Nach zwei Jahren Coronapause erlebten über 350 Gäste wieder ein grandioses Adventskonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim in der Kuratiekirche - Neuer Spendenrekord von 2114 Euro
350 Gäste erlebten wieder ein grandioses Adventskonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim
Mit den feierlichen Klängen des heroischen Marsches 'La Majesté' aus Georg Philipp Telemanns (1681-1767) barocker Heldenmusik eröffnete die große Blechbläserbesetzung des Heeresmusikkorps ...
Link auf Mainpost-Online vom 7.12.22
Ein besonderer Hörgenuss waren am Montagabend gleich zu Beginn des traditionellen Adventskonzerts des Heeresmusikkorps Veitshöchheim in der Kuratie-Kirche die feierlichen Klänge des heroischen Marsches „La Majesté“ aus Georg Philipp Telemanns (1681-1767) barocker Heldenmusik, dargeboten von der großen Blechbläserbesetzung unter der Leitung von Oberstleutnant Roland Kahle.
Nach zwei Jahren Corona-Pause stimmten die Berufsmusiker nicht in geschlossener Formation, sondern aufgeteilt auf drei Instrumental-Ensembles mit einer Auswahl an traditionellen Weihnachts- und Jagdliedern, romantischen Musikstücken aus Klassik und einer neuzeitlichen Musical-Parodie, angereichert durch zwei stürmisch umjubelte Gesangseinlagen der Sopranistin Anja Stegmann, abwechslungsreich, anspruchsvoll, akkurat und mit viel Herzblut auf die Weihnachtszeit ein.
Stabsfeldwebel Thomas Althön, der trefflich durch das Konzert führte, nahm die Gäste mit auf eine musikalische Reise, die an Abwechslung und Professionalität kaum zu überbieten war.
„Das Konzert war wunderbar!“, konnte man denn auch am Ende reihum unter den Gästen hören. Die Zufriedenheit und die Begeisterung war in allen Gesichtern zu erkennen und so war es dem Heeresmusikkorps auch dieses Jahr wieder gelungen, ein bisschen Ruhe und Besinnlichkeit in die doch oft allzu hektische Vorweihnachtszeit zu bringen.
Unter den über 350 Gästen begrüßte Generalmajor Ruprecht von Butler, Divisionskommandeur der 10. Panzerdivision neben ehemaligen und aktiven Soldaten unter den vielen Ehrengästen besonders den 1. Bürgermeister Veitshöchheims, Jürgen Götz, Pfarrer Christian Nowak als Hausherrn und von der Katholischen Militärseelsorge Militärdekan Alexander Prosche.
Einen „ganz herzlichen Dank, dass wir hier sein dürfen“ richtete von Butler an die katholische Gemeinde der Kuratiekirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit und natürlich an alle Veitshöchheimer – vor allem dafür, „wie man unsere Soldaten in der Gemeinde aufnimmt und wie wohl wir uns als Soldaten hier in Veitshöchheim fühlen dürfen“.
Es sei dies für ihn eine ganz besondere Veranstaltung, betonte der Generalmajor. Nicht nur, um erstmals als Divisionskommandeur ein solches Konzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim zu erleben, sondern „weil dies auch ein besonderes Jahr ist“: Nach 77 Jahren des Friedens in Europa, in denen niemand geglaubt habe, dass ein Krieg wie derzeit in der Ukraine wieder möglich sei, „erleben wir, wie die Menschen in der Ukraine für Frieden und Freiheit kämpfen und damit auch für uns“. Deshalb seien seine Gedanken, so der gläubige Christ, nun auch bei jenen Menschen, „die nicht eine so schöne Weihnachtszeit erleben dürfen, wie wir im friedlichen Deutschland“. Das Leid in Osteuropa müsse den Menschen in Europa vor allem eines deutlich machen: „Gewalt muss scheitern.“
Am Ende des Konzerts bat der Kommandeur um Spenden, um Menschen denen es nicht so gut geht, ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen. Freudig gestimmt durch den musikalischen Hochgenuss folgten die begeisterten Besucher gerne der Bitte des Kommandeurs. Insgesamt kamen mit 2114 Euro der höchste Spendenbetrag seit Jahren zusammen. Das Adventskonzert fand zuletzt vor Corona im Jahr 2019 statt.
