Zum Auftakt ins 925. Jubiläumsjahr der Gemeinde Veitshöchheim ging in den Mainfrankensälen eine beeindruckende zweieinhalbstündige Jubiläumsfeier mit einigen Premieren über die Bühne
Eurovisionsfanfare zur Eröffnung
Die schwungvolle Eurovisionsfanfare aus dem Präludium des Te Deum von Marc-Antoine Charpentier, dargeboten von Mitgliedern der Bigband B 27 der Sing- und Musikschule Veitshöchheim, geleitet vom Trompetenlehrer Klaus Wangorsch (Bildmitte) und begleitet Schlagzeuglehrer Achim von Bassen (links) leitete das zweieinhalbstündige Programm der Jubiläumsfeier "925 Jahre Veitshöchheim" in den Mainfrankensälen ein.
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Rainer Kinzkofer ist der erste Ehrenbürger Veitshöchheims in den vergangenen 100 Jahren
'Einen Würdigeren hätten wir nicht finden können für die erste Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde seit einem Jahrhundert.' Dies sagte Bürgermeister Jürgen Götz, als er als Höhep...
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"Einen Würdigeren hätten wir nicht finden können für die erste Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde im letzten Jahrhundert." Dies sagte Bürgermeister Jürgen Götz, bevor er heute (9...
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Programmübersicht Festakt
"Obwohl die Pandemie unser Leben und unsere Aktivitäten noch immer einschränkt, möchten wir die 925 Jahre Veitshöchheims feierlich würdigen und mit etlichen Veranstaltungen auf die Besonderheiten und Charakteristika Veitshöchheims aufmerksam machen", so hatte Bürgermeister Jürgen Götz zum Jubiläums-Auftakt einen ausgewählten Kreis am Samstag (9. April 2022) zur 925-Jahr Feier in die Mainfrankensäle eingeladen. Zum Zeitpunkt der Einladung, so sagte er, musste coronabedingt der Kreis der Gäste leider etwas kleiner gehalten werden.
Moderiert wurde die ausschließlich von Gruppen der Sing- und Musikschule Veitshöchheim (SMSV) musikalisch gestaltete Feier von der gemeindlichen Kulturreferentin Karen Heußner, die zu Beginn Rückblicke und Vorschauen, Premieren und Altbekanntes, Ernstes und Humorvolles ankündigte und dass einer den Saal nicht mehr so verlassen werde, wie er ihn betreten hat.
Im Mittelpunkt der Feier standen nach der Eröffnungsansprache von Bürgermeister Jürgen Götz, einem Grußwort von Landrat Thomas Eberth und einer Talkrunde mit Bürgermeister, der gemeindlichen Kulturreferenten Dr. Martina Edelmann, dem Ortsführer Rudi Hepf und dem Tag- und Nachwächter Klaus Körber die Vorstellung des neuen Veitshöchheim-Films und nach Erklingen des Veitshöchheim-Liedes die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altbürgermeister Rainer Kinzkofer (siehe eigener Bericht).
Auf seine gewohnt humorvolle Art erheiterte schließlich der Veitshöchheimer Kabarettist Günther Stadtmüller in seiner Festrede die Gäste, ehe zum Schluss die Moderatorin einen Ausblick auf das weitere Jubiläumsprogramm gab und zum Empfang im Kleinen Saal und im Foyer einlud.
