Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Nach 21 Jahren geht am Gymnasium Veitshöchheim mit Schulleiter Dieter Brückner ein außergewöhnlicher Pädagoge, der aus tiefstem Herzen ein Feuer anzünden konnte

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Erinnerungsfoto anlässlich der Verabschiedung von Dieter Brückner, dem Schulleiter des Gymnasiums Veitshöchheim in den Ruhestand, v.l.n.r. vorne Leitende Oberstudiendirektorin Monika Zeyer-Müller (Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken), Oberstudiendirektor Dieter Brückner mit Ehefrau, stellvertretende Landrätin Karen Heußner, Landrat Thomas Eberth, Bürgermeister Jürgen Götz, hinten Onika Saul (Elternbeirat, 1. Vorsitzende), Pascal Schaschek (SMV), Antonia Ergezinger (SMV), Dr. Katja Demuß (Elternbeirat 2. Vorsitzende), Andreas Schäßburger (SMV), Oberstudiendirektor Walter Bayer (1. Vorsitzender Bayerische Direktorenvereinigung - BayDV), Studiendirektor Dr. Thomas Brunner (stellvertretender Schulleiter), Michael Kerber (Personalrat), Klaus-Dieter Hein-Mooren (Verlag C.C. Buchner) und Dr. Rainer Bach (Personalrat)

Nun ist es offiziell: Leitende Oberstudiendirektorin Monika Zeyer-Müller, die Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken händigt Dieter Brückner, am 28. Juni , 15 Tage nach seinem 66. Geburtstag, die von Kultusminister Michael Piazolo verfügte Ruhestandsversetzung aus.

Standing Ovation der 50 geladenen Gäste für einen außergewöhnlichen Schulleiter nach der über zweistündigen Abschiedszeremonie in der Schulaula, die aufgrund der strengen Corona-Beschränkungen des Freistaates ohne Catering und Getränke über die Bühne gehen musste. Dafür sprach per Video die amtierende Weinprizessin Katharina Kunzemann aus Güntersleben einen Toast mit einem Glas Schul-Jubiläums-Secco Fresh-Feeling aus dem Hause Weinbau Bernhard Ziegler  aus. Sie hatte 2016 Abitur am Gymnasium Veitshöchheim gemacht.

Nachfolger von Dieter Brückner ist dessen bisheriger Stellvertreter Studiendirektor Dr. Bernhard Brunner, der den Verabschiedungsfestakt organisiert hatte und durch das Programm führte.

Die zwischen den Reden eingestreuten Beiträge von Schülern offenbarten einen kleinen Ausschnitt, wie das im Jahr 2000 vom Landkreis fertiggestellte Gymnasium Veitshöchheim mit seinen derzeit 660 Schülern unter  Brückners Ägide auch außerhalb des Unterrichts in den Pflichtfächern das Gemeinschaftsleben von Veitshöchheim mit vielfältigen Veranstaltungen, Projekten und Aktionen bereichert hat. Am Ende zeigte sich der scheidende Schulleiter über die Beiträge sehr berührt.

Einen musikalischen Hochgenuss bereitete zwischen den Reden das von Christine Gaillard geleitete Kammerorchester des Gymnasiums den Gästen mit den drei Sätzen Allegro, Andante und Presto von Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento in F (KV 138).  Dank der professionellen Förderung durch die Geigenvirtuosen Reiko Suko und ihrem Mann Mokoto seit 2014 ist das Leistungsvermögen der gymnasialen Streicher enorm.

Die von Lehrer Harry Hirsch geleitete Jongliergruppe Drunter & Drüber  erfreute zum Schluss mit "We are the jugglers in the town".

Bereits zu Beginn hatten die Abiturientinnen Lenau Knoblauch und Silvia Osiek mit einer Ring-Jonglage ebenfalls für einen Augenschmaus gesorgt.

Die Jongliergruppe verabschiedete den Schulleiter mit wehenden Tüchern.

In einem lyrischen Intermezzo brachte die Theatergruppe der 10. Jahrgangsstufe ausdruckstark eines der Lieblingsgedichte des Schulleiters, Rilkes während eines Paris-Aufenthaltes  1906 verfasstes "Tierkarussell" zu Gehör, eines seiner bekanntesten Dinggedichte, in dem das lyrische Ich das "ewige" Kreisen eines Kinderkarussells betrachtet.

