Nie für möglich gehalten: Veitshöchheimer und Margetshöchheimer gestalteten 103 einzigartige Stühle für das Projekt Kultur baut Brücken der mainART 2018
Viele wie die Veitshöchheimerin Jule Lyding (oben) dokumentierten mit ihren Stuhlideen auch die neue Partnerschaft der Gemeinden Margetshöchheim und Veitshöchheim im neuen Tourismusverein "ZweiUferLand am Main". Ihr Stuhl wird künftig in der Touristinfo Veitshöchheim stehen.
"Es ist der Wahnsinn - Ich bin bass" (Brohm)
In eine Kunst-Brücke verwandelt wurde so am Samstagabend kurzfristig der Ludwig-Volk-Fußgänger-Steg über den Main. Nach dem Motto "Kultur baut Brücken", so hieß das Thema der diesjährigen mainART 2018 in Margetshöchheim, hatten die Bürgermeister beider Gemeinden im Vorfeld Bürger, Kindergärten, Schulen, Vereine und Einrichtungen beider Gemeinden eingeladen, interessant und originelle Stühle zu gestalten und nach der Prämierung auf dem Steg aufzustellen. Die beiden Ortsbürgermeister Waldemar Brohm (links) und Jürgen Götz, die hier auf Brohms überdimensionierten Stuhl residieren und so die Verbundenheit beider Gemeinden demonstrieren, waren sowohl von der Zahl der 103 abgegebenen Stühle als auch von der unglaublichen Ideenvielfalt überwältigt.
Die Jury v.l.n.r. Bürgermeister Waldemar Brohm (Margetshöchheim), Bürgermeister Jürgen Götz (Veitshöchheim), Brigitte Laudenbacher (mainARTkulturverein e.V.), Karin Heußner (Kulturreferat Veitshöchheim), Michael von Preuschen-Lewinski (mainARTkulturverein e.V.) und Dr. Martina Edelmann (Kulturreferat Veitshöchheim).
Die Jury hatte keine leichte Aufgabe, aus den 103 vorgestellten Stühlen die drei am kreativsten gestalteten Stühle zu prämieren, nicht nur, dass sie zwei Stunden lang von der Sonne angelacht wurde, es waren so viele tolle, individuelle Ideen dabei, die laut Waldemar Brohm ("Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut") alle einen Preis verdient gehabt hätten. Deshalb bekamen alle Erwachsenen einen Gutschein für eine Bratwurst und einen Schoppen beim Weinfest im Hofgarten und die Kinder einen Eisgutschein von 1,50 Euro bei Eis-Stephan.
Kultur baut Brücken
Bei der von Klaus Dotzler (links) moderierten Vorstellung aller abgegebenen Stühle präsentierte auch Bürgermeister Götz seinen von der Veitshöchheimer Künstlerin Elisabeth Maseizik gestalteten Stuhl, die unten weitere von ihr kreierte Stühle vorstellte.
Es war ein imposantes Schauspiel und eine Augenweide für die vielen Gäste, als die Künstler und Künstlerinnen in 5er-Gruppen ihre Stuhl-Kunstwerke über einen roten Teppich laufend auf die Bühne brachten und dort vorstellten, angeführt von den "Marokko's-Girls".
Das "Wolfsrudel" hatte selbst vier Stühle als komplette Bank mit Getränkeservice und einen Stuhl als Bühne kreiert.
Gespannt warteten alle auf die Preisverkündung durch Bürgermeister Brohm.
Hier sind die Sieger: v.l.n.r.
Sonderpreis für die Klasse 2a der Grundschule Margetshöchheim für ihre beiden mit einer Austauschlehrerin aus Paraguay kreierten originellen Umwelt-Mahnstühle "Bitte keine Verpackungen mehr" und "Lasst uns nicht auf dem Plastikmüll sitzen!".