Die Spenden gehen laut von Butler je zur Hälfte an das Bundeswehrsozialwerk und das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V., das 1957 gegründet wurde und unverschuldet in Not geratene Soldaten sowie deren Angehörige und auch Hinterbliebene unterstützt.
Im kammermusikalischen Teil des Konzertes rückten aus den hinteren Reihen des Heeresmusikkorps die vier Waldhörner, das einzige Blechblasinstrument, das man links greift, in den Vordergrund. Das Hornquartett verzückte unter Leitung von Hauptfeldwebel Martin Roith zunächst mit romantischen Stücken, so mit Robert Schumanns "Zur hohen Jagd" und Franz Schuberts "Nachtgesang im Walde".
Die Waldhörner sind für das Rufen in der Musik obligatorisch. Zurücklehnen und an Verstorbene des vergangenen Jahres erinnern konnte sich das Publikum, als das Quartett das Lied "Nachruf" erklingen ließ, das Anton Bruckner 1877 zum Gedenken an seinen Freund Joseph Seiberl komponierte. Und im Gegensatz zu diesem traurigen Stück servierte das Quartett als Zugabe das wunderbare metaphorische Weihnachtslied "Maria durch den Dornwald ging" und laut Moderator Althöhn "hinter ihr die Rosen anfingen zu blühen".
Eine tolle Abwechslung und einen Glanzpunkt des Konzertes bot dann das Klarinettenquintett mit dem von Ensembleleiter Thomas Althöhn selbst arrangierten Stück "Repentir (Buße)" aus der Cäcilienmesse von Charles Gounod, bei dem als Gast die Sopranistin Anja Stegmann mit ihrer genialen Stimme ungeahnte Höhen erklomm.
Stegmann, die im Juli 2019 an der Hochschule für Musik Würzburg bei Professor Daniela Sindram ihren Masterabschluss mit Schwerpunkt Operngesang mit Bestnote erlangte, tritt seitdem erfolgreich als freiberufliche Solistin (siehe Link auf Vita am Ende).
Für das Klarinettenensemble war ihre Begleitung bei "Repentir" ebenso eine große Herausforderung, die es ebenso bravourös meisterte wie dann auch bei der Musical-Parodie aus Spamalot (eine Verballhornung von Camelot) von Eric Idle und John Du Prez.
Es beruht auf der klassischen, das seichte Broadway-Geschäft ironisierenden Filmkomödie "Monty Python and the Holy Grail" (zu deutsch: "Die Ritter der Kokosnuss" und ihre verqueren Heldentaten auf der Grundlage der legendären Geschichte des Königs Artus und seiner Ritter der Tafelrunde.
Als "Lady of the Lake" lief Anja Stegmann hier auf Gralsuche mit dem Lied "Find Your Grail" zur Höchstform auf, was das Publikum mit tosendem Applaus honorierte.
Dazwischen intonierte das Quintett brillant den "Sakura Song" (heißt übersetzt "im Dezember"), den der Japaner Yosuke Fukuda als Rarität speziell für fünf Klarinetten schrieb. Es ist dies eine Phantasie über die Barbarazweige von Kirschbäumen, die am 4. Dezember in Wasser gestellt an Heiligabend aufblühen.
In die dunkle von Existenzängsten geprägte Zeit des Barock (1680 bis 1750) entführte, wie schon zu Anfang die Große Besetzung, auch das von Stabsfeldwebel Mathias Müller (links) geleitete Blechbläserquintett mit dem "Konzert für 2 Trompeten" von Antonio Vivaldi, das im Gegensatz dazu Lebensfreude ausstrahlte vor allem für die, die ganz unten waren.
Maestro Vivaldi unterrichtete in einem Finglingshaus der Lagunenstadt die durchweg weiblichen Waisen im Geigenspiel, auf Bratsche und anderen Instrumenten. Für die halb öffentlichen Darbietungen seiner Schülerinnen in der Kirche der Pieta hat Vivaldi die meisten seiner Concerti geschrieben, so auch das Doppelkonzert für zwei Trompeten. Im vom Quintett dargebotenen wunderschön lebensbejahenden ersten Satz glänzten mit Solopassagen ihrer Piccolo-Trompeten neben dem Ensemble-Leiter auch Hauptfeldwebel Florian Bauer (am Bildrand links).
