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DIE BUNDESWEHR IST EINE BÜRGERARMEE - Bischof Dr. Franz Jung dankt zum 54. Weltfriedenstag im Würzburger Kiliansdom den Soldaten für ihren Einsatz bei der Bewältigung der Pandemie

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Einzug in den Würzburger Kiliansdom: Beim Pontifikalamt zum Weltfriedenstag ministrieren Soldaten des Stabes der 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim - Soldaten in Grauer Uniform gehen der Geistlichkeit voraus und tragen Kreuz, Kerzen und die Heilige Schrift durch das Mittelschiff einer Domkirche.

Weltfriedenstag in Würzburg: Würzburger Bischof dankt Soldaten

Gibt es einen „gerechten Krieg“? Oder ist es nicht so, dass jeder Kriegführende behauptet, er führe einen solchen? „Achtsamkeit“ Der Lehre vom „Ius Bellum“ des Heiligen Thomas von Aquin ging der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung anlässlich des 54. Weltfriedenstags auf den Grund. Und dankte dabei den Soldaten für ihren Einsatz, sich für das Gute und Gerechte einzusetzen.

Wenn Soldaten in ihrer grauen Uniform als Ministranten dienen und die Geistlichkeit zum Altar geleiten, dann ist das auch ein Zeichen besonderer Wertschätzung seitens der Kirche gegenüber der Bundeswehr.

Diese Wertschätzung sprach Bischof Dr. Franz Jung auch offen aus: Er dankte den Soldatinnen und Soldaten, die oft unter unklaren militärischen, ethischen und politischen Bedingungen in den Einsatz entsandt werden – womit Jung das Thema seiner Predigt vorwegnahm.

Viele Soldaten im Corona-Einsatz

Gerade in diesen besonderen Corona-Zeiten sei es „ein ganz starkes Zeichen, dass die Soldatinnen und Soldaten mithelfen in den Impfzentren, beim Aufspüren von Infektionsketten, mit IT-Dienstleistungen oder in Alten- und Pflegeheimen.

„Dass die Bundeswehr auch im zivilen Bereich hilft, gegen „den unsichtbaren Feind Corona“ zu kämpfen, macht deutlich, dass sie eine Bürgerarmee ist.“

Begleitet von den Ministranten in Uniform präsentiert Militärpfarrer Dr. Andreas Rudiger die Heilige Schrift.

Ein Pfarrer in festlichem Ornat, daneben Ministranten in grauer Uniform.

Rund 150 Soldatinnen und Soldaten und zivile Gäste aus den fränkischen Standorten Veitshöchheim, Volkach, Hammelburg und Wildflecken begrüßte der Bischof zur Pontifikalmesse im Kiliansdom, begleitet vom Blechbläserensemble des Heeresmusikkorps Veitshöchheim.

„Trotz der besonderen Umstände der Corona-Pandemie sind wir gerne Ihrer Einladung gefolgt“, erklärte Oberstleutnant Wolfgang Hagedorn vom Stab der 10. Panzerdivision stellvertretend für die Soldaten aller Garnisonen.

Doch viele konnten dieses Jahr nicht dabei sein – unter anderem, weil sie im Einsatz im Ausland oder in der Corona-Hilfe stehen. Allein 150 Soldaten kämpften derzeit in Mainfranken gegen die Folgen der Pandemie.

Hagedorn erinnerte dabei an das Leitwort Papst Franziskus‘ zum Welttag des Friedens: „Die Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden“. Die Notwendigkeit zur Achtsamkeit sei gerade in der jetzigen Krise in besondere Weise erfahrbar geworden. Die Bundeswehrsoldaten stünden für diese Kultur – „in der Gemeinschaft, aber auch als verantwortungsbewusster, mündiger Staatsbürger“.

Ein Bischof mit Mitra steht vor einem steinernen Altar, dahinter sitzen die Konzelebranten.

Bei seiner Predigt zu Thomas von Aquins Lehre über den gerechten Krieg dankt Bischof Dr. Franz Jung (Mitte) den Soldaten für Ihren Einsatz für die gerechte Sache. Die Militärpfarrer aus Hammelburg und Veitshöchheim, Sebastian Herbert und Dr. Andreas Rudiger begehen den Gottesdienst zusammen.

Dass der Namenstag des Heiligen Thomas auf den Weltfriedenstag fällt, ist Zufall. Aber er passt gut: Thomas von Aquin, einer der wichtigsten Theologen und Philosophen des Mittelalters, hat sich Fragen gestellt, die für Soldaten wichtig sind. Und versucht, Antworten zu finden.

