Der katholische Militärpfarrer Dr. Andreas Rudiger verabschiedete sich in der Veitshöchheimer Kaserne - Nachfolger ist im Ringtausch der stellvertretende Militärdekan Alexander Prosche aus Ulm
Der katholische Militärpfarrer Andreas Rudiger verabschiedete sich in der Veitshöchheimer Kaserne
Nach nur gut zweieinhalbjähriger Tätigkeit am Standort Veitshöchheim verabschiedete sich bei einem Feldgottesdienst auf der Grünfläche am Birkenkreuz in der Balthasar-Neumann-Kaserne (BNK) und...
Mainpost-Online vom 28.7.2022
Bei einem Feldgottesdienst auf der Grünfläche am Birkenkreuz in der Balthasar-Neumann-Kaserne (BNK) mit LMD Artur Wagner (links) und seinem Nachfolger stellv. LMD Alexander Prosche als Zelebranten und beim anschließenden Empfang im Garten des Offizierskasinos der BNK verabschiedete sich heute der katholische Militärpfarrer Dr. Andreas Rüdiger aus dem Katholischen Militärpfarramt Veitshöchheim, das in Nachfolge des am 30. Juli 2018 tödlich verunglückten Militärpfarrers Martin Klein kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie seine erste Wirkungsstätte bei der Bundeswehr war (siehe nachstehender Link auf Bericht über seine Amtseinführung in der Veitshöchheimer Kuratiekirche vom 7. Dezember 2019).
Warum der überaus beliebte Militärpfarrer schon nach gut zweieinhalbjähriger Tätigkeit wieder geht, erkärte beim Empfang LMD Artur Wagner (Leitender Militärdekan für Bayern und Baden-Württemberg) in seiner Rede beim Empfang im Casino, wo er sagte, dass die Feier zunächst einmal dem gilt der geht, aber es sei auch wichtig den zu zeigen, der am 1. September 2022 im Ringtausch kommt.
Er freue sich, so Wagner, dass Andreas Rudiger (links) diesen erstmals im Dekanat erfolgenden Tausch mitmache und in Ulm neu anfange, wo er ein Stück weit seiner Lebensmitte in der Stadt Konstanz am Bodensee wieder näher komme. Auf der anderen Seite kommt sein Stellvertreter als Militärdekan Alexander Prosche nach hier, weil die hier mit ihrem Stab ansässige 10. Panzerdivision die meisten Bezüge zum Militärdekanat in den Süden hat. Wagner: "Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass der stellvertretende Leiter eben nicht in Ulm sitzt, wo man viele Planspielchen macht, sondern dort, wo das Herz der Truppe schlägt, nämlich hier in Veitshöchheim". der LMD geht davon aus, dass dies ein Meilenstein auf Prosches Weg sein werde.
Für Wagner ist es für beide Seiten kein schlechter Tausch, denn beide seien gute Militärseelsorger mit all ihren Stärken und Schwächen und deshalb freue er sich, dass es gut weitergehen kann.
Rudiger wünschte er einen guten Start in Ulm und empfahl ihm dort die Führungsriege zu erobern und Prosche wünschte er das gleiche in Veitshöchheim. Auch er komme seiner Heimat, der wilden Oberpfalz etwas näher, "wo man sich mit Grunz- und Belllauten verständige". Damit beide bis zu ihren neuen Dienstantritten nicht verhungern, überreichte er beiden ein Vesperpaket und wünschte ihnen Gottes Segen an ihren neuen Dienstorten.
Divisionskommandeur Ruprecht von Butler attestierte dem scheidenden Militärpfarrer, dass es ihm auf seine besondere Art und Weise gelungen sei, auf Menschen zuzugehen und so auch ihn zu bewegen und welch hohe Anerkennung ihm hierfür zuteil wurde. Er habe durch sein Wirken hier deutlich gemacht, welch hohe die Bedeutung die Militärseelsorge hat.
