlenwelt und seine mit häuslichen Aufgaben wenig erfüllte Frau Winifred (Charmaine Brunzel) trauert der aufgegebenen Schauspielkarriere hinterher. In ihrem Haushalt tätig sind als Nesthäkchen die neunjährige Mina Würzburg (rechts) als Hausköchin und links von ihr Marie Schädel als Haushälterin Ellen.
Die verwöhnten Banks-Kinder Jane und Michael, ganz toll gespielt von Theresa Werner und Teve Binde (beide zehn Jahre alt), haben gerade ihr aktuelles Kindermädchen erfolgreich in die Flucht geschlagen.
Um endlich eine geeignete Nanny zu finden, beschließt Mr. Banks, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und eine Anzeige in der Times aufzugeben.
Ein strenges Kindermädchen muss her. Ein Kindermädchen, dem seine Kinder Jane und Michael nicht auf der Nase herumtanzen können. Eines das für Ordnung sorgt. So schreibt er es in eine Zeitungsanzeige.
Zeitgleich erstellen auch die beiden Kinder eine Anzeige, wie sie sich das perfekte Kindermädchen vorstellen. Als sie diese jedoch ihrem Vater vorstellen, zerreißt er selbige und wirft sie in den Kamin.
Als der Banker für das Vorstellungsgespräch im Wohnzimmer Platz nimmt, kommt plötzlich ein Wind auf, der die Wartenden wegweht und vom Himmel steigt eine Dame mit Schirm herab.
Mr. Banks ist sehr verwundert, dass das Kindermädchen auf die Anzeige der Kinder geantwortet hat, die er selbst in den Kamin geworfen hat, ohne allerdings zu bemerken, dass die Zettel oben wieder hinausflogen.
Mary Poppins scheint zu verstehen, wie Michael und Jane sich fühlen. Denn beide Kinder leiden sehr darunter, dass ihr Vati sich mehr um seine Karriere in der Bank kümmert als um sie.
Die Kinder staunen denn mit offenem Mund, als sie feststellen, dass ihre neue Nanny, einige spezielle Fähigkeiten aufweist.
So zieht sie die verschiedensten Dinge aus einer Tasche, die normalerweise gar nicht hineinpassen würden und räumt das Kinderzimmer mit Hilfe eines Liedes und Fingerschnipsen auf. Die Kinder schließen so Mary schnell ins Herz, fühlen sich endlich verstanden, finden unter ihren Händen in den Schlaf.
Die neue Nanny findet so auch die Balance zwischen Spaß und Ernst, Spiel und Erziehung. Bei ihr lernen die Kinder, dass Arbeit mit Freude („Mit nem Teelöffel Zucker“) nochmal so gut von der Hand geht. Sie erfahren die unerbittliche Welt des Geldes ihres Vaters. Und lernen Respekt vor den Armen und Obdachlosen wie der Vogelfrau (Emely Werner).
Schon der erste Ausflug in den Park wird zu einer fantastischen Reise, als Mary mit Jane, Michael und dem befreundeten Straßenmaler und Lebenskünstler Bert in dessen gemaltes Bild auf der Straße springt und sie sich plötzlich in einer bunten, lustigen Welt wiederfinden.
Alles erstrahlt in den schönsten Farben. Hier beteiligt sich Nanny mit einem Reiter (Jürgen Eißner) an einem Pferderennen, das sie gewinnt. Mit von der Partie ist hier in einer Doppelrolle wie Eißner auch Erik Binde als Reporter.
Einer der Höhepunkte ist dann, als in den Lautsprechern das beliebte Mary Poppins-Lied "Superkalifragilistischexpialigetisch" ertönt, was in den Nachschlagewerken mit "besonderschönzerbrechlichbesänftigenderziehbar" übersetzt, eine sinnvolle Bezeichnung für die wenig strenge Gouvernante Mary Poppins darstellt, die mit sanfter Hand Kinder erzieht und eine schöne und zarte Person ist. Alle tanzten begeistert mit.
Bis schließlich ein Wolkenbruch dem Ausflug ein Ende bereitet.
Für Heiterkeit bei den Kindern sorgt der Umstand, dass Onkel Albert (Volker Graf) vor Lachen immer nach oben geht und im Raum unterhalb der Decke schwebt, was ihnen dann auch passiert.
Albert verrät dann etwas widerwillig das Heilmittel, an etwas Trauriges zu denken. Alle kommen wieder runter, als er die Geschichte eines Mannes erzählt, der die Katze einer Frau überfahren hat.
Nur Mr. Banks kann mit so viel Ausgelassenheit und dass seine Kinder plötzlich so artig sind und seiner Frau sogar eine Rose schenken, nicht viel anfangen. Er wird immer ungemütlicher, wenn die Kinder ihm von ihren neuesten Erlebnissen erzählen.
Als er schließlich Mary Poppins zu sich bittet, um ihr zu kündigen, unterbreitet diese ihm den Vorschlag, er solle doch die Kinder zur Bank mitnehmen, wo sie den Ernst des Lebens lernen könnten.
Am nächsten Tag sucht Mr. Bank mit seinen Kindern tatsächlich den Junior-Bankdirektor (Erik Binde) und dessen Senior (Jürgen Eißner), die nur so mit den Geldscheinen um sich werfen. Es kommt zu einem Zwischenfall, als Mr. Dawes Junior versucht Michael zu überreden, zwei Penny in Aktien zu investieren, mit denen dieser eigentlich Vogelfutter kaufen wollte. Als er dem Jungen das Geld aus der Hand nimmt und dieser lauthals protestiert, kommt es zu einem Sturm auf die Bank.
