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Veitshöchheimer Promenadenmischung war eine gelungene Symbiose zwischen Kunst, Natur, Unterhaltung und Denkanstößen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Die Veitshöchheimer Flaniermeile am Mainufer wurde am Vatertag mit einem bunt gemischten Angebot von Unterhaltung mit Musik und Kunst  zur Openair-Bühne, bei der es viel zu bestaunen gab, wie hier im Bild die Kunstwerke von Elisabeth Maseizik.

Tausende von Menschen konnten so von zehn und 17 Uhr, bei traumhaftem Wetter, zwischen Hecken, Bäumen und blühenden Pflanzbeeten vor der Kulisse des Mains in fröhlicher Atmosphäre sich von Kunst und Musik inspirieren lassen und entspannt dem Alltag entfliehen. Dieses Event wurde von Karen Heußner vom gemeindlichen Kulturamt im zweijährigen Rhythmus nun schon zum fünften Mal auf die Beine gestellt.

Sieben gestaltende Künstler konnte sie dafür gewinnen, für die Promenadenmischung Kunstwerke zum Thema „Senkrecht, aufrecht - waagerecht, quer“ zu kreieren. Die Installationen und Objekte waren in dieser einzigartigen Zusammenstellung nur an diesem Tag zu sehen. Und vier Musik-Ensembles und ein Solo-Musikant sorgten für einen Ohrenschmaus und das alles bei freiem Eintritt. Die Besucher kamen auch kulinarisch voll auf ihre Kosten bei den vielen Einkehrmöglichkeiten entlang der Mainlände im Freien vor den drei Gaststätten und im bis auf den letzten Platz gefüllten Biergarten.

Recht angetan waren auch die über tausend Besucher, die der gleichzeitig in den Mainfrankensälen über die Bühne gegangenen Hobbykunstausstellung einen Besuch abstatteten (eigener Bericht).

An verschiedenen Plätzen entlang des Mainufers gab es über den Tag verteilt fünf ganz unterschiedliche musikalische Darbietungen mit facettenreichen Rhythmen. "Die 3 Faltigen" mit dem Veitshöchheimer Musiker Rainer Schwander und dessen Musikerkollegen Manfred Kammer und Kontrabassist Bruno Waldherr sorgten für Wohlfühlatmosphäre mit Blues, Klezmer, Pop-Oldies aber auch Fränkischer Musik und Singer-Song-Writer mit Eigenkompositionen (unten spielt für Kammer Babette Menz mit).

Im idyllischen Biergarten des Hotels am Main entzückten als "Mainmusic"  die vier Lehrer der örtlichen Sing- und Musikschule Roberto Delgado (Keyboard), Andreas Franzky (Kontrabass), Oliver Thedieck (Gitarre) und Achim von Bassen (Schlagzeug) mit klassischer brasilianischer Choro-Musik von  Astor Piazolla sowie mit Jazz-Standards von Claude Balling und von Bart Howard wie "Fly me to the moon".

Als Kontrast dazu erklang draußen am Mainufer traditionelle Folk- und Tanzmusik aus Irland, Schottland, Frankreich, USA und Kanada, dargeboten von der Gruppe "Castan" mit José F. Sanchez, Gerdi Aulbach-Müller und Alfred Wolz.

Ohrenbetäubend waren die Auftritte der im Januar 2017 formierten kur­disch-deut­schen Trom­mel­grup­pe "Berx­we­dan" (be­deu­tet: Stär­ke und Respekt) aus Lohr am Main unter der Leitung von Burkard und Steffi Metzger mit afrikanischen und syrisch-kurdischen Rhythmen. Neben dem Ehepaar gehören ihr syrische Flüchtlinge an, die im Oktober 2015 in der GU Lohr gestrandet waren und im Juni 2016 an einem Trommel-Workshop des Ehepaares teilnahmen. Alle sind inzwischen gut integriert und zu dicken Freunden der Deutschen geworden.

In seinen Bann zog seine Zuhörer auch der Gitarrist Thomas Kämmer mit Rock- und Pop-Oldies aus den 60er bis 90er Jahre wie "Hymn" von Barclay James Harvest.

Was in den Grünflächen und zwischen blühenden Blumenbeeten zu sehen war und die Promenade zum Kunstpark machte, zeugte vom großen Einfallsreichtum der Künstler, die das vorgegebene Thema „Senkrecht, aufrecht - waagerecht, quer“ ganz individuell interpretierten. Ihre im stillen Kämmerlein entstandenen Arbeiten reihten sich quasi fließend aneinander, so wie im Foto die von dem pensionierten Kaminkehrermeister Gerhard Vollmond von der anderen Mainseite gestalteten Skulpturen aus dem Holz von Obstbäumen, Lärche oder Fichte sowie aus Weinrebenwurzeln.

