Thüngersheimer Malerin und Kunstpädagogin Rita K. Kolb stellt im Veitshöchheimer Rathaus noch bis 16. Juni u.a. tanzende Gefässformen aus
Bei der Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung von Rita Katharina Kolb im Veitshöchheimer Rathaus dankte Bürgermeister Jürgen Götz im Beisein seiner Kulturreferentin Karen Heußner der Thüngersheimer Künstlerin mit einem Blumenstrauß, dass hier im westlichen Flur des zweiten Obergeschosses die Rathausbediensteten und Besucher ihre wunderbaren Bilder noch bis zum 16. Juni 2019 genießen können.
Der Bürgermeister freute sich über das große Interesse an der Ausstellung und stellte für alle, die Rita K. Kolb und ihren Werdegang noch nicht kennen, kurz vor. Die 1962 in Würzburg Geborene ist seit 2003 in ihrem Wohnhaus im Thüngersheimer Altort in ihrem großzügigen Atelier „Wolkenschiff“ als freischaffende Künstlerin tätig. Neben der Arbeit im eigenen Atelier betreut die Malerin auch einige Projekte unter anderem in Schulen und anderen Einrichtungen. Dazu gehören auch die Leitung des von ihr 2003 mitbegründeten JuKu-Karawane Würzburg e.V. und ihre Arbeit im Antoniushaus des Klosters Oberzell sowie regelmäßige Kunstkurse im Atelier für Kinder und Jugendliche und auch für Erwachsene. Die gelernte Erzieherin mit Zusatzausbildung als Waldorfpädagogin ist so Leiterin einer Jugendkunstschule, Malerin, Kunst-Dozentin, Kursleiterin und vieles mehr.
Unter ihren im Veitshöchheimer Rathaus ausgestellten 26 Gemälden präsentiert die Künstlerin in acht Arbeiten Gefäße, Vasen, Kannen, alles, was im Geschirrschrank vermeintlich still und unbewegt seinen Platz hat, in anderer, unerwarteter Weise, nämlich lebendig, bewegt, tanzend. Und so läuft ihre Ausstellung im Rathaus bezeichnenderweise unter dem Titel "Vom Charme der stillen Dinge".
Hier abgebildet "Familienfeier I" in Acryl-Mischtechnik auf Leinwand.
Für Karen Heußner ist dies ein augenzwinkernder Blick auf Dinge, die hier so gar nicht still sein wollen. Sie kennt Rita K. Kolb seit vielen Jahren und hat sie auf ihrem künstlerischen Weg begleitet. Es war deshalb für sie, wie sie sagte, eine Ehre, ein paar einführende Worte zur Künstlerin ("ein unglaublich kreativer Mensch, der in der leuchtenden, intensiven Welt der Farbe zuhause ist") und den ausgestellten Werken zu sagen. Die Malerin liebt den Materialwechsel. So kreiert und zaubert sie mit Kohle, Bleistift, Pinseln, schwarz-weiß bis knallbunt, in Tusche, Aquarell, Acryl und Mischtechniken wie Gouache, mit aufgeklebten Glasteilen oder Mosaiken.
Bei Rita K.Kolb kommen die Dinge in Bewegung, wie in diesen sechs 40x50 cm großen, in Gouache-Technik (hier wird die Aquarellfarbe mit Kreide gemischt und dadurch deckend) kreierten Bildern. Vermeintlich unscheinbare Dinge werden neu inszeniert, erobern den Vordergrund und gewinnen ein Eigenleben. Inspiration und Begleitung der Künstlerin waren unter anderem die herrlich satirischen Kolumnen von Axel Hacke in der Süddeutschen Zeitung und die feinen, humorvollen Texte von Heinz Erhardt.
