Veitshöchheims Bürgermeister verabschiedete heute seine leitende Standesbeamtin Cornelia Selzam in den Ruhestand
"Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare!" Dieses deutsche Sprichwort galt für Cornelia Selzam Zeit ihres über 47jährigen Berufslebens, das sie ausschließlich bei der Gemeinde Veitshöchheim verbrachte, tagaus, tagein. Heute am 31. März verabschiedete der Bürgermeister die 63jährige in den wohlverdienten Ruhestand. Alles Gute wünschten der gebürtigen Veitshöchheimerin auch Bürgeramtsleiter Klaus Krautschneider und Personalrätin Ursula Kuhn. Da sie immer nur im Einwohner-, Pass- und Standesamt der Gemeinde tätig war, kennt sie die meisten Veitshöchheimer persönlich und sich so im Ort auch sehr gut aus.
Als Volksschulabgängerin hatte sie sich sich auf Anraten des damaligen Schulleiters Erwin Oppl mit nur einem Satz bei der Gemeinde beworben, die eine Kraft für Registraturarbeiten gesucht hatte. So wurde Cornelia Selzam zum 1. November 1973 bei der Gemeinde vom damaligen Bürgermeister Erwin Vornberger als Verwaltungslehrling eingestellt und hat sich im Lauf der Jahre bis zur Leiterin des Standesamtes hochgearbeitet. Damals war die Gemeindeverwaltung gerade vom alten Rathaus, da wo heute die VR-Bank steht, in das Kavaliersgebäude umgezogen.
1976 legte sie mit Erfolg die Fachprüfung für den Ausbildungsberuf "Verwaltungsfachangestellter im Kommunaldienst" ab. Von Beginn an im Einwohnermeldeamt tätig, erlebte sie die rasante Bevölkerungsentwicklung Veitshöchheims von 7000 im Jahr 1973 auf zwischendurch über 10.000 mit. Vor allem für die zeitweise bis zu 1.000 Neubürger, die jährlich zuzogen, war sie stets erste und für die über 700 Wegzügler jährlich letzte Anlaufstation im Rathaus. Im Juli 1985 bestellte der damalige Bürgermeister Erich Steppert die Jubilarin zur stellvertretenden Standesbeamtin.
Nach Eröffnung des neuen Bürgerbüros im Januar 1996 wurde ihr Aufgabengebiet noch universeller. Es reichte vom Einwohnermelde- und Passwesen, Gewerbe- und Abmeldungen, Kraftfahrzeug-Abmeldungen bis hin zu ihrer Mitarbeit bei den Wahlen, zuletzt als stellvertretende Wahlleiterin.
Bürgermeister Rainer Kinzkofer war es , der die dienstälteste Mitarbeiterin des Rathauses im September 2009 mit der Leitung des Standesamtes und der stellvertretenden Leitung des Bürgeramtes beauftragte. Allein im Jahr 2020 hat sie trotz Corona-Pandemie 110 Trauungen standesamtsrechtlich abgewickelt, seit 1986 waren es nach ihrer akribisch von ihr geführten Strichliste 2.661, seit 2009 genau 966. Insgesamt nahm sie selbst 259 Eheschließungen vor. Daneben hatte sie auch jährlich bis zu 70 Sterbefälle zu beurkunden und bis zu rund 90 Geburten zu registrieren. Seit gut einem Jahr nahm sie auch noch die Standesamtsaufgaben für die Gemeinde Thüngersheim wahr. Immer wieder musste sie auch die sich laufend ändernde und zuletzt rasante EDV-Entwicklung meistern.
Nun war es Jürgen Götz, ihrem vierten Bürgermeister, unter dem sie diente, vorbehalten, ihre Karriere bei der Gemeinde zu würdigen und ihr für ihre stets absolut zuverlässige und offene Zusammenarbeit und ihre stetige Treue zur Gemeinde zu danken. Cornelia Selzam habe sich gerade in den sehr diffizilen Standesamts- und Staatsangehörigkeitsangelegenheiten ein sehr fundiertes Fachwissen angeeignet und sich laufend fortgebildet.
Vor allem bei Trauungen von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit kann sie eine Menge Anekdoten und von einem Riesenaufwand erzählen. So hatte beispielsweise ein von den Malediven stammender Bräutigam mit islamischer Religion zur Heirat einen gefälschten Ausweis vorgelegt. Bis er nach Vorlage ordnungsgemäßer, kriminaltechnisch einwandfreier Papiere heiraten konnte, habe es ein halbes Jahr gedauert. Ein anderer Bräutigam wiederum wurde vor ihren Augen von der Polizei mit Handfesseln wegen Verstoßes gegen das Ausländergesetz abgeführt.
Bei dieser Aufnahme vor dem Rathaus gesellte sich auch Selzams bisheriger Kollege Martin Markert (2.v.r.) dazu, der nun ab 1. April 2021 die Leitung des Standesamtes der Gemeinde Veitshöchheim übernimmt. Markert kam am 1. September 2005 zur Gemeinde und absolvierte die dreijährige Ausbildung als "Verwaltungsfachangestellter im Kommunaldienst". Bereits am 06.05.2009 wurde er zum Standesbeamten und am 15.02.2013 offiziell zum stellvertretenden Leiter des Standesamts ernannt. Den Aufstieg zum Verwaltungsfachwirt machte der gebürtige Veitshöchheimer von 2014 bis 2016.