Veitshöchheimer Soldaten mit 34 Fahrzeugen unterwegs zur Übung „Schneller Degen 21“ in Litauen: 10.Panzerdivision übt die Landes- und Bündnisverteidigung mit NATO-Partnern im Baltikum
34 Fahrzeuggespanne mit Anhängern und Containern, angeführt von zwei Motorrädern der Feldjäger, verließen heute am frühen Morgen die Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim, um den Geisberg herunter (vorstehendes Bild) auf die B 27 aufzufahren (Bild unten), um dann über Zell und Hettstädter Steige Richtung BAB A und BAB A 81 zur Verladung auf die Bahn nach Tauberbischofsheim zu fahren.
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Bundeswehr: 1000 Tonnen Material aus Veitshöchheim für NATO-Übung
34 Fahrzeuggespanne mit Anhängern und Containern, angeführt von zwei Motorrädern der Feldjäger, verließen am frühen Sonntagmorgen die Balthasar-Neumann-Kaserne, um den Geisberg herunter auf d...
Die Kolonne wurde in Marsch gesetzt von der in Veitshöchheim ansässigen Stabs- und Fernmeldekompanie der 10. Panzerdivision zur Teilnahme an der multinationalen Übung „Schneller Degen 21“ in Litauen. Es ist laut Pressemitteilung der 10. Panzerdivision ihre erste Stabsrahmenübung mit Gefechtsständen im Ausland.
Das Übungsszenario im Baltikum geht davon aus, so die Pressemitteilung der Division, dass der fiktive Staat „Bothnia“ von Norden her die Verbündeten im Baltikum bedrohe. Deshalb werde die 10. Panzerdivision zusammen mit litauischen, US-amerikanischen und niederländischen Partnern in diesem Raum eingesetzt.
Für die zweiwöchige Kernphase der Übung Mitte bis Ende Juli laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Für den Aufbau der Gefechtsstände und Führungseinrichtungen müssen rund 1.000 Tonnen Material mit dem Zug und auf der Straße ins Baltikum gebracht werden. Insgesamt waren es 120 Fahrzeuge der Division, die in Tauberbischofsheim, Bodenwöhr und Marienberg verladen wurden, um sie mit vier Zügen nach Litauen zu bringen.
Im NATO-Mitgliedsstaat Litauen werden im Juli dann insgesamt 670 Soldaten der Bundeswehr gemeinsam mit einem litauischen Brigadestab üben. Die Soldaten gehören den Stäben der 10. Panzerdivision (Veitshöchheim), der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ (Cham) und der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ (Frankenberg/Sachsen), der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“ (Bad Reichenhall) sowie der litauischen mechanisierten Infanteriebrigade „Eiserner Wolf“ aus Rukla an. An der Übung nehmen auch Soldaten aus den Niederlanden und den USA teil.
Es werden zur Schonung von Material und Umwelt weder Kampffahrzeuge noch Truppe im echten Gelände eingesetzt. Vielmehr werden in Litauen Operationszentralen aufgebaut, die mit dem neuen digitalen Führungsinformationssystem „SitaWare“ die simulierte Truppe führen.
Im Gefechtssimulationszentrum des Heeres in Wildflecken (Rhön) soll die andere Hälfte der Übungsorganisation stationiert werden, die die Simulationstechnik betreibt. Die Bataillonskommandeure erhalten dann von den in Litauen eingesetzten Brigadestäben ihre fiktiven Aufträge und führen diese in der Simulation aus.
„Schneller Degen 21“, bei der die 10. Panzerdivision sich einer fiktiven Bedrohung an der Ostflanke der NATO entgegenstellt, wurde laut Pressemitteilung inmitten der Corona-Pandemie geplant und werde deshalb unter Einhaltung strenger Hygiene- und Quarantänebestimmungen umgesetzt.
Mit der Übung will die von Brigadegeneral Ruprecht von Butler seit 25. März geführte Division das klare Signal setzen, dass die Bundeswehr auch in schwierigen Zeiten an der Seite der NATO-Verbündeten stehe und damit die Bedeutung der Bündnissolidarität aus der Sicht Deutschlands demonstrieren.
Fotos Dieter Gürz
Vorstellung der in Tauberbischofsheim verladenen Fahrzeugtypen der Stabs- und Fermmeldekompanie der 10. Panzerdivision zur NATO-Übung
Hintergrund-Info der 10. Panzerdivision zur NATO-Übung
Im März 2014 hat Russland durch die Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ostukraine Grundprinzipien des Völkerrechts verletzt und seine militärischen Aktivitäten an der Grenze zur NATO erheblich intensiviert.
Die NATO hat auf dieses Verhalten reagiert. Beim NATO-Gipfel 2014 in Wales wurde der sogenannte „Readiness Action Plan“ beschlossen, der unter anderem eine verstärkte Luftraumüberwachung, mehr Übungen und die Aufstellung einer schnell verlegbaren NATO-Eingreiftruppe beinhaltet.
Auf dem NATO-Gipfel in Warschau im Juli 2016 wurde als weitergehende Maßnahme die Etablierung einer „Vornepräsenz“ in Stärke von jeweils eines multinationalen Gefechtsverbandes in den drei baltischen Staaten und Polen ab 2017 beschlossen.
Seit Januar 2017 ist ein solcher Gefechtsverband (Battlegroup) unter deutscher Führung im Rahmen der „Enhanced Forward Presence“ (kurz: „EFP“; „verstärkte vorgeschobene Präsenz“) in Litauen stationiert. Dieser besteht aus 1.000 bis 1.200 Soldatinnen und Soldaten, darunter ungefähr 500 deutsche.
Weitere Kräfte aus den Niederlanden, Tschechien, Norwegen, Belgien und Island kommen hinzu. Zusätzliche Nationen beteiligen sich im Wechsel. Die beteiligten Nationen rotieren mit ihrem Personal, Material und Ausrüstung in regelmäßigen Abständen.
In Deutschland geschieht dies zweimal jährlich. Parallel befinden sich drei weitere Gefechtsverbände in Estland, Lettland und in Polen. Hinzu kommen weitere Kräfte wie etwa das „Air Policing Baltikum“, an dem sich die deutsche Luftwaffe regelmäßig mit Kampfflugzeugen beteiligt.
Gleichzeitig bleiben Deutschland und die NATO dem Doppelansatz von glaubhafter Abschreckung und Verteidigung sowie Dialog und Transparenz gegenüber Russland verpflichtet.
Der deutsche Beitrag besteht aus der Führung der Battlegroup, in der deutsche Soldatinnen und Soldaten im Stab sowie im Bereich der Logistik des Verbandes dienen. Weiter stellt Deutschland dauerhaft mindestens eine Kampftruppenkompanie.
Die Battlegroup selbst besteht im Kern aus mechanisierten und infanteristischen Kräften. Je nachdem können diese – etwa bei Übungsvorhaben – durch weitere Truppenteile wie zum Beispiel Spezial-Pioniere oder Artillerie verstärkt werden.
Ausgerüstet ist die Battlegroup mit einer Vielzahl an Großfahrzeugen, darunter mehrere Dutzend Panzer (Kampf-, Berge-, Pionier-, Brückenlege- und Schützenpanzer). Die Bundeswehr nutzt hauptsächlich Kampfpanzer, Schützenpanzer und Transportpanzer.
Für ihren Auftrag ist dieser durch Deutschland geführte, multinationale Verband der litauischen „Iron Wolf“-Brigade unterstellt, die aus sechs Bataillonen besteht und im Aufbau einer deutschen Panzergrenadierbrigade ähnelt.
Primärer Einsatzraum der deutschen Soldatinnen und Soldaten bei „Enhanced Forward Presence“ ist Litauen, je nach Lage und Entscheidung der jeweiligen Partnernationen ist aber auch eine Verlegung der Battlegroup in die anderen baltischen Staaten oder nach Polen grundsätzlich möglich. Der Verband ist in Rukla in Zentrallitauen stationiert und nutzt den Truppenübungsplatz in Pabrade.