Fulminante, bewegende Abschiedsfeier in den Mainfrankensälen für Musikschulleiterin Dorothea Völker
Nicht wie gewohnt als Dirigentin auf der Bühne, sondern bequem und voller Rührung in der ersten Reihe neben ihrer Familie in einem Omasessel sitzend, konnte Dorothea Völker den Schluss-Akkord ihrer 33jährigen Tätigkeit als Leiterin der Veitshöchheimer Sing- und Musikschule (SMSV) erleben.
Christina Stibi, ihre Nachfolgerin moderierte charmant und sehr locker eine grandiose Dankeschön-Abschiedsfete die sie mit ihrem "Team Soko 33" auf die Beine gestellt hatte, die wahre Begeisterungsstürme unter den über 300 Gästen auslöste.
Zum Auftakt ließen alle 16 Musiklehrerinnen - und -lehrer das Motto der Abschiedsfeier "As time goes by" erklingen.
Stibis Feier-Assistentinnen aus dem Schülerkreis überreichten Völker gleich zu Beginn zur Begrüßung stellvertretend für alle Musiklehrer 16 rote Rosen. Später wurden es nach den beiden Ratespielen noch mehr.
Die Bigband der SMSV brachte alle zum Swingen mit Benny Goodmans Evergreen "Sing, sing, sing". Vor dem rauschenden Finale empfahlen die Musiker Völker später musikalisch "Fly me to the moon"
Bürgermeister Jürgen Götz würdigte das verdienstvolle Wirken Völkers und überreichte seiner Mitarbeiterin Blumen und das obligatorische Abschiedspräsent der Gemeinde, abhängig von der Zahl der Dienstjahre.
Das Ortsoberhaupt freute sich, unter den Gästen neben den vielen Personen, die aktuell mit ihr zusammenarbeiten, auch welche aus früheren Tagen entdecken zu können, wie ihre Vorgängerin und Gründungs-Leiterin 1978, die Musikhochschul-Professorin Barbara Metzger oder Bürgermeister a.D. Erich Steppert, der sie zum 1. Oktober 1984 eingestellt hatte.
"Die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes, die den Teufel vertreibt und die Leute fröhlich macht", dieses Zitat von Martin Luther, so Götz, passe sehr gut für die evangelische Pfarrerstochter Dorothea Völker. Nachdem Völker bereits ein Fachlehrerexamen in der Tasche hatte, hat sie sich von 1974 bis 79 neben einer Unterrichtstätigkeit an der Musikschule Schweinfurt dem Studium des künstlerischen Hauptfachs Klavier bei Professor Peter Hollfelder an der Musikhochschule Würzburg unterzogen. Der künstlerischen Staatsprüfung schloss sich ebenfalls 1979 auch die pädagogische Staatsprüfung an. Ab 1979 war sie Lehrbeauftragte u.a. für Klavier, Orff, Korrepetition und allgemeine Musiklehrer am Hermann Zilcher Konservatorium in Würzburg und unterrichtete zeitgleich auch an der städtischen Sing- und Musikschule Würzburg.
Unter Völkers Leitung in Veitshöchheim ab 1. Oktober 1984 erhöhte sich die Zahl der Musikschüler von 435 auf 630, wurden von ihr Angebote wie Musikgarten, Singklassen in den Schulen, Instrumentenkarussell, Projektchor usw. initiiert. Götz: "Sie haben in über drei Jahrzehnten immer wieder neue Akzente gesetzt und unsere Musikschule durch ihre hohe Qualität so zu einem Aushängeschild der Gemeinde gemacht, die weit über die Grenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf genießt."
Die leidenschaftliche Musikpädagogin habe es immer wieder geschafft, Begeisterung für die Welt der Töne zu entfachen und Schüler wie Erwachsene mitzureißen und zu Höchstleistungen zu bringen. Der Bürgermeister erinnerte an die 900-Jahr-Feier der Gemeinde 1997, als sie den bis heute noch sehr agilen Projektchor gründete und es schaffte, Menschen von acht bis 80 Jahre in dem großen Chorwerk "Carmina Burana" zu vereinen und zu einem Riesenerfolg zu führen. Ob in Veitshöchheims Partnerstädten, ob beim Mozartsommer in der Orangerie, ob bei Planet Earth mit dem Symphonischen Blasorchester Unterpleichfeld, ob bei internationalen Konzerten wie Bella Musica oder Dvorâks Requiem in der Würzburger Johanniskirche habe sie den Namen Veitshöchheims klanglich auch außerhalb des Ortes in ein positives Licht gesetzt.
Und diese Auflistung ließe sich noch beliebig fortsetzen. Mit der ihr eigenen Akribie und mit Elan habe sie immer wieder neue Projekte umgesetzt, stets energisch gegenüber ihren Vorgesetzten und dem Gemeinderat auftretend.
Auch im Namen des Gemeinderates galt der ganz herzliche Dank des Bürgermeisters nicht nur für ihre 33jährige Lebensleistung als Musikschulleiterin, sondern auch dafür, dass sie sich bereit erklärte den Projektchor der Musikschule als Dirigentin weiter in ehrenamtlicher Funktion zu leiten.
Nach der Ansprache des Bürgermeisters offenbarte die Erwachsenen-Folkband der SMSV mit "Hashual" und "Hora medura" welch unheimlichen Spaß allen das gemeinsame Musizieren macht.
Originell war dann das Ratespiel "Dalli Klick" aus den 70er Jahren, bei dem sich Kachel für Kachel aufdeckte und Völker Stationen ihres Wirkens erraten musste. "Das war Spitze" lautete der Kommentar des Bürgermeisters.
Zum Dahinschmelzen der Auftritt des Streicher-Ensembles der SMSV mit einem Walzer von D. Schostakowitsch
Dr. Blagoy Apostolov, langjähriger Intendant der Bayersichen Kammeroper Veitshöchheim, würdigte humoristisch in Reimform das verdienstvolle Wirken der Musikschulleiterin.
Die Stimmung im Saal schwappte erstmals über, als Dominik Heidingers Rockband mit Elisabeth Schobel als Sängerin, Constantin Bien am Schlagzeug, Simon Reichert an der E-Gitarre und Cosima Martin an der Bass-Gitarre zu den Instrumenten griffen, sich Bläser und die Mitglieder des Projektchors vor der Bühne dazu gesellten, um klang- und stimmgewaltig Mark Forster's Gute-Laune-Song "Chöre" anzustimmen, der alle im Saal mitriss, allen voran Dorothea Völker, die ganz in ihrem Element schwebend durch die Reihen tanzte.
Mit den Worten: „Wir sagen Danke für die harmonische Zusammenarbeit, für die vielen Konzerte und Aktivitäten und vor allem für den Horizont, den Du uns damit erweitert hast“ überreichte die Förderkreis-Vorsitzende Ute Hümpfner (Mitte) zusammen mit Martina Schöberl (links) zur Erinnerung an die vielen gemeinsamen Jahre der Zusammenarbeit einen großen Rosenstock „Concerto“ zum Einpflanzen in Völkers großen Garten und sie war sich sicher, dass er viele Blüten tragen wird, so wie ihre Arbeit in den vergangenen 33 Jahren.
„Es ist ein Ende. Aber nicht das Ende, sondern nur ein Spurenwechsel“ hatte Hümpfner zuvor philosophiert. Wie die Rhythmen und Kompositionen mit vielen Stilrichtungen, mal laut, mal leise, mal schnell, mal sanft, kontinuierlich und eher forte, so beschrieb sie den immerwährenden Enthusiasmus von Dorothea Völker als Musikschulleiterin. Mit Beharrlichkeit, Fleiß und Ausdauer habe sie die SMSV in über 30 Jahren zu ihrem Markenzeichen gemacht. So wie sie selbst von sich, so habe sie stets Flexibilität auch von allen anderen erwartet. Immer aktiv, ein neues Motto finden, Plakate planen, Farben aussuchen, die richtige Musikauswahl treffen, Schüler- und Lehrerkonzerte und und …. Und alle mussten üben, nochmal, nochmal, das gleiche nochmal. Und warum das alles? Hümpfner: "Eigentlich doch nur, um dieses leise Brennen im Herzen zu spüren, alles für die Musik, diese ganz bestimmten Momente, wenn Musik uns ganz tief in der Seele berührt und uns manchmal zu Gänsehaut und Tränen der Rührung und Freude verhilft und Spuren hinterlässt. Alles Wichtige tun, um dieses kleine Gefühl auch an die allerkleinsten Menschen weiterzugeben, für die leuchtenden Kinderaugen. Was für ein hoher Anspruch an die musikalische Qualität. Chapeau!"
Hier die Rede von Ute Hümpfner in voller Länge als pdf.Datei
Nun waren die Trompeter an der Reihe, Völker zum Abschied eine Melodie zu blasen.
Zur Auflockerung sorgte Moderatorin Stibi schließlich noch mit einem Ratespiel like "Wer wird Millionär". In fünf Fragerunden sollte das Publikum Völkers Vorlieben durch Klatschen beurteilen, etwa ob sie lieber Lakritze oder Marzipan mag, ein Fan von Freddie Mercury oder Herbert Grönemeyer ist oder lieber Jerome Boateng oder Joachim Löw als Nachbarn hätte.
Zum rauschenden Finale versammelten sich wie zu Beginn alle Lehrkräfte mit ihren Instrumenten auf der Bühne und davor der Projektchor um gemeinsam mit dem Publikum Dorothea Völker mit Demis Roussos Hit "Forever and ever" zu huldigen.