Als weitere Glanzpunkte im Jubiläumsjahr kündigte die Kulturreferentin an:
- ⭐ 25. Juni 2022: Tag der Bundeswehr - (= nun abgesagt)
- ⭐ 16./17. Juli 2022: Musikfest in Veitshöchheim auf allen Plätzen
- ⭐ 18. September 2022: Großes Konzert des Projektchors Veitshöchheim mit den "vier großen B" der klassischen Musik "Bernstein – Chichester Psalms + Beethoven – Chorfantasie + Bach – Magnificat + Bruckner – Te Deum" in der Johanniskirche Würzburg
Es werde das ganze Jahr über Veranstaltungen der verschiedensten Art als Ausdruck der lebendigen Kultur und unseres Lebens hier in Veitshöchheims geben. Auf Vereinsseite bereits feststeht:
- ⭐ 9.-12. September 2022: Makrelenfest Sportanglerverein und VCC
Begrüßung
Als besondere Ehrengäste unter den 200 Anwesenden im Saal begrüßte die Moderatorin Karen Heußner Regierungspräsident a.D. Dr. Paul Beinhofer, Landrat Thomas Eberth, die Abgeordneten Paul Lehrieder aus dem Bundestag sowie Kerstin Celina und Manfred Ländner aus dem Landtag, die stv. Bezirkstagpräsidentin Eva-Maria Linsenbreder, den Kommandeur der 10. Panzerdivision Generalmajor Ruprecht von Butler, LWG-Präsident Andreas Maier, BFW-Geschäftsführerin Judith Faltl, Frankens Fastnachtspräsident Marco Anderlik, die KU-Vorstände Eva von Vietinghoff-Scheel und Professor Dr. Alexander Schraml, die Schulleiter Dr. Bernhard Brunner (Gymnasium), Martha Winter (Mittelschule) und Stefan Dusold (Grundschule), die Geistlichkeit mit dem katholischen Ortspfarrer Robert Borawski und seinem Vorgänger Herbert Neeser, von der Christuskirche Pfarrer Johannes Riedel und Diakonin Claudia Grunwald, einige Bürgermeister benachbarter Gemeinden, u.a. Waldemar Brohm aus Margetshöchheim. Zahlreich vertreten waren die Mitglieder des Gemeinderates und Vorstände örtlicher Vereine sowie neben Gemeinde-Geschäftsleiter Daniel Stein und der neuen Bürgermeistersekretärin Nicole Schellmann auch Mitarbeiterinnen der Tourist-Info, der Bücherei im Bahnhof, Kollegen aus dem Bauhof und auch einige ehemalige Bedienstete der Gemeinde. Besonders dankte Heußner der Ortsgruppe der BRK-Wasserwacht, die für die Jubiläumsfeier die Garderobe und den Sicherheitsdienst übernahm.
Zum Abschluss ihrer Begrüßung bat die Moderatorin alle Ehrengäste um ein kurzes Innehalten mit den Worten: "Während wir hier feiern, fallen woanders Bomben, werden Menschen getötet, vertrieben, ihr Zuhause und ihre Zukunft zerstört. Seien wir uns bewusst, wie gut wir es haben. Lassen Sie uns gemeinsam den Menschen helfen und für Frieden und Demokratie uns einsetzen."
Auszug aus der Jubiläumsrede von Bürgermeister Jürgen Götz
Es waren die Menschen, die Veitshöchheimerinnen und Veitshöchheimer aus vielen Jahrhunderten, die unseren Ort zu dem machten, was er heute ist; und es sind die Menschen von heute, die jetzt unseren Lebensstandard und unsere Lebensqualität garantieren.
Seit Beginn der Aufzeichnungen haben viele Menschen zur langen Geschichte unserer Gemeinde beigetragen. Berühmt gewordene und unbekannt gebliebene, Vertreter des Gemeinderats und des einfachen Volkes, wie man in früheren Zeiten zu sagen pflegte. Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass der Alltag funktionierte, dass Veitshöchheim prosperierte, dass auf harte Zeiten immer wieder ein neuer Anfang, ein neuer Aufschwung folgte.
In Veitshöchheim gibt es viele Zeugnisse der unterschiedlichen Epochen- wie z.B. Martinskapelle oder Rathaus, Schloss oder Eremitenmühle, Vituskirche oder Kehrsches Haus. So hat sich unsere Gemeinde im Laufe der Jahrhunderte aber auch gewaltig verändert.
