Ergänzt: Sanierung der 54 Wohnungen der gemeindlichen Bundeswehrwohnanlage - Hauptausschus gibt Energieberatung in Auftrag - Kein Interesse an zukunftsweisendem Kalt-Wärmenetzsystem 4.0
Um zur Fertigstellung der Veitshöchheimer Kaserne im Jahr 1965 auch den nötigen Wohnraum zu schaffen, wurden zu Beginn der 1960iger Jahre für die länger dienenden Soldaten und zivilen Bediensteten im Ort 216 Wohneinheiten geschaffen, davon alleine 54 Wohnungen in einem gemeindlichen Wohnungsbauprogramm, vom Bund unter der Auflage eines Belegungsrechts gefördert.

Nach gut einem halben Jahrhundert hat der Zahn der Zeit auch rein äußerlich an dieser im Eigentum der Gemeinde stehenden Bundeswehrwohnanlage Heidenfelder Straße 20 - 28 (rechts) und Wolfstalstraße 30 - 34 (links) genagt.
Zwar hat die Gemeinde in der Vergangenheit immer wieder in diese Immobilie investiert, so 1998 die Holzfenster gegen Kunststofffenster ausgetauscht für 280.000 Mark, 2006 und 2007 die Bäder und die Elektroanlagen für 774.000 Euro auf den neuesten Stand gebracht, 2008 alle Wohnungen mit neuen Heizkörper-Thermostat-Ventilen ausgestattet und 2009 aufgrund von Setzungen und Rissen für 250.000 Euro sämtliche Grundleitungen sowie Schmutz- und Regenwasserleitungen neu verlegt und auch die Hauszugänge sowie Verbindungswege innerhalb der Grünfläche neu gestaltet.
Die dringend notwendige Sanierung der Dächer und Fassaden wurde jedoch immer wieder aufgeschoben, bis schließlich der Gemeinderat für eine energieeffiziente Sanierung der gesamten Wohnanlage bei der Verabschiedung des Haushaltsplanes für das Haushaltsjahr 2017 Mittel in Höhe von 665.000 Euro und in den Finanzplanungsjahren 2018 und 2019 jeweils 700.000 Euro bereitstellte.
Wie nun Bürgermeister Jürgen Götz in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses erläuterte, musste heuer aus Kapazitätsgründen und aufgrund der angespannten Situation im Baugewerbe die Ausführung der Arbeiten nochmals verschoben werden.
Vorgesehen ist nach seinen Worten an allen drei Gebäudekomplexen die Fassade und die oberste Geschossdecke neu zu dämmen, die Dächer zu sanieren, die alten Balkone abzubrechen und gegen Stahlkonstruktionen zu ersetzten, sowie die zentrale Heizanlage gegen eine moderne Gas-Brennwert-Kaskade in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage auszutauschen.

An den rückwärtigen Fassaden der drei Gebäudekomplexe werden die alten Balkone abgebrochen und gegen Stahlkonstruktionen ersetzt.


