Architekt und Unternehmer Max Weckesser überraschend verstorben - Er drückte Veitshöchheim seinen Stempel auf
Mit Max Weckesser verstarb am 13. September ein Veitshöchheimer Urgestein, eine markante und auffallend vielseitige, facettenreiche Persönlichkeit des Ortes.
Sein Lebenswerk ist eine einzigartige Erfolgsstory. Er hat Veitshöchheim als stets kreativer und innovativer Architekt, Bauunternehmer und Hotelier seinen Stempel aufgedrückt.
Der Verstorbene ist ein beredtes Beispiel für die These, dass die Architektur die Königin der Künste darstellt. So hat sich Max Weckesser im Ort auch oft als Förderer der Kunst hervorgetan, als Mann, der das Außergewöhnliche liebt, den Freuden des Lebens aufgeschlossen ist und ein Faible für Musik und Literatur hat.
Wie Weckesser einmal sagte, wurde ihm in seinem Abiturzeugnis 1957 an der Oberrealschule in Würzburg bestätigt, dass er "Verständnis für Dichtung" habe. Diese Eigenschaft habe ihn ein Leben lang begleitet, das Lesen in der Nacht habe ihn vor allem in Zeiten, wo es seiner Baufirma nicht so gut ging, auf andere Gedanken gebracht.
Veitshöchheim war für Weckesser stets der Nabel der Welt, hatte er doch hier bis auf sein erstes Lebensjahr stets seinen ersten Wohnsitz, auch in den 15 Jahren, die er in München verbrachte.
Nach dem Abitur 1957 an der Oberrealschule in Würzburg studierte er bis 1963 Architektur an der Technischen Hochschule in München. Er eröffnete 1964 nach einer kurzen Tätigkeit bei Professor Ludwig am Lehrstuhl für Kirchenbau in München in seinem unterfränkischen Heimatort ein Architekturbüro. Seine Handschrift trug so als erstes die von ihm ab 1966 im Lindental erstellte Reihenhausanlage mit 20 Häusern. 1967 fungierte er als Bauleiter beim Bau der Bundeswehrsiedlung mit 173 Wohneinheiten.
Der Diplomingenieur übernahm 1975 von seinem Stiefvater Oskar Böhringer die von seinen Großeltern Katharina und Sebastian Weckesser 1902 gegründete Baufirma, die er bis zur Stilllegung nach 101 Jahren zum 31.12.2003 erfolgreich führte. Besonders am Herzen lagen ihm dabei immer der soziale Wohnungsbau und das kosten- und flächensparende Bauen.
Zur Blütezeit des Unternehmens in den 70er Jahren, als die Baukonjunktur so richtig boomte und Lohnsteigerungen bis zu 14 Prozent jährlich bescherte, beschäftigte der mittelständische Betrieb 150 Leute. Die Firma war die erste in der Region, die ein Weihnachtsgeld zahlte und aufgrund des Arbeitskräftemangels in 48 türkische Gastarbeiter in Istanbul rekrutierte. Leider gingen zu Beginn des neuen Jahrtausends die Aufträge aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage immer mehr zurück, so dass es Max Weckesser nicht gelang, die Nachfolgefrage sinnvoll zu lösen. Gleichwohl ließ er entsprechend seiner sozialen Grundeinstellung seine zum Schluss noch 25 Mitarbeiter nicht im Regen stehen, zahlte ihnen freiwillig eine Abfindung.
Mit einer Vielzahl an öffentlichen und gewerblichen Gebäuden sowie an Wohnbauten hatte Weckessers Bauunternehmen dem Ort seinen Stempel aufgedrückt. Als Bauunternehmer schuf er im Ort als öffentliche Einrichtungen die Mainfrankensäle, die Dreifachturnhalle und den Umbau des historischen Bahnhofes in Bücherei und Jugendzentrum sowie mehrere gewerbliche Großbauten wie Metronic, Isodämm und Grünwald. Der sich durch sein Qualitätsbewusstsein auszeichnende Bauunternehmer scheute sich auch nicht, im Rahmen der örtlichen Altortsanierung viele Problembauten wie Weißes Lamm und Spundloch anzugehen.
Größere von ihm verwirklichte Wohnbauten waren im Ort besonders die Mietwohnanlage der Frauenlandgenossenschaft mit 90 Wohneinheiten, drei Reihenhaussiedlungen und eine Eigentumswohnanlage mit 75 Wohneinheiten im Speckert IV. Stolz war Weckesser auch, 1989/90 beim Bau der international prämierten Musterhaussiedlung „Blaue Traube“ des dänischen Büros Vandkunsten in der Gartensiedlung als ortsansässiger Architekt und Bauleiter beteiligt gewesen zu sein.
