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Mit Oberstleutnant Andreas Störmer ging am 31. März ein außergewöhnlicher, allseits sehr beliebter und sozial sehr engagierter Kasernenkommandant in den Ruhestand - Er war in den letzten zehn Jahren das Gesicht der Bundeswehr in Veitshöchheim

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Kasernenkommandant Andreas Störmer war in den letzten zehn Jahren das Gesicht der Bundeswehr in Veitshöchheim. Im Bild (Foto Dieter Gürz) steht er  in seinem Dienstgebäude 50/1 vor dem Lageplan der Balthasar-Neumann-Kaserne (BNK). Der Oberstleutnant war durch seine Weichenstellungen maßgeblich mitverantwortlich, dass in dieser Zeit bedeutsame Infrastrukturmaßnahmen in der BNK durchgeführt und angeleiert wurden, wo viele andere Kasernen noch Kilometer weit davon entfernt sind. Er hat weiter, wie kein anderer, in vielfältiger Art und Weise das hervorragende Verhältnis zwischen der Gemeinde und ihren hier stationierten Soldaten gefördert. Viele Leute kennen ihn auch durch die von ihm organisierten 20 Benefizkonzerte, bei denen er insgesamt 80.000 Euro für einen guten Zweck erlösen konnte.

Nun händigte bei einem Appell der Chef des Stabes der 10. Panzerdivision Oberst i.G. Lutz Kuhn dem 60jährigen Berufssoldaten nach über 40jähriger Dienstzeit die Urkunde zur Versetzung in den Ruhestand zum 31. März 2022 aus (Foto Phillip Leupolz).

Bei der Übergabezeremonie der Amtsgeschäfte  von Störmer an seinen Nachfolger Oberstleutnant Thomas Lischitzki (stellvertretender Kommandeur Fernmeldebataillon 10) hatte der Standortälteste Brigadegeneral Michael Podzus die herausragenden Leistungen von Störmer für den Bau neuer  Infrastruktur in der BRK und sein Engagement für die Soldaten, vor allem bei der Aufsicht und Pflege der Betreuungseinrichtungen in der BNK  gewürdigt und ihn als Ehrenvorsitzenden des psychosozialen Netzwerkes der BNK bezeichnet.

Störmer sah sich nicht als der typische, sich an Regeln und der Hierarchieordnung orientierende Soldat, sondern immer als Manager auf der Suche nach pragmatischen Lösungen, stand bei ihm der Mensch unabhängig vom Dienstgrad im Mittelpunkt. Enorm war so auch sein soziales Engagement außerhalb des Dienstes.

Er habe sich sehr darüber gefreut, als ihm in den letzten Tagen ein ihm bis dato Unbekannter das Kompliment macht,  er sei unheimlich beliebt bei den Soldaten in der Kaserne, kein lascher Hund, sondern fair, ehrlich, offen, deutlich und  jeder habe gewusst woran er ist.

Nach Dienstschluss hätten schon mal des Öfteren vor seinem Zimmer Schlangen von Soldaten gestanden, die irgendein Problem hatten, das sie auf dem Dienstweg nicht lösen konnten.

So habe auch ein Oberstabsfeldwebel ihm zum Abschied gesagt, er sei ihm unheimlich dankbar dafür, dass unter ihm jeder so sein durfte, wie er ist. Es musste sich keiner verstellen.

Störmer: "Für mich ist es eine Frage von Sensibilität und eine hohe Kunst, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind und zu erkennen, wo man sie am besten einsetzt, denn wenn man sich nicht um seine Mitarbeiter bemüht, wird man sie verlieren, entweder an die Konkurrenz oder in den Krankenstand und es wird nichts Besseres nachkommen."

Er sah sich in vielen Dingen kritisch, aber nicht als Revoluzzer, sondern als Reformer im besten Sinne, auch wenn er dadurch öfters bei seinem Vorgesetzten, dem Chef des Stabes angeeckt sei. Was er gehasst habe, waren militärische Grabenkämpfe und Zwistigkeiten, ohne die noch viel mehr bei der Bundeswehr erreicht werden könnte.

"Für mich waren 40 Jahre Bundeswehr eine bewegte Zeit, in der unheimlich viel passiert ist, die mir unendlich viel Spaß gemacht haben und in der ich so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wie ich dies greifen soll," sagt er rückblickend. Er habe sich nie in die militärische Gemeinschaft eingekapselt, habe vielmehr immer gerne zu tun gehabt mit Menschen, die aufgrund ihres unterschiedlichen Couleurs interessant waren.

