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Zum 25jährigen Jubiläum konzertiert der Veitshöchheimer SMS-Projektchor am 18. September 2022 in der St. Johanniskirche in Würzburg mit den "vier großen B" der klassischen Musik

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Seit Ende ihrer aktiven Dienstzeit nach 33jährigem Wirken als Leiterin der Veitshöchheimer Sing- und Musikschule im Juli 2017 war Dorothea Völker als Leiterin des Veitshöchheimer Projektchor weiterhin aktiv. Nach der grandiosen Aufführung der Carmina Burana im Mai des Jahres 2019 in den Mainfrankensälen zum 40jährigen Musikschul-Jubiläum hatte  Dorothea Völker (vorne in der Mitte neben Musikschullehrer Daniel Delgado, Korrepetitor) ein neues großes Konzert-Projekt mit den "vier großen B" der klassischen Musik "Bernstein – Chichester Psalms + Beethoven – Chorfantasie + Bach – Magnificat + Bruckner – Te Deum in Angriff genommen. Nach den Sommerferien fand am 12. September 2019 die erste Probe des Projektchores (Foto) für die geplante Aufführung des 4 B-Projektes am 11. Juli 2020 um 17 Uhr in der Heilig Kreuz Kirche Würzburg, Zellerau statt. Doch die Coronapandemie bereitete dann dem Vorhaben vorläufig den Garaus.

So musste das auf den 7. Juli 2020 terminierte "BBBB-Konzert" mit den Hofer Symphonikern abgesagt werden, da wegen der Corona-Pandemie eine Reihe wichtiger Proben nicht durchgeführt werden konnten.

Wie dann in "Veitshöchheim Aktuell" vom 30. August 2021 nachzulesen war , konnten im September 2021 sehr zur Freude von Völker und ihrer Sängerinnen und Sänger des Projektchors wieder die Proben beginnen.

Das  beeindruckende Konzert der „vier großen B“ der Musikgeschichte Bach – Beethoven - Bernstein – Bruckner  mit dem Projektchor, den Hofer Symphoniker und Solisten kann nun endlich zum 25-jährigen Jubiläum des Projektchores der SMSV, eingebettet in die 925-Jahrfeier der Gemeinde Veitshöchheim, am 18. September 2022, 18 Uhr, in der St. Johanniskirche in Würzburg unter der Leitung von Dorothea Völker über die Bühne gehen.

In dieser Kirche gelang dem Projektchor Veitshöchheim unter Völkers Leitung bereits im Juli 2015 mit dem anspruchsvollen Werk Requiem op 89 von Antonin Dvorak eine grandiose Darbietung (siehe nachstehender Link).

Völker: "Es wird ein großartiges Event, nun in dieser Kirche die Werke der „vier großen B“ in einem Konzert zu erleben."

Nach der corona-bedingten Absage im Jahr 2020 stellte sich der Projektchor mit riesigem Engagement nach fast zweijähriger Zwangspause dieser Herausforderung. Und so kann jetzt gleich doppelt gefeiert werden:

Das 25-jährige Bestehen des Projektchores, der 1997 anlässlich der 900-Jahrfeier von der damaligen Leiterin der Musikschule, Dorothea Völker, ins Leben gerufen wurde, bettet sich nun ein in das Festprogramm der Gemeinde Veitshöchheim, die an ihre erste urkundliche Erwähnung vor 925 Jahren erinnert.

Für das Projekt konnten erneut die Hofer Symphoniker gewonnen werden.