Für "Farbenfreak" Elisabeth Maseizik war es nach ihren Worten gar nicht so einfach, das vorgegebene Thema praktisch, technisch und künstlerisch umzusetzen.  So erwies sich anfangs eine Aluschiene zu schwach, so dass die Kunstmalerin für ihre mit Acrylfarbe auf Glas gemalten, bunten Häuserfronten eine in der Mitte drehbare Stahlschiene benötigte.

Nicht statisch, sondern lebendig und "in Fluss" kreierte sie ihre ausgestellten Kunstwerke.

Mit einer Aktion zum Mitmachen in ihrer Druckwerkstatt animierten vor allem Kinder die Künstlerinnen Antje Friederich (re.) und Kathrin Feser. Friederich hatte mit ihrer Motorsäge Figürliches in Fichtenholzplatten entstehen lassen. Diese Vorlagen dienten dann als Druckplatten für die Herstellung der Zeichnungen mittels Walzroller und Linoldruckfarbe.

 

Einen höchst originellen Einfall hatte wieder José F. Sanchez, der sich mit seinem Traumfänger, eine geschnitzte Figur aus uraltem Holz einer Kirschbank, die zwei Schmetterlingsnetze in die Höhe reckt, bis auf sechs Meter Höhe begibt. Die senkrechte Stange wird durch Schleifsteine stabilisiert. Versehen hat der Künstler sein Werk auch mit den Himmelsrichtungen und querstehenden, nach oben führenden Treppenstufen. Die kreisförmig auf der Wiese angeordneten "radioaktiven" Bälle haben Abschirmaufgaben.

Seit 45 Jahren töpfert Gudrun Kühlbrandt und sie betreibt seit 31 Jahren in Veitshöchheim eine Töpferwerkstatt. Sie stellt ihre Kunstwerke aus Stein, Glas und Ton immer wieder im In- und Ausland aus. Ans Mainufer brachte die 77jährige dieses Mal passend zum Thema aus hochgebranntem Ton waagrechte Platten und senkrechte Röhrchen mit Perlen-Schnüren gepaart, die sich alle bei Wind bewegen.

In einer  Vitrine präsentierte sie daneben ebenfalls aus hochgebranntem Ton eine mittelalterliche, italienische Häusergruppe und ein chinesisches Torf.

 

Die Künstlerin freute sich über die vielen guten Gespräche, die sie mit Passanten führen konnte. Sie zeigte sich beeindruckt, was Kunst und Musik in so konzentrierter Form an diesem Tag an Kommunikation vermitteln konnten.

Der in der Gartensiedlung wohnhafte Diplom-Kommunikationsdesigner Hennry Wirth legt in seiner künstlerischen Arbeit den Fokus vor allem auf ökologische und gesellschaftspolitische Themen und greift dabei auch auf das Mittel der Installation.

So überraschte er bei der Promenadenmischung mit einem Bootsgerippe aus Holzbalken, Bambusrohr, bemalt, weißes Fließ und fragt: Ist es das Wrack eines offensichtlich gestrandeten, auf Grund gelaufenen Bootes? Ist es das Indiz einer Tragödie? Wer waren die Leute, die es benutzten? Was ist aus ihnen geworden?

Daneben platzierte er einen schwarzen Stuhl mit einer Sitzfläche aus Stacheldraht, ein grausames Symbol von Folter, Leid und Verfolgung. Dazu gesellt sich ein goldener Stuhl mit einem Gitterraster, der verdeutlicht, dass welche durchkommen, aber zuvor viele ausgesiebt und zum Ausgangspunkt zurückgesandt werden.

Wirth: "Die Installation soll Denkanstöße geben, nicht wegzuschauen, sondern sich der globalen Verantwortung zu stellen." und "Es gibt keine einfachen Antworten auf komplexe Zusammenhänge."

Birgit Grundner-Rostek schuf für die Promenadenmischung passend zum Fluss mit kleinen Booten aus Papier beklebte Stangen, senkrecht stehend, mit einigen Querschlägern.

 

 

Von den Ideen der Künstler war auch Bürgermeister Jürgen Götz auf seinem Rundgang fasziniert.

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