Wenn wir einen Blick zurück, auf die Geschichte unserer Gemeinde mit vielen Höhen und Tiefen werfen, so reicht dieser eigentlich bis in die Altsteinzeit zurück. Siedlungsfunde im Birkental haben dies belegt. Um 600 herum, soll es im Zuge der ostfränkischen Kolonisation zur Gründung einer Siedlung am Mainufer gekommen sein. Im 7. Jahrhundert war Graf Iberich Graf von Höchheim, wie die Gemeinde früher geheißen hat. Seine Tochter Bilhildis, die wir in diesem Jahr seit 300 Jahren verehren, heiratete Herzog Hetan von Franken. Das Schlösschen der Familie soll nahe der Vituskirche gestanden haben.
Die erste urkundliche Erwähnung Veitshöchheims von 1097 dokumentiert also lediglich den Beginn der schriftlichen Überlieferungen für unseren Ort, nicht aber den Beginn der Ansiedlung in unserer Gemarkung. Dies wurde erst im letzten Jahr durch die Archäologischen Ausgrabungen am Kirchplatz, bei welcher Skelette um 600-700 nach Christus gesichert wurde wieder bestätigt.
Es gab Voraussetzungen und Ereignisse, die Veitshöchheim zu dem gemacht haben, was es heute ist. Da ist natürlich zunächst einmal die geographische Lage, hier im Maintal direkt Wasser. Der Main hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass sich hier Meschen angesiedelt haben und z.B. auch vom Fischfang gelebt haben. Er wirkt ja auch heute noch wie eine Lebensader, wenn die Ausflugsdampfer aus Würzburg hier anlegen. Durch die sonnenverwöhnten Hänge des Maintals hat der Weinbau auch schon früh seinen Einzug bei uns gehalten und bis zur Erschließung neuer Baugebiete in den 1960er Jahren und zur Weinbergsflurbereinigung Mitte der 1970er Jahre eine bedeutende Rolle gespielt.
Der geographischen Mittelpunkt der EU in unserem Ortsteil Gadheim zeugt ebenfalls von der hervorragenden zentrale Lage unserer Gemeinde und unseres Landkreises.
Der Bau des Sommerschlosses und des Hofgartens im 17. Jahrhundert muss in diesem Zusammenhang natürlich auch erwähnt werden. Durch das Schloss und den Hofgarten erlangte der Ort schon damals eine gewisse Bedeutung, was sicherlich damals auch zu einer Vergrößerung der Gemeinde führte.
Auch der Bau der sogenannten Ludwigs- West- Bahn, der Eisenbahn von Bamberger nach Aschaffenburg, die ja ursprünglich sogar durch den Hofgarten führen sollte, und der Bau des Bahnhofs im Jahr 1853 haben zur weiteren Entwicklung der Gemeinde einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet.
Mit der Eröffnung der Königlichen Wein- Obst- und Gartenbauschule, der heutigen LWG, im sogenannten Kavaliersbau, den ehemaligen Versorgungsbauten des Hofgartens, also im heutigen Rathaus und Ratskeller erfolgte 1902 ein weiteres Ereignis, welches Veitshöchheim weiter bekannt machte und als Glücksfall bezeichnet werden kann.
Ein weiterer, für die Entwicklung der Gemeinde sehr wichtiger Schritt, war nach dem zweiten Weltkrieg die Bereitstellung von Wohnraum durch die Gemeinde. Dies geschah durch die Umwandlung von Gemeindefeldern in Wohnbauflächen in der heutigen Gartensiedlung. Immerhin 37 Hektar wurden damals zu Bauland, auf welchen etwa 500 Häuser entstehen sollten. So kamen damals viele Neubürger, vor allem aus dem Sudetenland, nach Veitshöchheim. Vor dem Krieg hatte unsere Gemeinde gerade einmal 2600 Einwohner, nach dem die ersten Häuser in der Gartensiedlung bezogen wurden, war die Gemeinde bereits 1961 auf rd. 4500 angewachsen.
Der Bau der Kaserne und die Ansiedlung der Bundeswehr, mit dem damit verbundenen Bau weiterer Wohnungen für die Soldaten, insbesondere im Lindental, – damals gab es ja noch eine Residenzpflicht für die Soldaten- führte dann ab den 1960er Jahren zu einem weiteren Anstieg der Einwohnerzahlen. So hatte die Gemeinde 1970 dann bereits rd. 6500 Einwohner. Auch die Infrastruktur der Gemeinde musste mit der steigenden Zahl an Einwohnern wachsen.