Und der Oberstleutnant gerät in seiner Rückschau ins Schwärmen: "Ich habe Orte in meinem Leben gesehen, wo sonst kein deutscher Tourist hinkommt, die unendliche Weite von Afghanistan, die Fjorde in Norwegen morgens um sechs Uhr, wenn der Nebel hochsteigt, die Ausbildung in Kanada, wo ich im Schein des Mondes durch ein kleines Loch im vereisten Teich fischte, während der Wolf heulte und ich zurückschauend denke, das ist ja wie im Film." Er sei als Frequenzmanager der NATO auf die Kap Verdischen Inseln gefahren, wo andere Urlaub machen.

Nach seiner Tätigkeit im Ruhestand befragt, sagte er, er bleibe in zivil weiter der Kaserne erhalten, so wie bisher als Vorstand des Casinos. Er werde in dieser Funktion an zwei bis drei Tagen in der Woche dort sein, um nach dem Rechten zu schauen.

Er werde sicherlich auch die eine oder andere Wehrübung machen. Dabei liebäugele er mit zwei Bereichen, zum einen mit der Gästebetreuung und Workshops und  zum anderen mit der Bearbeitung von Eingaben und Beschwerden von Soldaten.

Störmers militärische Biografie vor 2011

Geboren am 31.10.1961 war nach dem Abitur in Würzburg für ihn als jugendlicher Straßenmaler mit Einladung nach Paris eigentlich Grafik-Design sein Ziel. Am 1.7.1981 verpflichtete er sich dann aber bei der Bundewehr als Offiziersanwärter zunächst auf drei Jahre. Nach der Grundausbildung in Sigmaringen kam er zum 1.4.1982 zum Fernmeldebataillon 12 nach Veitshöchheim, wo er 1988 sich als Berufssoldat verpflichtete. Nach der Auflösung des Bataillons 1993 kam er nach München als Inspektionschef für Uffz-Ausbildung im Bereich Fernmeldetechnik.

Dann kam 1996 mit der Versetzung als Kompaniechef der Luftlande-Fernmeldekompanie 9 AMF (Schnelle Eingreiftruppe der NATO) in Dillingen an der Donau seine erste dienstliche Berührung auf internationaler Ebene bis 1998. Hier war er als Major noch in Zeiten des Kalten Krieges die ganze Zeit in ganz Europa unterwegs auf Erkundung und in Besprechungen, im Herbst meist in der Türkei mit Schwerpunkt an der syrischen Grenze und im Frühjahr in Norwegen. In dieser Zeit wurde die Fallschirmspringerei seine große Leidenschaft mit 385 Sprüngen, die er absolvierte mit Folgen für seine Bandscheibe.

In dieser Zeit lief auch die Belagerung von Sarajevo im Bosnienkrieg, bei dem auch Optionen geprüft wurden, über einen Fallschirmjäger-Absprung in die Stadt reinzugehen.

1998 wurde er dann in Leipzig stellvertretender  Kommandeur des Stabsfernmeldebataillons 701, wo er dann mehr auf dem Balkan als in der Kaserne war, machte mehrfache SFOR-Einsätze in Mazedonien und im Kosovo. Störmer: "Die Einsätze dort bereiteten mir lange Zeit schlaflose Nächte und die schrecklichen Erlebnisse kamen jetzt wieder hoch mit den Bildern des Krieges in der Ukraine."

Eigentlich wollte er am 30. März eine große Abschiedsparty machen, hatten ihm die Heeresmusiker die große Combo schon zum Abschied geschenkt und er schon eine große Gästeliste erstellt und die Einladungen geschrieben. Er habe dann jedoch das Feiern und die von ihm selbst erlebten Kriegsbilder vor Augen nicht übereinander gebracht und die Party sausen lassen.

Störmer: "Diese Erlebnisse auf dem Balkan und später auch in Afghanistan, haben mich nachhaltig geprägt und mich zu dem Oberstleutnant gemacht, der ich heute bin. Wenn man dieses Elend sieht und wie schnell gestorben werden kann, dann werden die Dinge im täglichen Leben bedeutungslos."

Für Störmer waren das die Wurzeln für sein ehrenamtliches soziales Engagement im Bundeswehrsozialwerk und im Verein "Lachen helfen e.V." (siehe nachstehende Ausführungen).