"20 Jahre Gymnasium Veitshöchheim sind gleichbedeutend mit 20 Jahren Dieter Brückner, in denen dieser als Schulleiter vom ersten Schultag des Gymnasiums an bis heute die Geschicke der Schule leitete und sie unter seiner väterlichen Ägide wachsen und gedeihen sah."  So begann die unterfränkische gymnasiale Ministerialbeauftragte Monika Zeyer-Müller ihre Laudatio, in der sie Brückners 38jähriges erfolgreiches Wirken im staatlichen Schuldienst würdigte.

Vita

Aufgewachsen ist Dieter Brückner in Kitzingen, wo er auch am dortigen Armin-Knab-Gymnasium das Abitur ablegte. Seiner Heimat blieb er treu, als er in Würzburg das Studium der Fächer Deutsch, Geschichte und Sozialkunde für das Lehramt an Gymnasien aufnahm. Sein Referendariat brachte ihn dann nach Oberfranken, u.a. nach Bamberg an das Franz-Ludwig-Gymnasium, wo er 1983 die zweite Staatsprüfung ablegte und auch gleich seine erste Stelle antrat.

Sein erfolgreiches Wirken dort zog weitere Kreise, so dass er 1988 nach München an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus abgeordnet wurde, wo er das Fach- und Personalreferat für Deutsch, Geschichte und Erdkunde betreute, eine außerordentlich interessante und ganz sicher auch wegweisende Zeit für Dieter Brückner.

Vier Jahre später kehrte er - inzwischen zum Studiendirektor befördert - wieder in seine Heimat nach Unterfranken zurück, zunächst als Seminarlehrer für das Fach Geschichte am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Würzburg. Hochgeachtet und beliebt bildete er dort als Seminarlehrer zahlreiche Lehramtsabsolventen aus und war seinen Referendaren vor allem ein großartiges Vorbild. Hervorzuheben ist dabei seine ruhige und stets verbindliche Art, seine geschliffenen Umgangsformen, seine Kreativität einerseits wie auch sein Blick für das Wesentliche andererseits, sein hohes organisatorisches Talent, gepaart mit einem großen Einsatz- und Durchsetzungsvermögen.

Diese hervorragenden Eigenschaften brachte Kollege Brückner aber auch über die Schule hinaus ein, etwa als Referent an der Akademie in Dillingen sowie in zahlreichen Arbeitskreisen am ISB, wo man stets seine Expertise sehr zu schätzen wusste.

Dass er mit seiner ausgeglichenen, heiteren und in sich selbst ruhenden Persönlichkeit gerne auch Verantwortung für seine Kollegen übernahm, zeigte sich u.a. in seiner Personalratsarbeit in Bamberg wie auch in Würzburg, vor allem aber auch in seinem Einsatz für die unterfränkischen Schulleiterkollegen als Vorsitzender der unterfränkischen Direktorenvereinigung.

Hervorragende Leistungen, klare Visionen gepaart mit Durchsetzungsvermögen, Eloquenz und Stil, Einfühlungsvermögen mit der richtigen Prise Humor, Teamfähigkeit und Organisationstalent – es war nur folgerichtig, dass Dieter Brückners Weg schließlich in der Leitung eines bayerischen Gymnasiums mündete.

Doch Dieter Brückner wäre nicht er selbst, wenn er sich dabei nicht eine ganz besondere Schulleitung zur Aufgabe gemacht hätte: dem Aufbau des im Jahre 2000 neu gegründeten Gymnasiums in Veitshöchheim. Und dabei kamen ihm seine bereits erwähnten vielseitigen Qualitäten sehr gut zupass.

Dieter Brückner – so stellte es sich sehr schnell heraus – war eine vorzügliche Wahl, um alle unterschiedlichen Akteure, die bei der Neugründung einer Schule zusammenkommen, zu harmonisieren und daraus ein Gesamtkonzept zu orchestrieren, das stimmig, inklusiv und heimatgebend für die gesamte Schulfamilie war und ist.

Der neue Schulleiter hat gleich zu Beginn erkannt, dass nachhaltige Schulentwicklung der Schlüssel zum Erfolg in einer Bildungseinrichtung ist. Bereits 2001 schickte sich das Gymnasium Veitshöchheim daher an, einen Schulvertrag als eigenes Element des Schulprofils und zur Förderung einer „Corporate Identity“ zur erarbeiten.

