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Sanierung der Veitshöchheimer Kirchstraße mit reinen Baukosten von 3,84 Mio. Euro für Kanal- und Straßenbau hat begonnen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Jourfix (regelmäßiger Baustellentermin) an der bis Ende 2021 dauernden Großbaustelle der Gemeinde Veitshöchheim in der Kirchstraße, der während der Baumaßnahme regelmäßig  wöchentlich  dienstags, 10.00 Uhr mit allen Bauverantwortlichen stattfindet und bei der auch Anlieger ihre Fragen beantworten lassen können: (im Bild v.l.n.r. Jürgen Hardecker (Tiefbaureferat Gemeinde), Ulrich Schäzlein (Geschäftsleiter Würzburger Pflasterbau GmbH, Veitshöchheim), Andreas Fischer (Planer Kanalbau vom Ingenieurbüro Hoßfeld & Fischer in Bad Kissingen), Bürgermeister Jürgen Götz, Dominik Schmitt (Bauleiter Kanalbau), Oswald Bamberger (Verkehrsreferent der Gemeinde und Ansprechpartner für die Anlieger), Thomas Wieden (Planer und Bauleiter Straßenbau vom Büro Holl Wieden Partnerschaft, Architekten und Stadtplaner Würzburg), Michael Spies (Bauleiter Baufirma Pfasterbau) und Joachim Keßler (Tiefbaureferat Gemeinde)

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte der vom Gemeinderat als Corona-Notausschuss installierte Ferienausschuss am 21. April 2020 in den Mainfrankensälen einstimmig die im Ort ansässige  Firma Würzburger Pflasterbau mit dem 220 Meter langen zweiten Bauabschnitt zur Sanierung der Kirchstraße  beauftragt.

Die Baufirma begann nun in der letzten Woche unter Vollsperrung mit den Bauarbeiten. Bürgermeister Jürgen Götz nannte beim heutigen Jourfix erstmals auch die Auftragssumme: Sie beläuft sich insgesamt auf knapp 3,84 Mio. Euro für Kanal- und Straßenbau (ohne Planungskosten).

Nach dem Ausbau des Straßenpflasters stehen im Jahr 2020 die Kanalbaumaßnahmen mit Kosten von über einer Million Euro (davon Kanal 865.000 Euro und Wasser 111.000 Euro)  an. Ab dem Kirchplatz wird das Abwasser im Trennsystem einmal in die Kanalisation der Oberen Maingasse und einmal in die Kanalisation der Unteren Maingasse abgeleitet. Aufgrund der Auswertung der Kanalbefahrung werden laut Mitteilung des Tiefbaureferats der Gemeinde der Regenwasserkanal mit den zugehörigen Hausanschlüssen sowie die Hausanschlussleitungen des Schmutzwasserkanals ausgewechselt.

Der Kanal-Ausbaubereich ist so in zwei zeitlich getrennte Bereiche aufgegliedert. Der erste Teil erstreckt sich ab der Einmündung Obere Maingasse bis zum Kirchplatz in Höhe des Hofes der Vitusschule (im Bild), während der zweite Teil von der Kreuzung Bahnhofstraße bis zum Kirchplatz direkt im Anschluss an den ersten Teil ab August 2020 bis November 2020 ausgeführt werden soll.

Nach Fertigstellung der Kanalbaumaßnahme wird die Fahrbahnoberfläche soweit provisorisch wiederhergestellt, so dass über die Wintermonate dann eine Durchfahrt zwischenzeitlich wieder möglich sein wird.
Ab März 2021 erfolgen dann die Pflasterarbeiten (mit Baukosten von 2,65 Mio. Euro zuzüglich 186.000 Euro Erdzwischenlager- und Deponiekosten), die bis Ende 2021 abgeschlossen werden sollen.

Der Baubeginn in der letzten Woche stand unter keinem guten Stern. Denn die Würzburger Pflasterbau musste die letzten Tage vor Pfingsten auf die Bremse treten und und kann auch in dieser  Woche nur im Standgas kleinere Arbeiten verrichten. Ursache ist eine Abplatzung am unter Denkmalschutz stehenden Sandstein-Torbogens in Verlängerung der Hofgartenmauer aus dem 18. Jahrhundert (Zufahrt zum Haus der Begegnung).

