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Veitshöchheimer Hauptausschuss erteilte Einvernehmen zu einer Bauvoranfrage für die Aussiedlung des Reiterhofes am Geisberg in die Nähe des EU-Mittelpunktes

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Die Eheleute Patrick und Christina Baake planen, ihren landwirtschaftlichen Betrieb mit Pferdehaltung und Wohngebäuden vom Geisberg in Veitshöchheim  auf eine  landwirtschaftlich genutzte Fläche östlich des Waldgebietes "Gebranntes Hölzlein" in 200 Meter Entfernung zum EU-Mittelpunkt  in Gadheim auszusiedeln.

Der Hauptausschuss der Gemeinde Veitshöchheim erteilte am Dienstag zu der dazu von den Eheleuten eingereichten Bauvoranfrage sein Einvernehmen.  Die Aussiedlerfläche liegt, wie auf dem linken Foto zu sehen, rechts des  am EU-Mittelpunkt vorbeiführenden Feldweges, der im Rahmen des Ausbaus der WÜ 3 für die Busumleitung asphaltiert wurde.

Die Eheleute, die vor zwei Jahren den Reiterhof von Christinas Vater Bernd Müller übernommen haben,  wollen ihren an einer sehr exponierten Stelle in Veitshöchheim an der  WÜ 3 visavis vom Geisbergbad liegenden landwirtschaftlichen Betrieb aussiedeln, da die Nachbarschaft zur Wohnbebauung (Sandäcker und Uhlandstraße/Lindentalstraße) wenig Spielraum für eine zukünftige Erweiterung lasse. Auch sei die Pferdehaltung bzw. das Ausreiten mit diesen Tieren durch die WÜ3 und die Bebauung des Baugebietes „Sandäcker“ in einer reibungslosen und vernünftigen Nutzung nicht mehr möglich.

Die Planung für den Aussiedlerhof umfasst Lagerhallen, eine Reithalle, ein Pferdestall, ein Paddock sowie ein Wohngebäude für die Bauherren und den Vater der Bauherrin.

Die beiden Grundstücke sind laut Bürgermeister Jürgen Götz noch nicht im Besitz der Familie Baake, jedoch hätten die beiden bisherigen Grundstückseigentümer einen Grundstückstausch in Aussicht gestellt. Der Grundstückstausch finde allerdings nur statt, wenn ein positiver Bescheid zur Aussiedlung auch entsprechend vorliegt.

Der Aussiedlerhof, so der Bürgermeister, sei als priviliegiertes Vorhaben grundsätzlich im Außenbereich zulässig. Der an der geplanten Aussiedlerfläche vorbeiführende Feldweg ist im Besitz der Flurbereinigungsgenossenschaft Gadheim. Mit dieser, so Götz, müssten die Bauherrn die Erschließung privatrechtlich regeln.  Eine Ver- und Entsorgung sei realisierbar, zwar mit gewissen Problemen, die aber lösbar seien.

Nach einer Stellungnahm des Tiefbaureferates der Gemeinde müsse die Trinkwasserleitung zur Sendelbachstraße über eine Strecke von rund 500 Meter erfolgen. Hierdurch würde in der Leitung ein Kubikmeter Trinkwasser stehen. Beim Löschwasser müsste an der bestehenden Hauptversorgungsleitung an der WÜ 3  angeschlossen werden. Dadurch würden in der Löschwasserleitung neun Kubikmeter „gespeichert“ werden. Nach Aussage des Tiefbaureferates müsste mindestens alle drei Tage diese Wassermenge ausgetauscht werden, um Trinkwasserqualität zu erhalten (365 Tage / 3 x 9m³ = 1.095 m³). Daher werde eine Trinkwasserleitung, die auch noch die Löschwasserversorgung übernimmt, von den Versorgungsbetrieben abgelehnt. Alternativ könnte die Löschwasserversorgung über einen Löschteich oder einen Löschwasserbehälter gesichert werden. Dies müsste im Rahmen der Baugenehmigung in einem Brandschutzgutachten nachgewiesen werden.

Blick oben von der Aussiedlerfläche Richtung Gadheim und im Bild links am Waldrand vorbei zum Gewerbegebiet, davor die Photovoltaikanlage.

 

 

Diskussion

Martin Issing (UWG) bewertete die Aussiedlung wegen der Beschränkungen am Geisberg, auch wegen der möglichen Entwicklung der Gemeinde in diesem Bereich positiv. Es sei überlegenswert, dass die Gemeinde hier ihr Interesse an einem Erwerb des alten Hofes zu bekundet. Der Bürgermeister stellte dazu fest, dass dies ein anderes Thema sei und jetzt sachlich die vorliegende Bauanfrage zu bewerten sei.