Ein Ziel, das sich die Schule unter Dieter Brückner dabei setzte, war, „durch die kooperative Form“ bei allen am Schulleben beteiligten Gruppen das Bewusstsein zu stärken, dass „schulische Erziehungs- und Bildungsarbeit nur im Konsens über die grundlegenden Ziele und in Zusammenarbeit von Schule, Schüler- und Elternschaft erfolgreich sein kann.

Und dass die neue Melodie der kontinuierlichen Schulentwicklung, die zur Jahrtausendwende nur leise hier und da und noch nicht im Zusammenspiel zu hören war, in die Symphonie des Gymnasiums Veitshöchheims übernommen wurde, ist Dieter Brückners feinem Gespür für Zwischentöne zu verdanken.

Auch die Medienbildung wurde von Beginn an zum integralen Bestandteil seines pädagogischen Wirkens in Veitshöchheim und brachte dem noch jungen Gymnasium schnell überregional das Renommee ein, eines der modernsten Gymnasien Bayerns zu sein. Ganz richtig stellte mein Vorgänger Rudi Schmitt bereits 2004 fest: „Dem Kollegen Brückner ist es hervorragend gelungen, in kurzer Zeit der Schule ein Profil zu geben, das allgemein bewundert und sehr gut angenommen wird."

Seine exzellente Fähigkeit der Führung gepaart mit einem kooperativen Führungsstil wurde allseits als Schlüssel des Erfolg gesehen, wenn Dieter Brückner die verschiedenen Stimmen der Schulfamilie und die der beteiligten Behörden bei Maßnahmen der inneren Schulentwicklung in Einklang brachte: Mit strategischem Weitblick, gesundem Pragmatismus und immer ziel- und ergebnisorientiert wurden am Gymnasium die Maßnahmen vorbildlich initiiert und stets nachhaltig und beispielgebend durchgeführt und abgeschlossen.

Die zahlreichen und vielfältigen Auszeichnungen für die Projekte und Konzepte in den Bereichen Digitalität, Kultur, Toleranz, nachhaltiges Leben, Naturwissenschaften und Wirtschaft, die das Gymnasium Veitshöchheim in den letzten zwei Jahrzehnten äußerst erfolgreich umgesetzt hat, sind der Beweis dafür, dass es Dieter Brückner nie nur um ein bestimmtes Instrument der Schulentwicklung ging, sondern dass er als Orchestrator schon immer die Gesamtsymphonie der umfassenden Bildung des bayerischen Gymnasiums anstrebte, die nun in Veitshöchheim in vollen Tönen erklingt.

Auch deswegen war Dieter Brückner als profilierter und überzeugter Vertreter des bayerischen Gymnasiums nicht nur an seiner Schule ein hoch geschätzter Ansprechpartner. Für die Ministerialbeauftragten war er gesuchter und verlässlicher Experte auf vielen Gebieten. Seine reichhaltige Expertise und jahrelange Erfahrung teilte er gerne mit anderen, und das bis weit über die Landesgrenzen hinaus – als Mitglied der Steuergruppe Gymnasium 2020, der Expertenkommission zur Überarbeitung des Fachlehrplans Geschichte in der Oberstufe, als Referent für Medienbildung und neu ernannte Schulleiterinnen und Schulleiter an der Akademie in Dillingen, als Vorsitzender der Bayerischen Direktorenvereinigung in Unterfranken und nicht zuletzt als erster Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz.

Aber auch über den Bereich der Bildung hinaus engagiert sich Dieter Brücker: die evangelische Kirche seiner Heimatgemeinde kann sich ebenfalls glücklich schätzen, ihn im Präsidium der Dekanatssynode zu haben.

Auch wenn die geplanten Feierlichkeiten zum zwanzigjährigen Bestehen des Gymnasiums Veitshöchheim pandemiebedingt ausfallen mussten, so setzte der Schulleiter ein Zeichen, indem er gemeinsam mit seiner Schulfamilie zu diesem Anlass einen Ginkgobaum pflanzte - ein Symbol, dass das Wachsen und Gedeihen seiner Schule ihm eine Herzensangelegenheit ist und bleibt.

Sein Nachfolger findet in Veitshöchheim ein wohl bestelltes Haus vor, dessen nächsten Satz dieser nun weiter melodisch ausgestalten kann – er kann sich glücklich schätzen, dabei auf eine so reichhaltig vorhandene und aufeinander abgestimmte Instrumentierung vor Ort zurückgreifen zu können."