Beim Jourfix waren alle über das Runterfallen eines kleinen Teils aus dem Torbogen verwundert, wurde doch mit dem Ausbau des Pflasters erst 25 Meter weiter begonnen und hatte laut Bauunternehmer Schätzlein die LGA bei der, bei allen Anwesen bis zum Kirchplatz, durchgeführten Beweissicherung wenige Tage zuvor noch keine Schäden festgestellt. Offenbar haben sich aber, so die Meinung der Experten, die Erschütterungen durch die Presslufthammer übertragen und quasi als "Tropfen ausgereicht, um das Fass zum Überlauf zu bringen", so dass der Sandsteinteil in der Nacht herunterfiel.

Nach Einschaltung der Schlösserverwaltung hat diese das Staatliche Bauamt mit dem weiteren Verfahren und dieses als erstes ein Büro zur Dokumentation mit Vermessung des Bestandes beauftragt, denn der Torbogen soll nun abgebaut und später entsprechend wieder errichtet werden. So wie es aussieht, wird es wohl nun nächste Woche werden, bis die Baufirma weitermachen kann.

Die Gartenverwaltung des Hofgartens will die Baupause nutzen, um mit einer Hubarbeitsbühne den stattlichen Baum am Hofgarteneingang zu zurückzuschneiden.

Wie Bürgermeister Jürgen Götz beim Jour Fix sagte, habe er im Gemeinderat , wie von ihm in der Haushaltssitzung Ende März angekündigt, angesichts der nach dem Ergebnis der Ausschreibung eingetretenen Kostenexplosion in nichtöffentlicher Sitzung zur Diskussion und Abstimmung gestellt, ob man das Projekt wie geplant durchzieht oder nicht.

Die für 2020 für Kanal und Wasser  benötigten Haushaltmittel von einer Million Euro stellt der Versorgungsbetrieb der Gemeinde gebührenfinanziert zur Verfügung.

Die Straßenbaukosten von 2,84 Mio. Euro (inklusive Zwischenlager- und Deponiekosten von 186.000 Euro)  müssen dagegen 2021 voll aus Haushaltsmitteln der Gemeinde finanziert werden. Freuen können sich hier die Anlieger, denn aufgrund von der vom bayerischen Landtag im Juni 2018 beschlossenen Abschaffung der Straßenausbaubeträge rückwirkend zum 1. Januar 2018 müssen sie sich nicht mehr an den Kosten beteiligen.

Kostenentwicklung

Als vor zwei Jahren am 8. Mai 2018 der Gemeinderat die vom Büro Holl-Wieden Partnerschaft erstellte Planung für die Sanierung des 1986 gepflasterten Straßenabschnittes im Veitshöchheimer Ortszentrum von der Parkstraße bis zur Unteren Maingasse auf einer Länge von 370 Meter und mit einer Fläche von 3.700 Quadratmeter billigte und sich für eine Ausführung in zwei Abschnitten aussprach, war man im Gremium noch von geschätzten Kosten von 1,5 Millionen Euro ausgegangen (so der Bericht hier auf Veitshöchheim News).

Bereits in der Ferienausschusssitzung im August 2018 hatte dann die Firma Würzburger Pflasterbau für 205.000 Euro (nur 4.000 Euro über der Kostenschätzung)  den Auftrag  zur Sanierung des ersten 160 Meter langen Bauabschnittes in der Würzburger Straße von der Parkstraße bis zum Hofgartenzugang an der Oberen Maingasse erhalten. Für den zweiten Bauabschnitt war damals und auch in der Jahreschronik 2019 im Januar 2020 von 1,2 Millionen Euro Straßenbaukosten die Rede. Im Mai 2018 wurde das Büro Niemetz Hossfeld mit der Planung der  Kanalbauarbeiten beauftragt, bei anrechenbaren Kosten von 215.000 Euro netto.

Im Verhältnis zu den Zahlen vor zwei Jahren haben sich nun die Straßenbaukosten für die Kirchstraße mehr als verdoppelt und die Kanalbaukosten vervierfacht. Tiefbauplaner Thomas Wieden führt die Kostensteigerung im Straßenbau auf 2,84 Mio. Euro auf allgemeine Baukostensteigerungen, die zur Zeit alles andere als rosige Angebotssituation und die Verteuerung des Natursteines  zurück.

