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Ukraineflüchtlinge in Veitshöchheim - Ein Situationsbericht

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Auch in Veitshöchheim sind inzwischen die ersten Geflüchteten aus der Ukraine angekommen. Sie sind im Moment alle privat untergebracht.

So hat auch Dorothea von Droste (hinten rechts) bei sich im ehemaligen Tagungshaus ihres Hotels am Main am 17. März sieben Flüchtlinge aufgenommen, eine Familie mit  ihrem sechsjährigen, in die erste Klasse gehenden Zwillingspärchen und ihrem vierjährigen Sohn sowie die Schwester der Ehefrau mit ihrer zehnjährigen Tochter. Vom Landratsamt hat die Hotelinhaberin die Information erhalten, dass die Aufenthaltsdauer vorerst zwei bis drei Monate beträgt. Sie glaubt jedoch, dass es länger dauern wird, bis diese in ihre Heimat zurückkehren können (Foto Dieter Gürz).

Dorothea von Droste kümmert sich liebe- und fürsorgevoll um die Flüchtlinge, damit sie einigermaßen mit dem Traumata und den Erlebnissen zurechtkommen, mit denen sie seit dem Einmarsch der russischen Armee und ihrer Flucht am 8. März aus ihrem Heimatdorf, das 100 Kilometer nördlich von Kiew direkt an der russischen Einfallstrasse liegt, konfrontiert wurden. Am 13. März konnten sie die polnische Grenze überqueren, um dann in der Notunterkunft in Leinach zu landen, bevor sie nun in Veitshöchheim das zuletzt leerstehende Tagungshaus beziehen konnten. Ihre Eltern, Großeltern und Geschwister mussten sie zu Hause lassen. Sie wissen nicht, was diesen zwischenzeitlich widerfahren ist, nachdem in den letzten drei Tagen kein telefonischer Kontakt zustande kam. Der Familienvater, der in seiner Heimat zuletzt in einem Holz verarbeitenden Betrieb arbeitete, hofft, alsbald nach Erhalt der beantragten Aufenthaltspapiere hier einen Job finden zu können.

Im Telekom-Shop in Würzburg kann ein jeder über 14 Jahre alte Ukraine-Flüchtling eine kostenfreie Sim-Karte erhalten. Dazu mussten die drei Erwachsenen mit Pass persönlich erscheinen.

Siehe Informationen: Kostenlose SIM-Karten für Geflüchtete aus der Ukraine | Deutsche Telekom

In den ersten Tagen machte die Hotelinhaberin die Erfahrung, dass bei ihren Flüchtlingen Sprachkenntnisse in englisch oder deutsch überhaupt nicht vorhanden sind. Von Droste: "Wir verständigen uns komplett über die Handy Übersetzungs-Apps "Speak & Translate".  Das funktioniert erstaunlich gut."  Die Sprachbarriere sollte somit kein Hindernis sein für Menschen, die gerne helfen wollen. Wenn ein appfähiges Gerät und Internet vorhanden sind kommen nach ihren Worten damit wahrscheinlich die meisten klar.

Da das Tagungshaus bislang nur mit Stühlen und Tischen ausgestattet war, galt es für die Besitzerin zunächst Betten und Matratzen zu besorgen.

Wie sie  berichtet, durfte sie in den letzten Tagen erfahren, dass es viele hilfsbereite Menschen hier in Veitshöchheim gibt. Viele wollten helfen und sie hat von allen Seiten Sachspenden erhalten, so auch Kleidung und Küchenutensilien. In dem Haus ist auch eine kleine Küche vorhanden, so dass die Flüchtlinge für sich kochen können. Von Droste ging mit den Eltern einkaufen und stellte ihnen zwei Fahrräder zur Verfügung, so dass sie nun auch selbst Einkäufe im Ort tätigen können.

Die Flüchtlinge aus der Ukraine können mit ihrem ukrainischen Ausweis aber auch im Verbundgebiet des VVM den ÖPNV kostenlos nutzen.

Unterbringung von weiteren sieben Flüchtlingen in der Herrnstraße

In ihren in einem Neubau in der Herrnstraße erworbenen Eigentumswohnungen haben am letzten Samstag auch Günter Thein und  Holger Keß zwei Flüchtlings-Familien (insgesamt drei Erwachsene und vier Kinder in ähnlicher Konstellation wie beim Tagungshaus) als Erstbezug aufgenommen. Sie werden vom Landratsamt aus der Notunterkunft in Leinach zugewiesen. Wie Thein erzählt, hat er nun alle Hände voll zu tun, Möbel und Einrichtungsgegenstände zu beschaffen und Formalitäten für die Flüchtlinge zu erledigen. Auch musste er heute mit einem Kind zum Arzt. Von Vorteil sei, dass er sich mit den beiden Familien auf englisch verständigen kann.

Wenn Geflüchtete zum Arzt müssen, so Thein, können sie einen Termin ausmachen. Sie selbst, die Arztpraxis oder eine Hilfskraft müssen dann im Landratsamt bei Frau Baumeister anrufen (Tel: 0931 8003 5911) und bei ihr einen Behandlungsschein beantragen, den sie direkt zum Arzt schickt. Notwendig ist der Name und das Geburtsdatum.

Besonders tragisch ist nach Theins Worten das Schicksal der aus Georgien stammenden Familie, die dort ausgebombt in die Ukraine geflüchtet war und dort nochmals dasselbe erlebte.

 

Unterbringung von Flüchtlingen im Naturfreundehaus entfällt

Wie heute zu erfahren war, hat sich die ursprüngliche Absicht zerschlagen, laut Mainpost-Bericht vom 7.3.22  auch das Gästehaus des Naturfreundehauses in Veitshöchheim mit insgesamt 27 Betten als Notunterkunft zu nutzen. Wie Vorsitzender Jürgen Schrader auf Nachfrage erklärt, hatte sein Verein schon alles vorbereitet, Belegungstermine abgesagt und sogar kurz fristig einen Waschmaschinenanschluss erstellt, damit wie vom Landratsamt Würzburg angefragt, das Haus vom 7. März bis 8. April als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden kann. Es seien darauf hin zahlreiche Hilfsangebote eingegangen und hätten sich auch Leute als Dolmetscher zur Verfügung gestellt. Das Landratsamt habe dann aber von diesem Angebot keinen Gebrauch gemacht. Da das Haus ab dem 8. April laufend an Gruppen vermietet ist, ist laut Schrader eine Nutzung über diesen Zeitpunkt hinaus nicht möglich.

Keine zentrale Sammelstelle in Veitshöchheim

Laut Auskunft der Gemeinde ist derzeit nicht geplant, in Veitshöchheim eine zentrale Sammelstelle zu organisieren, wo Sachspenden abgegeben werden können und von wo aus diese weiterverteilt werden.

Wer Wohnraum, seine Hilfe anbieten oder spenden möchte, der soll sich an das  zentrale Portal für Wohnraum- und Hilfsangebote des Landkreises Würzburg wenden (siehe nachstehender Link:

Eine gute Übersicht rund um das Thema Flüchtlinge ist auch auf der Homepage der Gemeinde Veitshöchheim zusammengestellt:

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