Im  Namen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus dankte die Ministerialbeauftragte Dieter Brückner für sein überragendes Engagement bei der Weiterentwicklung des Gymnasiums vor Ort und über die Landesgrenzen hinaus und seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle unserer Schüler sowie aller an der Schule Beschäftigten.

Die stellvertretende Landrätin Karen Heußner dankte Dieter Brückner im Namen des Landkreises Würzburg für die großartige Arbeit, die er hier geleistet habe und dass die Schule das werden konnte, was sie heute ist: Ein Ort der umfassenden Bildung. 

Sie rief in Erinnerung, dass er das Gymnasium des Landkreises Würzburg vor 21 Jahren quasi als Neugeborenes anvertraut bekam, er die Schule sorgsam durch die Anfangsjahre geführt und darauf geachtet habe, dass sie nicht schneller wächst, als ihr guttut, dass sie die richtige geistige und technische Nahrung bekam. 2007 konnte der Schulleiter dann den ersten Abiturjahrgang ins nachschulische Leben entlassen.

Nach dieser Kindheitsphase der Schule habe Brückner es möglich gemacht, dass sie in ihrer Jugendzeit weiter zulegen konnte mit Ganztagsbetreuung, Wirtschaftswissenschaftlichem Zweig, neuer Fremdsprache, mit Projekt-Seminaren, Initiativen, Beteiligungen, Partnerschaften, Aktionen und Netzwerken innerhalb und außerhalb des Hauses und so sich einen Namen mit seinem hervorragenden Unterrichtsangebot und den exzellenten Leistungen der Schüler gemacht.

Als kleine Auswahl führte Heußner an die Lesescouts, die Jongliergruppe, die Schülerfirma "Fresh & Fruits", die Etablierung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage", das Ehrenamtsprojekt "F.E.E.L. F.R.E.E.", die Auszeichnung als "Fairtrade-School", die Vernetzung ins Ausland durch Partnerschulen, Bildungsprogramme und Schüleraustausch.

Von Anfang an war das Gymnasium Vorreiter, was digitales Lernen betrifft, gab es schon ab 2001 Notebook-Klassen, ist das Gymnasium Referenzschule für Medienbildung, beteiligt es sich am Schulversuch "Digitale Schule 2020".

Heußner: "Wir als Landkreis freuen uns, nicht nur für entsprechende technische Ausstattung wie Whiteboards gesorgt zu haben, sondern auch darüber, dass die Glasfaseranbindung der Schule jetzt im Juli technisch fertiggestellt wurde und nun nur noch freigeschaltet werden muss."

Um all dies möglich zu machen, habe Dieter Brückner als Schulleiter stets für ein engagiertes, schöpferisches und förderndes Umfeld, für eine offene Atmosphäre im Haus gesorgt und das Kollegium bestärkt, Ideen und Initiativen zu entwickeln.

Auch Heußner war voll des Lobes, dass sein Engagement noch über den Tellerrand des Gymnasiums hinausging, er außerdem ein erfolgreicher Schulbuchautor ist und in den letzten sechs Jahren den Vorsitz der Bundesdirektorenvereinigung innehatte. Als Pädagoge mit Leib und Seele und einem humanistischem Bildungsideal, habe er es als seine Lebensaufgabe angesehen, den einzelnen Schülern die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen, damit sie sich zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft entwickeln können.

Mit Dieter Brückner, so die stellvertretende Landrätin, gehe ein eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ein Lehrer aus tiefstem Herzen, der ein Feuer anzünden kann.

Jetzt sei das Gymnasium Veitshöchheim erwachsen. Zu seinem aus dem Hause kommenden Nachfolger Dr. Bernhard Brunner sagte Heußner. "Sie kennen die Schule gut und wissen bestens Bescheid, wie sie tickt. Wir freuen uns auf die neuen Zeiten und neuen Erfahrungen, die auf uns zukommen."

Für Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz sind Schulleiter im allgemeinen angesichts der vielfältigen  Ansprüche an Schule, deren pädagogische und organisatorische Steuerung zwischen verschiedenen, sich oft widersprechenden Bedürfnissen multifunktionale Wunderwesen. Dieter Brückner sei es mit Sachkenntnis und Kreativität sowie mit Unterstützung durch ein sehr engagiertes und kreatives Kollegium immer gelungen, zum Wohl des Gymnasiums Veitshöchheim Lösungen zu finden und auch umzusetzen, so auch zuletzt während der Corona-Krise.

