Gymnasium Veitshöchheim brillierte beim SMV-Tag mit Nachhaltigkeit, Toleranz, Fairtrade - Spendenlauf erbrachte 1.700 Euro
Ihren Ruf als eine der nachhaltigsten Schulen Deutschlands und als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ alle Ehre machte das Gymnasium in der letzten Woche beim schon traditionellen SMV-Tag.
In der Schülermitverantwortung (SMV) arbeiten engagierte SchülerInnen zusammen, um die Meinungen ihrer MitschülerInnen zu vertreten. Sie versuchen zusammen mit den Lehrkräften und der Schulleitung ein angenehmes Schulklima herzustellen. Ein besonderer Event für die SMV ist der alle zwei Jahre stattfindende SMV-Tag, den die teilnehmenden SchülerInnen selbst gestalten, organisieren und ausführen dürfen.
Die Vorsitzenden der SMV sind die SchülersprecherInnen, die zu Anfang jedes Jahres von allen SchülerInnen der Schule gewählt werden. Aktuell sind dies die Neuntklässler Rachel Nmoyem (4.v.l.), Alice Ruppel (3. v.r.) und Felix von der Goltz (2.v.l.), die auf dem Bild oben in der Schulaula die externen Workshop-Referenten nach der musikalischen Eröffnung durch ein Bläsertrio vorstellten.
Es war einer der Höhepunkte des SMV-Tages, als Dr. Martin Hellwig den von ihm erstellten Nachhaltigkeitsbericht „Weitblick“ an Schulleiter Dieter Brückner übergab, gleichzeitig ein besonderes Geschenk für ihn, denn er hatte Geburtstag. Über die Übergabe freute sich neben den "Nachhaltigkeits"-Lehrerinnen (v.l.) Kerstin Hummel, Margret Simmelbauer und Simone Navarro auch der in Veitshöchheim wohnhafte Alexander Kutscher, dem Geschäftsleiter des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Raum Würzburg (ZVAWS), der die Erstellung des 40-seitigen Berichts gefördert hat. Das Gymnasium Veitshöchheim ist eine von zwölf Modellschulen in Deutschland, bei denen das Institut für Nachhaltigkeitsbildung in Münster die Nachhaltigkeitsleistungen unter die Lupe nahm.
Wie Hellwig im Nachhaltigkeits-Workshop bei der Vorstellung des Berichtes sagte, gehört das Gymnasium Veitshöchheim damit zu den Pionieren der schulischen Nachhaltigkeits-Berichterstattung in Deutschland, zumal die nachhaltige Entwicklung an der Schule idealtypisch umgesetzt werde. Es existiert hier nach seinen Feststellungen eine enorme Vielzahl an Angeboten, Projekten und Aktivitäten, die das Ergebnis eines strategischen Vorgehens in Richtung Nachhaltigkeit sind. Details können in seinem Bericht nachgelesen werden (siehe nachstehender Download-Link).
Das Team der Schule, das die Beiträge zum Nachhaltigkeitsbericht gemeinsam mit Dr. Hellwig erarbeitet hat, besteht neben den drei oben abgebildeten Nachhaltigkeitslehrerinnen noch aus Lehrkräften Marei Lehner, Silke Haaf, Uschi Martin, Beate Hofstetter und Dieter Brückner.
Im Sinne der Nachhaltigkeit war auch der Workshop Mülltrennung, den Marei Lehner und Silke Haaf leitete. Behandelt wurden in diesem Kontext Müll als Wertstoff und das Thema "Ressourcen schonen". So wurden die Altpapierbehälter der einzelnen Klassenzimmer restauriert und die Idee eines eigenen Ladens für Umweltschutzhefte geboren.
Link auf Download Nachhaltigkeitsbericht des Gymnasiums Veitshöchheim (pdf.Datei)
Das P-Seminar "Fairtrade macht Schule" der Lehrerin Marion Keil brachte sich ein durch einen Spendenlauf, an dem freiwillig 103 Schüler teilnahmen. Die besten Leistungen vollbrachten ein Acht-Klässler, der in 30 Minuten 17 Runden lief und ein Fünft-Klässler der in 25 Minuten 13 Runden zurücklegten. Auch ein Lehrer wurde von einigen Kollegen gesponsert. Er erlief in 15 Runden 150 Euro.
Mit dem Erlös des Spendenlaufs von 1.700 Euro wird nun der gemeinnützige Verein „Frederic - Hilfe für Peru“ unterstützt, der sich für faire Bedingungen der Kakaobauern in Peru einsetzt, diese beispielsweise im ökologischen Anbau unterstützt. Darüberhinaus setzt sich laut Keil der Verein für die Schulbildung der Kinder dort ein, bildet Frauengruppen und bietet die Möglichkeit für Mikrokredite.
Neben dem Spendenlauf veranstaltete das P-Seminar der Q11 unter der Leitung von Kaya Bogaschwesky noch einen Fairtrade-Workshop, in dem die Teilnehmer erfuhren, wie ein jeder selbst mithelfen kann, dass das Gymnasium offiziell zur "Fairtrade-School" gekürt wird.
Bereits bei der Begrüßung hatte Anna Schässburger diese Zielsetzung erläutert, als Fairtrade-School die Lebensbedingungen von Menschen in Ländern wie Peru verbessern zu wollen, wo die Unterschiede zwischen arm und reich sehr groß sind.
