Fünfjährige Zusammenarbeit des Streicherorchesters des Gymnasiums Veitshöchheim mit Profis von Erfolg gekrönt - Johannes Knorr ist nun Mitglied des Bundesjugendorchesters
Begeisterung macht Schule! Wahre Geigenvirtuosen sind die Streicher der Oberstufe des Gymnasiums Veitshöchheim dank der professionellen Förderung durch Reiko Sudo (links), die Violine II beim Kölner Kammerorchester spielt und beim Mainfrankentheater Würzburg aushilft. Sudo hatte 2014 das Streichorchesterprojekt an der Schule initiiert, mit ausgewählten Schülern so professionell wie möglich im normalen Wahlunterricht zu arbeiten. Schon das erste Konzert zeigte, dass diese Arbeit fruchtbar ist. Sie setzt sie bis heute fort, völlig ehrenamtlich.
Dabei unterstützen sie ihr Mann Mokoto Sudo, seit Dezember 2000 Solobratschist des Philharmonischen Orchesters Würzburg
und ebenfalls von dort Jungmin Seo (Violoncello), die aus Südkorea stammt, in Nürnberg studiert und diverse Wettbewerbspreise gewonnen sowie bereits bei den Nürnberger Symphonikern gespielt hat.
Diese besondere Zusammenarbeit mit Profimusikern ermöglicht klangliche Feinheiten, die von einem Schulorchester sonst nicht zu erwarten sind.
Auf dem Foto proben die Auswahlschüler des Kammerorchesters gerade mit den drei Profis für ihren Auftritt beim Weihnachtskonzert des Gymnasiums Veitshöchheim am 19. Dezember um 19.30 Uhr in der Kuratiekirche in der Gartensiedlung. Dabei bewältigten die Streicher höchst virtuos die hohen Anforderungen, die das 14minütige Festliche Weihnachtskonzert - Concerto grosso g-moll op. 6/8 des „Maestro famosissimo“ Arcangelo Corelli (1653-1713) stellt, das zu den einflussreichsten Werken barocker Konzertmusik zählt.
Gymnasiums-Musiklehrerin Christine Gaillard, die im Kammerorchester die zweite Geige spielt, sagt euphorisch:
"Mittlerweile breitet sich im Gymnasium Veitshöchheim eine ansteckende Begeisterung für klassische Musik aus. Die Schüler geben alles, weil sie wissen, dass ihnen mit diesem Projekt ein unglaubliches Geschenk zuteil wird."
Konkret bedeute das, alle seien zuverlässig in allen Proben, haben immer ihre beschrifteten Noten dabei, liegt auf jedem Pult der Bleistift einsatzbereit, sind die Fingernägel so gekürzt, wie es erforderlich ist, um richtig greifen zu können und ab dem Einstimmen herrsche Ruhe und Konzentration in der Probe. Das Klangergebnis am Ende der Probe ist Ansporn und Belohnung gleichzeitig für dieses disziplinierte Arbeiten am Freitag Nachmittag.
Gaillard: "Unsere Profis bringen ab der ersten Probe im neuen Schuljahr passgenau ausgewählte Werke und namentlich versehene Orchesterstimmen mit und verlieren keine Zeit bei der Erarbeitung der Werke. Sie scheuen keine Mühen und Kosten, um uns weiterzubringen und kommen auch zur Arbeitsphase nach Weikersheim."
Die Aufführungen sind nach den Worten der Musiklehrerin geprägt von Freude und Staunen, dass im Schulorchester auf diesem Niveau musiziert werden kann. Ein Nebeneffekt sei, dass ihre Schüler eigenständig und regelmäßig in Sinfoniekonzerte und Opernaufführungen gehen, dort ihre Lehrer erleben und so neue Begeisterung mit in die Schule bringen.
Gaillard: "Klassische Musik ist nur was für Leute ab 50, die keine Hobbys haben? Falsch, im Gymnasium Veitshöchheim gibt es immer mehr Streicher, die sich die ganze Woche schon auf die Proben freuen."
Und Reiko Sudo sagt: "Auch wir Profis freuen uns, mit den Schülern lernen und musizieren zu dürfen!"
Zu großer Dankbarkeit verpflichtet sehen sich Schulleiter Dieter Brückner und seine Streicher-Musiklehrerin gegenüber dem Generalmusikdirektor (GMD) des Würzburger Mainfranken Theaters Enrico Calesso. Dieser befreie seine Musiker vom Dienst, damit sie bei den Konzerten des Gymnasiums mitspielen und so das Ergebnis dieser Zusammenarbeit optimal präsentieren können, wie jetzt auch wieder beim Weihnachtskonzert des Gymnasiums in der Kuratiekirche.
Die Kosten für die Ersatzmusiker im Theater übernehme das Gymnasium diese Mal gerne, nachdem diese letztes Mal zu Lasten des Theaters gingen oder auch schon privat von den engagierten Coaches geleistet wurden.
Ansteckende Begeisterung für klassische Musik
Wahre Geigenvirtuosen sind die Streicher der Oberstufe des Gymnasiums Veitshöchheim dank der professionellen Förderung durch Reiko Sudo, die Violine II beim Kölner Kammerorchester spielt und bei...
Johannes Knorr nun Mitglied des Bundesjugendorchesters
Der angehende Abiturient Johannes Knorr vom Gymnasium Veitshöchheim hat die Aufnahmeprüfung zum Bundesjugendorchester in Berlin bestanden und damit einen Platz unter den besten deutschen jungen ...
