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45 Jungwinzer ermittelten im Berufswettbewerb in Veitshöchheim die Landessieger

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Bayerns beste Jungwinzer kommen aus Hammelburg und Köhler bei Volkach. Dies ergab der Landesentscheid im Berufswettbewerb des Winzernachwuchses in Veitshöchheim.

Es siegte mit 90,8 von 100 möglichen Punkten der 21jährige Hammelburger Leon Rauschmann (Bildmitte), der seine Ausbildung im dritten Lehrjahr im Weingut Thomas Mend in Iphofen absolviert. Platz zwei belegte mit 88,9 Punkten der 18jährige Johannes Sauer aus dem Volkacher Ortsteil Köhler, dessen Ausbildungsplatz bereits im dritten Jahr ein einzigartiger Weinberg, der Escherndorfer Lump des Weingutes seines Vaters Rainer Sauer ist. Die beiden Erstplatzierten vertreten  Bayern beim Bundesentscheid, der in der Sparte Weinbau vom 2. bis 6. Juni 2019 in Lauffen am Neckar (Baden-Württemberg) stattfindet. 

Mit den beiden erfolgreichen Jungwinzern freuen sich Frankens Weinkönigin Klara Zehnder, Weinbauverbandspräsident Artur Steinmann (links) und LWG-Präsident Dr. Hermann Kohlesch.

Auf diesem Siegerehrungsfoto gesellen sich zu den beiden Erstplatzierten Simon Ruppenstein (3.v.l.) aus Oberschwarzach, der im Weingut des Juliusspitals Würzburg ausgebildet wird und mit 88,4 Punkten Platz 3 belegte vor der mit 87,6 Punkten besten weibliche Teilnehmerin Sonja Sehm (2.v.l.)  aus Gochsheim auf Platz 4, die sich noch im ersten Berufsschulgrundjahr befindet mit Ausbildungsvertrag des Weingutes Klaus Henke in Sommerach. Mit auf dem Foto als Repräsentantin des Bayerischen Bauernverbandes die stellvertretende Bezirksbäuerin Annette vom Berg-Erbar (2.v.r.).

Am heutigen Tag schauten der Berufsstand und die Ausbildungsbetriebe gespannt nach Veitshöchheim, wo der unterfränkische Bauernverband gemeinsam mit der LWG den Landesentscheid im Berufswettbewerb 2019  für Jungwinzer unter dem Motto „Grüne Berufe landgemacht – Qualität – Vertrauen – Zukunft“ ausrichtete.

Insgesamt beteiligten sich daran  45  der 58 Jungwinzer aus "Weinfranken", die derzeit im dualen System drei Jahre lang bei Winzermeistern und in der Berufsschule Kitzingen-Ochsenfurt ausgebildet werden. Sie stellten dabei  eindrucksvoll ihr Allgemein- und Fachwissen, ihr rhetorisches sowie ihr praktisches Geschick in Kellerwirtschaft, Traubenproduktion und Sensorik unter Beweis. Dabei galt es, auch sehr knifflige Aufgaben zu bewältigen:

  • Zunächst wurde 30 Minuten lang per Multiple-Choice-Aufgaben das Allgemeinwissen getestet, etwa über Milch, Längenmaße, Hunderassen, Sport, Persönlichkeiten, Schlager, europäische Geschichte, Erdkunde, Zeitgeschehen, Biologie, Verkehrsschilder und Rechenbeispielen (maximal 10 Punkte).
  • In die Gesamtwertung mit maximal 20 Punkten ein flossen eine Stunde lang Berufstheoretische Fragestellungen zu Säuren und Zuckerformen, zum biologischen Säureabbau, zu Bodenerosion und Wurzelausbildung, zur Neuanlage eines Weinberges, zu Pflegearbeiten einer Junganlage, zur Mostvorklärung,  zu regionaltypischen und internationalen Weinen und zur Verschnittberechnung.
  • Gefragt war weiter im Schriftverkehr, in 25 Minuten einen Kundenbrief zu verfassen (bis zu 10 Punkte). 
  • Im Hinblick auf den Bundesentscheid werden von den bayerischen Vertretern rhetorische Fähigkeiten, sicheres Auftreten und mündliche Präsentationen gefordert. Die Teilnehmer mussten deshalb auch eine Präsentation zum Vortrag vor Jugendlichen erstellen und dann den Prüfern per Flipchart und Pinnwand die Attraktivität des Winzerberufes vor Augen führen (bis zu 15 Punkte).
  • Bis zu 45 Punkte konnten schließlich in der Praxis erreicht werden:

