Grandioses Adventskonzert 2019 des Heeresmusikkorps Veitshöchheim vor über 400 Besuchern in der Kuratiekirche
Die 10. Panzerdivision stimmte beim Adventskonzert am Montagabend in der Kuratiekirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit mit dem Heeresmusikkorps aus Veitshöchheim über 400 Zuhörer auf die Vorweihnachtszeit ein. Viele mussten aufgrund des Andrangs mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Hauptfeldwebel Thomas Hümmer-Althön, der durch das Konzert führte, nahm die Gäste mit auf eine musikalische Reise, die an Abwechslung und Professionalität kaum zu überbieten war. Diese fand ihren krönenden höchst stimmungsvollen Abschluss in der verdunkelten Kirche in einem Lichtermeer aus Kerzen in den Händen der Besucher, als alle vier Ensembles das Weihnachtslied "Herbei, oh ihr Gläubigen" nach dem lateinischen Adeste fideles von Friedrich Heinrich Ranke (1798-1876) instrumental interpretierten und das Publikum mit in den Gesang der namhaften Sopranistin Anja Stegmann einstimmte.
Das Blechbläserquintett unter der Leitung von Hauptfeldwebel Sebastian Walter eröffnete den bunten Konzertreigen aus der Welt der Klassik bis hin zur Filmmusik mit einer Fanfare, die die großartige Ballettmusik La Péri von Paul Dukas aus dem Jahr 1912 eröffnet, die im exotischen Milieu des alten Persien spielt und den Helden der Geschichte, Alexander den Großen voller Klang ankündigt.
Erstmals in Aktion trat zur Überraschung aller die Sopranistin Anja Stegmann, die im Juli 2019 an der Hochschule für Musik Würzburg bei Professor Daniela Sindram ihren Masterabschluss mit Schwerpunkt Operngesang mit Bestnote erlangte und seitdem erfolgreich als freiberufliche Solistin auftritt, beim zweiten Stück der Blechbläser. Als Kontrast zu den hohen und tiefen Bläserklängen erreichte ihre Stimme ungeahnte Höhen in "Let the Bright Seraphim" aus dem gewaltigen und machtvollen Oratorium "Samson", das Georg Friedrich Händel 1741 aus John Miltons in griechischen Versmaßen abgefasster Tragödie Samson Agonistes schuf.
Nach diesem klassischen Beginn der Blechbläser eröffnete das Holzbläserquintett unter der Leitung der auf der Goldflöte virtuos aufspielenden Hfw Valerie Henning seine vier Beiträge mit dem bekannten traditionellen englischen Weihnachtslied "Deck the Halls".
Wenn Frankreich bis heute als Hochburg des Holzbläserklanges gilt, so ist das unter anderem das Verdienst von Paul Taffanel. Sein Quintett in drei Sätzen entstand 1878 für die Société. Es zeugt von der universalen Bildung eines Musikers, der ab 1893 als erster Dirigent der Pariser Oper für Maßstäbe setzende Aufführungen sorgte. Valerie Henning trat mit ihrer Goldenen Flöte besonders hervor, als die Veitshöchheimer Holzbläser mit Taffanels 1. Satz "Allegro con moto" in Sonatenform mit seiner typisch französischen, tänzerischen Grazie und einem weichen, stimmungsvollen Bläserklang die Zuhörer verzauberte.
Weltweit erklingt Jahr für Jahr zu Weihnachten die Pastorale aus Arcangelo Corellis „Weihnachts-Konzert“, deren barocken schwungvollen Klänge des 3. und 6. Satzes die Holzbläser ausdrucksvoll zu Gehör brachten.
Beim sehr melodiösen Doppelkonzert in d-Moll, 2. Satz von Johann Sebastian Bach gesellten sich die beiden Saxophonisten vor ihrem Einzelauftritt hervorragend mit den Holzbläsern harmonierend dazu.
Höchst virtuos meisterten dann auf dem Saxophon im Duett die Hauptfeldwebel André Müller und Monika Cieplik "Toccata und Fuge" von Johann Sebastian Bach, das mit Abstand bekannteste Orgelwerk europäischer Kunstmusik.
