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Beppe Gambetta, ein ganz Großer der Akustik-Gitarren-Szene, begeisterte zum 9. Mal im Veitshöchheimer Bacchuskeller

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

"Buona sera!" Der Funke sprang sofort über, als so Beppe Gambetta im "New Hairstyle" das Publikum im Veitshöchheimer Bacchuskeller mit seiner sonoren Stimme begrüßte. Von "Sensationell" sprach Ilse Feser. Der italienischen Partnerschaftsbeauftragten der Gemeinde war es gelungen, im Rahmen der Städtepartnerschaft von Veitshöchheim mit Greve in Chianti in der Toskana den Genueser Ausnahmekönner auf der Akustikgitarre bereits zum neunten Mal innerhalb von 20 Jahren für ein Konzert nach hier zu lotsen.

Der italienische Gitarrenvirtuose hat über die Jahre hinweg seinen eigenen Stil entwickelt und dabei in Nordamerika und Europa verwurzelte Musikstile miteinander verbunden. Mit seiner Musik ist er so auf vielen Bühnen dieser Welt zu Hause.  Nun kehrte er nach einer Zeit wichtiger Erfahrungen und Erkenntnisse nach Veitshöchheim zurück. Nachdem er neben Konzerten auf verschiedenen Kontinenten neue Shows produziert, neue Musik komponiert und erforscht hat, wurde er erst im April 2019 vom Bürgermeister von Genua, Marco Bucci, mit dem prestigeträchtigen Titel „Kulturbotschafter der Stadt Genua in der Welt“ ausgezeichnet.

Der Künstler, Autor und Dozent verfügt nicht nur über eine famose Gitarrentechnik und eine angenehme Stimme. Er hat auch jenen typisch italienischen Charme, mit dem er seine Musik erfolgreich auf allen internationalen Bühnen präsentiert.

Von Kopenhagen kommend, reist der Liedermacher, Komponist und Poet aus Genua von Veitshöchheim aus weiter zu Gastspielen in der Schweiz, Mailand, Frankreich, Belgien und der Niederlande, um dann  im neuen Jahr in die USA zu fliegen, wo er einen Zweitwohnsitz im amerikanischen New Jersey hat.

Gambetta freute sich sehr, wie er sagte, wieder in sein nach seinen Worten geliebtes Veitshöchheim zu kommen. Er empfand es  großartig, wie die 70 Zuhörer immer voll dabei waren und ihre Begeisterung erkennen ließen. Am Ende sagte er, dass er jetzt auch Botschafter von Veitshöchheim sei.

Trotz seiner regelmäßigen Auftritte in Veitshöchheim begeistern die Konzerte des charismatischen Stahlsaitenkünstlers jedes Mal aufs Neue. So präsentierte er nach 2017 dem Publikum auch dieses Mal wieder bis auf wenige Ausnahmen hier noch nicht gespielte Stücke.

Für dieses Konzert in Veitshöchheim hat er eigens ein Reisetagebuch vorbereitet: Eine Zusammenfassung von Erfahrungen und Melodien aus der ganzen Welt, abwechselnd mit neuen Originalkompositionen, in denen natürlich auch „sein Ligurien“ mit neuen Arrangements unvergesslicher Lieder der auch von dort stammenden Künstler Fabrizio de Andrè, Ivano Fossati  und Luigi Tenco vorkommt.

Gambettas humoristische Reise beginnt instrumental mit einer modernen Tarantella aus seiner letzten Arbeit "Short Stories" aus dem Jahr 2017, zu der ihm seine vielen Reisen und internationalen Auftritte inspirierten. Immer wieder streute er daraus auch selbst komponierte, mitunter aufwühlende und ins Ohr gehende Instrumentalstücke ein, so auch das Stück über einen berühmten indianischen Häuptling.

Dann wandelt er auf den Spuren des bedeutenden und in Italien bis zu seinem Tod 1998 40 Jahre lang sehr beliebten und verehrten Sängers und Liedermachers Fabrizio de André, nach dem seine Heimatstadt Genua eine Straße benannt hat. Ein Superhit von André ist der ins Ohr gehende Song "Il pescatore", der von einem Fischer erzählt, der am Strand im Schatten der letzten Sonnenstrahlenam einem Mörder begegnet und ihm Brot und Wein gibt. Hier war das Publikum zum gemeinsamen Gesang von " lala lalalala lala la" eingeladen. Später ließ Gambetti noch von André dessen melancholisch klingende große "Hymne des Friedens" und am Schluss „Un matto“ folgen. Es ging dabei um Einen, der von Tag zu Tag neue Ausreden ersinnt, nichts tun zu müssen, beispielsweise am Freitag, weil da Jesus Christus gestorben ist (siehe nachstehender Link auf Video).