Der angehende Abiturient Johannes Knorr schaffte den Sprung ins Bundesjugendorchester
Schüler, die mehr erreichen möchten in musikalischer Hinsicht, finden volle Unterstützung auch für persönliche Projekte bei den Coaches, so wie derzeit der angehende Abiturient Johannes Knorr, mit dem auf dem Foto die drei Profis und die Musiklehrerin ein Solostück einüben, das der junge Bratschist im Weihnachtskonzert aufführen wird. Es ist dies Franz Schuberts „Arpeggione-Sonate“, ein Stück von Licht und Schatten, Heiterkeit und Melancholie, das an den Bratschisten durch die raffinierte, komplizierte Bogentechnik hohe Anforderungen stellt.
Nicht zuletzt durch die Förderung von Makoto Sudo, hat der Schüler die Aufnahmeprüfung zum Bundesjugendorchester in Berlin bestanden und damit einen Platz unter den besten deutschen jungen Musikern gefunden, vergleichbar der Bundesauswahlspieler im Fußball.
Johannes hat schon früh in der Grundschule mit Geigenunterricht begonnen. So glänzte er bereits im Dezember 2013 beim Weihnachtskonzert der Sing- und Musikschule Veitshöchheim mit einem Stück aus „La Follia" von Arcangelo Corelli.
Wie Musiklehrerin Gaillard berichtet, wurde der Schüler vor über zwei Jahren mit einer Aufnahmeprüfung in die Frühförderklasse der Musikhochschule Würzburg aufgenommen. Dort habe er eine unglaublich starke Konkurrenz kennen gelernt und sei von seinem Lehrer zu richtig ernsthaftem Üben verpflichtet worden. Dies habe sehr schnell zu schönen Fortschritten geführt.
Im August diesen Jahres beschloss dann Johannes, statt mit der Geige mit der Bratsche (= Viola) die Aufnahmeprüfung für das Bundesjugendorchester (BJO) zu spielen.
Johannes machte sich in den Sommerferien mit dem Instrument vertraut, nahm zusätzlichen Unterricht und erhielt von Makoto Sudo ein sehr gutes Instrument als Leihgabe, eine Bratsche aus der im 18. und 19. Jahrhundert in Mailand arbeitenden Werkstatt der Geigenbauer-Familie Mantegazza. Mit dieser hatte Sudo 2000 das Vorspielen beim Mainfrankentheater gemeistert. Es stellte sich sehr schnell heraus, so attestierte ihm der Profi, dass er eine große Begabung für das Bratschenspiel hat. Dies zeigte sich denn auch in dem tatsächlichen Bestehen der Prüfung für das Bundesjugendorchester. Johannes Knorr zählt nun in der Altersgruppe der 14- bis 19jährigen zu den besten Musikern Deutschlands.
Er spielt nun bei mehreren Projekten des BJO mit, erstmals im Januar bei den Beethovensinfonien. Im Sommer ist dann geplant, dass das BJO zusammen mit den Berliner Philharmonikern unter Petrenko die 9. Sinfonie von Beethoven aufführt anlässlich dessen 250. Geburtstag.
Die über 100 Mitglieder des BJO kommen aus allen Winkeln Deutschlands. Sie wurden als besonders förderungswürdige Talente ins Bundesjugendorchester aufgenommen. So erhält nun auch der Veitshöchheimer Jugendliche die einzigartige Chance, mit berühmten Dirigenten und Solisten zusammenzuarbeiten.
Neben dem Ehrendirigenten Sir Simon Rattle standen bereits Herbert von Karajan, Kurt Masur, Gerd Albrecht oder Gustavo Dudamel am Pult des Bundesjugendorchesters; Solisten wie Christian Tetzlaff (Violine), Tabea Zimmermann (Viola), Fazil Say (Klavier) sowie die Rockmusiker Sting und Peter Maffay gingen mit auf Tournee.
Während der intensiven Arbeitsphasen erarbeitet das Orchester anspruchsvolle Orchesterwerke aus allen Epochen; auch zeitgenössische Werke sowie Uraufführungen gehören zum festen Bestandteil der Arbeit. Das Einstudieren dieser Programme, die musikalische Arbeit mit Profis aus den besten Orchestern und Hochschulen Deutschlands und die Begegnung mit gleichgesinnten Talenten stellt für die Jugendlichen musikalisch und menschlich ein prägendes Erlebnis dar. Das Bundesjugendorchester, 1969 vom Deutschen Musikrat gegründet, wird seit 2013 von den Berliner Philharmonikern als Patenorchester unterstützt.
Keine Weltgegend, die die Nachwuchsmusiker noch nicht bereist haben: Das Orchester, häufig als Kulturbotschafter der Bundesrepublik Deutschland unterwegs, tourte bisher in ganz Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika. Im Rahmen zeitgeschichtlich bedeutender Projekte spielte das Spitzenensemble zum Beispiel anlässlich des 50. Jahrestages der Berliner Luftbrücke in Amerika, im Berliner Schloss Bellevue bei Bundespräsident Joachim Gauck a.D., in Osteuropa im Rahmen der Deutschen EU-Ratspräsidentschaft und in Südafrika im kulturellen Vorprogramm der Fußballweltmeisterschaft 2010.
Das Bundesjugendorchester ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Profi-Karriere: Eine Statistik aus dem Jahr 2013 belegt, dass 83 Prozent der ehemaligen „BJOler“ Berufsmusiker werden – ein Beleg für die herausragende Bedeutung dieser vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Daimler AG, dem Westdeutschen Rundfunk, der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten, der Stadt Bonn und der Deutschen Orchestervereinigung unterstützten Fördermaßnahme für überaus begabte junge Musikerpersönlichkeiten.
Fotos (c) Dieter Gürz