Im Kontrast dazu wurde es dann ganz modern, als sich zu den Saxophonisten HwF Martin Bergmann am Vibraphon gesellte und das Trio "A Million Dreams" von Benj Pasek & Justin Paul aus dem Musikfilm "Greatest Showmann" zum Besten gab, der im Dezember 2017 in die Kinos kam, mit dem auch Hugh Jackmann und Pink große Erfolge feierten.
Nun schlug die Stunde für das Klarinettenensemble, das als Erstes mit den außergewöhnlichen Klängen des Musikstückes "Fountain of Dreams" von Jun Ishikwa zum Nintendo-Game Kirby's Adventure aus den 90er Jahren aufwartete.
Anja Stegmann war dann wieder gefragt zur Interpretation eines ganz berühmten Liedes, nämlich "Gretchen am Spinnrade" von Franz Schubert aus dem Jahr 1814, das auf einer Szene aus Goethes Tragödie Faust I basiert. Während die Sopranistin mir ihrer genialen Stimme ungeahnte Höhen erklomm, bedeutete die instrumentale Begleitung für die vier Klarinettisten eine große Herausforderung, die sie bravourös meisterten.
Mit dem Pferdeschlitten unterwegs in einer wunderschönen Winterlandschaft versetzt fühlte sich die Zuhörer, als das Ensemble musikalisch die Troika des sowjetischen Komponisten Sergei Sergejewitsch Prokofjew (1891-1953) erklingen ließ, gekennzeichnet durch treibendes Schellenläuten und majestätischem Bläserklang.
Mit der Hauptgefreiten Miriam Gläser, die als Freiwillige 23 Monate dem Heeresmusikkoprs angehört, musizierte in der Phalanx des Feldwebelquintetts ein Mannschaftdienstgrad gleichwertig mit.
In den Wilden Westen versetzte schließlich das Quintett das Publikum mit gemeinsam mit der wunderschön singenden Anja Stegmann mit einem besonders besinnlichen Ohrenschmaus, nämlich der legendären Filmmusik "Once upon a Time in the West", der Krone aller Western-Scores von Ennio Morricone zu Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod", als es zum Duell zwischen Henry Fonda und dem Harmonica-Man Charles Bronson kommt.
Nun war zum Abschluss nochmals wie zu Beginn das vom Schlagzeug strahlende Blech zu hören, zunächst mit zum Mitwippen einladenden, ebenfalls sehr berühmten swingenden Jazz-Standard "Beale Street Blues", den William Christopher "W.C." Handy 1916 schrieb mit Coverversionen von Duke Ellington, Louis Armstrong und Nat King Cole in den 40er und 50er Jahren.
Populär ist auch das von Schellenläuten begleitete Musikstück "Frosty the Snowmann", das von Walter "Jack" Rollins und Steve Nelson 1950 geschrieben wurde.
Beim vom Blechbläserensemble fulminant gespielten letzten Stück "The Saints Halleluja" von Luther Hendersen, eine Mischung aus "Saints Go Marchin' In" und "Hallelujah Chorus" klatschten alle rhythmisch mit. Nicht enden wollender Applaus honorierte die Musiker.
Als Zugabe erklang von allen mitwirkenden Musikern gespielt und von Anja Stegmann interpretiert, ein erhabenes Lied (? - stand nicht im Programm).
Die besinnlichen Worte sprach dieses Mal vor dem gemeinsamen Schlusslied (siehe zu Beginn des Artikels) der evangelische Ortspfarrer Sebastian Wolfrum, über den Verstand und die Phantasie philosophierend, beide von Gott gegeben, beide sollten sich die Waage halten.
Die Zufriedenheit und die Begeisterung über dieses Konzert war in allen Gesichtern der Gäste zu erkennen. Dem Heeresmusikkorps war es auch dieses Jahr sehr zur Freude von Generalmajor Harald Gante, dem Kommandeur der 10. Panzerdivision wieder gelungen, ein bisschen Ruhe und Besinnlichkeit in die doch oft allzu hektische Vorweihnachtszeit zu bringen. Der Kommandeur kündigte am Ende an, dass die Spendengelder des Konzertes heuer der Gemeinde zufließen für ihre Weihnachtsaktion für Bürger, denen es nicht so gut geht.
Fotos (c) Dieter Gürz