Sechs Bedingungen

So sei ein Krieg dann gerecht, wenn er sechs wesentliche Bedingungen erfüllt:

Er muss von einer legitimen Autorität geführt werden, aus einem gerechten Grund heraus, mit guter Absicht und die Ultima Ratio, also der Weisheit letzter Schluss sein, wenn alle anderen Mittel der Konfliktlösung ausgeschöpft sind.

Die Aussicht auf Erfolg und die Verhältnismäßigkeit der Mittel rundeten in der späteren Theologie diese Kriterien ab.

Heute aber müsse man sich fragen: Gibt es überhaupt noch Kriege im klassischen Sinn? Eine Armee wie die Bundeswehr, so Bischof Jung, führe doch nur Einsätze für den Friedenserhalt oder humanitäre Schutzmaßnahmen gegen Terror, Menschenrechtsverletzungen und Genozid.

Und ist womöglich die Nato eine legitime Autorität, wenn der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ausfällt? Die Frage nach dem gerechten Krieg, entwickele sich heute zur Fragestellung, was Kriterien für eine legitime Gewaltanwendung sein könnten.

Musiker in Uniform mit Tuba, Horn und Trompete stehen im Dom vor ihren Notenständern und spielen.

Das Blechbläserensemble des Heeresmusikkorps Veitshöchheim begleitet das Pontifikalamt von der Empore des Domes aus.

Ein gerechter Friede muss das Ziel sein

Veraltet seien die Grundsätze des Heiligen Thomas nicht, erklärt Bischof Jung, man müsse sie heute neu durchdenken und interpretieren und so den Mittelweg finden zwischen absolutem Pazifismus und illusionsloser Realpolitik.

„Diese sechs Kriterien haben für mich nichts an Bedeutung verloren. Aber wenn man sie gut beantworten will, bedarf es in einer Demokratie einer dauernden Reflexion. In einer globalen Welt stellt Jung einen „sicherlich richtigen“ Perspektivwechsel fest.

Unsere Frage müsse doch sein, so sei es auch in der Kirche zu vernehmen, was eine gerechte Friedensordnung ist. „Wir müssen nicht den gerechten Krieg bestimmen, sondern fragen: Wie kann eine gerechte Ordnung in der Welt aussehen, so dass es gar nicht nötig ist, Kriege zu führen? Jeder, der die aktuellen Brandherde sieht, der weiß, was das für eine Mammutaufgabe ist und wieviel guten Willens und wie vieler Kräfte es bedarf, um eine positive Perspektive sich zu erarbeiten, die auf Dauer Bestand hat.“

Ein Soldat steht auf der Kanzel und liest vor:

 „Ich betete, und es wurde mir Klugheit gegeben; ich flehte, und der Geist der Weisheit kam zu mir.“ Oberstleutnant i.G. Christian Karl Beer hält eine Lesung aus dem Buch der Weisheit des Alten Testaments.

Militärdekan Alexander Prosche aus Ulm, der mit dem Veitshöchheimer Militärpfarrer Rudiger und dem Hammelburger Militärpfarrer Sebastian Herbert konzelebrierte, dankte dem Bischof für die traditionelle Einladung der Soldaten zum Welttag des Friedens.

Er dankte auch jenen, die gekommen sind, um den Soldaten ihre Rückendeckung zu geben – beispielsweise dem zweiten Würzburger Bürgermeister Martin Heilig und Landrat Thomas Eberth.

Prosche dankte vor allem einem, „dem das gar nicht so recht ist“, ohne den aber es den Weltfriedenstag so nicht geben würde: Elmar Fries, Pfarrhelfer im Veitshöchheimer Militärpfarramt, organisiert seit 1999 den Weltfriedenstag in Würzburg. Als Verantwortlicher wird es sein letzter sein: Im September geht Fries in den Ruhestand.

Auf den üblichen Empfang im Burkardushaus musste diesmal verzichtet werden – die Pandemie ließ dies nicht zu. Sie prägte auch die Messe: Wie allgemein üblich waren Mundschutz, Abstand und der Verzicht auf Gesang vonnöten. Der feierlichen Stimmung bei der Messe tat dies keinen Abbruch.

Text: Oberstleutnant Karsten Dyba, Fotos: Oliver Schmidt

 

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