CSU/VM-Sprecher Marc Zenner fand die Aussiedlung ebenfalls sehr begrüßenswert. Auch er fand wie Issing, dass dies Möglichkeiten für die Gemeinde, wann auch immer, im Bereich des Geisberges eröffne. Dem stimmte dann auch der Bürgermeister zu, dass die Aussiedlung die Entwicklung der Gemeinde an anderer Stelle für alle Beteiligten erleichtern würde.

Auch SPD-Sprecherin Ute Schnapp fand, dass man dem landwirtschaftlichen Betrieb die Chance zur Weiterführung geben müsse.

Für Bernhard von der Goltz (Grüne) ist es nicht ganz stimmig, so mittig in die Landschaft. Für ihn wäre es organischer, wenn die Aussiedlung angrenzend an Gadheim erfolge. Die Frage sei, so sagte dazu der Bürgermeister, die erforderlichen Flächen zu bekommen. Auch gebe es für eine Pferdehaltung (Anmerkung: laut Homepage hat der Reiterhof derzeit 22 Standplätze) gewisse Auflagen, die für eine Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe zu prüfen seien.

Oswald Bamberger (CSU/VM) verwies darauf, dass eine Aussiedlung langfristig angelegt sein müsse, die nicht mit der Entwicklung einer Ortschaft in Konflikt komme. Er unterstütze das Vorhaben voll und ganz.Wenn die Kriterien der Aussiedlung erfüllt werden, komme der Bauherr auch in das staatliche Förderprogramm mit rein.  Die Gemeinde sollte dann überlegen, wie sie ihm helfen könne, etwa  ob man die verkehrsmäßige  Erschließung  allein privat lässt oder Kooperationen ermöglicht.

Bernd Müsing (Grüne) sagte, er sei ganz beim Kollegen Bamberger. Die Aussiedlung an die geplante Ecke ist für ihn auf den bislang "nackigen" Äckern eine gewisse Bereicherung und freizeitmäßige Aufwertung direkt in Nähe des EU-Mittelpunktes. Es sei eine ganz positive Geschichte, von hier dann ausreiten zu können. Der Standort sei sehr gut.

Simon Kneitz (CSU/VM) erklärte, dasss es gerade Sinn der Privilegierung der Landwirtschaft im Außenbereich sei, diese dann auch dort anzusiedeln, um den Problemen in der Nähe einer Wohnbebauung aus dem Weg zu gehen.

Der Ausschuss erteilte denn auch zur Bauvoranfrage mit 8:1 Stimmen das gemeindliche Einvernehmen.

Vorgeschichte

Der "Reiterhof Müller - jetzt Baake" befindet sich im 138.400 Quadratmeter großen Gebiet „Geisberg“ unterhalb der Geithainer Allee, wo viele der 40 Grundstückseigentümer  bereits seit Jahrzehnten hoffen, dass die Gemeinde die bereits 1967 im Flächennutzungsplan für dieses Gebiet erfolgte Ausweisung als Bauerwartungsland endlich als Bauland realisiert. Dies scheiterte bislang u.a. auch daran, dass eine Mehrheit des Gemeinderates den Bestand des Reiterhofes nicht gefährden wollte.

Im Mai 2012 waren im Gemeinderat die Fraktionen der CSU und der Veitshöchheimer Mitte mit ihrem Antrag gescheitert, für den Geisberg entsprechend der vorstehenden Planung (linker Bereich unterhalb der Geithainer Allee) einen Bebauungsplan aufzustellen. Dieser fand mit neun Jastimmen der CSU/VM bei 15 Neinstimmen der SPD-, UWG- und Grünen-Fraktionen keine Mehrheit.

Zuvor hatte 2011 die Gemeinde einen Wettbewerb ausgelobt, Vorschläge für die fast 28 Hektar großen Gebiete „Sandäcker“ und „Am Geisberg“ zu erstellen. Letztendlich führte dies dann zur Erschließung und Bebauung der Sandäcker (rechter Bereich des Planes oberhalb der Geithainer Allee).

Wer sich näher für die Vorgeschichte interessiert, kann dies in den Berichten aus dieser Zeit auf Veitshöchheim News vom 15.2. und 10.5.2012 nachlesen (siehe nachfolgende Links).

Fotos Dieter Gürz

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