Durch seine engagierte Haltung sei er bei Schülern, Eltern und Kollegen gleichermaßen beliebt und hochgeachtet. Stark beeindruckt haben ihn, so Götz, die vielschichtigen Angebote und Projekte, die unter der Leitung Brückners in den letzten 21 Jahren hier zur Persönlichkeitsentwicklung der Schüler entwickelt und immer weiter ausgebaut wurden, viele auch in Kooperation mit der Gemeinde.  So hätten sich zahlreiche P-Seminare dabei auch auf gemeindliche Einrichtungen und Themen bezogen.

Die überregionalen Auszeichnungen des Gymnasiums wie zuletzt "Lernort Bildung für Nachhaltige Entwicklung" seien auch mit dem Namen Veitshöchheim verbunden.

Bei seinem Antrittsbesuch im Rathaus im Juli 2000 (siehe Beitrag am Ende) habe Dieter Brückner gesagt, so der Bürgermeister, dass sich das Gymnasium als fester Bestandteil des öffentlichen Lebens verstehe und sich zum gegenseitigen Nutzen in die Ortsgemeinschaft einbringen wolle. Dies sei ihm in ausgezeichneter Weise gelungen. Dokumentieren würden dies eindrücklich auch 356 Artikel, die seit 2010 im Blog Veitshöchheim News in der Kategorie "Bildung Gymnasium" veröffentlicht wurden.

Götz bedankte sich sehr herzlich bei Brückner für die offene, gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde ganz persönlich und auch im Namen seines Vorgängers Rainer Kinzkofer.

Der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung Oberstudiendirektor Walter Bayer vom Gymnasium Bruckmühl würdigte Brückners enormen Einsatz für die Schulart Gymnasium in Bayern und auf Bundesebene, insbesondere in der Bundesdirektorenkonferenz, dessen Vorsitz er im März 2015 übernahm und in der 16 verschiedene Ländersysteme aufeinander prallen würden.

Hier gemeinsame Ziele zu finden, die alle Schulsysteme gleichermaßen verbessern könnten, sei sehr schwer und eine Sisyphusarbeit. Er habe seinen Stellvertreter in Bayern immer bewundert, wie er mit großem Fingerspitzengefühl und viel Empathie viele kontroverse Situationen gemeistert und nach stundenlangen Diskussionen es immer geschafft habe, alles auf den Punkt zu bringen, dabei immer das große Ganze sehend, so dass alle zuvor Streitenden zufrieden verstummten. 

Brückners Menschlichkeit und Wärme auf der einen Seite, auf der anderen aber sein messerscharfer Verstand, sein unglaubliches Artikulationsvermögen, seine Zielstrebigkeit und sein Idealismus, so Bayer, seien ihm immer Vorbild und Inspiration zugleich gewesen.

Wer auf der Homepage des Schulbuchverlages C.C. Buchner den Namen Dieter Brückner eingibt, bekommt 156 Treffer an Schulgeschichtsbüchern angezeigt, an denen der scheidende Schulleiter derzeit als Herausgeber und Bearbeiter beteiligt ist. Wie Verlagsvertreter Klaus-Dieter Mohren ausführte, zählt Dieter Brückner damit zu den produktivsten und wichtigsten Autoren seine Verlages. Dies sei aber nur die vorläufige Bilanz seiner über 25jährigen Zusammenarbeit mit dem in Bamberg ansässigen Verlag.

 

Bis Ende 2021 werden rund zwanzig Ausgaben der Reihe "Das waren Zeiten" erschienen sein, die in fast allen Bundesländern zugelassen und heute die geschichtsdidaktischen Lehrbuchdiskussionen der BRD beeinflussen würden.

Hunderttausende Schüler hätten mit seinen Schulgeschichtsbüchern "Grundlagen der Geschichte" - so der letzte Titel in diesem Jahr - vermittelt bekommen. Darauf könne Dieter Brückner stolz sein.

Ein großer Erfolg wurden die 2013 herausgegebenen Bände "Buchners Kolleg Geschichte" für die Jahrgangsstufen 11 und 12. Aktuell bereite Brückner als Mitherausgeber mit einem neuen Mitstreiterteam die neuen Oberstufenbände für Bayern vor. Der Band für die 11. Jahrgangsstufe soll dann 2023 vorliegen.