Dafür bleibe ihm jetzt wirklich nur, sich ganz herzlich bei ihm zu bedanken und ihm zur Erinnerung an den Standort das Divisions-Wappen zu überreichen. von Butler: "Ulm kann froh sein, einen ganz tollen, neuen Militärpfarrer zu bekommen."
Froh und dankbar sei er der Katholischen Militärseelsorge, dass lückenlos nun Alexander Prosche als Militärpfarrer komme, dem er von Herzen ein herzliches Willkommen aussprach und einen guten Start wünschte.
Die Kulturamtsleiterin der Gemeinde Veitshöchheim Dr. Martina Edelmann sprach im Auftrag des wegen Dienstreise nach München verhinderten Bürgermeisters Jürgen Götz ein paar Worte für ihn auch im Namen der Gemeinde Veitshöchheim. Der Bürgermeister bedanke sich ganz herzlich für die wirklich gute und enge Zusammenarbeit in verschiedenen Veranstaltungen und bei verschiedenen Aktivitäten. Der Bezug der Gemeinde zum Standort sei ja sehr positiv. Dies habe sich auch n der Corona-Zeit gezeigt, wo er trotz der Einschränkungen viel Spaß gehabt habe.
Edelmann bedankte sich auch persönlich bei Rudiger, da er dazu beigetragen habe, dass die Besucherstatistik des von ihr betreuten Jüdischen Kulturmuseums (JKM) wirklich in die Höhe geschnallt seien, in dem er mit über 20 Gruppen zu Unterrichtszwecken das JKM aufgesucht habe, um die Inhalte des Museums weiterzugeben wie die Einführung in die Jüdische Kultur und Religion.
Damit Rudiger Veitshöchheim in guter Erinnerung behalten werde, überreicht sie ihm das Veitshöchheim-Poster des Künstlers Harald Schmaußer und den EU-Mittelpunkts-Wein.
Mit einem persönichen Präsent verabschiedete sich auch Veitshöchheims Altbürgermeister Rainer Kinzkofer vom Militärpfarrer, den er sehr schätze.
Mit einem Geschenk verabschiedete auch Hauptmann Manfred Schad, Sprecher des Mitarbeiterkreises den Militärpfarrer. Er sprach in seiner Bilanz über das Wirken von Rudiger hier in Veitshöchheim und in den Standorten Volkach, Hammelburg und Walldürrn von einer erfüllten Zeit, in denen er in den Seelen der ihm anvertrauten Menschen gebaut habe. Sehr wichtig seien ihm die Erwachsenenbildung, die Glaubensgespräche, die lebenskundlichen Unterrichte, Ökumene, Begegnungen, aber auch die Familie und Gespräche mit Einzelnen, ihr Leben, ihre Sorgen gewesen.
Stichwortartig nannte Schad als Beispiele, wo Rudiger auf Augenhöhe mit den Mitgliedern des Arbeitskreises viel gestaltet und bewegt habe, Klausurtagungen, Pilgerreisen, Standortgottesdienste, Besinnungstage.
Erinnerungsfoto an die Verabschiedungsfeier des katholischen Militärpfarrers Dr. Andreas Rudiger beim Empfang im Casino der Balthasar-Neumann-Kaserne am 22. Juli v.l.n.r. der neue Standortpfarrer ab 1.9.2022 stellv. LMD Alexander Prosch , LMD Artur Wagner (Leitender Militärdenkan für Bayern und Baden-Würrtemberg), Dr. Andreas Rudiger, Dr.Martina Edelmann (Kulturamt Veitshöchheim), Altbürgermeister Rainer Kinzkofer und Divisionskommandeur Ruprecht von Butler).
Wie schon den Feldgottesdienst, umrahmte das Saxofonensemble mit den ehemaligen Musikern des Heeresmusikorps v.l. Karlheinz Neuland, Rudolf Reichel, Erhard Rada und Norbert Geis den Empfang u.a. mit "Freude schöner Götterfunken" und zum Schluss mit der Nationalhymne.
