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Ein tolles Projekt: Gymnasiallehrerin Ina Damas nimmt mit ihrem Lesehund Elvis Veitshöchheimer Grundschülern die Leseangst

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein tolles Projekt: Gymnasiallehrerin Ina Damas nimmt mit ihrem  Lesehund Elvis Veitshöchheimer Grundschülern die Leseangst
Ein tolles Projekt: Gymnasiallehrerin Ina Damas nimmt mit ihrem  Lesehund Elvis Veitshöchheimer Grundschülern die Leseangst

Elvis ist ein sechseinhalb Jahre alter Pudel-Whipper-Mischling, der in seinen ersten Lebensjahren sehr verängstigt und scheu war. Umso erstaunlicher ist, dass der Hund seit Herbst 2016 hilft, bei Viertklässlern der Grundschule Veitshöchheim Leseängste abzubauen, in dem sie dem vierbeinigen Zuhörer vorlesen, so wie auf dem Foto die neunjährige Debora.

Gestartet hat das Lesehundprojekt ehrenamtlich Ina Damas, Biologie- und Chemielehrerin des Gymnasiums Veitshöchheim, nach dem sie mit ihrem Elvis im Sommer 2016 Mitglied im Verein Therapiehunde-Franken e.V. wurde. Dieser Verein bildet sogenannte Mensch-Hund-Teams aus, die in vielfältiger Weise zum Einsatz kommen. Ihr Hund bestand dabei erfolgreich ein Casting, bei dem er auf sein Wesen getestet wurde und ob er für den Therapieeinsatz geeignet ist.

Geboren wurde Elvis 2010 in einem Tiermessie-Haus, aus dem er mit  einem Jahr zusammen mit unzähligen anderen Hunden und Katzen befreit wurde. Danach lebte er auf einer Pflegestelle und landete schließlich im Tierheim Lohr am Main. Dort entdeckte ihn die Hundeliebhaberin im Juni 2014 und nahm ihn auf.

Damas: "Nachdem er sich nach und nach von seinen Ängsten befreien konnte, wurde ein sehr liebenswerter und offener Hund aus ihm." Von Anfang an sei es ihre Idee gewesen, einen Therapiehund aus ihm zu machen.  Deshalb habe sie mit ihm regelmäßig eine Hundeschule besucht, damit er die "Basics", die Grundbefehle richtig lernte, bis er dann soweit war, mit ihr am Casting teilzunehmen.

Das pädagogische Konzept von „LeseHund“, so erläutert die ehrenamtliche Nachhilfelehrerin Ina Damas, orientiere sich an der Methode des „Dog Reading“ aus den USA und knüpfe an die in Deutschland bereits weit verbreitete und erprobte tiergestützte Therapie an. Ann Kimberly Grobholz habe das Projekt in Deutschland unter dem Namen „Lesehund“ etabliert. Bei ihr besuchte die  Oberstudienrätin auch den Workshop, der zur Lesehundausbildung des Therapiehundevereins Franken e.V. gehört.

Zuerst hatte Ina Damas das Lesehundprojekt auch in ihrer Schule angeboten, denn nach ihren Erfahrungen gibt es auch im Gymnasium Veitshöchheim Kinder, die Schwierigkeiten haben, laut vorzulesen, die öfters stocken, sich nicht trauen. Doch offenbar wollte sich niemand eine Blöße geben.

Julia Heres, die Konrektorin der benachbarten Veitshöchheimer Grundschule war dagegen sofort Feuer und Flamme,  als sie von dem Lesehundprojekt hörte. Sie suchte aus ihrer vierten Klasse Schüler aus, die eine individuelle Leseförderung benötigen. Im Buchstabenwald können sich nämlich Kinder, denen das Vorlesen nicht leicht von den Lippen geht, schnell verirren. Vor allem dann, wenn die ganze Klasse und der Lehrer dabei zuhören.

Der Ablauf der wöchentlich stattfindenden Lesehundeinheit ist im Wesentlichen immer gleich. Die Gymnasiallehrerin fand die Zustimmung ihres Schulleiters, in einem ruhigen Fachraum  eine gemütliche Sitzecke einzurichten. Benötigt wird dann ein Buch, das die Kinder thematisch anspricht. Dann liest das Kind daraus eine Viertelstunde dem Hund etwas vor. Dieser liegt während des Vorlesens neben dem Kind oder sitzt bei ihm und hört zu.

Elvis sei zwar ein sehr vorsichtiger Hund, der aber seinen „Job“ als Lesehund hervorragend meistere. Die Kinder würden allein durch seine Anwesenheit und die gemütliche Atmosphäre unterstützt, ihren Weg durchs Buch zu finden, ohne sich in den Sätzen zu verheddern oder über lange Wörter zu stolpern. Denn Elvis höre geduldig zu, ohne zu kritisieren,  ganz ohne Meckerei oder Kommentar. Das erlebte Debora vorher anders: „In der Klasse, haben die dazwischen geredet und genervt, aber Elvis hört mir zu und ist super lieb."

Die Neunjährige dankt es dem Lesehund am Ende einer Geschichte jedes Mal mit einer Streicheleinheit und einem Leckerli. Eigentlich liest sie inzwischen schon zu gut, hat neues Vertrauen in ihre Fähigkeiten geschöpft, um noch am Lesehund-Projekt teilzunehmen, aber zwischen ihr und dem Vorlesehund hat sich eine Freundschaft entwickelt.

Ein tolles Projekt: Gymnasiallehrerin Ina Damas nimmt mit ihrem  Lesehund Elvis Veitshöchheimer Grundschülern die Leseangst
Ein tolles Projekt: Gymnasiallehrerin Ina Damas nimmt mit ihrem  Lesehund Elvis Veitshöchheimer Grundschülern die Leseangst

Auch der Viertklässler Leon kommt jedes Mal mit großer Begeisterung zu Elvis und ist stolz auf die bereits erzielten Fortschritte.

So berichtet auch die Konrektorin, der Erfolg des Lesehundprojektes habe sich schon nach wenigen Wochen eingestellt. Heres: "Mir fällt auf, dass diese Kinder sich auf einmal richtig oft melden, wenn es ums Vorlesen geht, was sie vorher nie getan haben."

Der Erfolg des Konzeptes beruht nach den Worten von Ina Damas darauf, dass die entspannte Haltung des Hundes zur Folge hat, dass auch die Kinder entspannen und gerne lesen. Das sei zunächst das erste Ziel, dass die Kinder gerne Lesen. Über die Zeit werde die Lesefähigkeit verbessert und die Kinder würden ein mehr an Selbstvertrauen gewinnen und Ängste und Hemmungen abbauen, die sie beim Vorlesen haben. Generell sei das Projekt auch für alle Kinder, Erwachsene und Personen mit Migrationshintergrund geeignet, die beim Lesen Schwierigkeiten haben.

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M
Hallo danke für diesen schönen Beitrag über Ina Damas Therapiebegleithund und seine Ausbildung. Eine schöne Sache. Wenn ich denke wie ich lesen gelernt habe, mit Drohungen und Strenge, da wünsche ich jedem Kind einen Lesehund.
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H
Eine tolle Idee.<br /> So geht spielerisches Lernen und nicht anders!
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