Von großer Oper bis Jazzstandard - Nachtmusik im Veitshöchheimer Rokokogarten mit 10forBrass begeisterte 800 Zuhörer
Zum gesellschaftlichen Ereignis "par excellence" und mit zum Höhepunkt im Veranstaltungsreigen der Gemeinde Veitshöchheim zu ihrer 900-Jahr-Feier avancierte im Jahr 1997 die ins Würzburger Mozartfest eingebettete Nachtmusik mit dem Prager Kammerorchester im Hofgarten des Schlosses Veitshöchheim.
Nach der gelungenen Premiere entsprach damals die Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg dem Anliegen des damaligen Bürgermeisters Rainer Kinzkofer die Nachtmusik im Rokokogarten zu einer jährlich wiederkehrenden Dauereinrichtung werden lassen.
Bei der wiederum ausverkauften 21. Auflage der Nachtmusik bot am Sonntagabend in der wunderbaren Atmosphäre des nach Einbruch der Dunkelheit angestrahlten Schlosses das Blechbläserensemble 10forBrass mit ihrem Klangkörper aus Posaunen, Trompeten, Hörner und einer Tuba den 800 Zuhörern mit Perlen der Klassik und Jazzstandards einen einmaligen Konzertabend. Die Besucher erlebten eine klangvolle, unterhaltsame und abwechslungsreiche Vorstellung voller Virtuosität, Brillanz und Überraschungen.
Die allesamt jungen Künstler, die an Musikhochschulen studiert und feste Engagements in deutschen Sinfonieorchestern inne haben, begeisterten mit Werken verschiedenster Komponisten und Epochen, vom feierlichen Choral, klassischen Schwung über romantischen Schwelgen und bezirzenden Tönen bis hin zum vibrierenden Swing und bluesigen Blue Notes.
Von Wolfgang Amadeus Mozart bis Duke Ellington, von Carl Maria von Weber bis George Gershwin: Das Konzert mit „10forBrass“ im Rokokogarten bot eine musikalische Vielfalt, die die Herzen aller Freunde des klassischen und jazzigen Blechs höher schlagen ließ.
Und jedes mit Spiellust und sauberer Technik gespielte Werk wurde, sehr zur Freude des Publikums, vom Tubisten Alexander Tischendorf voller Charme und mit viel Humor durch kleine Anekdoten zum jeweiligen Komponisten ergänzt.
Das Ensemble besteht derzeit aus den Trompetern Johannes Bartmann (Hamburger Symphoniker), Lukas Paulenz (Lübecker Philharmoniker), Andre Schoch (Berliner Philharmoniker), Viktor Spáth (Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar) und Max Westermann (Staatsorchester Kassel), den Hornisten Swantje Vesper (Bamberger Symphoniker) und Felix Wilmsen (Junge Deutsche Philharmonie Frankfurt), den Posaunisten Jan Donner (Deutsche Oper Berlin), Matthias Haakh (Bayerische Staatsoper München), Johannes Weidner (u.a. Göttinger Sinfonieorchester) und Florian Zerbaum (u.a. Gewandhausorchester Leipzig) und dem Tubaisten Alexander Tischendorf (u.a. Junge Sinfonie Berlin und Junges Philharmonischen Orchester Niedersachsen).
Neben dem Dienst in ihren Orchestern treffen sich die Ensemblemitglieder regelmäßig, um auszuprobieren, was ihr Blech sonst noch hergibt. Sie begeistern so seit ihrer Gründung 2010 damit regelmäßig bei Konzerten vom hohen Norden bis an den Alpenrand ihr Publikum.
Aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" war zum Auftakt die klangfarblich sehr schöne Ouvertüre und das besonders anspruchsvolle Stück "Der Hölle Rache" der Königin der Nacht zu hören, bei dem André Schoch seiner Piccolotrompete virtuos höchste Töne entlockte und mit dem die jungen Künstler unter Beweis stellten, dass Opernarien auch instrumental erklingen können.
Ein Höhepunkt des Konzerts war dann nach Meinung vieler die kontrastreiche Ouvertüre zu Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. Die Ouvertüre stellt beide Sphären vor, die volkstümlich heitere Oberwelt ebenso wie die tiefen Abgründe der Wolfsschlucht. Trügerisch sind die idyllischen Hörnermelodien, denn im Wald geht es unheimlich zu.
Sanfter und inniger Trompetenklang prägte das „Lied an den Mond“ aus Antonín Dvoráks Oper „Rusalka“. Alexander Borodins eindrucksvolle Ouvertüre zu "Fürst Igor", die Alexander Glasunow nach Borodins Tod aus dem Gedächtnis aufgrund eines einmaligen Vorspielens niederschrieb, beendete den ersten Teil des Konzerts.
Nach der Pause ließ das Ensemble vor dem nun beleuchteten Schloss die Fanfare „La Peri“ von Paul Dukas erklingen.
Diese sechs Bläser sorgten mit der "Brückner-Etüde für das tiefe Blech" des zeitgenössischen Komponisten Enrique Crespo hochvirtuos für melancholische Töne zum Dahinschmelzen.
Beträchtlich an Schwung nahm dann das Ensemble auf, als es mit George Gershwins Ragtime „Rialto Ripples“ musikalische Wellen an die Rialto-Brücke schlagen ließ, mit Duke Ellingtons „Caravan“ auf Reisen ging, mit Irving Berlin und seinem Steptanz „Puttin‘ on the Ritz“ die Reize des Ritz anpries. Dazwischen brillierten die Bläser bei der Interpretation des "Libertango" von Astor Piazzolla, ein Nuevo-Tango zwischen Jazz und Kammermusik.
Alles was die Musiker spielten, kam in einem jugendlichen Outfit, engagiert und hochpräzise rüber.
„Ob piano oder forte – Töne sagen mehr als Worte! Denn was wäre unser Leben, würde es Musik nicht geben?“ Alexander Tischendorf beendete mit diesem Sprichwort einen wunderschönen Abend, für den sich die Besucher mit minutenlangem Beifall und die Künstler mit zwei Zugaben bedankten.
Zum Gelingen der Nachtmusik trug wie in all den Jahren bisher der Männergesangverein Veitshöchheim bei, der die Gäste zu Beginn und in der Pause mit Getränken und Käsestangen verköstigte. Der Einlass-Service oblag dem Kulturamt und die Bestuhlung dem Bauhof der Gemeinde.
Seit der Gründung im Jahr 2010 konzertiert 10forBrass deutschlandweit und begeistert sein Publikum in Konzertsälen und Kirchen ebenso wie auf Open-Air-Bühnen. So gastierte das Ensemble beispielsweise bereits mehrfach beim Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Hohenloher Kultursommer sowie dem MDR Musiksommer. Zudem war 10forBrass bereits in der Philharmonie Essen, der Stadthalle Balingen, der Hamburger Laeiszhalle und der Philharmonie Berlin zu hören.
Beim Deutschen Musikwettbewerb 2011 wurde das Ensemble mit einem Stipendium ausgezeichnet und erhielt 2013 den 2. Preis des Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs.
2013 veröffentlichte 10forBrass beim renommierten Label GENUIN seine erste CD („Portrait“), die weltweit im Handel erhältlich ist. Im Dezember des gleichen Jahres traten die Musikerinnen und Musiker zudem erstmals im Fernsehen auf: In der Sendung „Stars von morgen“ auf ARTE wurden mehrere Musikstücke sowie Interviews mit den jungen Musikern ausgestrahlt. 2015 veröffentlichte das Ensemble seine zweite CD „Original“ bei GENUIN.
Fotos (c) Dieter Gürz