Im Mai 2018 hatte sich der Gemeinderat nach einer Bemusterung auf dem Kirchplatz (Foto)  für ein Granitpflaster der Firma Bercher & Malejko - Felsmark in den Farben Bohus rot Scandia rotbraun und Tranas rot mit den Maßen 16 x 16 x 16 Zentimeter entschieden. Der Quadratmeterpreis wurde damals auf 120 bis 130 Euro (reine Materialkosten beziffert. Laut Ausschreibungsergebnis liegt laut Wieden der Quadratmeterpreis bei Verlegung des von der iberischen Halbinsel angebotenen Natursteins bei weit über 300 Euro (davon sind die Hälfte Lohnkosten). Es sollen deshalb laut Bürgermeister Einsparpotentiale untersucht werden. So habe die Baufirma auch ein Nebenangebot für einen kostengünstigeren Stein abgegeben.

Da das Pflaster in der Kirchstraße nach 34 Jahren  kaputt und nicht mehr verkehrssicher ist, sei es die einhellige Meinung des Gemeinderates gewesen, so der Bürgermeister, das Projekt trotz der beträchtlichen Mehrkosten jetzt durchzuziehen, nicht zuletzt auch, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. So sei er froh, dass die örtliche Firma Pflasterbau, die schon vor 34 Jahren die Kirchstraße gepflastert hatte, die Ausschreibung gewonnen habe und so auch die Beschäftigung ihrer 60 Mitarbeiter abgesichert sei.

Der nur 205.000 Euro teure erste Bauabschnitt in der Würzburger Straße kann laut Bürgermeister nicht als Vergleich angeführt werden, da hier als einschneidende Veränderung ein Belagswechsel auf der Fahrbahn, von Pflaster zu Asphalt erfolgte, nachdem hier nur 20 Zentimeter des Straßenpflasters ausgebaut werden musste, der  Gehweg aber in Pflaster belassen werden konnte.

Erklärter Wille des Gemeinderats, so Götz, bleibe dagegen in der Kirchstraße nachwievor eine niveaugleiche Pflasterung auf der gesamten Fläche. Lediglich die beiden Bushaltestellen in der Kirchstraße erhalten zur Sicherstellung der Barrierefreiheit einen Hochbord von 18 Zentimeter zum niveaugleichen Einstieg. Die Straße wird 70 Zentimeter tief ausgekoffert. Neben dem Pflaster wird auch die Straßenbeleuchtung erneuert.  

Eine Asphaltierung der Fahrbahn in der Kirchstraße auf einer Länge von 220 Meter wie in der Würzburger Straße sei deshalb für den Gemeinderat überhaupt nicht zur Debatte gestanden, da in der Kirchstraße wegen der notwendigen Kanalsanierung nur ein Vollausbau möglich ist. Wegen der Vielzahl der neu zu verlegenden Hausanschlüsse müsse auch massiv in die Gehwege eingegriffen werden. Es sei hier deshalb kein großes Einsparpotential gegeben.

Im Bereich der Vituskirche wird das Eingangspodest soweit zurückgebaut, dass auf der Eingangstreppe noch Platz genug für Hochzeitsfotos ist. Teilweise zurückgebaut wird die nicht historische Trennmauer zum Kriegerdenkmal, ebenso die Baum- und Strauchbepflanzung entfernt werden, die hier die Fassade der Kirche verdeckt und durch eine pflegleichte niedrige Bepflanzung ersetzt werden.

Noch nicht entschieden ist, ob die zur Erprobung in der Kirchstraße übergangsweise ausgewiesenen Parkplätze beibehalten werden.

Nach dem vom Gemeinderat in der Sitzung im Dezember 2019 gefassten Beschluss zur Weihnachtsbeleuchtung wird die Straße alle 20 Meter mit einem Lichtvorhang garniert mit dreidimensionalen Sternen unter Einhaltung eines Lichtraumprofils von 4,50 Meter über Straßenniveau überspannt. Die Vorhänge werden an temporären Masten direkt vor der Fassade oder wenn möglich auch an der Fassade befestigt. Umgesetzt werden soll auch die von Brandi Licht vorgeschlagene Akzentbeleuchtung, beispielsweise im Bereich der Kirche, des Zugangs zur Vitusschule und zum Rathaushof.

Fotos (c) Dieter Gürz

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