Die erste praktische Aufgabe bestand darin, eine Rebschere zu warten und dabei die Klinge auszuwechseln und zu schärfen, vorgeführt von Lorenz Pick, Auszubildender des Hofgutes Hörstein in Alzenau.

In der Kellerwirtschaft sollten die Jungwinzer vor den kritischen Augen der Juroren (alles Winzermeister) zeigen, dass sie sich mit Pumpen unter Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften auskennen und diese bedienen und ihre Funktionsfähigkeit überprüfen können, hier demonstriert von Lena Schmitt vom Weingut Meintzinger in Frickenhausen und dem Spätberufenen 42jährigen Jungwinzer-Azubi Manfred Seisenberger vom Weingut Geiger & Söhne in Thüngersheim.

Schließlich mussten die Wettbewerbsteilnehmer auch ihre sensorischen Fähigkeiten  unter Beweis stellen, so erstens, wie auf diesen Fotos zu sehen zehn Proben nach aufsteigender Farbintensität ordnen, zweitens beim Triangeltest (unter drei Weinen zwei identische herausfinden) und drittens bei der Rangordnungsprüfung  (vier Grundgeschmacksarten erkennen und diese den Proben zuordnen).

 

"Sie haben auf wunderbare Art und Weise Werbung für die fränkische Weinwirtschaft sowie für den Ausbildungsberuf Winzer und die hohe Ausbildungsqualität ihrer Ausbildungsbetriebe gemacht" lobte bei der Siegerehrung der Hausherr  LWG-Präsident Dr. Hermann Kolesch. Dessen Institut für Weinbau und Önologie bildet selbst sechs Jungwinzer aus, führt für die Berufsschule überbetriebliche Maßnahmen in den Bereichen Pflanzenschutz, Rebveredelung, Sensorik, Qualitätsweinprüfung, Vermarktung, Essen und Wein durch und organisiert die Zwischen- und die Abschlussprüfung.

Den Berufs des Winzers stufte der LWG-Präsident als unheimlich vielfältig, abwechslungs- und facettenreich ein. Den Weinbau zeichne als  einer der letzten Berufe eine geschlossene Wertschöpfungskette aus mit ganz wenigen Produkten, wo nicht andere ihre Finger drinnen haben, alles in einer Hand, von der Produktion bis zum Etikett, vom Anbau, über die Veredelung, die Kellerwirtschaft bis zur Vermarktung.

„Jede Flasche im späteren Leben ist ihre eigene Visitenkarte, die auf den Tischen der Welt steht“, so empfahl Kolesch den Jungwinzern dies entsprechend zu würdigen, denn welcher Beruf habe das schon.

Auf der anderen Seite sei heute der Weinbau längst abgelöst worden von vielfältigen Dienstleistungen. So seien die Winzer nicht nur auch Kellermeister und Önologe, sondern ebenso Betriebswirtschaftler, Marketing- und Kommunikationsexperte , Entertainer bei Weinproben und vieles, vieles mehr. Schließlich sei der Wein ein wunderschönes Medium, was alle schönen Dinge des Lebens erschließe.

In Anwesenheit von Artur Steinmann, dem Präsidenten des Fränkischen Weinbauverbandes und der Fränkischen Weinkönigin Klara Zehnder betonte Kolesch, dass der Weinbau in Franken für Qualität, nachhaltige Produktionsmethoden, modernes Betriebsmanagement und das selbstverständliche Eintreten für die Belange der Umwelt, sowie des Klima- und Ressourcenschutzes stehe.