Dem weiterhin hohen Bedarf an Wohnraum trug man in den 1970er Jahren Rechnung, indem fast zeitgleich das Birkental und das Schenkenfeld erschlossen wurden.
Die Zahl der Einwohner erhöhte sich damals stetig weiter auf rd. 9000 im Jahr 1987 und dann Anfang der 2000er Jahre sogar auf über 10.000.
Durch die Gebietsreform und die Entscheidung der Gadheimer im Jahr 1976 sich Veitshöchheim und nicht der Stadt Würzburg anzuschließen, wuchs die Fläche der Gemeinde um ein drittel auf heute 1076ha an. Auch dies war ein immens wichtiger Meilenstein für die Gemeinde. Denn unser heutiges Gewerbegebiet steht fast ausschließlich auf der Gemarkung von Gadheim.
Zu einem Gemeindejubiläum nicht nur der Blick zurück, sondern auch der Blick ins jetzt und nach vorn. Bei allen Problemen, die es selbstverständlich gibt, steht Veitshöchheim im Jubiläumsjahr gut da. Gerade in den letzten vier Jahrzehnten haben wir viel auf den Weg gebracht, um Veitshöchheim als familienfreundliche und innovationsfreudige Gemeinde zu etablieren.
Wir in Veitshöchheim sind weit gekommen. Dies ist so, weil die jeweils politisch Verantwortlichen vorausschauend und umsichtig agierten, unsere Unternehmen und Betriebe zu unserem Standort stehen, und weil sich Bürgerinnen und Bürger für ihre Belange, aber auch das Wohl aller engagieren.
Und dafür möchte ich heute allen Veitshöchheimerinnen und Veitshöchheimer ganz herzlich danken. Sie die Sie heute hier sind, vertreten ja den gesamten Querschnitt unserer Gesellschaft. Auf Ihren Einsatz, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Vereinsvertreter wird es auch weiterhin ankommen. Eine lebendige, dynamische Gemeinde kann es nur geben, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner daran mitwirken.
Veitshöchheim hat sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte aber auch gewaltig gewandelt, so wie die gesamte Region. Waren früher viele Ortbürger bei der Bahn oder König und Bauer beschäftigt, hatten nebenher noch eine kleine Landwirtschaft oder einen Weinberg, manche waren als Handwerker tätig. Heute hat Veitshöchheim über 3600 verschiedenste Arbeitsplätze zu bieten.
Früher waren unsere Gemeinde Heimat für die Einheimischen, jeder kannte jeden. Dies hat sich bei uns mit der Ansiedlung der Bundeswehr und anderer Einrichtungen wie dem BFW und dem Ausbau der Landesanstalt deutlich gewandelt. So haben wir beispielsweise seit etlichen Jahren rd. 600 bis 700 Zu- und Wegzüge pro Jahr zu verzeichnen.
Veitshöchheim ist für Generationen von Menschen der Ort geblieben oder geworden, in dem sie sich zugehörig fühlen. Sie schätzen die Überschaubarkeit unserer Vorstadtkommune; sie schätzen unsere Angebote zum Arbeiten und Wohnen, für Kinderbetreuung und Freizeitgestaltung; und sie schätzen unsere Infrastruktur, die sich in dieser Form in einer Gemeinde vergleichbarer Größe selten finden lässt.
Das ist ein Vorzug, auf den wir bauen können. Denn auch in Zukunft, auch in den kommenden 925 Jahren wird es auf ein gemeinsames Wirken sowie das Engagement der Bürgerinnen und Bürger ankommen.