Solisten sind:

  • Silke Evers, Sopran

  • Sonja Koppelhuber, Alt

  • Christian Heidecker, Tenor

  • Joachim Herrmann, Bass

  • Francisco Daniel Delgado Garcia, Klavier

Leitung: Dorothea Völker

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Rückblick auf 25 Jahre Projektchor: Wie alles begann

Die Gemeindeverwaltung hatte 1996 alle Institutionen und Vereine auf,gerufen zur 900- Jahrfeier der Gemeinde etwas Besonderes beizutragen. Musikschulleiterin Dorothea Völker hatte die Idee, „Carmina Burana“ von Carl Orff in der Fassung für zwei Klaviere und Schlagwerk aufzuführen, da der mittelhochdeutsche und lateinische Text aus der Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung der Gemeinde Veitshöchheim stammt.
Die hierfür notwendigen Instrumentalisten konnten durch hervorragende Musikschullehrer besetzt werden: zwei Pianistinnen, Christina Stibi, jetzt Leiterin der Sing- und Musikschule Veitshöchheim, Ulrike Nüßlein (jetzt Leiterin der Musikschule Dinkelsbühl), der jetzige Schlagzeuglehrer Achim von Bassen und der damalige Schlagzeuglehrer Matthias Schmitt.

Für die Realisierung der Kinder und Jugendchorpartien konnte Völker auf ihre bereits zwölfjährige Erfahrung als Musikschulleiterin in der Kinder- und Jugendchorarbeit zurückgreifen.
Was fehlte, war ein großer gemischter Chor! Sie startete gegen Bedenken vieler, dass dies funktionieren wird, einen Aufruf im Mitteilungsblatt. Bereits zur ersten Probe im November 1996 kamen 50 Sängerinnen und Sänger, danach immer mehr, bis dann der Chor auf 90 Sängerinnen und Sänger aller Stimmkategorien angewachsen war.
Die Aufführungen am 21. und 22. Juni 1997 wurden zu einem riesigen Erfolg!

Dem großen Engagement der Sängerinnen und Sänger ist es zu verdanken, dass der Projektchor keine einmalige Aktion geblieben ist, sondern nun seit 25 Jahren große Werke der Chorliteratur mit Veitshöchheimer Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet. So ist der Projektchor der Sing- und Musikschule ein nicht mehr wegzudenkender Kulturträger der Gemeinde Veitshöchheim.

Bemerkenswert ist, dass Dorothea Völker, als sie den Chor gründete, bereits zwölf Jahre im Amt mit voller Stundenzahl war und so der Chor mit den regelmäßig stattfindenden wöchentlichen Chorproben von 2,66 Unterrichtsstunden 20 Jahre lang zusätzlich war und nie in ihr Stundenkontingent integriert wurde. Seit 2017 leitet nun schon Völker den Chor ehrenamtlich ohne Vergütung.

alle Fotos Dieter Gürz

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Konzert-INFO zu den „vier großen B“ der Musikgeschichte Bach – Beethoven - Bernstein – Bruckner 

Zur Auswahl dieser Werke kam Dorothea Völker neben dem Umstand, dass die Nachnamen dieser vier Komponisten mit ,B´ beginnen, durch die innere Verbindung dieser Kompositionen. Gemeinsam ist der ihnen eigene freudige Lobpreis (Gottes oder der Kunst). Trotz aller Zweifel und Erschütterungen im Leben durchzieht  eine wachsende Gewissheit und Beständigket, gleich einem Motto, alle vier Kompositionen.

Ein weiterer Aspekt war neben der Kürze und Prägnanz der Stücke die Gegenüberstellung dieser sich mit angestrebten Idealen befassenden Kompositionen des Protestanten Bach, des Juden Bernstein und der Katholiken Bruckner und Beethoven.

Für Völker ergab sich daraus eine schlüssige Form und Reihenfolge des Konzertes.

Eckpfeiler sind die Werke von Bach und Bruckner. Zwischen diesen Eckpfeilern stehen Beethovens Chorfantasie und Bernsteins Chichester Psalms.

Eine besondere und intensive Bedeutung erhalten angesichts des Ukraine Krieges die letzten Textzeilen der „Chichester Psalms“: „Siehe, wie fein und lieblich es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen“ (Ps. 133, Vs. 1)

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Magnificat D- Dur

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)

Der Text des Magnificat, Lobgesang der Maria, entstammt dem Lukas Evangelium Kap.1.