Von 2001 bis 2005 kam er dann in das NATO-Hauptquartier Brunssum in den Niederlanden, wo er als Direktor für das gesamte Frequenz-Management des Funkverkehrs in Einsatzgebieten der NATO zuständig war und während dieser fünf Jahre zum Leidwesen seiner Familie mehr als 50 Prozent der Zeit in Afghanistan war, wo er in jedem militärischen Standort und jedem Flugplatz die Frequenzen aufbaute. Er habe dort auch viele schreckliche Dinge erlebt, etwa als eine schwangere Frau von Taliban-Kämpfern mit Benzin übergossen brennend vor die Wache gelegt wurde.

Er habe dort aber auch eine tolle Zeit erlebt, etwa als er mit seinem Team in Zusammenarbeit mit dem Verein "Lachen helfen e.V." ein SOS-Kinderdorf und eine Schule für Mädchen aufbaute, wie schon früher in Bosnien.

Wirken als Infrastruktur-Manager (Kasernenkommandant) der BNK

Als sein berufliches Highlight bezeichnet Störmer es dann, als er 2011 erneut in Veitshöchheim aufschlagen konnte als stellvertretender Kommandeur des Fernmeldebataillons der DLO, wo dann auch seine Tätigkeit als Kasernenkommandant begann.

Das erste Infrastrukturprojekt, das er in dieser Funktion in Angriff nahm, war 2012 in einer nicht mehr benötigten Materiallager-Halle das tollste Fitness-Studio einzurichten, auf 350 Quadratmeter mit den neuesten Fitnessgeräten, die es gibt, wie man es sonst laut Störmer in keiner deutschen Kaserne findet (Foto Dieter Gürz). Allein schon die Genehmigung zu erhalten, für 20.000 Euro einen speziellen Boden für die Gewichte einzubauen, sei eine große Herausforderung gewesen. Ein Glücksfall war, dass er die Geräte aus einer aufgelösten amerikanischen Kaserne in Schweinfurt als Schenkung loseisen konnte. Das Fitnessstudio, so der Oberstleutnant, sei noch heute so richtig der Renner in der Kaserne.

Seine Karriere als Infrastrukturist der Kaserne setzte er dann fort, nachdem  die Entscheidung gefallen war, dass die Kaserne in Veitshöchheim nicht aufgelöst wird und die Bausubstanz Mitte der 60er Jahren so schlecht ist, dass hier etwas gemacht werden muss. Hier kann Störmer für sich in Anspruch zu nehmen, entscheidende Weichenstellungen gegeben zu haben.

Im Januar 2021 erhält Hauptmann Torben Fedder (links - Foto Bundeswehr), der als staatlich geprüfter Bautechniker und Infra-Offizier in Störmers Team als "Kümmerer und Koordinator vor Ort" alle Baumaßnahmen und den Bauunterhalt nachhaltig begleitet, vom Staatlichen Bauamt die Schlüssel für das neue 17 Millionen Euro kostende neue Unterkunftsgebäude, das 254 moderne Unterkünfte für die Bundeswehrfachschule und die Betreuungsstelle für zivile Aus- und Weiterbildung bietet. Hier berichtet Störmer, dass er alle überzeugen konnte, dass anstelle eines strengen "Sozialistenblocks" ein wegen der unterschiedlichen Belegung mit Lehrgangsteilnehmern und Pendlern  gegliedertes Gebäude mit kleinen Innenhöfen und Teilsegmenten  und anstelle der üblichen Zweimann-Belegung Einbettzimmer mit eigener Nasszelle und Toilette entstanden.

Überzeugen konnte der Kasernenkommandant die Finanzdirektion nach vielen Jahren des Stillstands die alte marode Sporthalle abzubrechen und die Mittel für den Bau einer neuen modernen Sporthalle freizugeben. Auf die Halle, die im Juni dieses Jahres fertig und richtig chic werde, würden auch Veitshöchheimer Vereine schon warten.

Das neue Probengebäude für die Heeresmusiker (im Bild Baustand im Juni 2021 - Foto Dieter Gürz) wird im Dezember dieses Jahr fertig und im März 2023 übergeben. Im Bau ist weiter ein neues Feldjägergebäude und der Bau eines neuen Sanitäts-Zentrums soll im nächsten Jahr losgehen.

Ansteht weiter auch die Sanierung oder der Neubau des Dienstgebäudes für den Stab der 10. Panzerdivision, für das die Kasernenkommandantur in Absprache mit dem Stab das Raumprogramm entwickelte und eine Bedarfsfeststellung erstellte.

