Veitshöchheimer Gemeinderat lehnt Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe im Ortsbereich ab
Einstimmig abgelehnt hat der Veitshöchheimer Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag den Antrag der Firma Viking Technical GmbH/Viking Cruises auf Errichtung einer Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe im Bereich der Tiergartenstraße zwischen dem Standort des neuen Mainsteges an den Mainfrankensälen und der Bahnbrücke.
Vorgeschichte
Der Bau einer solchen Einrichtung war laut Bürgermeister seit 2012 immer wieder ein Thema, seit damals die Veitshöchheimer Mitte, der auch er als damaliges Gemeinderatsmitglied angehörte, die Errichtung einer Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe beantragt hatte. Explizit hatte sich auch die Tourist Information dafür ausgesprochen, da die Kreuzfahrtgäste den Zugang an Land mit kurzen Wegen zu Restaurants bevorzugen würden, so dass dies einen wirtschaftlichen Zuwachs für die heimische Gastronomie bedeuten könnte. Als weiterer wirtschaftlicher Aspekt wurden auch die Einkaufsmöglichkeiten für die Schiffscrews in Veitshöchheim angeführt.
Diese Anlegestelle war damals für den Bereich unterhalb des neuen REWE-Geländes gefordert, wo jetzt das Bojenfeld der Marina Veitshöchheim e.V. ihren Standort fand. Nach Überprüfung durch die Tiefbauabteilung, so führte der Bürgermeister aus, kam man zu dem Schluss, dass dieser Standort aufgrund der Lage und der baulichen Gegebenheiten nicht geeignet ist.
Wie Götz erläuterte, hatte die die Tiefbauabteilung der Gemeinde schon im Jahr 2012 eruiert, dass eine solche Anlegestelle jedoch im Bereich der Tiergartenstraße mit geschätzten Kosten von 465.000 Euro möglich ist.
Der Hauptausschuss sprach deshalb im Juni 2012 die Empfehlung aus, das mögliche Anlegen von Kreuzfahrtschiffen im Zusammenhang mit dem geplanten Stegneubau erneut zu prüfen.
Bedingt durch die unendliche Geschichte um den Neubau eines Steges zwischen Margetshöchheim und Veitshöchheim habe laut Bürgermeister die Firma Viking Cruises seit 2013 immer wieder Gespräche mit Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung geführt und ihr Interesse an einer Anlegestelle in Veitshöchheim bekundet.
Eine aktuelle Anfrage der Firma vom November 2018 nahm nun der Bürgermeister zum Anlass, einen Grundsatzbeschluss fassen zu lassen, ob nun eine Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe im Bereich des „neuen“ Stegs gewünscht wird oder nicht. Bejahendenfalls müsste dies nämlich in die Planungen zur Umgestaltung des Geländes um den neuen Steg als Folgeauftrag zum Planungswettbewerb einfließen.
Diskussion
Nach Auskunft des Unternehmens würden rund 200 Schiffe im Jahr hier in Veitshöchheim anlegen. Götz: "Es wäre dann so, dass pro Schiff fünf Busse die Gäste für Ausflugsfahrten abholen und später wieder bringen." Man könne sich ausrechnen, was dann da unten im bereits durch Veranstaltungen der Mainfrankensäle stark frequentierten Bereich los sein wird. Es stelle sich deshalb schon die Frage, ob eine Anlegestelle für die Gemeinde was bringen würde. Ob der eine oder andere Gast, die Ausflugsfahrten sausen lässt und den Altort aufsucht und den einen oder anderen Euro hier lässt, sei dahingestellt.
CSU-Sprecher Marc Zenner sagte, seine Fraktion lehne eine Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe in der Annahme ab, dass die negativen Aspekte überwiegen, wenn man sich vorstellt, was jetzt schon im Sommer mit normalen Touristen im Ort los ist. Zenner: "Unterm Strich haben wir nichts davon außer mehr Verkehr, mehr Abfall und Belastungen."
Diesem Veto schlossen sich auch Marlene Goßmann (SPD) und Christina Feiler (Grüne) an. Feiler ergänzte: "Eine solche Einrichtung würde unseren Ort total verändern und zu einer Übersättigung mit Touristen und zu Souvenirläden führen." In Wertheim habe sie selbst miterlebt, wie eine Menschenmenge plötzlich in den Ort "rausschwappe", die Schiffe die Motoren laufen lassen, was mehr Lärm und Feinstau bedeute. Eine Dorn im Auge sind Feiler auch die nach ihrer Meinung sehr schlechten Arbeitsbedingungen auf den Schiffen. Zum Einwand der laufenden Motoren bemerkte der Bürgermeister, dass in den veranschlagten Kosten eine Stromversorgungsanlage enthalten war, so dass diese nicht ständig laufen müssten.
Zum Vorgang erhielt auch der Ortsbürger Wolfgang Hohm als ehemaliger Schiffskapitän das Wort. Wie er sagte, reiche der Abstand vom neuen Steg bis zur Bahnbrücke nicht aus, da die Kreuzfahrtschiffe 165 Meter lang seien. Der Main sei hier im Bereich Tiergartenstraße im Uferbereich nur einen Meter tief. Die Schiffe bräuchten jedoch eine Wassertiefe von mindestens drei Meter, um an die Anlegestelle hinfahren zu können. In Ochsenfurt fahre er häufig die Mainfähre. Dort würden bis zu vier Schiffe täglich anlegen. Er habe jedoch noch nie gesehen, dass dort die Passagiere in die Stadt gehen.
So lautete denn am Ende der einstimmige Beschluss: „Eine Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe wird im Ortsbereich grundsätzlich nicht befürwortet.“