Um zinsgünstige Kredite von der Bayerischen Landesbodenkreditanstalt bzw. der KfW beantragen zu können, muss nun für die Maßnahme ein Energieberatungsbüro eingeschaltet werden. Es wurden deshalb, so der Bürgermeister in der Hauptausschusssitzung, Angebotsunterlagen an sechs Energieberater versandt, von denen vier ein gültiges Angebot abgaben.
Den Auftrag erteilte das Gremium an Anja Wunderlich, Veitshöchheim, die laut Vorlage der Verwaltung mit 16.422 Euro das wirtschaftlichste Angebot abgab. Wie Götz sagte, könne die Gemeinde mit einem Zuschuss durch die KfW von 5.700 Euro rechnen, sodass die gemeindlichen Kosten für die Energieberatung bei 10.722 Euro liegen.
Die Energieberaterin hat als Leistung zu erbringen, die Erstellung von drei verschiedenen Sanierungsvarianten inclusive Betrachtung der Heizungsanlage mit möglicher Erreichbarkeit eines KfW-Effizienzhaus-Niveaus, Unterstützung und Beratung bei der Beantragung von Fördermitteln, zwei detaillierte Wärmebrückenberechnungen beim Ringanker und beim Sparrenwiderlager und bei der Außendämmung sowie Unterstützung des gemeindlichen Baufreferates bei Ausschreibung, Baubegleitung, Abnahme, Abrechnung und Erstellung des Energienachweises.
Nicht näher trat das Gremium dem zusätzlich vom Architekturbüro Werner Haase, Karlstadt gemachten Angebot zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein Modellvorhaben "Wärmenetzsystem 4.0", das Haase für 40.460 Euro brutto angeboten hatte.
Gertraud Azar (SPD) hatte dazu zuvor die Anfrage gestellt, was diese Machbarkeitsstudie bringen würde, eine Ersparnis, die den Aufwand rechtfertige?
Dazu führte der Bürgermeister aus, dass dies zu einem Zeitverzug führen würde. Was bei einer Machbarkeitsstudie herauskomme, dazu könne er keine Aussage machen. Eventuell könne herauskommen, dass die Ausgaben steigen oder auch dass etwas günstiger sei. Es werde hier von einem System gesprochen, das auch noch andere Häuser in der Gartensiedlung einbeziehe. Allerdings setze dies voraus, wenn man dann mehr Anschlüsse habe, dass dann auch ein größerer Aufwand entstehe.
Der Bürgermeister erteilte zu diesem Komplex der gemeindlichen Hochbaureferentin Sabine Hartmann das Wort, die, wie sie sagte, ein Kalt-Wärme-Netzsystem eher kritisch sehe, denn es sei beabsichtigt, die Bundeswehrwohnanlage zeitnah, kostengünstig und trotzdem energieeffizient zu sanieren.
Das System, das das Büro Haase im Auge habe, sei für die Wärme- und Stromversorgung ein Kalt-Wärme-Netz mit großem Eisspeicher für das ganze Gebiet und integrierter Solartechnik mit Kollektoren auf den Dächern. Das Netz würde auf der Straße verlaufen, was Tiefbaumaßnahmen in den jetzt erst neu gemachten Straßen erfordere.
Auch bei Beauftragung der Machbarkeitsstudie sei unabhängig davon die Einschaltung des Energieberaters notwendig. Das Hochbaureferat sehe es als nicht zwingend notwendig an, ein alternatives Kalt-Wärme-Netz näher zu prüfen, auch wenn dies DIE ENERGIE als zukunfstweisendes Projekt gerne sehen würde, weil hier viele Wohnungen auf engen Raum angeschlossen werden könnten und auch die Nachbarhäuser Mehrfamilienhäuser sind. Die von Haase vorgeschlagene Maßnahme sei jedoch nicht im Haushalt enthalten und müsse nicht sein, außer der Gemeinderat wolle energetisch vorpreschen.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass allein schon die Machbarkeitsstudie 40.000 Euro koste, ohne dem, was dann noch die Umsetzung koste. Dies seien zusätzliche Kosten, denn die Gemeinde mache ja schon eine energetische Sanierung.
SPD-Sprecherin Marlene Goßmann vertrat die Meinung, dass das, was Frau Wunderlich im Auftrag der Gemeinde zu machen habe, ausreiche. Sie wollte noch wissen, wie hoch die Kosten für die Heizung und die Sanierungskosten insgesamt sind.
Für die Heizung sind laut Hartmann 90.000 Euro berechnet. Im übrigen würden die Kosten für alternative Sanierungsvarianten ermittelt. Der Gemeinderat könne dann sich für eine Variante entscheiden. Die veranschlagten Gesamtkosten hatte Hartmann nicht parat, da die Ausführung in mehreren Bauabschnitten erfolge und die Baukostenentwicklung derzeit nur sehr schwer einzuschätzen sei. Laut Bürgermeister seien dazu Zahlen im Haushaltsordner enthalten, der den Gemeinderäten jetzt zugehe.
Der Hauptausschuss beschloss schließlich einstimmig, den Auftrag an Anja Wunderlich zur Energieberatung zu erteilen. Über das Angebot von Haase für eine Machbarkeitsstudie wurde nicht eigens abgestimmt.
Anmerkung zu den Gesamtkosten:

In der Bürgerversammlung hatte der Bürgermeister dazu ausgeführt: "Die Bauausführung der rd. 2,3 Mio Euro teuren Maßnahme erfolgt in Abschnitten. Als Ausführungszeitraum ist jetzt 2018 bis 2020 anvisiert."
In der Jahreschronik 2016 der Gemeinde waren für 2017 Mittel in Höhe von 665.000 Euro und in den Finanzplanungsjahren 2018 und 2019 jeweils 700.000 Euro eingeplant.
Recherche zum Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0" auf der Homepage des Bundesamtes für Wirtschaft:
"Mit der Förderung von „Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“ wird seit dem 1. Juli 2017 erstmals eine systemische Förderung im Bereich der Wärmeinfrastruktur eingeführt, mit der nicht nur Einzeltechnologien und -komponenten, sondern Gesamtsysteme gefördert werden.
Die zu fördernden Wärmenetze werden sich durch hohe Anteile erneuerbarer Energien, die effiziente Nutzung von Abwärme und ein deutlich niedrigeres Temperaturniveau im Vergleich zu klassischen Wärmenetzen auszeichnen.
Gefördert werden zunächst Machbarkeitsstudien (siehe nachstehenden Link auf pdf.Datei) mit bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten (Fördermodul I), sowie in einem zweiten Schritt die Realisierung eines Wärmenetzsystems 4.0 (siehe nachstehenden Link auf pdf.Datei) mit bis zu 50 Prozent der förderfähigen Vorhabenkosten (Fördermodul II).
Die Höhe der Förderung beträgt dabei bis zu 600.000 Euro für Machbarkeitsstudien und bis zu 15 Mio. Euro für die Realisierung eines Wärmenetzsystems 4.0."
Anforderungen an eine Machbarkeitsstudie
Technische Anforderungen an ein Wärmenetz 4.0
Straßenseitige Ansichten der drei Gebäudekomplexe der Bundeswehrwohnlage