Das Magnificat ist neben der H- Moll Messe die einzige Vertonung Bachs eines lateinischen Textes. Die ursprüngliche Fassung in Es - Dur mit vier weihnachtlichen Einlagesätzen ist wahrscheinlich in der Adventszeit 1723 entstanden. Später arbeitete Bach diese Fassung in die heute zu Hörende in D- Dur um. Der Wegfall der weihnachtlichen Einlagesätze lässt darauf schließen, dass das Magnificat in dieser Form auch zu anderen hohen Festtagen des Kirchenjahres gespielt werden soll.

Die Kürze und Prägnanz der Sätze ist dadurch gegeben, dass ‚da capo‘ Arien, welche formale Merkmale zu Bachs Zeit waren, vollständig fehlen; dies ist einzigartig im kompositorischen Schaffen Joh. Seb. Bachs.

Durch den fünfstimmigen Chor, Sopran 1, Sopran 2, Alt, Tenor und Bass, erreicht Bach eine starke klangliche Dichte, die Überschwänglichkeit und Fülle erzielt.

Das prachtvolle Barockorchester, mit Pauken und Trompeten, verdeutlicht die freudige Erwartung des Messias. Hierzu kontrastieren die Soloarien mit verschiedenen, auch solistisch besetzten, Instrumentalstimmen.

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Fantasie für Klavier, Chor und Orchester OP 80

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)

Beethoven schrieb die Chorfantasie als Finalstück für ein Konzert im Dezember 1808 im „Theater an der Wien“, in dem er selbst das Soloklavier spielte.

Die damalige Konzertanzeige kündigte das Werk als „…eine Fantasie auf dem Clavier, welche sich nach und nach dem Eintreten des ganzen Orchesters, zuletzt mit Einfallen von Chören als Finale endet“, an. (Clive Brown, Bretton Hall Collage der Universität Leeds)

Die Chorfantasie, eine „Hymne an die Kunst“, ist eine Verbindung von Konzertstück und Kantate. Das Thema stammt aus dem früher komponierten Lied „Gegenliebe“ WoO 118.

Den Text für die Chorfantasie „Schmeichelnd hold und lieblich…“ schrieb der Dichter Christoph Kuffner. Es wird vermutet, dass Beethoven selbst einige Verse verfasst hat.

Eine entscheidende und führende Rolle kommt dem Soloklavier zu. Nach einer solistischen, virtuosen Einleitung erklingt erstmalig das „Gegenliebe“ Thema im Klavier; verspielt, fröhlich, nur unterstützt von liegenden Hörnerklängen.

In der Folge korrespondieren Klavier und Orchester in verschiedenen Variationen des Themas. Vielfältig sind die aperiodisch komponierten Überleitungen des Soloklaviers, die fast improvisatorisch klingen und dem Interpreten große Freiheit lassen. Schließlich setzen Solisten und Chor mit dem Thema ein und beschließen in einem fulminanten Presto gemeinsam mit Soloklavier und Orchester das Werk.

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Chichester Psalms 

Leonard Bernstein (1918-1990)

Bernstein komponierte die Chichester Psalms als Auftragswerk für das alljährlich stattfindende „Southern Cathedrals Festival“, das wechselweise in Chichester, Winchester und Salisbury ausgetragen wurde.

Die Welturaufführung war am 15. Juli 1965 in der Philharmonic Hall New York mit Bernsteins „New York Philharmonic Orchestra“.

Die Aufführung im Rahmen des Festivals fand am 31. Juli 1965 in Chichester unter der Leitung von John Birch statt.

Bernstein stellte den Text, Psalmen in hebräischer Sprache, die überwiegend eine positive, freudige, versöhnliche Aussage haben, selbst zusammen.

Die Chichester Psalms sind in 3 Teile gegliedert:

Nach einer kurzen Introduktion „Wacht auf, Psalter und Harfe! Wecken will ich das Morgenrot!“ (Psalm 108), schließt sich tänzerisch und beschwingt der erste Satz an. Ausgelassen und überschäumend erklingt im 7/4 Takt „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ (Psalm 100).