Im Bild protestiert deswegen in der Bank auch eine Frau (Sonja Binde).
In dem entstehenden Trubel fliehen die Kinder und treffen in einer dunklen Straße auf Bert, der nun als Kaminfeger arbeitet und sie nach Hause bringt.
Dort angekommen, bittet ihn Mrs. Banks , auf die Kinder aufzupassen, denn sie muss zu einem Treffen für die Frauenrechte und Mary Poppins hat ihren freien Tag.
Als Bert sich zu entschuldigen versucht, beauftragt sie ihn, den Kamin des Hauses zu putzen, da er dann zugleich auch Jane und Michael hüten kann.
Kurz darauf kommt Mary zurück und bittet die Kinder, wegen des Luftzugs vom Kamin wegzugehen. Doch schon ist es zu spät und die beiden werden nach oben gezogen.
Mary Poppins und Bert kommen ihnen hinterher und gemeinsam unternehmen sie eine Tour über die Dächer Londons, auf der sie im Walzertakt den 1965 mit je einem Oscar für den besten Song und die beste Original-Musik bedachten Hit "Chim Chim Cher-ee" tanzen und mitsingen. Der Schornsteinfeger soll den Leuten der Überlieferung nach Glück bringen.
Bei einem Anruf des Junior-Bankdirektors wird von Mr. Banks verlangt, dass er um neun Uhr dort erscheinen soll. Er beklagt sich bei Bert, dass Mary Poppins sein erfülltes Leben zerstört habe. Bert rät Banks, sich als Vater um seine Kinder kümmern soll, solange er noch kann.
Banks wird nachdenklich und zeigt dies auch seinen Kindern.
In der Bank wird Mr. Banks vom Senior Bankdirektor auf grobe Art und Weise gefeuert. Er erkennt plötzlich die wichtigen Dinge in seinem Leben und gebraucht Mary Poppins Wort „Superkalifragilistiexpialigetisch“.
Als er den beiden Bankern einen Witz von Onkel Albert erzählt, gehen diese nach Erkennen der Bedeutung des Witzes vor Lachen in die Luft.
Mr. Banks und seine Frau erkennen, dass das Kindermädchen nicht nur für ihre Kinder gut war
und dass das Leben einfach toll ist, wenn man Luftballons steigen lassen kann. Als alle nach draußen gehen, um den Luftballons fliegen zu lassen, treffen sie auch die beiden Bankdirektoren.Der Junior erzählt Banks, dass sein Vater vor Lachen in die Luft gegangen sei und nun seinen Direktionsposten an Banks abtritt.
Da sie ihre Arbeit erledigt hat, macht Mary Poppins sich wieder auf den Weg. So plötzlich wie sie erscheint, verschwindet sie auch wieder.
Im Laufe der 70 Minuten konnten sich auch die Erwachsenen im Saal auf die Suche nach Antworten auf viele Fragen begeben, die Kinder bewegen: Warum muss Papa immer arbeiten? Wer bringt uns heute eigentlich ins Bett? Müssen wir wirklich erwachsen werden? Und wie sollen wir in dieser Welt keine Angst haben? Die Aufführung des Theaters am Hofgarten kurz vor Weihnachten war so zugleich auch eine Geschichte, die sehr ans Herz geht, wie auch von Stimmen aus dem Publikum zu hören war.
Zum Gelingen der Inszenierung bei trugen weiter Michael Oppmann (Technik) Birgit Leimkötter und Tamara Kurz (Kostüme und Requisiten) sowie Anna Behr und Jasmin Lyding (Maske und Frisuren).
Eine Spende von 500 Euro des Theaters am Hofgarten konnte der 2. Vorsitzende des Fördervereins der Mittelschule Marc Bertignoll (Bildmitte) in Empfang nehmen v.r.n.l. Bernd Schäfer (1. Vorsitzender Theaterverein), Sabine Werner (Schatzmeisterin), Alex Götz (2. Vorsitzender Theaterverein) und Regisseur Dr. Matthias Brunzel in Empfang nehmen. Der Verein der Förderer und Freunde der Mittelschule Veitshöchheim e. V., der heuer im März sein 20jähriges Bestehen feierte, konnte in dieser Zeit an der Mittelschule viele Aktionen, Aktivitäten und finanzielle Unterstützungen realisieren. So hat er in den letzten Jahren die Anschaffung einer Rundlauf-Tischtennisplatze und von Instrumenten und Zubehör für die neue Ukulelen-Klasse ebenso finanziell unterstützt, wie Schüler, die Unterstützung für Klassenfahrten benötigten und diese von öffentlichen Stellen nicht gewährt bekamen.
Sein 35jähriges Jubiläum wiederum feiern konnte in diesem Jahr das am 5. Juni 1987 in das Vereinsregister eingetragene Theater am Hofgarten Veitshöchheim. Seit 1993 standen bis auf wenige Ausnahmen wie in der Coronazeit 2020 und 2021 zwei Produktionen an, meist ein großes, abendfüllendes Stück im Frühjahr und ein Weihnachtsmärchen im Dezember.
Tradition hat, so Bernd Schäfer, seit 2012 erster Vorsitzender, dass das Theater am Hofgarten alljährlich für soziale Zwecke spendet. Bislang sind es schon über 15.000 Euro die an diverse Organisationen für einen karitativen Zweck flossen., so an die Aktion Patenkind der Mainpost, an den Verein „Fortschritt“, an örtliche Kindergärten, an den Verein Greifvogelhilfe e.V., an die Würzburger Kindertafel e.V. , an "Würzburg zeigt Herz e.V." oder heuer an den Förderverein der Mittelschule flossen.
Fotos Dieter Gürz