Florian Bauer war es dann auch, der hingebungsvoll zum Spiel seiner Bläserkollegen die populären Weihnachtslieder "Have yourself a merry little Christmas" von Hugh Martin/Ralph Blane (bekannt durch Judy Garland und Frank Sinatra)
und den laut Moderator "durch die Decke gehenden" Weihnachtshit "It's the most wonderful time" des Popsängers Andy Williams sang. Wie Stegmann wurde auch Bauer durch langanhaltenden Applaus der Zuhörerschaft belohnt.
Besinnliche Worte zur Advents- und Weihnachtszeit sprach gegen Ende des Konzerts Militärdekan Alexander Prosche, seit 1. September 2021 neuer katholischer Militärseelsorger in der Balthasar-Neumann-Kaserne als Nachfolger von Andreas Rudiger.
Die Adventszeit und die Weihnachtszeit, so sagte er, seien zwei feste Konstanten in unserer Gesellschaft, die wir fast gar nicht mehr wegdenken können. Jeder von uns begehe diese Zeit ganz anders. Die einen würden es etwas besinnlicher angehen lassen und zur Ruhe kommen, die anderen würden hingegen Vollgas geben.
Der Seelsorger brachte, wie er sagte, beim Googeln in Erfahrung, dass 93 Prozent der Deutschen das Weihnachtsfest in Gemeinschaft zusammen mit der Familie oder bei Freunden verbringen, 70 Prozent sich auf das gute Essen freuen, 39 Prozent den Weihnachtsgottesdienst besuchen und 19 Prozent der Deutschen seien über Weihnachten regelmäßig betrunken.
Prosche: "Wir haben uns heute eine Auszeit vom Alltag gegönnt. Und das ist gut so. Wir durften die wunderbare Musik genießen, die uns das Heeresmusikkorps dargeboten hat. Einfach mal den Alltag draußen vor der Türe lassen in uns gehen und ruhig werden; dass ist auch das Motto der Adventszeit."
Aber in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, so der Militärdekan, würden die Funksignale Gottes die er tagtäglich zu uns schicke, oft untergehen. Wenn wir in der Heiligen Nacht das großartige Geheimnis der Geburt Christi feiern, dann sollten wir dies nicht nur mit unseren Emotionen und Gefühlen tun, sondern auch mit bereitem und offenem Herz, damit die Botschaft der Menschwerdung Gottes uns im Zentrum unseres Menschseins trifft. Die Krippe von einst im Stall von Bethlehem sei die Krippe heute in unseren Herzen. Denn nur in unseren Herzen könne die Geburt Jesu etwas bewirken, sich entfalten und in unser Leben hineinstrahlen.
Seine Rede beendete Prosche mit den Worten: "Aus der Krippe des Herzens geht die Botschaft der Hoffnung und des Friedens in diese ach so sehr geplagte und geschundene Welt hinein, um ihr an Weihnachten immer wieder von neuem zu sagen: Fürchtet euch nicht! Heute ist euch der Retter geboren, Christus der Herr. Erst wenn Gott in Ihrem, in meinem, in unseren Herzen geboren ist, dann ist Weihnachten."
Den für alle wunderschönen Abend ausklingen ließ dann, wie zu Beginn, die 19köpfige große Besetzung des Heeresmusikkorps unter der Leitung von Oberstleutnant Roland Kahle. Als Zugabe intonierten die Heeresmusiker in der Hoffnung auf weiße Weihnachten zunächst den von Florian Bauer gesungenen Welthit "White Christmas" von Irving Berlin. Die 1947 veröffentlichte Version, gesungen von Bing Crosby, gilt mit geschätzten 50 Millionen verkauften Einheiten als die bisher meistverkaufte Single weltweit.
Gesanglich begleitet von der Sopranistin Anja Stegmann und Florian Bauer stimmte am Ende in der verdunkelten Kirche in einem Lichtermeer aus Kerzen in den Händen der Besucher auch das Publikum mit brennenden Kerzen in den Händen mit ein, als das Blasorchester, nicht wie im Programmflyer angekündigt das Lied "Macht hoch die Tür" spielte, sondern "Tochter Zion freue dich", das auf von Friedrich Heinrich Ranke (1798–1876) umgetexteten Chorsätzen aus Georg Friedrich Händels Oratorien Joshua und Judas Maccabäus basiert.
Schließlich ließ Oberstleutnant Roland Kahle auch noch die Nationalhymne erklingen.
Fotos Dieter Gürz