Mittel-/Oberstufen-Theatergruppe des Gymnasiums Veitshöchheim faszinierte mit "Eine Odyssee" (frei nach Homer) von Ad de Bont
Odysseus ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Held von Troja, der den Feind mit einer tollkühnen List bezwungen hat, will endlich nach Hause, nach Ithaka, wo eine Frau seit 20 Jahren auf ihn wartet, wo ein Sohn seinen Vater nie gesehen hat. Müde ist der struppige Mann, unendlich müde.
Der niederländische Autor Ad de Bont stimmt in seiner 2006 entstandenen Fassung des Epos die übergroßen Heldentaten übergroßer Menschen auf eine Familiengeschichte herunter. Auch die Götter sind in allzumenschliche Beziehungshändel verstrickt: Zeus, der Herrscher der Lüfte, ficht mit Poseidon, dem Herrn der Meere, einen erbitterten Bruderzwist aus, die Geschwister Athene und Hermes konkurrieren beim Vater um Anerkennung. Mit der geglückten Heimkehr des Odysseus ist Homers Erzählung zu Ende, nicht so bei Ad de Bont. Bei ihm geht die Geschichte von Odysseus (Nikolaj Pershin), seinem Sohn Telemachos (Sara Milinkovic) und seiner Frau Penelope (Katrin Leimkötter) erst so richtig los.
An die Produktion dieser freien Bearbeitung wagte sich in diesem Jahr die Theatergruppe der Mittelstufe (Klassen 8-10) zusammen mit einigen Abiturienten, die bei der Gelegenheit ihre Abschiedsvorstellungen im Gymnasium Veitshöchheim gaben. Geprobt wurde bereits seit Schuljahresbeginn, wobei die intensive Endprobenphase erst nach Abschluss der Abiturprüfungen beginnen konnten. Infolgedessen war die Gruppe unter der Regie des Deutsch-Französisch-Lehrers Thomas Lazarus Leitung in den zwei Wochen vor der Aufführung fast täglich bei der Arbeit und nahm jede Menge Sonderproben auf sich, um die Produktion noch rechtzeitig fertigzustellen. Unterstützt wurde sie bei der Gestaltung des Bühnenbildes von der Klasse 6c unter Leitung von Marei Lehner.
Das mit Bravour und großem schauspielerischen Können zweimal aufgeführte Stück zeichnet sich durch eine große Rollenvielfalt (Götter, Menschen und phantastische Fabelwesen) aus und bezieht seinen besonderen Reiz aus dem Wechsel zwischen Erzählpassagen im klassischem Versmaß und pointierten Dialogen in modernisierter Sprache. Beides machte es zu einer dankbaren Vorlage für die relativ große und spielfreudige Schultheatergruppe.
Die Aufführung lieferte den schönen Beweis, dass man eine alte, große Geschichte so erzählen kann, dass sie für Jugendliche spannend, fesselnd, unterhaltsam und auch fordernd ist.
Die Handlung konzentriert sich insbesondere auf die letzten Etappen des Odysseus und seine Heimkehr und behandelt insbesondere die Tragik einer zerrissenen Familie. Dabei wird mal aus der Perspektive des Titelhelden, mal aus der der daheim wartenden Penelope und ihres Sohnes Telemachos erzählt.
Benedict Friederich, Lina Friederich, Alina Ruppel (auf den letzten beiden Fotos)
Buchstäblich von oben (nämlich aus dem ersten Stock der Schule), blicken die Götter Zeus (Benedict Friederich) und Athene (Lina Friederich) auf das Geschehen herab und versuchen, alles zum Guten zu lenken, wobei sie aber mit Poseidon (Anton Höfler) in Konflikt geraten, der Odysseus unversöhnlich hasst.
Anton Höfler in einer Doppelrolle als Poseidon und Antinoos
In Rückblenden werden aber auch immer wieder die bekannten Highlights der berühmten Erzählung (die Blendung des Polyphem, die Vorbeifahrt an den Sirenen, etc.) eingeflochten. Hierfür entschied sich die Theatergruppe für die Einführung von Sprechchören, um die Energie der zahlenmäßig großen Gruppe für eine spannende Darbietung nutzbar zu machen.
Weil ein gewisser Druck zur Theaterarbeit dazu gehört und nicht selten zur Mobilisierung besonderer Kräfte führt, war nach den Feststellungen von Lazarus die Produktion für alle Beteiligten eine wertvolle Erfahrung, die die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe in besonderer Weise zusammengeschweißt habe. Viele haben nach seinen Worten bereits angekündigt, dass sie im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen.
Alice Ruppel als Menthea und Sara Milinkovic
Louisa Lutz, Valentina Lurz (Prinzessin Nausikaa), Paula Höfler
Nikolay Pershin, Maria Gryaznova, Valentina Lurz
Sara Milinkovic, Amelie Saul
Victoria Pietsch, Anton Höfler
Paula Höfler, Victoria Pietzsch, Katrin Leimkötter, Alice Ruppel, Valentina Lurz, Maria Gryaznova, Theresa Zollner
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