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40 Jahre Sing- und Musikschule: Wie alles begann - Die neue Musikschule startete mit Fortissimo

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zur Vorhut der neuen Sing- und Musikschule in Veitshöchheim gehörte 1978 dieses Klarinettentrio: Willi Blume, Solo-Klarinettist im Heeresmusikkorps 12, der die Anfängernoten selbst schrieb, zeigte Andreas Bunzel (12) die richtigen Griffe, daneben Karin Neugebauer (12) und Monika Brenz (10). Die Instrumente, die damals selbst angeschafft werden mussten, kosteten im Schnitt etwa 100 Mark. - Archivfoto: Heußner

"Veitshöchheimer Experiment wurde auf Anhieb ein voller Erfolg", so titelte am 25. November 1978 die Mainpost einen Bericht über die Gründungsphase der Sing- und Musikschule Veitshöchheim (SMSV), die am Sonntag als Highlight ihres 40jährigen Jubiläums in den Mainfrankensälen die "Carmina Burana" aufführt.

Rudolf Simmelbauer, der am 27. Juni seinen 77. Geburtstag feiern kann, war seinerzeit als Elternbeiratsvorsitzender der Grundschule einer der Initiatoren für die Gründung der SMSV (das Foto stammt von seinem 70. Geburstag). Er übermittelte für diesen Bericht "Wie alles begann" seine Unterlagen.

Wie in dem zitierten Mainpost-Artikel zu entnehmen ist, entstand die beispielhafte Initiative aus einer musikalischen Notsituation. Viel Anklang hatten die kostenlosen Blockflötenstunden von Frau Dach, Gattin des ehemaligen Chefs des Heeresmusikkorps 12 gefunden. Doch dieser wurde versetzt. "Wo bleibt der Flötenunterricht?" fragte der Elternbeirat nun derart beharrlich, "dass man einfach nicht anders konnte, als die Sache zu aktivieren." So Rudolf Simmelbauer, der zusammen mit Eycke Hansen als seine Nachfolgerin als Vorsitzende des Elternbeirates der Grundschule, Ingrid Frank, Vorsitzende des Elternbeirates der Hauptschule und Oberlehrer Otmar Hettiger die Arbeitsgemeinschaft Sing- und Musikschule bildete, der der ehemalige Musikschuldirektor Schöner (Gochsheim), unterfränkisches Vorstandmitglied des Verbandes Deutscher Musikschulen beratend zur Seite stand.

Eine Rolle spielte bei diesem Unterfangen auch die Tatsache, dass an der Würzburger Musikschule praktisch ein Numerus Clausus  bestand.

Dem damaligen Bürgermeister Erich Steppert unterbreitete die Aktionsgemeinschaf ihr Projekt erstmals im April 1978, der schon Im Mai 1978 einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderates für die Gründung der SMSV herbeiführte, nachdem  sich das Gremium zuvor bei einem Besuch in Schwebheim bei der dortigen Einrichtung informiert hatte.

Zudem hatte eine Umfrage des Elternbeirats der Grund- und Hauptschule vom 18. April 1978, als dieser ankündigte, sich um ein verstärktes Angebot im Bereich der Musikerziehung auf breiter Basis zu bemühen, eine überraschende Resonanz gefunden. Bis zum 9. Mai 1978 waren 420 Meldungen von Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren  eingegangen, die sich für folgenden Unterricht interessierten:  Blockflöte 138, Gitarre 67, Klavier 57, Schlagzeug 22, Akkordeon 18, Trompete 18, Querflöte 13, Klarinette 8, Violine 6, Cello 1, Singunterricht 49, Früherziehung 24 (2/3 im Alter 7 bis 10 Jahre).

Da der Unterricht im Herbst 1978  beginnen sollte, startete die Arbeitsgemeinschaft im  Juni 1978 die verbindliche Anmeldephase, bei der die Familien 330 musikinteressierte Sprößlinge fest anmeldeten.

Die Gemeinde erklärte sich als Träger der SMSV auf privatrechtlicher Basis bereit. Bei 63.000 Mark Ausgaben ohne Sachbedarf und 43.000 Mark Einnahmen ergaben für den Träger einen Eigenanteil von 20.000 Mark.  Die Gemeinde gewährte weiter einen Sachkostenzuschuss von 5.000 Mark, wobei 2.000 Mark zweckgebunden für die Anschaffung eines Klaviers waren und gab als Ziel aus:  40 Prozent Schulgeld, 30 Prozent Trägeranteil und 30 Prozent Staatszuschuss. Neben der Kostenfrage galt es, ebenso Fragen des Raumbedarfs und vor allem der Lehrkräfte zu klären. Für die 330 Schüler wurden 15 Lehrer mit insgesamt 70 Stunden Unterricht wöchentlich eingestellt. Es waren wie Blume in der Bildunterschrift oben, meist hauptberufliche Musiker. Sie erhielten von der Gemeinde als Teilzeitbeschäftigte einen Jahresvertrag.

Die Eltern zahlten für die Musikstunden ihres Nachwuchses monatlich zwischen 12,50 (4er Gruppe) und 25 Mark (2er Gruppe). Geschwister- und Sozialermäßigung gab es auf Antrag. Derzeit kostet zum Vergleich die 4er Gruppe 24,16 Euro und die 2er Gruppe 48,32 Euro.

Das reichhaltige Angebot erstreckte sich im ersten Schuljahr von musikalischer Früherziehung über Unterricht in Blockflöte, Gitarre, Akkordeon, Klavier, Schlagzeug, Trompete, Querflöte, Klarinette, Violine bis zum Besuch der Singklasse. Eine Schulordnung gab es auch.

Im ersten Schuljahr hatte Eycke Hansen als Leiterin der Arbeitsgemeinschaft immer donnerstags eine Sprechstunde im Rathaus, in der sie Eltern für alle Fragen zur Verfügung stand. Sie verfolgte mit Erfolg das Ziel, durch Absprache der Lehrpläne in den Verband deutscher Musikschulen aufgenommen zu werden, als Voraussetzung für eine staatliche Förderung. 

Im Juni 1979 konnte die Arbeitsgemeinschaft in einem Rundbrief an alle Eltern zum Abschluss des ersten Schuljahres vermelden: "Die SMSV hat ihre Bewährungsprobe bestanden."

Bürgermeister Steppert ließ gleichwohl damals keinen Zweifel daran, dass man ohne hauptamtliche Kraft auf Dauer nicht auskommen kann. Schließlich sei die organisatorische Last dem Arbeitskreis nicht ständig zuzumuten. Ab 1. Juli 1979 stellte dann die Gemeinde rechtzeitig vor Beginn des zweiten Schuljahres Barbara Metzger als hauptamtliche Musikschulleiterin ein.

Diese wurde am 25. Juli 1979 beim Abschlussabend des ersten Schuljahres vorgestellt und die  Arbeitsgemeinschaft verabschiedet, während Singklassen und Instrumentalgruppen musikalisch Kostproben des Erlernten gaben.

Ab dem zweiten Schuljahr wurden die Angebote für Jugendliche und Erwachsene erweitert.

 

Im letzten Schuljahr 2018 unterrichteten  18 examinierte Lehrkräfte insgesamt 543 Schüler, davon 240 in einem Instrumentalfach, 25 in der Musikalischen Früherziehung, 32 im Musikgarten, 42 im Chor, 47 in den Chorklassen der Grundschule, 80 im Projektchor, 22 im Mittelschulprojekt, 39 in Ensembles und 34 in der Kammermusik. Der Eigentanteil der Gemeinde betrug im Vorjahr 130.000 Euro.

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