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Die Sängerin Esther Lorenz unternahm beim 4. Veitshöchheimer Sommerkonzert eine musikalische Reise durch das Judentum

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Mit traditionellen Liedern der jüdischen Liturgie, modernen Weisen aus Israel und Musik aus dem spanisch-jüdischen Mittelalter entführte die Sängerin Esther Lorenz beim vierten Veitshöchheimer Sommerkonzert, dieses Mal in der seit 1994 wieder als orthodoxes Gotteshaus in altem Glanz erstrahlenden Synagoge, in eine fremde, faszinierende Welt.

Gemeinsam mit dem Konzertgitarristen Hendrik Schacht (Berlin), der sich als kongenialer Begleiter sehnsuchtsvoller, melancholischer und humorvoller Lieder erwies, nahm die Berlinerin mit jüdischen Wurzeln ihr begeistertes Publikum zu einer „Musikalischen Reise durch das Judentum“ mit. Dabei sang  sie sich mit ihrer samtenen Stimme schnell in die Herzen der über 60 Zuhörer und brachte ihnen mit ihrem Konzertprogramm „Chofim - Ufer“  die Faszination einer geheimnisvollen Kultur näher,  die in Europa fast ausgestorben ist. Mal freudig, mal schwermütig entdeckte die Sängerin mit der warmen, ausdrucksstarken Stimme ihrem Publikum die Musikalität der Psalmen Davids. 

Eindrucksvoll beginnt die Künstlerin so mit der vertonten Lyrik des israelischen Dichters Nathan Jonathan (*1925), der leere Muscheln mit Häusern vergleicht, die einmal bewohnt waren an Ufern, die man versucht zu erreichen. Die musikalische Reise von Esther Lorenz führt weiter durch das Judentum und in die biblische Zeit des Segens, den Isaak irrtümlicherweise seinem zweitgeborenen Sohn Jakob zusprach. Sie besingt den „Abend der Rosen“ in „Erev shel shoshanim“ - ein modernes israelisches Liebeslied, das oft auf Hochzeiten gespielt und gesungen wird.

Mittelalterlich ist die Musik der sephardischen Juden, die 1492 durch ein Edikt von Ferdinand II. und Isabella I. von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden und sich in ganz Südeuropa, in Israel sowie in New York ansiedelten. Auf Jiddisch, in Ivrit und biblischem Hebräisch sowie in der Mischsprache der Sepharden singt Esther Lorenz ihre berührenden Lieder, mal freudig, mal schwermütig.

An jüdische Gebetsbücher erinnern Vertonungen von Psalmen und das Hohelied zitiert metaphorisch die Liebe zwischen Gott und seinem Volk Israel. Mit Songs von Naomi Schemer – einer der bekanntesten Sängerinnen und Songwriterinnen Israels schafft die Berlinerin auch Zugang zur Musik des modernen Israel, ebenso auch von Sara Levy Tanai und Josef Hadar.

Durch ihre Moderation bringt Lorenz ihren Zuhörern Komponisten, Inhalte der Lieder, Tradition und Kultur Israels nahe. Und auch die berühmte Prise Humor im Judentum kommt nicht  zu kurz.

Esther Lorenz erhielt ihre klassische Gesangsausbildung sowie Unterricht in Schauspiel, Klavier und Tanz in ihrer Heimatstadt Berlin. Danach erweiterte sie ihr Repertoire mit Weltmusik und Jazz und arbeitete mit verschiedenen Big-Bands und Combos zusammen - u.a. der hr-Big-Band beim "Cotton Club" des Hessischen Rundfunks, der ein Konzert live ausstrahlte.

Seit vielen Jahren ist sie mit jüdisch-israelischer Musik, lateinamerikanischen Liedern und Jazz mit verschiedenen musikalischen Partnern in ganz Deutschland auf ausgedehnten Tourneen. Ihr Repertoire umfasst hebräische und sefardische Lieder, Bossa Nova, Bolero Cubano, Jazz Balladen, Swing der zwanziger bis fünfziger Jahre, Lieder von George Gershwin sowie französische, italienische, irische und schottische Chansons und Folksongs. 

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