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Ein Blick in die Ortsgeschichte von Werneck und Veitshöchheim offenbart viele historische Gemeinsamkeiten

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Was man so alles während eines Krankenhausaufenthaltes in Erfahrung bringen kann

Sie sind jeweils das Prunkstück und der Hauptanziehungspunkt von Veitshöchheim und Werneck, 28 Kilometer voneinander getrennt. Beide Kommunen beherbergen ein barockes Sommerschloss der Würzburger Fürstbischöfe.

Im Auftrag von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn wurde die heutige Schlossanlage Werneck in den Jahren 1733 bis 1745 durch Balthasar Neumann als Sommerresidenz erbaut. Sie gilt als sein reifstes Profanwerk. Ihr war eine große barocke Parkanlage angegliedert, die später in einen Englischen Garten umgestaltet wurde.

 

In Veitshöchheim wurde unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (reg. 1755 bis 1779) der ursprüngliche Fasanen- und Jagdgarten in ein raffiniert und üppig ausgestattetes Gartenkunstwerk des Rokoko verwandelt. Das 1680 bis 1682 erbaute Sommerschloss der Würzburger Fürstbischöfe wurde 1753 durch Balthasar Neumann vergrößert.

Und außer den Ereignissen in Zeit der Würzburger Fürstbischöfe gibt es noch eine weitere historische Gemeinsamkeit, die ein halbes Jahrtausend weiter zurückliegt und mit dem  Adelsgeschlecht von Ravensburg zu tun hat. An der Stelle des heutigen Wernecker Schlosses befand sich nämlich ursprünglich eine Burganlage, die erstmals 1202 urkundlich erwähnt wurde und damals im Besitz des Adelsgeschlechtes von Ravensburg war.

Die Stammburg dieser Würzburger Ministerialenfamilie war dagegen die heutige Ruine Ravensburg an der Grenze von Veitshöchheim/Thüngersheim hoch über dem Main. Auf dieser Burg lebte um 1160 Dietho von Rabensburg, später Heinrich von Rabensburg. Bodo II. tritt erstmal gemeinsam mit seinem älteren Bruder Heinrich I. von Ravensburg im Jahr 1194 als Urkundenzeuge in Erscheinung.

 

Als der Würzburger Bischof Konrad von Querfurt zur Behebung finanzieller Schwierigkeiten des Hochstift Würzburg die Stiftsministerialen mit Sonderopfern bedachte, ermordeten Bodo und sein Bruder den bischöflichen Schutzvogt Eckhart de Foro, der in Würzburg vom Grafeneckart aus seine Geschäfte versah. Da sich der Bischof durch diesen Terrorakt nicht einschüchtern ließ, brachten Bodo und sein Komplize Heinrich von Falkenberg am 3. Dezember 1202 auch den Bischof um, als er auf dem Weg zum Marmelsteiner Hof war.

 

Nach dem päpstlichen Bann wurde Bodo von Ravensburg außergewöhnlich schnell begnadigt. Er musste ins Heilige Land pilgern, kehrte von dort aber reicher zurück, als er hingefahren war. Die verhängte Buße, wie der Abriß der Ravensburg wurde erst nach weiteren Untaten Bodos vollzogen. Seine wegen des Bischofsmords zunächst eingezogene Wasserburg in Werneck, befand sich eines Tages wieder in seinem Besitz und ging erst am Ende seines Lebens durch eine Schenkung auf den Deutschen Orden über.

Diese Burganlage in Werneck wurde dann im Deutschen Bauernkrieg 1525 verwüstet und von Markgraf Albrecht Alkibiades im Jahr 1553 eingenommen und niedergebrannt. 1601 wurde sie vom Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545–1617) wieder aufgebaut. 1723 brannte die Anlage erneut ab und wurde 1724 notdürftig wieder instand gesetzt, bis dann Balthasar Neumann die heutige Schlossanlage als Sommerresidenz der Fürstbischöfe erbaute.

Heutige Nutzung der beiden Schlossanlagen

 

Die Nutzung der beiden Schlossanlagen in Veitshöchheim und Werneck verlief nach der Säkularisation höchst unterschiedlich.

Seit 1814 ist das Veitshöchheimer Schloss im Besitz der Bayerischen Krone und wurde im 19. Jahrhundert von der königlichen Familie ebenfalls als Sommerschloss genutzt. Erst durch die Restaurierung von 1931/32 wurden alle Räume des Obergeschosses wieder als historische Schauräume ausgestattet und das Schloss der Öffentlichkeit als Museum zugänglich.

Das Schloss Werneck dagegen wurde ab 1853 nach Plänen des Königlichen Regierungs- und Kreismedizinalrats Schmidt und des Königlichen Bauinspektors Mack zu einer Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke umgebaut. Werneck ist damit Sitz einer der ältesten psychiatrischen Kliniken Deutschlands. 1940 wurden die rund 800 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt im Rahmen der so genannten Aktion T4 auf Anordnung von Otto Hellmuth ermordet.

Heute ist die psychiatrische Klinik (Träger: Bezirk Unterfranken) in einem modernen Neubau untergebracht und versorgt mit 290 Betten sowie 59 forensischen Betten das östliche Unterfranken (Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Hassberge, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Kitzingen mit über 500.000 Einwohnern).

 

Im Schloss ist weiterhin die Orthopädische Klinik des Bezirks Unterfranken untergebracht, die mit 153 Betten zu den größten orthopädischen Fachkliniken Deutschlands und auch zu deren Spitze insbesondere hinsichtlich der Hygiene zählt, wie ich selbst in dieser Woche als Patient  in Erfahrung bringen konnte.

 

 

Die beiden Kliniken sowie die in den Schlossanlagen untergebrachten psychiatrischen und gerontopsychiatrischen Pflegeheime sind die größten Arbeitgeber des Marktes Werneck.

Das Schloss ist von außen zu besichtigen. Zugänglich sind nur die ehemalige Schlosskirche und ein exquistes Café mit großzügiger romantischer Außenterrasse.

Im Schlossgelände sind der barocke Schlossgarten und die englische Parkanlage mit Teich nicht nur für die Krankenhausbesucher und Patienten einen Besuch allemal wert.

 

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Fotos (c) Dieter Gürz - Textquellen: Wikipedia, WürzburgWIKI und BKH

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