Energetisch müssen laut Fedder alle Neubauten in der Kaserne der EnEV 40 und alle Gebäudesanierungen der EnEV 55 entsprechen. Erneuert werde derzeit das ganze Trinkwassersystem. In Planung sei auch ein neues, mit Hackschnitzel betriebenes Heizgebäude als energetisches Vorzeigeprojekt der BNK. Derzeit erstellt Fedder eine Bedarfsforderung für die Elektromobilität in der BNK.

Angesichts der vielen von der Kasernenkommandantur in den letzten zehn Jahren angeleierten Baumaßnahmen, ist für Störmer sein Stellvertreter Fedder der "Balthasar Neumann" der Kaserne, der auch die Pläne für eine zweite Ausfahrt der BNK im vorderen Bereich machte.

Störmer: "Meine Aufgabe sah ich darin, die Weichen zu stellen. Mein Stellvertreter hat dann mit seiner Fachexpertise ganz nachhaltig und auch von der Zeitachse her beschleunigt die notwendigen Maßnahmen eingeleitet und bautechnisch begleitet, so dass wir heute dastehen, wo viele andere Kasernen noch Kilometer weit davon entfernt sind."

Kasernenkommandantur - ein Gemischtwarenladen

Aber nicht nur Baumaßnahmen beschäftigen die durch zwei Offiziere, zwei Feldwebeldienstgrade und drei Mannschafter besetzte Kasernenkommandantur 50/1. Störmer: "Wir sind ein Gemischtwarenladen, wir machen alles".

Für ihn war sein Dienst hier tägliches Krisenmanagement. Er habe am Montag früh noch nicht gewusst, was auf ihn zukommt. Ständig passiere am Standort etwas anderes. Hier einige Beispiele:

  • - da liegt Müll auf der Straße, den keiner aufräumt
  • - in der Küche funktioniert der Konvektomat nicht mehr
  • - da ruft eine Frau X an, dass Wildschweine über ein Loch im Kasernenzaun in ihren Garten gelangt sind
  • - es sind Parkberechtigungen und Besucherausweise zu erstellen
  • - Besuchergruppen durch die Kaserne zu führen
  • - bei der Wache fällt Personal aus
  • - der Reiterhof Müller möchte, dass Pferde ausnahmsweise über den Standortübungsplatz reiten dürfen

Aufsichtsführung über die Betreungseinrichtungen der BNK

Zukunftsweisend für alle Kasernen war 2014 nach Fusionierung von OHG und UHG und Wegfall des Mannschaftsheims, dass Veitshöchheim trotz heftiger Gegenstimmen neben der Truppenküche, für die das Verpflegungsamt der Bundeswehr zuständig ist, nur noch ein a la Carte-Casino mit Bedienung für alle Standortangehörigen, also für alle Zivile und alle Dienstgrade vom Obergefreiten bis zum General hatte. 2013 sei dies noch unvorstellbar gewesen (Bild von einer Veranstaltung auf der Terrasse des Casinos im Sommer 2021- Foto Dieter Gürz)

Für Störmer gab es aber, wie er berichtet, keine andere Alternative, denn die Auslastung der bisherigen Heime war nicht mehr da und nach Wegfall der Wehrpflicht fehlten ausreichend Ordonanzen. Es wurde damals von den Delegierten von OHG und UHG ein eingetragener Betreuungsverein, eine Casinogesellschaft gegründet und ein Vorstand gewählt, der für die wirtschaftliche Abwicklung zuständig ist.

Störmer hatte hier zwei Hüte auf: Zum einen war er gewählter Vorstand des Vereins und zum anderen oblag ihm als Kasernenkommandant die Aufsichtsführung über das Casino, hatte er sich also dienstlich um Ordnung, Sauberkeit und Hygiene, Personal, Öffnungszeiten und Terminierung von Veranstaltungen im Casino zu kümmern. Diese Aufgabe habe 30 Prozent seiner Arbeitszeit in Anspruch genommen. Künftig sei er nun als Vorstand in der bittstellenden Funktion gegenüber seinem Nachfolger Oberstleutnant Thomas Lischitzki, wenn es beispielsweise Personalprobleme gibt.

Coronapandemie

Störmers Job war es auch, abzuwägen, welche Regularien innerhalb der gesamten Kaserne zu fahren sind, beispielsweise im Casino, in der Truppenküche oder an der Wache. Alles was quasi mit der Umsetzung der Hygienemaßnahmen zu tun hat, oblag seinem Verantwortungsbereich. In der Hochphase von Corona seien hier am Tag 20 Emails eingegangen, habe eine Weisung die andere gejagt, die man so schnell gar nicht umsetzen konnte.

Störmer: "Ich glaube, wir haben hier eine gute Regelung getroffen, denn die Coronafälle hier in der Kaserne waren nahezu Null." Wenn es Fälle gab, sei dies am Wochenende erfolgt und die Betroffenen seien, wenn sie sich nicht gut fühlten, erst gar nicht in die Kaserne gekommen. Er habe auch eine spezielle Schleuse einrichten lassen, wo  Patienten untersucht worden sind.

In allen Dienststellen seien präventiv auch drei Tests in der Woche umgesetzt worden.

Derzeit zählt die Kaserne laut Kommandant 1890 Beschäftigte, davon 250 im Zivilbereich, Tendenz durch den Aufwuchs des Fernmeldebataillons 10 steigend, Frauenanteil 20 Prozent mit Masse im Zivilbereich.  In der Kaserne würden rund 40 Prozent übernachten.

Zusammenarbeit mit der Gemeinde Veitshöchheim

Sehr positiv schildert der Kasernenkommandant die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Veitshöchheim, die er sehr genossen habe, ob nun mit dem Bürgermeister, dem Bauhof, dem Ordnungsamt, dem Bauamt oder dem Kulturamt oder wie auf dem Bild, wo er beim Informationsgang der Gemeinde im Jahr 2018 die Teilnehmer im Casino empfing und ihnen die Geschichte der Kaserne, deren bauliche Struktur, die Nutzung der Kaserne durch die verschiedenen Einheiten und Dienststellen sowie auch die geplanten und laufenden Baumaßnahmen erläuterte.

Man hat sich nach seinen Worten stets gegenseitig geholfen und es sei so ein gegenseitiges Geben und Nehmen, keine Einbahnstraße gewesen. Als Beispiele führt er die Einlagerung von Material für Fastnacht in Franken, Abenteuerspielplatz oder den Weihnachtsmarkt in Gebäulichkeiten der Kaserne an. Dem Sportschützenverein ermöglichte er das Bogenschießen von bis zu 20 Leuten  auf einer Wiese innerhalb der Kaserne und auch für die neue Sporthalle in der Kaserne würden die örtlichen Vereine bereits Gewehr bei Fuß stehen. Andererseits sei auch die Gemeinde im Geisbergbad bei den Schwimmleistungen der Soldaten entgegengekommen, die nun nicht nur in Gruppen, sondern auch einzeln kommen könnten.

 In 20 Benefizkonzerten 80.000 Euro für einen guten Zweck erlöst

Während seiner zehnjährigen Zeit als Kasernenkommandant engagierte sich Andreas Störmer alljährlich bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie außerdienstlich für das Bundeswehr Sozialwerks e.V. und die Initiative „Lachen helfen e.V.“, in dem er schätzungsweise 20 Benefizkonzerte mit Petra Prinz & Band, mit den Highlights in den Mainfrankensälen, über den Förderverein "Miteinander" plante, organisierte, durchführte, abrechnete und diese meist auch moderierte. Dabei konnte er auch dank vieler Sponsoren insgesamt 80.000 Euro für einen guten Zweck erlösen (Fotos Dieter Gürz), wodurch sehr viele Kinder bei uns in Deutschland und in Krisenregionen dieser Welt glücklich gemacht werden konnten.

Spendenübergabe im Februar 2019 des Erlöses des Silvester-Benefizballs 2018 in den Mainfrankensälen in Höhe von 5.555,55 Euro v.l.n.r. Oberstleutnant Andreas Störmer (örtlicher Repräsentant Initiative LACHEN helfen e.V. und Organisator der Veranstaltung),  die Sängerin Petra Prinz, Oberstleutnant a.D. Wilhelm Bohlen (Präsident Traditionsverband 12. PzDiv) und Klaus Niemeier (Vorsitzender Bundeswehr Sozialwerk Bereich Süd). Der Erlös kam zu gleichen Teilen dem Bundeswehr Sozialwerk (BwSW) und der "Initiative LACHEN helfen" zu gute (Fotos Dieter Gürz).