Heute starten wir in unser Jubiläumsjahr 925 Jahre Veitshöchheim – welches wir mit verschiedenen kleinen Veranstaltungen im Vergleich zu unserem rauschenden 900 jährigen Festjahr eher ganz bescheiden begehen wollen. Aber auch viele Vereine stellen ihre Veranstaltungen unter das Motto 925 Jahre und zeigen so auch ihre Verbundenheit, und dass sie ein Teil von Veitshöchheim sind. Es bleibt die Hoffnung, dass corona- und weltpolitisch bedingt das was geplant ist, auch durchgeführt werden kann.
Grußwort Landrat Thomas Eberth
Der Landrat stellte die Vorzüge Veitshöchheims heraus und stimmte ein Loblied an über den gut gefüllten "Trophäenschrank" Veitshöchheims wie von der IHK "Ausgezeichneter Wohnort für Fachkräfte", der "Goldmedaille im bundesweiten Wettbewerb Entente Florale" und als "Geografischer Mittelpunkt der EU". Und in der fünften Jahreszeit sei Veitshöchheim der "Nabel der Narrenwelt", werde hier seit über 30 Jahren in den Mainfrankensälen die Kultsendung "Fastnacht in Franken" aufgezeichnet, an den heimischen Bildschirmen verfolgt von rund vier Millionen Menschen, eine unbezahlbare Werbung für Veitshöchheim und damit auch für den Landkreis.
Beeindruckend ist nach den Worten des Landrats auch die Stärke Veitshöchheims als Wirtschafts- und Tourismusstandort, als Kulturjuwel und Bildungshort. An der Uferpromenade kommen die Ausflugsschiffe aus Würzburg an, würden Tausende jährlich in den Rokokogarten pilgern, der zu den schönsten in ganz Europa zähle, durch den aufwendig sanierten Altort spazieren und in der restaurierten Synagoge auf den Spuren jüdischer Geschichte wandeln.
Eberth: "Wir sind stolz auf dieses wunderbare Aushängeschild des Landkreises." Rund 55.000 Gästeübernachtungen würden elf Prozent aller Gästeübernachtungen im Landkreis ausmachen.
"Könnten wir den Titel einer Bildungshauptstadt im Landkreis vergeben, hätte Veitshöchheim u.a. mit Landkreisgymnasium, eigenständiger Musikschule und eine ganze Reihe weiterer Bildungseinrichtungen wie LWG-Technikerschule, Don Bosco Ausbildungshotel, das Berufsförderungswerk oder die Bundeswehrfachschule gute Chancen", so der Landrat.
Ein gesunder Branchenmix aus Industrie, Einzelhandel, Gastgewerbe und Dienstleistungsunternehmen garantiere, dass es Veitshöchheim gut geht und der Landkreis sei sehr stolz, seit 1964 mit der Balthasar-Neumann-Kaserne einen Bundeswehrstandort zu haben. Die helfenden Hände hätten sich zuletzt in Corona-Zeiten als unverzichtbare Stütze im Landkreis erwiesen.
Über 70 Vereine, Organisationen und Gruppierungen würden Veitshöchheim zu einer liebens- und lebenswerten Gemeine machen, die Tradition und Technologie, Kultur und Kulinarik, Vereinsleben und Wirtschaftskraft in sich trage und in der auch Althergebrachtes wie die Maibaumaufstellung, der Kirchgang der Vereine oder die Letzte Fuhre der Winzer seinen festen Platz im kulturellen Leben des Ortes habe.
Nach den beiden Reden unterhielt die Bigband B 27 der SMSV mit "Gonna Fly Now". Das mit einem Oscar als bester Filmsong ausgezeichnete Titellied von Bill Conti des Films Rocky aus dem Jahr 1977 gilt als Teil der US-amerikanischen Popkultur.
Veitshöchheimer Talkrunde
Karen Heußner: "Wir haben uns gedacht, in einer kleinen Podiumsrunde mit Menschen, die eine besondere Verbindung zum Ort haben, über Veitshöchheim zu sprechen, was Veitshöchheim ausmacht und was für sie das jeweils wichtigste ist."