Weinanbau, Tourismus, Kunst und Kultur miteinander zu verbinden, hat nach seinen Worten "Weinfranken" in eine internationale Spitzenposition gebracht.

An die Jungwinzer gerichtet, bat er, dieses Erfolgsmodell weiter zu tragen. Der Weinbau sei in Weinfranken gut aufgestellt, habe Lösungen beispielsweise in den Bereichen Bewässerung und nachhaltiges Wassermanagement, Beikrautregulierung und Biodiversität. Es liege nun an den Jungwinzern, diese mit umzusetzen. Nach Bestehen der Abschlussprüfung würden sich den "Tüchtigen" regional und weltweit glänzende Zukunftsperspektiven eröffnen, die noch nie so gut gewesen seien, wie heute.

Die Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau hier an der LWG biete zudem eine hervorragende Möglichkeit zur beruflichen Fortbildung.

"Ihr seid die Zukunft von Franken" sagte die Fränkische Weinkönigin Klara Zehnder in ihrem Grußwort, bevor sie die Urkunden an alle Teilnehmer des Berufswettstreits aushändigte. Sie schilderte, dass sie bei der Wahl zur Weinkönigin  ähnliche Situation quasi auf Landesebene im Wettbewerb wie die Jungwinzer durchgemacht habe, was später bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin auf Bundesebene noch anspruchsvoller gewesen sei.

Sie zolle den von den Jungwinzern im Berufswettbewerb gezeigten Allround-Leistungen  Respekt. Für sie sei es immens wichtig, dass junge Leute den Beruf des Winzers erlernen. Franken ohne Winzer, so sagte sie, das wäre schon ein bisschen trist. Zehnder: "Ohne Winzer hätten wir nicht die unfasslich faszinierende Kulturlandschaft der Weinberge, die vielen Weinfeste, den Bürgerschoppen auf der alten Mainbrücke, Traditionen wie die Letzte Fuhre und auch keine Touristen, die herkommen wollen, um das Ganze zu sehen und zu erleben, was die Winzer mit ihrer Arbeit, ihren Produkten und ihrer Persönlichkeit  schaffen.

Die stellvertretende Bezirksbäuerin Annette vom Berg-Erbar sagte, sie komme auch aus den grünen Berufen. Schon zu ihrer Ausbildungszeit sei der Berufswettbewerb eine spannende Sache gewesen. Sie beglückwünschte die Teilnehmer ganz unabhängig von der Platzierung, sich einer Stresssituation mehr oder weniger freiwillig zu stellen. Dies sei ganz prima, denn es hebe die Leistungsbereitschaft, die sich alle erhalten sollten. Sie empfahl den Jungwinzern, durch Aus- und Fortbildung möglichst viele Ausbildungsbetriebe kennenzulernen, Einblicke mitzunehmen, sich Gedanken zur Betriebsentwicklung zu machen und dabei auch die ältere Generation in den Betrieben mitzunehmen, offen gegenüber Veränderungen zu bleiben und Herausforderungen anzunehmen, die der Verbraucher und das Klima stellt. Dabei sollten sie aber nicht vergessen, zu leben und zu genießen, sich mit Berufskollegen auf Augenhöhe auszutauschen und Gemeinschaft und Solidarität im Berufstand zu leben.

Grundsätzliches zum Berufswettbewerb

Als eines der größten grünen Fort- und Weiterbildungsprojekte Deutschlands bietet der unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner stehende Wettbewerb dem Berufsnachwuchs aus der Agrarbranche vielfältige Möglichkeiten zum Austausch und Netzwerken.

Alle zwei Jahre treten so bundesweit mehr als 10.000 junge Leute, allein in Bayern 2.000 gegeneinander an. Teilnehmen können Jugendliche und junge Erwachsene aus den grünen Berufen. In den Sparten Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Forstwirtschaft, Tierwirtschaft und Weinbau werden heuer nach dem Motto „Grüne Berufe #landgemacht – Qualität. Vertrauen Zukunft.“ die Besten der Besten gesucht.

In Bayern liegt die Durchführung beim Berufsbildungswerk des Bayerischen Bauernverbandes, unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie den berufsbildenden Schulen.

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