Oberstleutnant Andreas Störmer betreut im Großraum Würzburg die in den 90er Jahren von Bundeswehrsoldaten und Polizisten ins Leben gerufene "Initiative LACHEN helfen“. In dieser engagieren sich bundesweit Soldaten und Polizisten dafür, dass die Kinder in den krisengeschüttelten Regionen und Einsatzgebieten der Bundeswehr eine Zukunft haben und somit auch das Land, in dem sie leben, den Kindern eine Zukunft bieten kann. Mit direkter Hilfe vor Ort sind so aus Ruinen neue Schulen, Kindergärten und Waisenhäuser, Spielplätze oder einfach nur Bleiben entstanden, um wieder menschenwürdig leben zu können. Kinder den schrecklichen Krieg vergessen lassen und ihnen ein Lachen mit Hoffnung auf eine glückliche Zukunft zurück zu geben, sei Ziel der "Initiative LACHEN helfen".

Flüchtlingsnotunterkunft

Eine tolle Zeit waren für Störmer ab Oktober 2015 auch die zwei Jahre, als in der Kaserne eine Notunterkunft für 500 Asylbewerber eingerichtet wurde. Ursprünglich wollte der Chef des Stabes für die Flüchtlingshilfe eine Sporthalle schließen. Doch der Kommandant konnte nach seinen Worten den damaligen DLO-Kommandeur Generalmajor Bernd Schütt überzeugen, dass die Sporthalle zu klein und inmitten der Kaserne liege.

Auf seinen Vorschlag hin stellte dann die Bundeswehr zwei im Südosten der Kaserne abseits liegende beheizbare  Material-Lager-Hallen der Regierung von Unterfranken zur Verfügung. Das Areal konnte  auf seinen Vorschlag hin mit einem Metallzaun von der Kaserne mit einem eigenen Zugang abgetrennt werden. Und ihm gelang es auch unkonventionell die beiden Hallen für die neue Nutzung in Gang zu setzen. Da dem Oberstleutnant der Ruf vorauseilte, exzellent in alle Bereiche vernetzt zu sein, schaffte er es, nachdem von der Regierung in ganz Bayern für die Flüchtlingsaktion kein Bauzaun zu kriegen war , dass dieser innerhalb eines halben Tages da war und installiert werden konte.

Störmer: "Es war einfach Klasse, da habe ich zwei Rundrufe gemacht und ich hatte unter den Soldaten  91 Freiwillige."  Es mussten zunächst die Hallen, und so auch das Fitness-Studio geräumt werden. Sieben Ikea-Sattelzüge lieferten Stock-Betten und Matratzen an. Das musste alles zusammengeschraubt werden. Innerhalb einer Woche war alles aufgebaut, "was man zum Leben braucht", als dann auch schon der erste Bus mit Flüchtlingen gekommen sei.

Wie Störmer erzählt, hatte er es mit einem ganz tollen Mann der Regierung zu tun, nämlich mit dem für dieses Projekt re-aktivierten Beamten Helmuth Gerbig, mit dem er sich vom ersten Tag an sehr gut verstanden habe.

So holten die Beiden, um dem vielen anfallenden Müll Herr zu werden,  einen Caterer an Bord, der als Pilotprojekt das Mittagessen nicht wie in allen Notunterkünften in Tüten an jeden Einzelnen, sondern in Buffetform servierte, an dem sich jeder nehmen konnte, was er haben wollte. Dadurch konnte der anfallende Müll auf Null reduziert werden. Der Kasernenkommandant ermöglichte auch Betreuungsangebote des Arbeitskreises "Veitshöchheim hilft" für Kinder auf der Wiese vor der Unterkunft.

Da der Kommandant in dieser Zeit öfters auch in den Medien präsent war, sei er häufig auf der Straße angesprochen worden, so beispielsweise in Ochsenfurt auf dem Marktplatz: "Sie sind doch der mit den Flüchtling. Sind das Schlimme, müssen wir uns jetzt Sorgen machen?" Als er dann antwortete, das sind ganz liebe Menschen, lautete die Antwort: "Wenn Sie das sagen, dann muss es ja stimmen."

Während dieser Zeit, so Stürmer, habe er auch Kontakt mit rechtsradikalen Zellen, kahl geschorene Schädel, schwarze Jacken gehabt, die durch den Wald von Oberdürrbach kamen und riefen: "Wir brennen das Zeug nieder." Da habe er verlauten lassen: "Wir haben hier  1500 Mann unter Waffen, wenn da irgend was passieren sollte, braucht man sich keine Sorgen zu machen."

