Der neue katholische Militärpfarrer in Veitshöchheim begeisterte beim Erntedankfest in der Kaserne mit neuen Wegen im Liturgieprogramm
"Neue Besen kehren gut" heißt ein altes Sprichwort. Dies triff voll auf Dr. Andreas Rudiger zu, den neuen katholischen Militärpfarrer von Veitshöchheim und Volkach, der erstmals beim traditionellen Erntedankfest mit anschließender Fahrzeugsegnung in der Balthasar-Neumann-Kaserne liturgisch in der Öffentlichkeit agierte.
Das Katholische Militärpfarramt Veitshöchheim ist laut Pfarrhelfer Elmar Fries Rudigers erste Wirkungsstätte bei der Bundeswehr. Zuvor wirkte der Geistliche in der Pfarrei des größten Stadtteils Petershausen der Stadt Konstanz am Bodensee. Wie der Südkurier in seiner Ausgabe vom 18. November 2018 berichtete, hatte Rudiger reinen Tisch gemacht und sich von seiner Pfarrei, die ihm soviel bedeutete, verabschiedet, weil er am Zölibat scheiterte. Wie dort zu lesen ist, hatte er damals zum Ende der Sonntagsmesse in eigener Sache eine Erklärung verlesen, dass er Vater werde, worauf ihm hunderte Kirchgänger applaudiert hätten. Weiter ist von einem Seelsorger mit gutem Gespür die Rede, wo die Menschen Hilfe brauchen und viele Gläubige ihren Hirten vermissen und in der Stadt eine profilierte Persönlichkeit fehlen werde. So hatte er laut Zeitung erst jüngst zuvor mit einem Tiersegnungsgottesdienst in Konstanz wieder viele Gläubige ansprechen können.
Und auch in Veitshöchheim waren nun die 240 Gäste begeistert über die neuen Wege im Liturgieprogramm, die der neue Militärpfarrer beschritt.
Gleich zu Beginn nach der Lesung offenbarte der neue Militärpfarrer, dass er auch musikalisch etwas drauf hat, als er zusammen im Duett mit dem frisch pensionierten Heeresmusiker Oberstabsfeldwebel Jürgen Bauer zur Gitarre griff und den Halleluja-Gesang aus Taizé anstimmte.
Nach dem Lukas-Evangelium über die Heilung von zehn Aussätzigen durch Jesus gab es eine Live-Schaltung von Tiberias-TV zum Korrespondenten Karl Holunder alias Jürgen Bauer (mit Hut), der vor Ort nach Ophra, nahe der Grenze zu Samaria in Israel gekommen war, um über die außergewöhnliche wunderbare Heilung der Lepra-Kranken zu berichten. In Interviews mit Johannes Hudezeck, Marion Pahl, Sabine Wirth und Elmar Fries ging er vor allem der Frage nach, warum sich neun der zehn Geheilten nicht bei Jesus bedankt haben.
Beeindruckend war auch die Gabenprozession mit Danksagung für so manches aus unserem Alltag, das uns vielleicht selbstverständlich erscheint. Dafür brachten Kinder und Erwachsene dazu passende Symbole zum Altar wie eine Sonnenblume als Dank für die schöne Ferienzeit, Obst und Gemüse, damit wir was zu essen haben, Pflaster für alle, die uns helfen, wenn wir verletzt sind, ein Schulbuch, dass wir lesen und schreiben lernen dürfen, Schuhe für Kinder, weil sie ein großartiges Geschenk für uns sind, ein Herz für Menschen, die uns lieben.
Überrascht war der Militärpfarrer über die vielen Kinder, die er zum Vaterunser Hände haltend nach vorne holte. Er freute sich über das tolle familiäre Miteinander. Rudiger: "So kann es weitergehen."
Dem neuen Militärpfarrer assistierten beim Gottesdienst Ortspfarrer Robert Borawski, Diakon Wolfgang Krug aus Walldürrn und als Minstranten Hermann Scheller und Ewald Vogel.
Das Ehepaar Rüttiger und Annette Bachmann hatten einen wunderschönen Erntedankaltar mit Obst, Gemüse, Feldfrüchte sowie einer aus der Günterslebener Kirche entliehenen Erntekrone hergerichtet.
Dem Gottesdienst einen besonderen musikalischen Rahmen gab die große Blechbläserbesetzung des Heersmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptfeldwebel Bernhard Müßig mit Stücken wie "Cortege from Mlada" von Korsakov zur Eröffnung, der stimmungsvollen Hochzeitsmusik "Trumpet Tune" von Henry Purcell nach der Lesung, der "Fanfare" von Dietrich Buxtehude vor der Gabenprozession und dem "Gospel Hall" zur Kommunion.
Die National-Hymne beendete den diesjährigen in sehr lockerer Form ablaufenden Erntedank-Gottesdienst in der Kaserne, der alle anwesenden Gläubigen begeisterte, darunter auch Bürgermeister Jürgen Götz und sein Vorgänger Rainer Kinzkofer.
Tradition hat nämlich, nicht nur Soldaten und ihre Familien in die Kaserne einzuladen, sondern auch Bürger aus Veitshöchheim und der Umgebung. Mitfeiern konnten im Speisesaal der Kaserne auch Angehörige des Familienbetreuungszentrums Veitshöchheim (FBZ) und deren Gäste, den Ehegatten, Eltern, Geschwistern und Freunde der Soldaten, die sich zur Zeit im Auslandseinsatz befinden. FBZ-Leiter Oberstabsfeldwebel Johannes Hudezeck sprach von einer "Insel der Glückseligkeit" und von einem Netzwerk der kurzen Wege hier in der Kaserne, die ein tolles Miteinander ermöglichen würden.
Mit vielen neuen Eindrücken, Gedanken und guten Gesprächen gingen die Teilnehmer Großteils nach dem gemeinsamen Mittagessen wieder nach Hause.
Nach dem feierlichen Gottesdienst segnete Militärpfarrer Andreas Rudiger die Fahrzeuge von Gästen.
Fotos (c) Dieter Gürz
Der neue katholische Militärpfarrer von Veitshöchheim und Volkach lädt Soldaten und Mitarbeiter zusammen mit ihren Familien in der Kar- und Osterwoche 2020 vom 8. bis 17. April 2020 zu einer ganz besonderen Pilgerreise ins Heilige Land nach Israel ein, um zehn Tage lang den Spuren Jesu nachzugehen.