An der Talkrunde beteiligten sich v.l.n.r. der Tag- und Nachwächter Klaus Körber aus Erlabrunn, Bürgermeister Jürgen Götz, die Fragen stellende Moderatorin Karen Heußner, der Gästeführer Rudi Hepf und die gemeindliche Kulturreferenten Dr. Martina Edelmann.
Fragen an Bürgermeister Jürgen Götz
"Veitshöchheim ist ein vielfältiger Ort, worauf sind sie besonders stolz?"
Jürgen Götz: "Zum einen die 70 örtlichen Vereine, die sich wesentlich ins Ortsleben einbringen und Veitshöchheim zu dem machen, was es ist. Zum anderen, dass wir hier für jede Generation etwas zu bieten haben, von der vielfach aufgestellten Bildung bis zu einem umfangreichen Seniorenangebot.
Was ist aus Ihrer Sicht das wichtigste Zukunftsprojekt im Ort?
"Wir haben einiges schon angestoßen, im Bereich der Bildung die auf 30 Millionen Euro veranschlagte Schulsanierung, Neubau einer Seniorenwohnanlage für betreutes Wohnen mit einer Gruppe für Demenzkranke im Bereich des bereits abgerissenen Rewe-Marktes. Auch sind wir gefordert, uns mit unserer Umwelt und dem Klima beschäftigen, haben dazu das Klimaschutzkonzept fortgeschrieben.
Fragen an Martina Edelmann
Was hat es mit diesem Plan auf sich?
"Es ist ein auch im Internet abrufbarer Plan um etwa 1830, auf dem die Eisenbahn durch den Ort noch nicht zu sehen ist, aus dem man Vieles herauslesen kann. Vieles steht noch so wie damals."
Was ist das aus Deiner Sicht das wichtigste Ereignis 925 Jahre Veitshöchheim?
"Spontan: Durch die Eingemeindung Gadheims (am 1. Juli 1976) hat Veitshöchheim den EU-Mittelpunkt bekommen. Aber ich denke es war nach dem Tod von Dietrich Echter (1554-1601), der hier im Ort Ländereien besaß, die Entscheidung seiner Frau Susanne, Marschallin von Pappenheim, die ihren geerbten Besitz ihrem Schwager Fürstbischof Julius Echter (1545-1617) vermachte, der und dessen Nachfolger einen Jagdgarten einrichteten und ein Schloss bauten und den Hofgarten anlegten. Dies war ein ganz gewaltiger Einschnitt im Ort und für die Bedeutung von Veitshöchheim.
Was ist in Veitshöchheim die älteste erhaltene Tradition und hat diese noch eine Zukunft?
"Was man in Veitshöchheim immer noch merkt, ist des Dorf, das noch lebt und noch Leute da sind, die es kennen und mögen. Es ist spürbar, dass hier noch Altes lebt. Aber auch Zugezogene können sich hier einbringen, so auf Weinfeste gehen oder beim Fasching mitmachen. Und hier sind die Schlappsäu eine alte Tradition, die bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgehen. Man sieht sie nun das ganze Jahr über am Fastnachtshaus in der Bahnhofstraße.
Fragen an Gästeführer Rudi Hepf
(Er macht seit 40 Jahren 90 Hofgartenführungen jährlich, in jüngster Zeit auch Faschingsführungen und Führungen am EU-Mittelpunkt sowie auch Weinschlendern)
Was zeigst Du den Gästen am liebsten?
"Ich richte mich danach, wo die Gruppe herkommt und was sie verbindet, ob sich beispielsweise die Feuerwehr aus Oberviechtach oder die Karnevalsgesellschaft Feurio Mannheim anmeldet oder der Obst- und Gartenbauverein aus Oberstreu kommt."
Was ist für Dich die älteste Tradition, die hier noch lebt.?
"Als ich 1959 hierherzog, hat mir mein Schwiegervater gesagt, du wirst hier nur Veitshöchheimer, wenn du Schlappsau bist. Diese Geschichte habe ich dann 35 Jahre durchgezogen, was unendlich anstrengend war."
Gibt es auch was Kritisches anzumerken?
"Eine Stelle, wo ich immer hingehe, ist im Hofgarten die Kaskade, die er vor sieben Jahren auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, damals noch als Heimatminister, zeigte, als dieser hier eine Ausstellung eröffnete. Bereits in den 50er Jahre habe man darüber nachgedacht, dass man diese im Zweiten Weltkrieg am 30. Januar 1945 durch eine Bombe zerstörte Kaskade sehr wohl aufbauen kann, wenn die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, so wie auch das völlig zerstörte Falkenhaus in Würzburg wieder aufgebaut wurde."
An die anwesenden Politiker auf überörtlicher Ebene appellierte er, hier tätig zu werden. Hepf: "Vielleicht erlebe ich mit meinen 83 Jahren noch, dass irgendwann die Kaskade wieder aufgebaut wird."
Fragen an Klaus Körber
Was zeigt ein Erlabrunner in Veitshöchheim am liebsten?
"Wo ich immer hingehe, ist das Märzebrünnle in der Herrnstraße. Für mich ist der Reiz hier diese Zerrissenheit, einerseits dieses Adelige wie Bilhildis, Ravensburger, der Hofgarten und Seinsheim rauf und runter. Veitshöchheim ist aber auch ein ganz normaler Ort mit ärmeren Leut mit nem Haufen Kinner, da ist gekämpft worn, und da ham se dem Fürstbischof sei Heckn geschnittn, hast nix anners zu tun ghabt, als den Zehnt abzuliefern und dem Kerl die Mädli und die Springbrunna gehn."
Und später: "Immer gehe ich ein auf die Maingeschichte, dass hier Fischer waren, die Hausfrauen die Wäsche aufhängten, der Main viel weiter drunten war. Da geht man dann in den Hofgarten rein und schon hat man gewonnen."
Gibt es was, das die Gäste nicht so toll an Veitshöchheim finden?
Da fällt mir spontan nichts ein. Was Veitshöchheim im Vergleich beispielsweise zu Rothenburg nicht hat, ist diese ganz alte Bausubstanz und dass hier im Altort viele Häuser neu gebaut wurden. Aber was beeindruckend ist, dass man im Veitshöchheimer Altort nie allein ist, hier immer Leut unterwegs sind."
Eine Premiere: Präsentation eines neuen Imagefilmes über Veitshöchheim
Der Veitshöchheimer Edwin Wald ist der Hauptdarsteller im neuen digitalen Imagefilm der Gemeinde Veitshöchheim, den die gemeindliche Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann vorstellte. Es ist dies ein Werk des freischaffenden Filmemachers Christoph Kirchner aus Wipfeld (ckfm. – Christoph Kirchner Film & Medien).
Kirchner baute seinen zwölf Minuten dauernden Film auf dem Konzept auf, Edwin Wald als Veitshöchheimer Urgestein, der am 3. April seinen 86. Geburtstag feierte, als Model durch den Ort spaziert und aus seiner Sicht überlegt, was war hier, was ist jetzt und vielleicht später. Es ist jedoch nicht seine Stimme, die im Film zu hören ist, sondern die eines professionellen Sprechers. Fotos Screenshots aus Film
Bestandteile des Films sind zahlreiche mit der Drohne gemachte Luftaufnahmen auch über die Wohngebiete. Gezeigt werden natürlich auch die gemeindlichen und die überörtlichen Einrichtungen und weitere Vorzüge des Ortes, auch wie er sich entwickelte, den Hofgarten, die Weinberge und die kulturelle Vielfalt in Hülle und Fülle, außerdem wie wichtig das Vereinsleben ist und auch der Tourismus und die Fastnacht in Franken fehlen natürlich nicht mit dem Schlusssatz: In Veitshöchheim, da lässt sich's einfach leben. Fotos Screenshots aus Film
Musik
Mit Route 66 brachte nach dem Film die Bigband B 27 der SMSV das Publikum ins Swingen. Der von Nat King Cole 1946 veröffentlichte und später auch von den Rollings Stones 1964 gecoverte Blues-Song
beschwört den amerikanischen Mythos von der Freiheit, sich einfach in sein Auto zu setzen und unbelastet von den Alltagssorgen einige hundert Meilen westlich auf schnurgerader Straße durch die Landschaft zu reisen.