Hatte Weckesser von 1975 bis 1985 das zur Familie gehörende Firstclass-Ifenhotel im Kleinwalsertal in Teilen neu geplant und umgebaut, so betätigte er sich in Veitshöchheim ab 1983 mit dem Bau des eigenen Hotels am Main gleichfalls in der Tourismusbranche, das er dann bis Ende 2014 auch selbst betrieb. Zu den großen Projekten, die er außerhalb des Ortes plante und baute, gehören ein großes Parkhaus in München, das er 1970 vollendete und 2000 die Lehrwerkstätte der Bauinnung in Würzburg.
Wo früher Bagger und LKWs standen, das Bauunternehmen beheimatet war, schuf Max Weckesser, Architekt und Bauträger in einer Person, im Jahr 2003 als letztes Werk vor Aufgabe seines Bauunternehmens eine barrierefreie Wohnanlage, die sich gleichermaßen durch großen Komfort und viel Licht, Luft und Sonne auszeichnet, mit "einem Hauch von Moderne, der Veitshöchheim gut tut“, so die Meinung aller Fachleute.
Seine Idee „Wohnen mit Service“, bei der keine Betreuungspauschale für einen Grundservice verlangt wird, sondern ein Wahlservice für Pflegeleistungen, Essen auf Rädern, Einkaufs- und Putzhilfen besteht, wurde zum Verkaufsschlager. Trotz Eigenvermarktung gingen die 21 von ihm geplanten und errichteten Wohneinheiten buchstäblich weg wie warme Semmeln.
So wie der Gebäudekomplex in der Unteren Au, der für den Architekten ein "riesiges Vergnügen" war, tragen fast alle seine Bauten seine eigene architektonische Handschrift, künden von seiner Liebe zum Detail.
Stolz und glücklich war Max Weckesser auch über sein 1985 eröffnetes und 2006 modernisiertes 60-Betten-Hotel am Main. Es entstand dann ein echtes Kleinod und eine weitere Attraktion in Veitshöchheim. In ungewöhnlich guter Lage am Main, gelang Architekt Weckesser mit dem Hotel ein ganz besonders geglückter Wurf.
Stets setzte sich Max Weckesser für die Belange der Baubranche und die Qualitätssicherung ein. So engagierte er sich viele Jahre im Vorstand der Bauinnung, die Ausbildung des Nachwuchses lag ihm sehr am Herzen: Seine Firma stellte so auch einen Bundes- und drei Kammersieger. Bekannt war er für sein soziales Engagement für seine Mitarbeiter.
In der Architektenkammer setzte er sich in der Berufsbildkommission und der Kommission für städtebaulichen Entwicklungen ein.
Weckesser ist es auch mit zu verdanken, dass der nach dem Tod von Vorstand Karl Diller führungslose Architekten- und Ingenieurverein Würzburg (AIV) gerettet und mit Dipl.-Ing. Prof. Christian Baumgart ein neuer Vorsitzender gefunden werden konnte.
Bei der VR-Bank Würzburg war Weckesser zwölf Jahre bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2008 im Aufsichtsrat und im Bauausschuss, wo er mit seinen fundierten Kenntnissen und seinem künstlerischen Touch und Sinn für Ästhetik die Entscheidungen erleichterte, so auch beim Bau des Forum-Neubaus am Unteren Markt in Würzburg.
Weckesser war auch eine der treibenden Kräfte, der 1994 dazu beitrug, dass sich nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ 14 Betriebe aus dem Tagungs-, Hotellerie-, Gastronomie- und Weinbaugewerbe aus den Maintalgemeinden Veitshöchheim, Margetshöchheim, Erlabrunn und Thüngersheim sowie die Gemeinde Veitshöchheim zur Touristik-GmbH Würzburger Land zusammenschlossen. Er war mit seinem Hotel am Main seit Gründung bei der TWL dabei und auch von Anfang an im Beirat, bis er nach 20 Jahren mit Übergabe des Hotels auch den Beiratssitz Ende 2014 an seine Tochter Dorothea von Droste weitergab. Als Mitinitiator und Gesellschafter der ersten Stunde hatte er die Geschicke der TWL all die Jahre begleitet und wesentlich bei der Gestaltung der Struktur der TWL mitgewirkt und sich mit viel Zeit und vielen Ideen eingebracht.
Sein Engagement im Bereich von Kunst und Kultur rundete seine vielfältigen Tätigkeiten ab: Beim Würzburger Kulturspeicher war Weckesser Mitglied im Freundeskreis und im Forum, alle Jahresgaben sammelte er mit Begeisterung.
Max Weckesser war Architekt und Unternehmer, ein feinsinniger Ästhet, Liebhaber von Kunst, Literatur und Musik, dem Gemeinwesen verpflichtet.
Er hinterlässt eine große Lücke in Veitshöchheim.