1. Preis für diesen schlichten, aber sehr pfiffigen Brennnessel-Stuhl der Dame mit Strohhut aus Marokko mit der Botschaft: "Sich in die Nesseln zu setzen ist auch eine lebenswichtige Erfahrung zur Meinungsfreiheit und Zivilcourage"
Den 2. Preis vergab die Jury an den symbolhaften Stuhl des AWO-Hortes an der Eichendorffschule in Veitshöchheim mit der Aufschrift "KOMM DOCH MAL RÜBER" über den Main mit dem in einer Wanne schwimmenden Schiff, der "Alten Liebe".
Der 3. Preis war eine Referenz an die Städtepartnerschaft von Margetshöchheim mit Biéville-Beuville im Calvados. Die Franzosen hatten anlässlich des 25jährigen Partnerschaftsjubiläums in diesem Jahr diesen Stuhl auf die weite Reise geschickt mit den Wappen beider Kommunen verziert und mit einem Rose-Cidre und einem fränkischen Bocksbeutel ausstaffiert.
Recht originell war auch die Idee von Mittelschullehrer Wolfgang Walter, mit seinen Jungs beim Boysday im Altenheim St. Hedwig gemeinsam mit Bewohnern Stühle zu kreieren: Der rote Stuhl stellt ein in Scherben gegangenes Kirchenfenster dar. Auf der Sitzfläche sind, die beiden Gemeinden verbindend, ein gelbes "V" für Veitshöchheim und ein grünes "M" für Margetshöchheim zu erkennen.
Auch einige Senioren hatten viel Spaß, auf der Sitzfläche eines weißen Stuhles ein Abbild des Altenheimes aus Mosaiksteinchen zu gestalten.
Viele Kinder arbeiteten mehrere Wochen mit beim mit Zeichnungen und Köpfen aus Pappmache verzierten Stuhl des Veitshöchheimer Kindergartens St. Martin.
Mit einer Vielzahl von Stühlen vertreten war die Eichendorff-Grundschule in Veitshöchheim, u.a. wie hier zu sehen mit einem Woll-Chill-Relaxstuhl, Strandstühlen und Motiven wie Schokomonster, Katze und Einhorn.
Den Vogel wieder einmal ab schoss der Veitshöchheimer Fritz Weber mit seinem an einen Wasserschlauch anschließbaren "Kopfwaschstuhl" für alle Gerüchteverbreiter und Lügengeschichten-Erzähler.
Das wohl wertvollste Objekt, einen aus Walnuss geschnitzten über 100 Jahre alten Pfauenstuhl steuerte der Veitshöchheimer Künstler José Sanchez bei, auf dem sein Sohn Pablo genussvoll mitten auf dem Steg Platz nahm.
In der Brückenhälfte auf Veitshöchheimer hatte sich lediglich Dr. Amadeus Braunewell vom Höchheimer Einigkeitsverein platziert. Mit miteinander verbundenen Luftballons symbolisierten beide Seiten ihre Verbindung mit dem Hinweis auf ihren Flohmarkt am Mainsteg am 8. Juli 2018.
Einen Preis verdient hätte sicherlich auch dieser Stuhl, der den Mitgliedermangel der Freiwilligen Feuerwehr auf der anderen Mainseite symbolisierte: Auf drei Beinen kann er nicht stehen und "Dein Platz noch frei ist!".
Sehenswert auch die Einfälle der politischen Ortsvereine Marokkos, die "Schwarzen", die "Herz und viel im Kopf haben" und ebenso unter dem Motto "Politik mit Herz" die "Roten Socken".
Ein sich wiederholendes Motiv bei der Stuhlgestaltung waren Lesen und Kreativzeit, Spaß zum Selbermachen oder dieser Literaturstuhl.
Stühle aus der Kinderwerkstatt
Die fünf Stuhlideen des Margetshöchheimer Bauhofleiters Frank Deckert: Klo-, Feuer-, Einnagel-, Bruch- und Melkstuhl.
Impressionen von weiteren originellen Stühlen:
Fotos (c) Dieter Gürz