Er erzählte auch, wie er es schaffte, dass die Männer der Unterkunft nicht mehr ihre Zigarettenschachteln und Kippen über den Zaun warfen, in dem er ihnen verdeutlichte, dass "Gastfreundschaft eine hohe Tugend und hohes Gut ist, aber keine Einbahnstraße ist und dass man dies nicht enttäuschen darf." An die 300 Flüchtlinge, so der Oberstleutnant, nahmen für sich in Anspruch, Ehre und Anstand zu haben und hätten sich so an der Säuberungsaktion innerhalb des Kasernengeländes im Gänsemarsch beteiligt. Seitdem sei nie mehr was passiert und er sei ständig eingeladen worden, mit ihnen zu frühstücken.

In den zwei Jahren habe er viele unheimlich interessante Menschen kennen gelernt. In Erinnerung geblieben sei ihm ein Arzt, der exzellent Deutsch und ein brillantes Englisch gesprochen habe. Auf die Frage, er freue sich doch, irgendwann wieder zurückgehen zu können, habe er geantwortet: "Meine Frau, meine Kinder und meine Eltern sind tot, warum soll ich dies tun?" Er hoffe auf eine Zukunft in Deutschland. So wie er, seien viele gekommen, die beileibe keine Asozialen waren.

Mit den Flüchtlingskindern habe er immer Fußball gespielt, was mitunter sehr lustig gewesen sei.  Störmer schilderte aber auch, dass es Probleme mit Insassen gab, die alkoholbedingt den Frauentrakt aufsuchten oder Streit vom Zaun brachen und wie er diesen löste.

In diese Zeit fiel im Juni 2016 auch der Tag der Bundeswehr in der Kaserne (im Bild Kriegsszenario: Die 10. Panzerdivision zeigte auf, wie das Zusammenwirken der verschiedenen gepanzerten Kampf-Truppengattungen und ihren Waffensystemen funktioniert und durch eine gemeinsame Regie zum Erfolg führt - Foto Dieter Gürz).

Es war die nicht nur wegen des neuen Besucherrekordes von schätzungsweise 20.000 Besuchern für den Kasernenkommandanten die nach seinen Erkenntnissen durch die Vielfalt der Angebote unter Einsatz modernster Medien- und Bühnentechnik bisher öffentlichkeitswirksamste und vorbereitungsintensivste Veranstaltung in der 51jährigen Geschichte der Balthasar-Neumann-Kaserne.

Störmer oblag die Gesamtkoordination mit der Zelle Sicherheit. Angesichts des unerwarteten Besucherandrangs an der Hauptwache,  habe er mit der Kelle vor der Wache sich auch um die Verkehrsführung gekümmert.

Tags zuvor habe ihn der Divisionskommandeur aufgrund einer Anfrage der Grünen in Berlin zu sich gerufen, wie man das geplante Kriegsszenario regeln könne angesichts der traumatisierten Flüchtlinge in der Kasernen-Notunterkunft. Auf seinen Vorschlag hin, habe er dann den Flüchtlingen erklären dürfen, was an diesem Tag vor sich geht und dass es eine schöne Geste sei, das Tor zu öffnen und alle zu dieser Veranstaltung herzlich willkommen seien. Zuvor hätten alle die Kaserne nur durch den Zaun gesehen. Er habe dann auch dafür gesorgt, dass alle beim Caterer Bauriedel was zu essen und zu trinken bekamen. Alle seien sehr happy gewesen und hätten sich problemlos unter das Volk gemischt.

Störmers Fazit zur Flüchtlingsunterkunft: Durch seine Dauerpräsenz habe sich das ganze sehr positiv entwickelt, obgleich er auch auf Widerstand innerhalb der Kaserne gestoßen und nicht alle hätten akzeptiert, dass er die Sache mit den Flüchtlingen so offen gehandhabt habe. So habe er mitten in der Nacht unliebsame anonyme Anrufe bekommen wie "Sie Ausländerfreund, ich hasse Sie!" oder Briefe, wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren könne, dass solche potentiellen Bombenleger hier mit dem Bus durch die Kaserne fahren. Wie der Kommandant erklärte, seien immer wieder Gelenk-Busse mit Flüchtlingen unterwegs gewesen, um diese zur Sprachausbildung zu fahren. Er habe kein Problem gesehen, dass die Busse durch das Südtor einfahren, die die Flüchtlinge einladen und direkt zum Haupttor wieder raus zur Schule in Veitshöchheim befördern.