Ehrenbürger
Es folgte nun die festliche Ehrung von Rainer Kinzkofer, dem Bürgermeister Jürgen Götz die Urkunde zu seiner Ernennung zum Ehrenbürger aushändigte und die Musikschulleiterin Christina Stibi ein für diesen Anlass um getextetes Lied sang (siehe nachstehender Link auf separaten Bericht).
Festrede Günther Stadtmüller
Die Moderatorin präsentierte dem Publikum nun eine Festrede der besonderen Art, nämlich die kabarettistische Sicht von Günther Stadtmüller auf das heutige Festereignis. Er wirkte früher als Lehrer der Mittelschule, war weit über die Ortsgrenzen hinaus mit seinem Kabarett "Frei & Frank" bekannt, war Theaterregisseur, gründete das Theater am Hofgarten und betreute die Theatergruppe der Landesanstalt, wurde in den letzten Jahren sein humorvoller Redebeitrag am Neujahrsempfang der Gemeinde mit Spannung erwartet.
In seinem Streifzug durch den Ort und seine Geschichte ging er natürlich auch auf die Skelette ein, die vor kurzem an der Kirche ausgegraben wurden, wo sich die Gelehrten über das wahre Alter wahrscheinlich immer noch streiten. Für ihn ist die Existenz von Veitshöchheim und was hier geschaffen wurde, eine göttliche Vorsehung, wie eine gewisse Bilhildis zur Auserwählten wurde, mit dem Vitus für Nachwuchs zu sorgen, und wie schließlich die Würzburger von dem schönen Ort Besitz ergriffen.
Er sei seinem Schöpfer noch heute dankbar, dass er irgendwann auch nach hier in die Perle des Rokoko, die Hochburg der Narretei, in den Ort mit dem überquellenden Frohsinn, in das Mekka der gelebten gute Laune geriet und er zünde ab und zu in der Vituskirche aus Dank ein Kerzlein an.
Auf die Ehrenbürgerschaft für den Altbürgermeister eingehend, meinte er, dass auch dies eine Vorsehung gewesen sei, als sie Rainer Kinzkofer einst aus Oberfranken nach Veitshöchheim lockte, um hier zu wirken und zwar segensreich.
925 Jahre-Jubiläumsgeschenk der Lehrerband der Sing und Musikschule an Veitshöchheim
Und noch eine Premiere stand am Schluss als Überraschung auf dem Programm, und zwar als Geschenk der Lehrerband der Sing- und Musikschule Veitshöchheim mit Achim von Bassen (Schlagzeug), Klaus Wangorsch (Trompete), Daniel Delgado (Piano), Dominik Heidinger (E-Gitarre), Annika Weber und Christina Stibi (beide Gesang). Sie präsentierten zum 925. Ortsjubiläum nach der Melodie "9 to 5" von Dolly Parton ein neues Veitshöchheim-Lied mit folgendem Text:
Vitus • Bilhildis • Balthasar Neumann
Rathaus • Feuerwehr • Rokokogarten
All das gibt’s in unserm schönen Ort.
Seelein • Mittelbau • Landesanstalt
Altort • Bundeswehr • Mainfrankensäle
Veitshöchheim wir gratulieren Dir.
Es sind 925, soviel Kerzen auf der Torte •
Nur für Veitshöchheim • für den Schönsten aller Orte.
Wir sind 925, immer an derselben Stelle
zwischen Main und Reben • so läßt sich‘s leben.
Meegass • Mozartfest • Bacchuskeller
Schlappsäu • Mainlände • Synagoge
All das gibt’s in unserm schönen Ort.
Gadheim • Fürstbischof • Martinsbrunnen
Mainsteg • Mittelpunkt • Fastnacht in Franken
Veitshöchheim wir gratulieren Dir.
Fotos Dieter Gürz