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Laien-Schauspieler des Theaters am Hofgarten Veitshöchheim brillierten bei den sechs Freilicht-Aufführungen im Gadheimer Kauppert-Hof mit insgesamt 600 Zuschauern

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Was passiert, wenn eine Künstliche Intelligenz in den Haushalt einzieht? Humorvoll, klug und mit einigen Turbulenzen beantwortete das Theater am Hofgarten Veitshöchheim diese Frage in ihrem neuen Stück „Hydra… übernehmen Sie!“ Gespielt wurde da ein zeitgenössisches Stück zu Fragen und Auswirkungen der Digitalisierung, das  auf überragende Resonanz stieß. Die sechs Vorstellungen des Einakters von Norbert Haber haben die insgesamt 600 Gäste ebenso begeistert

wie zuvor die etwas kürzere lustige Inszenierung des Einakters „Karibischer Trubel“ von Andreas Kroll über vier Witwen, die auf einer Kreuzfahrt unliebsam in Seenot geraten. Es war dies ein kurzweiliges Karibik-Feeling mit gutem Ausgang. Hier haben alle vier Damen sehr engagiert und stimmungsvoll gespielt.

Einakter „Karibischer Trubel“ - oder "Vier Witwen auf Kreuzfahrt" von  Andreas Kroll

Die gesellige Witwe Mathilda (Anina Hornung - 2.v.r.) hat eine Kreuzfahrt in die Karibik gewonnen und nimmt ihre drei Freundinnen mit, alles ebenfalls Witwen, die junggebliebene Thea (Charmaine Brunzel - 2.v.l.), die zurückhaltende Marta (Marina Bertignoll - li.) und die etwas verschrobene Frieda (Birgit Wolf-Kroll - re. ).

Nachdem Frieda bei einem Kaffeekränzchen ihre Freundinnen mit einer Torte und Drinks betrunken gemacht hat,

verkündet Mathilda, dass sie eine Reise auf einem klimaneutralen Kreuzfahrtschiff in die Karibik gewonnen hat.

Die sich mit witzigem und mit spritzigem Elan auszeichnenden Witwen machen es sich auf dem Schiff an der Reling bequem.

Frieda hat jedoch anderes im Sinn. Ihr sehnlichster Wunsch: neben dem Kapitän das Schiff manövrieren.

 

Während Frieda auf der Brücke weilt, chillen ihr drei Freundinnen auf dem Deck und inspiziert besonders Thea die vorbeiflanierenden Männer zwecks Urlaubsflirt (Bernd Schäfer und Robert Röhm) . Es war dies wieder eine Paraderolle für Charmaine Brunzel.

Leider übersieht Thea am Ruder eine Klippe und so finden sich  die Damen finden sich auf einem Rettungsschlauchboot wieder mitten im karibischen Meer.

Sie haben schon mit ihrem Leben abgeschlossen,

bis Marta ruft "Land in Sicht".

Da ist die Freude riesengroß, fallen sich alle um den Hals.

Der karibische Trubel kann beginnen.

 Marina Bertignoll (Marta) und Anina Hornung (Matilda)

 Charmaine Brunzel (Thea) und Birgit Wolf-Kroll (Frieda)

Das Bühnenbild mit dem Meer im Hintergrund und einer Insel inmitten des Meeres ist ein Werk der Regieassistentin Petra Switkowski, das sie zusammen mit Jasmin Lyding eigens für diesen Einakter kreierte.

Einakter „Hydra übernehmen Sie!" von  Norbert Haber

Ein Schwertkampf gegen Hydra, das mehrköpfige Ungeheuer aus der griechischen Mythologie, war aussichtslos, da ihr anstelle eines abgeschlagenen Kopfes sofort zwei neue wuchsen. Kann das ein Omen für unsere digitale Zukunft sein? In dem gleichnamigen Theaterstück von Norbert Haber werden zwar keine Köpfe abgeschlagen, aber der Umgang mit dem intelligenten digitalen Haushaltshelfer HYDRA erweist sich alles andere als einfach oder gar auch als aussichtslos? Drei Ehepaare, eine Erbtante und ein Multijobber aus dem Seniorenheim geraten allmählich in HYDRAS Fänge und machen so ihre Erfahrungen mit der Digitalisierung unserer Gesellschaft.

Die Schattenseiten der Künstlichen Intelligenz

Vorspiel "Alexa" (Anina Hornung)

"Alexa, mach das Licht an!“  „Alexa, spiel Radio!“ „Alexa, wie viel Uhr ist es?“

Auch Nicklas  (Robert Röhm), ein etwas penibler Biedermann, möchte gerne mit der neuen Zeit gehen und schwärmt seiner Frau Annegret (Sabine Werner) die Anschaffung der Alexa-Sprachsteuerung auf einem Smartphone vor. Die allerdings ist davon wenig begeistert.

Als Kompromiss gibt er einer selbstgebastelten „Alexa“ Befehle, die Annegret ansatzweise ausführen muss - und zwar solange, bis sie einer Anschaffung der echten Alexa zustimmt. Als der  vermeintliche Technikfreak Herbert (Alexander Götz) seinen Freund Nicklas besucht, überredet dieser seinen Freund Nicklas, sich „Hydra", die neueste intelligente Variante der Assistenzbox zuzulegen.