Werner Stumpf vom Vorstand des Günterslebener Eine-Welt-Vereins „Harambee“ e.V. als Träger des Weltladens Güntersleben stellte das Fairtradelabel und sein Konzept vor. Schüler aus allen Jahrgangsstufen lernten die Herkunft der fairen Produkte kennen und erfuhren viel über die Projekte, die dadurch finanziert werden.
In diesem Workshop hatten Schüler aus allen Jahrgangsstufen unter der Leitung von Marcel Spieß, Furkan Evkaya und Jonathan Odoj Gelegenheit, sich Gedanken zur Struktur und Zukunft der SMV zu machen.
Ganz im Sinne von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ war der von der Lehrkraft Michael Kerber begleitete Workshop "Anti-Mobbingvertrag" (im Bild ein Kennenlernspiel), in dem sich in zwei Durchgängen insgesamt 25 SchülerInnen unter der Regie von Josefine Feiler und Tammy Kästner mit der Frage beschäftigten, welche Gedanken in einen Vertrag aufgenommen werden sollten, der als "Erinnerung" an Selbstverständlichkeiten dient, beispielsweise"Jeder hat die gleiche Würde"; "Was Mobbing ist, entscheidet die / der Angegriffene selbst"; "Zuschauen ist Mitmachen"; etc.
Dieser Vertrag soll im neuen Schuljahr allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft (SuS, Lehrkräfte, sonstiges Personal) nahe gebracht werden und jeder zur Unterschrift eingeladen werden.
Zur Schule ohne Rassismus gesellte sich nun auch der Begriff "Schule mit Toleranz". So griffen gleich vier Workshops das Thema "Anders sein" auf.
"Wer braucht im Jahr 2018 noch Geschlechterklischees" hieß ein Workshop unter der Leitung der Oberstudienrätin Berit Holzner, der diees Thema künstlerisch, in Spielen und einem Film aufarbeitete.
Groß war das Interesse am Workshop Sch(w)ule und Le(s)ben, den Anne S., Jahrgang 1992, die Leiterin der Jugendgruppe DéjàWü des schwullebsbischen Zentrums Wuf in Würzburg zusammen mit ihrem Gruppenpartner Frederic durchführte. Der bayerische Lehrplan sieht vor, das Thema Homosexualität im Unterricht zu behandeln.
Gerade für Jugendliche ist es wichtig, so Anne S., sich mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen. Ein Teil dieser sei die sexuelle Orientierung. Homosexualität sei in der Schule oftmals noch ein Tabuthema. Hier setze sich DéjàWü ein für Toleranz und Akzeptanz. Anne S.: "Wir möchten soziale Rollen in Frage stellen, um Raum für persönliche Entfaltung zu schaffen."
Der Bund fördere dieses Schulprojekt im Rahmen des Aktionsprogramms für mehr Jugendbeteiligung. Auch das bayerische Kultusministerium empfiehle dieses Projekt.
Viele aufmerksame Zuhörer hatte der transsexuelle evangelische Pfarrer Finn Wolfrum aus Veitshöchheim, als er versuchte, in seinem Workshop die Schüler für das Thema "Transsexualität" zu sensibilisieren. Im großen Auditorium bei der Begrüßung in der Schulaula befragt, was unter diesem Begriff zu verstehen ist, sagte Wolfrum: "Veitshöchheim ist die Hochburg des Karnevals und so ist es üblich, sich beispielsweise am Rosenmontagszug zu verkleiden. Stell dir vor, du musst dann dein ganzes Leben im Faschingskostüm herumlaufen und darfst es nicht ausziehen, obwohl du weißt, dass du eigentlich jemand anderes bist. So fühlen sich Menschen, die transsexuell sind und das nicht leben können, was sie sind."
In der Runde beim Workshop wurde dann Wolfrum gefragt, wie er sich gefühlt habe und es ihm ergangen sei, als er sich Ende Oktober letzten Jahres in der Christuskirche outete, nicht eine Frau, sondern ein Mann zu sein. Ihm sei klar gewesen, dass dies nicht ohne Presse geht, die Gerüchteküche einzudämmen. Das Ergebnis war, so der Pfarrer, dass dies ein deutschlandweites Medieninteresse hervorrief, etwa in der Bildzeitung, auf SAT1, im BR und in der Süddeutschen Zeitung. Er habe den ganzen Rummel bewusst in Kauf genommen, um auch weiter hier in Veitshöchheim wirken zu können. Die Reaktionen seien sehr Mut machend gewesen und er habe nur wenig Shitstorm abbekommen, vielmehr viele positive Reaktionen erfahren und Zuschriften erhalten wie "Wow, wenn Sie dazu stehen, dann kann ich es auch". Er habe so durch seine Geschichte auch anderen Mensch Mut machen können.
Mit Schülern der Jahrgangsstufen acht bis elf besprach der vor 20 Jahren aus Russland emigrierte Herr Shiv das jüdische Leben in unserer Umgebung.
Bei so einem großen Event wie den SMV-Tag musste natürlich auch jemand für die Verpflegung sorgen. Dafür meldeten sich freiwillig 20 SchülerInnen zum Workshop mit der Schülerfirma Fresh & Fruits. Unter der Leitung von Theresa Zollner und Jana Baier hatten die Mädchen sichtlich Spaß weit über 200 leckere Zwetschgen-Törtchen herzustellen und zu backen.
Die Jungs bestrichen derweil unter der Leitung von Leon Müller und Felix von der Goltz von der Schülbäckerei Grünwald gespendete Brote mit Kräuterquark.