Da sich Gambetta auch als Botschafter für amerikanische Musik in Europa outet, verwöhnte er im Bacchuskeller die Gäste mit dem Medley "Solid Gone / Way Downtown / Black Mountain Rag" des phantastischen US-Gitarissten, Songwriters und siebenfachen Grammy Awards-Gewinners Doc Watson (1923 bis 2012), der aufgrund einer Augeninfektion vor seinem zweiten Geburtstag das Sehvermögen. Vor allem das letzte höchst rhythmische Stück spielte Gambetta in einem unheimlichen Tempo, wofür er erneut Bravorufe einheimste.

Später interpretierte Gambetta dann auf Gitarre ein ursprüngliches Geigen-Stück von Doc Watson, der viele neue Musik entwickelt hat.

American Folk von Norman Blake bot der Künstler mit dem Road-Medley "Randall Collins".

Veitshöchheim spezielle Freundschaft mit Greve in Chianti veranlasste den Musiker, ein Lied aus der Toskana über einen Bummelanten zu bringen, der jeden Tag, sagt warum er nicht mehr arbeiten will. Sie lernten die Zuhörer die Tage der Woche auf italienisch kennen und bedachten die von ihm am Ende des Liedes  vor Temperament sprühende volkstümliche Polka erstmals mit Bravorufen.

Mit dem beschaulichem Lied QUESTI POSTI DAVANTI AL MARE, einem Spaziergang am Meer in der Toskana, aus der Feder des ebenfalls in Genua beheimateten italienischen Liedermachers Ivano Fossati ging es in die Pause.

Nach der Pause ging es weiter mit dem rasanten Song „Bocca di rosa“ im Tarantella-Rhythmus, der sich mit seiner grotesken Geschichte über ein hübsches Girl, das viele Männer liebt, die sich weinend auf einem Bahnhof einfinden, als wahrer Zungenbrecher.

Es folgte aus der Oper „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi das Stück „La vergine degli angeli“, das nach Art des früheren Umgangs mit der Musik aus den Opern, deren Besuch sich das einfache Volk nicht leisten konnte, mit der Gitarre neu interpretiert wurde.

Im piemontesischen Dialekt dargeboten war das Lied „Margaretin“, bei dem das Publikum animiert wurde, den Refrain mitzusingen. Für große Heiterkeit sorgte dann das „erotische“ Stück „Jamin-a“ auf Genuesisch

Es folgten „La Bergamasca“ und das Lied „Vedrai vedrai“ des genuesischen Liedermachers Luigi Tenco, die Geschichte eines Arbeitslosen. Tenco hatte sich 1967 im Alter von 29 Jahre im Hotel während seiner Teilnahme am Sanremo-Festival aus Protest gegen das Publikum eine Kugel in den Kopf geschossen.

„La cittá vecchia“ handelte von verschiedenen Personengruppen, die man in einer Altstadt treffen kann: Jugendliche, Karten spielende Rentner und den Professore, der sein Glück sucht...

An dieser Stelle unterbrach Beppe Gambetta dass Konzert und bat Bernhard von der Goltz auf die Bühne. Dieser hatte eigentlich am gleichen Termin ein Gitarrenkonzert mit bretonischer Musik geplant und dann alles daran gesetzt, diesen Termin auf den Sonntag zu verschieben. So hatte er jetzt Gelegenheit, das Publikum auch zu diesem Konzert am 24. November um 18 Uhr in der Veitshöchheimer Christuskirche einzuladen. 

Das deutsch-italienisch-französische “Triangolo“ animierte Beppe Gambetta dann zu dem auf Deutsch übersetzten französischen Lied „Der Wind trägt sie davon“.

Ob er nun Opernlieder für die Solo-Gitarre neu interpretiert, eine gefühlvolle Serenata darbietet, oder aber mit einer Tarantella das Publikum zum Mitwippen bringt, das Konzert ist jede Minute spannend und immer wieder überraschend.

Erwartungsgemäß ließ das begeisterte Publikum Beppe Gambetta erst nach drei Zugaben von der Bühne.

Fotos (c) Dieter Gürz

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