Auf diesen Entschluss stoßen die beiden Freunde denn auch mit einer Flasche Bier an. Dass sich Robert als FC Bayern-Fan geoutet hat, passte Alexander als 1860-Löwenfan aber gar nicht.

Flugs zog er sich sein 60er Lieblings-T-Shirt an.

Als gerade Barbara (Birgit Wolf-Kroll) ihre Freundin Annegret besuchte, lieferte gerade Opa „Blitz“ (Peter Kern), ein Multijobber aus dem Seniorenheim, die Hydra-Box aus.

Diese wurde sogleich von Nicklas und seiner Frau bestaunt und auf das Sideboard gestellt. Mit dieser zog aber auch zugleich deren „Personifizierung“ (gespielt von Marina Bertignoll - vorne )  in den Haushalt ein, die der seelenlosen Box ein aufregendes Erlebnis einhaucht, für alle anderen, aber unsichtbar bleibt. So entwickelt Hydra schnell eine ungewollte Eigendynamik und sorgt für allerhand Kurzweil und Turbulenzen.

Hydra, die Sprachassistentin hatte immer die passende Antwort parat. Die insgesamt 600 Zuschauer im Gadheimer Kauppert-Hof konnten so eine Komödie erleben, wie ein kleines Gerät einfach alles durcheinanderbringt, etwa Informationen an die falschen Personen verraten.

Oder wie sie sich diebisch über eine von Opa Blitz gelieferte, viel zu große Menge bestellter Lebensmittel freut.

Oder genüsslich eine Affäre von Wolfgang (Bernd Schäfer), ein befreundeter Lebemann von Nicklas, durch Bekanntgabe seiner Handydaten aufdeckt,

dieser dann Reißaus vor seiner wütenden Frau Barbara (Birgit Wolf-Kroll), einer Freundin von Annegret, nimmt

und schließlich am Ohrwaschel von seiner Frau gezogen kleinlaut von der Bildfläche verschwindet.

Da kommt Herberts Frau Margret (Anina Hornung) gerade recht, um ihre völlig am Boden zerstörte Freundin Barbara zu trösten.

 Und auch Wolfgangs Freunde Nicklas und Herbert können dessen Fehltritt nicht fassen.

Nach so viel wachsender Unzufriedenheit bei allen Beteiligten stellte sich deswegen sehr schnell die Frage: „Wie wird man dieses Ding wieder los?“

Nicklas‘ Tante Heike (Conny Lyding) versteht es geschickt, über den Dingen zu stehen und treibt damit Nikolas und Annegret zu einer ungewöhnlichen Lösung, um „Hydra“ letztlich wieder loszuwerden.

Da holt Nicklas wieder den Verpackungskarton der Hydra und schwups ist diese verstaut und nachdem er und seine Frau auch alle sonstigen technischen Geräten den Stecker entzog, bricht auch der personifizierte Geist der Hydra mit qualvollem Gesicht in sich zusammen.

 

Am Ende küssen sich Nicklas und Annegret. Sie atmen befreit auf und stoßen auf ihren nun digitallosen Haushalt an.

Die personifizierte Hydra war eine Paraderolle für Marina Bertignoll, die sie mit ihrem tollen Kostüm perfekt spielte.

Überhaupt brillierten hier auch hier wie beim ersten Stück alle Schauspieler, setzten sie das zeitkritische Stück  gut und sehr ambitioniert um. Im Zeitalter der KI wurden negative Aspekte aufgedeckt und auf den kritischen Umgang mit den Informationsmedien hingewiesen. Regisseur Schäfer: "Im Laufe der Proben haben sich beide Stücke deutlich weiterentwickelt."

Theatervereins-Vorsitzender Bernd Schäfer, der zugleich assistiert von Petra Schwitkowski Regie führte und mitspielte, war denn auch voller Stolz und voll des Lobes über sein tolles Team.

Er bedankte sich besonders auch bei  Melanie Seibold, Monika Schmitt und Jasmin Lyding (alle Maske), Carina Wohlfahrt (Tischdeko), Peter Kern, Petra Schwitkowski und Jasmin Lyding (Bühnenbild), Michael Lightbeer (Ton/Technik) und stellvertretend für alle Helfer bei seiner Frau Karin sowie Marc Bertignoll und Dieter Leimkötter.

Das Publikum fühlte sich gut unterhalten und trug mit viel Gelächter zur heiteren Stimmung bei. Szenenapplaus wiederum unterstrich die vielen schauspielerischen Glanzleistungen der „Laienschauspieler“.

In gemütlicher Runde konnten die  von der kleinen Elena Kauppert begrüßten Gäste  in der Heckenwirtschaftsatmosphäre im Hof der Landwirts- und Winzerfamilie Kauppert in Gadheim  einen schönen Abend mit leckeren Köstlichkeiten zu fairen Preisen genießen und sich bestens unterhalten.

Wie in all den Jahren zuvor spendet der Theaterverein aus dem Eintritts- und Verkaufserlös wieder 500 Euro für einen gemeinnützigen Zweck.

Super gefallen hat die diesjährige Freilichtaufführung auch wieder Bürgermeister Jürgen Götz: „Es war wieder ganz toll hier in Gadheim, tolle Schauspieler, tolles Ambiente, tolles Essen, tolle Getränke und auch eine ganz tolle Stückauswahl."

Fotos (c) Dieter Gürz

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