"Die Flüsterer", "Die Beleidigten", "Kannengeschnäbel", "Kuschelzeit", "Schnabeltanz" und "Kesselfieber" überschrieb Kolb diese Bilder, oder die beiden Bilder "Familienfeier" in Acryl-Mischtechnik auf Leinwand. Heußner: "Die Vorlauten, die Stolzen, die Unscheinbaren, die Frechen und Ernsten sind auf diesen Arbeiten allesamt nicht mehr an das Gesetz der Schwerkraft gebunden, sondern bevölkern und strukturieren frei schwebend die Bildfläche." Und da ist auf jedem Bild noch der kleine rote Apfel, der sich frech darunter mischt.
"Familienfeier II"
In Bewegung, dieses Mal in Schwarzweiß in Tusche und Aquarellcollage auf Papier: So sind bei "Fingerschoner" die Handschuhe Formveränderer, die sich in eigenwillige skulpturale Objekte verwandeln ebenso wie beim Bild "Lieblingstreter" die Turnschuhe - Chucks aus der Jugendzeit - irgenwie noch aktiv.
Dies gilt auch für diese beiden Arbeiten "Lastenträger" und "Die Beste".
Wie auf diesen beiden großformatigen Acryl-Arbeiten auf Leinwand "Die Anderwelt" und "Seelenwald" zu erkennen, ist die Malerin von der Natur fasziniert, ging sie einen ganzen Sommer über in den Wald und hat vor Ort die Bäume gezeichnet.
"Kleiner Blütentraum I und II" - Acrylcollage auf Leinwand: In diesen abstrakten Arbeiten sind die spannenden und stimmigen Farbkompositionen erkennbar, die Kolb liebt, manchmal mächtig und dramatisch, manchmal zurückhaltend und schmeichelnd.
Als Kontrast oder zur Verstärkung fügt die Künstlerin, wie auch hier in der Acrylcollage "Inselsehnen", Glasfragmente hinzu.
Ebenfalls Acrylcollagen auf Leinwand sind diese beiden Arbeiten "Zwillingsgeflüster" und "Vom Winde verweht".
"Entpuppung" nannte Kolb diese abstrakte Arbeit in Acryl auf Leinwand.
Acrylcollage auf Leinwand: "Blütenleuchten I und II"
Gouche auf Papier: "Frühlingsgebinde in Variationen"
In einer Kolumne ist zu lesen: "Was Rita K. Kolb neben ihren wunderschönen und facettenreichen Bildern so einzigartig macht, ist ihre positive Ausstrahlung, ihre Leidenschaft, ihre Lebensfreude, die sofort ansteckt."
Und die Künstlerin sagt: "Farbe ist Leben und Farbe ist Licht." Oft wisse sie selbst am Anfang nicht, was am Ende rauskomme, aber genau das mache es so spannend. Und genau das möchte sie auch ihren Schülern mitgeben: Die Kunst, sich auf etwas einzulassen und sich selbst leiten und bewegen zu lassen.
"Wenn mich eine Idee befeuert, dann renne ich los", so gesteht sie, sei es als Kulturbeirat der Stadt Würzburg oder als Mitglied im Ausschuss Kunstausstellungen der Weinkulturgaden in Thüngersheim, die sie ebenfalls mitgegründet hat.
So war es auch ihr Bestreben, die Thüngerheimer Bahnunterführung zu verschönern. Über Jahre hinweg hat sie hier an einem großen Wandbild aus Tausenden von Mosaiksteinen gearbeitet und erst im Sommer 2018 beendet.
Es macht die Unterführung wohl zur schönsten weit und breit und zaubert so manchem Bahnreisenden ein Lächeln ins Gesicht. Schließlich lautet Kolbs Devise: "Kunst soll aufbauen und Freude machen".
Ausstellung 09.05. bis 16.06.2019 ·Rathaus Veitshöchheim • 1.0G
geöffnet:
Montag, Dienstag 8-16 Uhr
Mittwoch, Freitag 8-12 Uhr
Donnerstag 8-18 Uhr
Weitere Fotos von der künstlerisch gestalteten Bahnunterführung Thüngersheim: