In Salzburg suchen sie Zwerge und verdächtigen die Veitshöchheimer ...
Salzburger Zwerge sollen im Veitshöchheimer Rokokogarten stehen. Diesen Verdacht äußerte in den Salzburger Nachrichten vom 21. November 2017 eine Leserin mit dem Hinweis, dass sie hier Zwerge gesehen habe, die jenen in Salzburg (siehe Foto Salzburg-Reiseinfo.com) sehr ähnlich schauen würden.
Um es vorweg zu nehmen: Dieser Verdacht entbehrt jeglicher Grundlage und es wäre ein Frevel, solche protzigen barocken Figuren in einem der schönsten Rokokogärten Europas aufzustellen, in dem die Bayerische Schlösserverwaltung darauf erpicht ist, den Garten wieder in seinen Zustand zurückzuführen, der ihn zu seiner Blütezeit unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim als Sinnbild des verlorengegangenen Paradieses auszeichnete.
Hier trifft man neben antiken Götterfiguren und zahlreichen allegorischen Darstellungen auf tanzende Hofdamen und Kavaliere sowie Charaktere der Commedia dellArte, allesamt aus den Werkstätten der drei Hofbildhauer Johann Wolfgang van der Auvera (1708 bis 1756), Ferdinand Tietz (1708 bis 1777) und Johann Peter Wagner (1730 bis 1809).
Darunter sind zwar auch zahlreiche kleine Figuren, die jedoch keine Zwerge, sondern wie auf der Schlossbalustrade, kleine Kinder beim Spiel und in Alltagssituationen darstellen. Mit diesen machte J.P Wagner seinem Beinamen "Putttenvater" alle Ehre. Er ließ mit seinen Darstellungen kleiner Kinder die heitere Seite des Lebens im Stein lebendig werden.
In der Barockzeit waren Zwergengarten sowie der des Schlosses Mirabell in Salzburg nicht unüblich, waren doch kleinwüchsige Menschen Teil des Hofstaats. In dem 1695 unter Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein angelegten Garten befanden sich 28 Zwergen Statuen, dessen Bestand allerdings nur von kurzer Dauer war. Denn als Salzburg zu Bayern gehörte, haben Kronprinz Ludwig die 28 spöttischen komödiantenhaften Statuen missfallen. Er ließ sie 1811 abtransportieren und versteigern.
1919 gelang es auf Beschluss des Gemeinderats 15 Zwerge wieder zurück in den Mirabellgarten zu holen. Das Gartenamt der Stadt Salzburg ist nun bestrebt, so die Salzburger Zeitung, auch die restlichen Figuren ins Eigentum der Stadt Salzburg zurückzuholen. Zwei weitere habe es schon aufgetan, sechs habe man in Privatgärten gesichtet, fünf seien verschollen. Die Stadt erhalte laufend Hinweise, so eben auch von einer Leserin, die meint, im Veitshöchheimer Rokogarten ähnlich ausschauende Zwerge gesehen, zu haben.
Ein in Freilassing wohnender Bezieher der Salzburger Nachrichten mit Bezug zu seiner alten Heimat in Würzburg und Kenner des Veitshöchhheimer Hofgartens hatte den Artikel der Mainpost zugesandt.
Die barocken Zwerglfiguren wären aber völlig untypisch für das kosmologische Programm und die antike Mythologie der rokokohaften Figuren im Hofgarten. Da muss sich also die Leserin der Salzburger Nachrichten gewaltig getäuscht haben.
Verständlich wäre es noch, wenn sie auf die Zwerg-Galerie im Schlossgarten von Weikersheim verwiesen hätte. Dort stehen auf der Balustrade am Beginn des Schlossgartens humorvolle Zwerge, für die der Garten von Schloss Weikersheim berühmt ist. Die 16 lustigen Gestalten werden traditionell als Karikaturen des Weikersheimer Hofstaates bezeichnet, wie vorstehend der Trommler und die Kammerzofe, eine humoristische Skulpturrenreihe nach Jacques Callot, vermutlich aus dem frühen 18. Jahrhundert (Fotos Landesmedienzentrum Baden-Württemberg)
Neues aus dem Veitshöchheimer Hofgarten - Durch Witterungseinflüsse unansehnliche Skulpturen werden durch neue Abgüsse ersetzt:
- Oktogonaler Platz oder „Fabelring“ - neue Kopien
In den Nischen des „Fabelrings“ (Plan Nr. 57) stehen ironisch-humorvolle Tiergruppen, die von Ferdinand Tietz von 1767 bis 1768 geschaffen, Fabeln von Lafontaine erzählen.


Der Affe als Richter zwischen Wolf und Fuchs: Der Affe soll in einem Streit zwischen Wolf und Fuchs Recht sprechen, urteilt aber, beide hätten sich nichts vorzuwerfen.
Der Wolf und der Kranich: Der Kranich zieht dem Wolf einen im Schlund steckengebliebenen Knochen heraus, erhält jedoch nicht den versprochenen Lohn, weil er, so der Wolf, froh sein könne, dass er ihm nicht den Kopf abgebissen habe.

Der Affe und der Fuchs: Der Affe bittet für sein kahles Hinterteil den Fuchs vergeblich um ein paar Haare aus seinem Schweif.

Der Wolf und die Mohrenmaske: Der Wolf glaubt in der Maske eines Negers ein gutes Fressen erbeutet zu haben.

Östlich davon steht in der Hecke die Tietzfigur Ganymed. In der Gestalt eines Adlers raubt Jupiter den schönen Knaben mit der Absicht ihn zum Mundschenk der Götter zu machen.
Adam Ferdinand Tietz hatte von 1765 bis 1768 in nur drei Jahren den gesamten Auftrag der Ausschmückung erledigt – der Hofgarten beherbergte 250 Skulpturen aus seiner Werkstatt - opulent der Parnaß die Treppenanlagen und die Orpheusgruppe – die wertvollsten stehen in Museen in Würzburg und Nürnberg, aber auch die Kopien lassen die Pracht erkennen, die einst in Veitshöchheim vorgeherrscht hat. Tietz hat den Ruf, ideenreicher Former der griechischen Mythologie, Schöpfer schöner Frauen, beschwingter Mode, voller sprühender Humor zu sein.
Im Zentrum der von Johann Peter Wagner in den Jahren 1772 bis 1775 gefertigten 3er-Gruppe der Zeitgott Chronos, der dem schreienden Amor die Flügel beschneidet, erneuert links die Nymphe Daphne und rechts Apoll