Feierlichkeiten 50 Jahre Balthasar-Neumann-Kaserne

Die Organisation des Festaktes in den Mainfrankensälen anlässlich des 50jährigen Bestehens der BNK im Juni 2015 mit 350 Gästen, Zeitzeugen, neun Festrednern und einer Ausstellung lag komplett in Störmers Hand. Nach dem geistigen Streifzug durch die vergangenen 50 Jahre konnten sich die Gäste auf eine köstliche kulinarische Zeitreise über 50 Jahre Truppenverpflegung begeben, begleitet von der Combo des Heeresmusikkorps, die mit Schlagern aus den vergangenen 50 Jahren für einen Ohrenschmaus sorgten.

Die Ausstellung am Rande des Festsaals dokumentierte die wechselvolle Geschichte der Kaserne, die in den 50 Jahren ihres Bestehens zur Heimat der 12. Panzerdivision, der Panzerbrigade 36, der Division Luftbewegliche Operationen, der Division Süd und seit Jahresbeginn 2015 der 10. Panzerdivision wurde (Foto Dieter Gürz).

Sport- und Gesundheitstag

Mit gutem Beispiel und mit viel Spaß dabei war der Kasernenkommandant als Gesamt-Koordinator beim Sport- und Gesundheitstag des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), der vor der Corona-Pandemie 2018 und 2019 für die Angehörigen der Bundespolizei und der Justizbehörden aus Würzburg sowie der Bundeswehr am Standort Veitshöchheim mit weit über 250 Teilnehmern über die Bühne ging und sich so großer Resonanz erfreute (Foto Dieter Gürz).

 

Gottesdienste an Heilig Abend an der Wache

"Ich habe wunderbare Erlebnisse gehabt, wenn man oben auf der Treppe steht und das Lichtermeer von Kerzen der Gläubigen unter sich sieht," so gerät der Kommandant förmlich ins Schwärmen, wenn er von den Ökumenischen Gottesdiensten der Militärseelsorge am Heiligen Abend um 17.00 Uhr auf dem Gelände nach dem Haupttor an der Wache der BNK erzählt. Gekommen seien immer nicht nur Ehemalige, sondern auch viele Veitshöchheimer mit ihren Familien.

Für ihn sei es in den letzten zehn Jahren immer die richtige Einstimmung auf Weihnachten gewesen, auch wenn er immer das Weihnachtsessen zu Hause verschieben musste, da er von 15 Uhr bis 18.30 Uhr in der BNK präsent war, die Lautsprecher testete und das Ganze 2020 auch unter Corona-Bedingungen organisierte. Eigentlich, so Störmer, sei der Zugang zur Kaserne ohne Passkontrolle nicht erlaubt. Da er alljährlich selbst vor Ort war, habe er dies so entschieden.

 

Auszeichnungen

Stolz präsentiert Störmer auch einige Auszeichnungen für sein Engagement über den reinen Dienst hinaus.

So erhielt der Oberstleutnant für seine hervorragende Unterstützung als Koordinator der zweimal jährlich durchgeführten Sach- und Bekleidungs-Hilfstransporte an den Ungarischen Reservistenverband Matasz in Eger eine Ehren- und Dankesurkunde (Foto Dieter Gürz).

Und erst kürzlich erhielt er durch den Regierungspräsidenten die Goldene Verdienstspange des Landesverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge für sein ehrenamtliches Engagement bei den Sammlungen in den letzten zehn Jahren in den Veitshöchheimer Friedhöfen, bei denen immer so an die 700 Euro zusammengekommen seien. Dies sei für ihn ein inneres Bedürfnis gewesen, da seine beiden Opas im Krieg gefallen seien.

 

Hier die Meinung von Lesern von Veitshöchheim News:

"Ein hervorragender, ganz ausgezeichneter Artikel über Herrn OTL Störmer.  Das ist - militärisch gesprochen - ein Volltreffer!"

Wolf-Dietrich Rupp  (von 2015 bis 2018 als Reservist Vertreter stv. Divisionskommandeur)

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"Ganz starker Artikel! Ein wirklich toller, interessanter und verdienter Rückblick auf die Bundeswehrkarriere eines wahrhaft außergewöhnlichen Menschen und Vorgesetzten. Ich bin sehr dankbar, dass ich Andreas Störmer als meinen Vorgesetzten in verschiedenen Funktionen erleben durfte - einiges könnte ich berichten und nichts Schlechtes ist darunter. Alles Gute im Unruhestand lieber Andreas, wir sehen uns!"
Andreas Münch
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