Hier noch ein einige Impressionen vom alle Teilnehmer bewegenden Abschiedsgottesdienst:
Das Saxophonensemble sorgte beim Gottesdienst für eine besondere Stimmung. Es spielte zum Einzug Händels "La Rejouissance", dann "Yesterday" von den Beatles, "Morning ha broken" von Cat Stevens, "Halleluja" von Leonhard Cohen und zum Auszug "Just a close a walk" von Denilson Martins.
Aber auch Militärpfarrer Rudiger trug mit seiner Taizé-Gitarre im Zusammenspiel mit dem Veitshöchheimer Musiker Bernhard von der Goltz zur musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes bei, als er das Halleluja anstimmte.
Fürbitten trugen neben dem Divisionskommandeur Ruprecht von Butler vor Susan Weigelt, Markus Schech, Gabi Zang, Eric Bohnet, Judiht Bielek und Rüdiger Glufke.
Auszüge aus der letzten Predigt des Militärpfarrers Dr. Andreas Rudiger am Standort Veitshöchheim: "Es ist einfach nichts mehr so wie es war!"
Der Militärpfarrer sprach von verrückten Zeiten, in den wir gerade leben und den vielen Belastungen, angefangen von der Coronapandemie seit zweieinhalb Jahren, den immer deutlicher spürbaren Auswirkungen des auch von uns Menschen befeuerten Klimawandels und seit Februar einem Krieg auf europäischen Boden. Rudiger: "Wir merken immer deutlicher, dass wir nicht alles in der Hand haben und unser jahrzehntelanges Leben in Frieden und Sicherheit, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit gefährdet ist."
Seit Putins Angriffskrieg wissen wir, so der Geistliche, dass wir aus eigener Kraft nicht mehr zur Landesverteidigung in der Lage sind und nun vieles umorganisiert, umstrukturiert und geübt werden, muss wie zuletzt auch bei der dreiwöchigen Übung "Schneller Degen" in Wildflecken. Die von ihm im Evangelium in den Mittelpunkt gestellte büßende Sünderin Maria Magdalena veranlasste Rudiger drei Gedanken aufzugreifen, die uns auch heute helfen können, Leben in der Lage nicht nur vom Überleben her zu denken:
Zum ersten verzeihe die Liebe alle Sünden, völlig egal wie unsere Lebensgeschichte bisher verlaufen ist. Im Hier und Jetzt entstehe unsere Zukunft. Es sei eine Frage des Trainings, sich anzugewöhnen im Augenblick zu leben.
Zum zweiten müsse der Mensch in seiner Einmaligkeit mit seiner ganz eigenen Lebensgeschichte der erste und grundlegende Weg der Kirche sein, die sich immer wieder neu die "Lage" des Menschen bewusst machen müsse.
Drittens müsse deshalb die Militärseelsorge immer Seelsorge in der ganz persönlichen Lage des Menschen sein, der jetzt im Moment gegenüber stehe.
Es gehe darum, so Rudiger, was das Leben in der Lage ganzheitich erträglicher mache. Wir Menschen seien alle keine Maschinen, die nur und immer funktionieren. Wir würden uns alle danach sehen, immer mal wieder den Alltag unterbrechen zu dürfen, um Ruhe zu finden, neue Kraft zu tanken, um dann wieder an die alten Aufgaben gehen zu können.
Rudiger: "Für mich als Militärseelsorger heißt das, zunächst einmal jeder Soldatin und jedem Soldaten auf Augenhöhe zu begegnen, erstmals oft niederschwellig bei einer Tasse Kaffee oder in der Pause mit belegten Brötchen uind Kaltgetränken beim Rekrutenunterricht."
Viele Soldaten und Soldatinnen würden oft gar nicht erahnen, was sich im Institut der Militärseelsorge verberge, nämlich genau die so notwendigen Unterbrechungen des oft anstrengenden Dienstes im Beruf und in der Familie, wonach sich jeder Mensch sehne. Er schwärmt deshalb davon, wie erholsam ein Familienwochenende sein kann, gemeinsam mit Partnern und Kindern an einem schönen Ort, mit spirituellen Impulsen Zeit zu verbringen.
Text und Fotos Dieter Gürz