Nachdem in den vorausgegangenen Reden  die  schulische und zuletzt auch die schriftstellerische Tätigkeit von Dieter Brückner von der Außenperspektive, sozusagen vom Tellerrand ihre Würdigung erfahren hat, ging es in diesem Programmbeitrag von Personalrat, SMV und Elternbeirat in die Suppenschüssel. Die Gruppe  v.l.n.r. vom Personalrat Dr. Rainer Bach und  Michael Kerber, von der SMV Pascal Schaschek, Andreas Schäßburger und Antonia Ergezinger sowie vom Elternbeirat  Dr. Katja Demuß und Onika Saul trug vor, weshalb Dieter Brückner zu ihrem "Herzblatt" geworden ist.

In den 20 Jahren seines Wirkens, so resümierte zunächst der Sprecher der Gruppe Rainer Bach, habe der Schulleiter vieles bewegt, Impulse gegeben, Ideen verwirklicht, das Gymnasium Veitshöchheim zu dem gemacht, was es heute ist. Er habe es als seine Herzensangelegenheit verstanden, seine Umgebung zu motivieren, zu fördern und zu fordern. Ein jeder durfte sich eingeladen fühlen, mitzugestalten, mitzubestimmen und Verantwortung zu übernehmen.

Bach: "Langweilig wurde es uns hier in den 20 Jahren nicht." Bei der Umsetzung seiner Visionen, sei es ihm nie um eigene Meriten, etwa um ein Ranking im Abitur gegangen. Der "altersweise Häuptling" habe zum Ende seiner Schullaufbahn die Seinen zwischen den Zeilen mit Ironie und feinem Humor teilhaben lassen an seiner Sicht zu dem, was der Oberhäuptling in München über Glasfaser in die Verwaltungs- und Infoportale verkündete.

Dieter Brückner sei es immer um das Ganze gegangen und dass ein tragfähiger Konsens für alle schulischen Gruppen zu einer neuen Identifikation von Lehrkräften, Eltern und Schülerschaft mit der Lerneinrichtung führt. Bei der Umsetzung habe er eine klare Handschrift und sehr große und tiefe Fußabdrücke hinterlassen.

Zu dem großen Erfolg, den er damit für diese Schule geleistet, mit seinem Wirken erzielt hat, gratulierte und bedankte sich Bach ganz herzlich im Namen der ganzen Schulfamilie.

In Anlehnung an das "Herzblatt"-Fernsehformat der 80er Jahre gingen die einzelnen Gruppenmitglieder wie im Bild Pascal Schaschek in drei Runden ans Mikrofon, um vom Sofa einer langen schulischen Ehe aus gesehen ihre Liebesbekundungen und jeweils eine Rose  zu überbringen.

In der ersten Runde ging es um die Frage "Wofür lieben wir ihn?" mit Antworten wie, dass immer seine Türe offenstand, er sich die Zeit für ein Gespräch nahm und er zu allen immer sehr freundlich war.

In der zweiten Runde teilte die Gruppe mit, was sie künftig vermissen werde, so der Elternbeirat seine Gelassenheit und über den Dingen zu stehen und diese mit sehr viel Geschick, Bedacht und Nachdruck in die richtige Richtung zu lenken. Alle Schüler werden sicherlich seinen morgendlichen Rundgang durch das Schulhaus mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Morgengruß vermissen.

In der dritten Runde ging es darum, was sie den Schulleiter schon immer fragen wollten oder ihm mit auf den Weg in den Ruhestand geben wollen, so auch, ihn wie alle anderen auch mit Lobes- und Dankesworten überhäufend, dass sie sich keinen besseren Schulleiter hätten wünschen können. Da er stets sehr chic und elegant im Anzug kam, wollten die Schüler wissen, wieviele denn er im Schrank hätte. Seine Frau verriet: 42.

Zu guter Letzt ergriff Dieter Brückner das Mikrofon, um vor allem Dankesworte zu sprechen.

Als Verbandsvertreter hätte er sich bei seinem Dienstherrn  an der politischen Spitze in letzter Zeit ab und zu mehr politische Wegweisung gewünscht. Er dankte der Ministerialbeauftragten für die in ihrer Dienststelle eingerichtete Servicestelle für die Schulleiter und dem Landkreis als Sachaufwandsträger für die nach seinen Worten wirklich hervorragende Ausstattung der Schule. Brückner hofft, dass auch in Zeiten eingeschränkter Finanzmittel wie bislang Bildung und Schule einen ganz besonderen Rang in der Agenda des Landkreises haben werden. Er lobte die Gemeinde, dass sie die Schule immer als ihr Gymnasium empfunden hat, das auch nach außen zu erkennen gibt und durch Taten unterstreicht.