Den 2. Satz (Psalm 23) „Der Herr ist mein Hirte“, beginnt ein lyrisches Solo, das von den hohen Frauenstimmen aufgenommen wird. Diese ruhige, sanfte Stimmung wird jäh unterbrochen von rhythmisch stark akzentuierten Männerstimmen „Warum toben die Heiden“. (Psalm 2)

Im 3. Satz erklingt nach einem ausdrucksvollen Orchester-Prelude ein fließender Gesang der Demut (Psalm 131) „Herr, ich bin nicht hochmütig“. Das Werk endet pianissimo mit der eindringlichen Bitte um Frieden: „Siehe wie fein und lieblich es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen“ (Psalm 133). Bernstein wiederholt die Worte „Gam yahad“ „ganz nah“. Das Werk endet mit der Bestätigung: Amen.

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Te Deum

Anton Bruckner (1824 – 1896)

Bruckners tiefe Religiosität und sein gelebter Katholizismus wurden sicherlich in seiner Kindheit geprägt. Er war Sängerknabe im Chorherrnstift St. Florian in Linz, wo er auch begraben wurde. Kurz vor seinem Tod soll er noch verfügt haben, dass an Stelle des unvollendeten 4. Satzes seiner 9. Sinfonie sein „Te Deum“ gespielt werden soll.

Das Te Deum ist Teil des Stundengebets der Kirche. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser liturgische Text von den unterschiedlichsten Komponisten vertont: So von Schütz, Lully, Charpentier (Eurovisionsmelodie), Händel, Haydn, Mozart, Berlioz, Liszt, Verdi, Dvorák, Kodály, Bruckner.

Bekannt ist das Lied „Großer Gott, wir loben dich“, in dem Ignaz Franz den Te Deum-Text verarbeitete.

Bruckners Werk entstand während seines sinfonischen Schaffens zwischen 1881 und 1884. Die erste Aufführung fand 1884 in Wien statt, in einer von Bruckner bearbeiteten Fassung für 2 Klaviere, die den Orchesterpart übernahmen. Die Uraufführung in der jetzigen Besetzung für großes Orchester folgte 1886 in Wien und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.

Die Klanggewalt und Differenzierung in Bruckners sinfonischer Musik, sei es bei Instrumentation, Dynamik oder Harmonik, ist auch in dieser Komposition zu finden.

Der Komponist Dieter Schnebel (1930 – 2018) beschrieb Bruckners Musik wie folgt: Das Besondere an Bruckners Musik rührt in der Tat her von der eigenartigen Präsenz des Klanges: sei es sein Leuchten oder sein abgeblendetes Dunkel, sei es seine rohe Kraft oder die schmelzende Weichheit. Und ebenso ist es die Bewegung der Klänge, ihr Dahinstürmen oder ihr sanftes Fließen, das pochende Stoßen oder das quellende Pulsieren, was einen seltsamenZauber ausübt. Bruckners Musik ist primär Klangkombination, und das macht das Neuartige an ihr aus.

Musikkonzepte 23/24 1982 Anton Bruckner „Der dreieinige Klang oder die Konzeption einer Leib- Seele- Geist-Musik“ Dieter Schnebel

Den lateinischen Text gliedert Bruckner in fünf Sätze. Diese loten alle von Dieter Schnebel beschriebenen Klangfarben aus. Modale Melodieführung, romantische Harmonik sowie personante a cappella Sätze und dissonierende Intervalle verleihen dem Werk in allen Sätzen eine enorme Vielschichtigkeit.

Bruckner schreibt vier Sätze, in denen er den gesamten Text des Te Deum bis auf die Schlussworte „In te, domine speravi, non confundar in aeternum“ verarbeitet.

Diesen acht Schlussworten gibt er in seinem ausladenden 5. Schlusssatz ungeheure Ausdruckskraft. Die Musik kulminiert bis zu der fast ängstlich fragenden, in Teilen dissonanten Schlussfuge und mündet schließlich in ein alles überstrahlendes C- Dur.

Blockartig, wie in Stein gemeißelt, klingt das Werk mit der für Bruckner zur Gewissheit gewordenen Erlösung aus: „Non confundar in aeternum“.

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