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Die Folgen des Klimawandels: Gymnasium Veitshöchheim ist Partnerschule für BayTreeNet-Forschungsprojekt der Uni Erlangen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Diese rund 50 Jahre alte heimische Stieleiche im Bereich des Haupteingangs der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim ist einer von zehn über ganz Bayern in Hoch- und Tieflagen verteilten sogenannten"Talking Trees" (sprechende Bäume) , an denen die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), im Rahmen des bayerischen Forschungsnetzwerks für Klimaforschung (bayklif) fünf Jahre lang die Auswirkungen individueller Großwetterlagen auf das Wachstum und die Ökophysiologie von Bäumen in ganz Bayern (BayTreeNet) untersucht.

Und mit im Boot und Teil dieses Netzwerkes ist als eine von zehn über ganz Bayern verteilten Partnerschulen der Universität Erlangen auch das Gymnasium Veitshöchheim, um dem Baum auf dem Gelände der LWG unter die Rinde zu fühlen.

Als nun BayTreeNet-Projektleiter Professor  Dr. Achim Bräuning von der FAU die Verkabelung der Eiche mit seinen Mitarbeitern durchführte, waren vom Gymnasium im Rahmen der zweitägigen Projekttage, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, auch die drei Schüler Falk Balzer (8a), Nick Jasson (8c) und Sarah Schurr (9a) mit Lehrerin Yvonne Ort vor Ort, um ihren künftigen Probanden kennenzulernen.

Damit die ausgewählte Stieleiche überhaupt das Sprechen lernt, stattete sie der Professor mit einer internetfähigen Übertragungseinheit aus, so dass die Baumreaktionen auf die lokalen Witterungsbedingungen in Echtzeit über das Internet abrufbar sind.

Neben dem Saftfluss, also dem Wassertransport über die Wurzeln in die Baumkrone, legte Bräuning mittels eines Dendrometers auch ein „digitales Maßband“ um den Stamm. Die Baumreaktionen der Stieleiche auf die atmosphärischen Zirkulationsbedingungen werden in menschliche Sprachbotschaften übersetzt.

Dadurch kann der Baum selbst Auskunft darüber geben, wie er mit unterschiedlichen Großwetterlagen im trockenen Unterfranken, die über eine lokale Wetterstation erfasst werden, zurechtkommt. 

Die verschiedenen, in Echtzeit auf eine Homepage übertragenen  baumphysiologischen sowie meteorologischen Parameter  werden laut Bräuning in Sprachbotschaften bzw. tweets übersetzt. Die Bäume werden letztendlich zum Sprechen gebracht, wodurch das Verständnis der generierten Daten erleichtert sowie zusätzliche motivationale Anreize geschaffen werden sollen. 

So wird im kommenden Schuljahr Yvonne Ort im Rahmen ihres Geographieunterrichts mit einer zehnten Klasse täglich Twitter-Meldungen über den Zustand "ihres Baums" auf dem LWG-Gelände absetzen und sich mit den anderen am Projekt teilnehmenden bayerischen Schulen auszutauschen.

"Wir erhoffen uns dadurch, dass die regionalen Folgen des Klimawandels, insbesondere die Auswirkungen auf Baum und Wald noch stärker in das Bewusstsein der Schüler und der Öffentlichkeit rücken", sagt Oberstudienrat Gunnar Leuner vor dem Hintergrund des globalen Temperaturanstiegs.

Und Professor Bräuning kündigt an, dass die Entwicklung eines auf die „talking trees“ bezogenen Unterrichtskonzepts von seiner Uni forschend begleitet wird. Mithilfe dieser technisch innovativen und motivierenden Instrumente werde Schülern und der Öffentlichkeit die räumliche Wirksamkeit konkreter Klimaereignisse auf bayerische Waldökosysteme verdeutlicht.

Weiter will Leuner im kommenden Schuljahr auch ein W-Seminar anbieten, dass sich mit den regionalen Folgen des Klimawandels beschäftigt. Dabei sollen die Schüler eigene Untersuchungen zu den regionalen Wirkungen des Klimawandels „vor der eigenen Haustür“ mit unterschiedlichen Messungen, Befragungen etc. durchführen. Hierbei würden die Messwerte der "talking trees" eine sehr gute Grundlage bilden.

Auch am Gymnasium Veitshöchheim gab es nach Auskunft von Schulleiter Dieter Brückner bis zu 20 Schüler, die an den wöchentlichen Demos der Fridays-for-Future-Bewegung teilnahmen. Dies zeige, dass auch Jugendliche des Gymnasiums den Klimawandel und die damit einhergehenden Auswirkungen im Fokus hat, sich damit aktiv auseinandersetzt und auch ein politisches Handeln fordert.

So hat der Schulleiter Dr. Heiko Paeth, Professor für Klimatologie am Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg eingeladen, am 14. November 2019, 19 Uhr seinen öffentlichen Vortrag in der Veranstaltungsreihe "Jenseits des Tellerrandes" zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Unterfranken mit anschließender Diskussion zu halten.

Vor Ort bei der Verkabelung der Eiche war auch ein Fernsehreporter der Weltnachrichten, der die drei Schüler, so im Bild Sarah Schürr interviewte. Der Beitrag soll am nächsten Montag in den Nachrichten von Pro7 um 17.55 Uhr und in Sat1 um 19.55 Uhr gesendet werden.

Das Verbundprojekt BayTreeNet

Es verbindet laut Professor Bräuning Klimamodellierung, Dendroökologie und Bildungsforschung in einem bisher einzigartigen interdisziplinären Ansatz.

Es untersucht die Reaktionen von Waldökosystemen auf die aktuelle Klimadynamik über den Freistaat Bayern hinweg.

Ein Netzwerk von Baumstandorten wird so gestaltet, dass die Auswirkungen individueller Großwetterlagen (GWLs), die regionale Extremsituationen der Witterung zur Folge haben, auf das Wachstum und die Ökophysiologie von Hauptbaumarten für unterschiedliche Wuchsgebiete Bayerns erfasst werden.

Diese Reaktionen werden anhand von Klimamodellszenarios für das Ende des 21. Jahrhunderts projiziert.

Somit entsteht ein Monitoring-Netzwerk, das es erlaubt, die Reaktion von Wäldern auf Änderungen der Frequenz bestimmter GWLs zu quantifizieren und potenzielle Gefahren für die Vitalität betroffener Waldgebiete festzustellen.

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