In seinen Dank bezog er auch die Freunde und externen Partner der Schule sowie den Förderkreis des Gymnasiums für ihre sächliche, finanzielle und ideelle Unterstützung ein, ohne die die aufgezählten Erfolge nicht möglich gewesen wären. Brückner lobte weiter das sehr gute Miteinander mit den Schulleitern der benachbarten Schulen und dem Elternbeirat für seine Bereitschaft, Schule mitzudiskutieren und mitzugestalten.

Der Schulleiter freute sich weiter über die Schülerschaft, die offen für alle Angebote sei, sie aufgreifen und mit Leben erfüllen und "sein Team" im Lehrerzimmer, im Sekretariat und in der Hausmeisterloge. Er sei nur einer von 70 Personen gewesen und habe auch in der Lehrerkonferenz nur eine Stimme gehabt. Nur weil alle mitmachen, von der erweiterten Schulleitung, über die Fachschaftsleitungen und anderen Funktionsinhabern laufe dieser Betrieb.

Zusammenfassend sagte er, er sei sehr dankbar für die seltene Chance, dass er ein Gymnasium im Aufbau leiten durfte.  Dies sei auch für ihn ein großer Lernprozess gewesen. Alle hätten es ihm leicht gemacht, in diese Rolle zu finden, die Fäden in die Hand zu nehmen und den Laden am Laufen zu halten.

Zum Schluss erklärte Dieter Brückner mit vor Rührung zittriger Stimme, die nach oben offene Schulaula mit einer Kathedrale vergleichend: "Es war mir eine Ehre, diese mitzubauen. In den letzten Jahren hat mich ein guter Rat eines Freundes geleitet: Seine guten Grundsätze sollte man sich für die wenigen Situationen aufbewahren, in denen man sie braucht. Ansonsten genügt ein wenig Menschlichkeit."

Er gehe nun mit zwei lachenden Augen, denn es sei eine wunderschöne Zeit hier in Veitshöchheim gewesen, an die er sehr gerne zurückdenken werde. Aber auch dem Ende wohne ein Zauber inne, da immer ein neuer Anfang folge. Auch für das Gymnasium Veitshöchheim. Er habe daher nicht die Absicht, so sagte er, hier ein Vermächtnis zu hinterlassen, denn es gäbe hier im Haus genügend gute Leute, die wissen würden, wo es langgeht.

Fotos Dieter Gürz

 Rückblick: Die Geburtsstunde des Gymnasiums Veitshöchheim fiel bereits im September 1998

Seit Beginn des Schuljahres 98/99 wurden bereits drei Eingangsklassen in der Vitusschule und im Jahr darauf wurde im Schuljahr 1999/2000 bereits in vier weiteren Klassen unterrichtet, organisatorisch betreut durch das Deutschhausgymnasium.

Um den Raumbedarf zu befriedigen, wurden im Turngarten der Vitusschule zwei Klassenconatainer aufgestellt.  Von den bis dahin  sieben Gymnasiumsklassen waren somit vorläufig vier in der Vitusschule, zwei in Containern und eine im Deutschhausgymnasium untergebracht.

Ab September 2000 hatte dieses Provisorium dann ein Ende, konnten diese Klassen als 6. und 7. Klassen und fünf neue Eingangsklassen das neue Schulhaus an der Günterslebener Straße beziehen.

Der neu berufene Schulleiter Studiendirektor Dieter Brückner seine Stellvertreter Oberstudienrat Dr. Siegfried Rose und Oberststudienrat Wolfgang Eichelsbacher machten dann im Juli 2000 einen  Antrittsbesuch  im Veitshöchheimer Rathaus, v.l.n.r. vorne sitzend Wolfgang Eichelsbacher, Bürgermeister Rainer Kinzkofer, Dieter Brückner, Kulturreferentin Karen Heußner, JuZ-Leiterin Claudia Rose - hinten Hauptschulrektor Sigi Hofmann, Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann, Musikschulleiterin Dorothea Völker, Büchereileiterin Elisabeth Birkhold, Hochbaureferent Peter Wolf, Grundschulrektor Hans-Jörg Durner, Dr. Siegfried Rose.

Kommentiere diesen Post