Hauptausschuss lehnt Bauanfrage für Neubau von drei Mehrfamilienhäusern und drei Doppelhäusern mit insgesamt 23 Wohneinheiten nebst Tiefgarage auf Pfarrgrundstück der Christuskirche ab - Pfarrei plant Generalsanierung der Kirche nebst Anbau für Pfarrbüro und Gemeindesaal
Wegen "Nichteinfügen" in die Umgebungsbebauung lehnte der Hauptausschuss am Dienstag einstimmig die Bauanfrage eines Bauträgers für den Neubau von drei Mehrfamilienhäusern, drei Doppelhäusern mit insgesamt 23 Wohneinheiten sowie einer Tiefgarage mit 25 Stellplätzen, Günterslebener Straße 7 und Hofweg 22.

Bereits vor zwei Jahren war die Bebauung des Grundstückes der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Gegenstand eines Bauantrages für ein neues Pfarrhaus mit Pfarramt. Am 27. August 2013 hatte der Ferienausschuss diesem Bauvorhaben der Kirchengemeinde zugestimmt. Baubeginn sollte schon im Frühjahr 2014 sein, wie hier auf Veitshöchhhem News am 29.8.2013 berichtet. Dazu war vorgesehen, das bestehende Pfarrhaus und das Pfarramt (siehe Foto) an der Ecke Speckertsweg/Hofweg abzubrechen. Nach Abbruch plante die Kirchengemeinde eine Neuordnung der Grundstücke. Es war beabsichtigt, zur Finanzierung des Projektes den unteren, westlichen Teil des Grundstückes zu veräußern und nur den für die Bebauung benötigten Teil mit Erschließung über den Hofweg im Eigentum der Kirchengemeinde zu belassen.
Doch diese Planung gehört inzwischen der Vergangenheit an.
Südseite der Christuskirche an der Günterslebener Straße: Im Bild links der erste Vorentwurf für einen Anbau, über den jedoch noch nicht entschieden ist, ob er so zur Ausführung kommt.
Neue Konzeption: Generalsanierung der Christuskirche mit Anbau für Pfarrbüro und Veranstaltungsraum - Kosten weit über eine Million Euro
Man habe sich nun entschieden, so erklärte Manfred Hohmeier, Vertrauensmann der Kirchengemeinde auf Nachfrage, kein neues Pfarrhaus zu bauen und nicht nur wie zunächst beabsichtigt, den unteren Teil, sondern das ganze Grundstück zur Neubebauung zu verkaufen. Anstelle dessen plane die Kirchengemeinde neben der dringend notwendigen General-Sanierung des 1963 eingeweihten Kirchenraumes und der bestehenden Gemeinderäume (vor zwei Jahren feierte man das 50jährige Bestehen) einen Anbau auf deren Südseite der Kirche für ein neues Pfarrbüro und auch an einen größeren Gemeindesaal für Veranstaltungen ist gedacht. Laut Hohmeier ist mit Kosten von weit über eine Million Euro zu rechnen.
Die Maßnahme lasse sich aber nur bei einem Verkauf des gesamten Pfarrhausgrundstückes auf der anderen Straßenseite des Speckertsweges realisieren. Deshalb befinde sich das Grundstück schon seit geraumer Zeit auf dem Markt. Man sei in der Pfarrei sehr froh gewesen, nun einen Kaufinteressenten gefunden zu haben. Deshalb war Hohmeier nach der Sitzung schon etwas geknickt, dass es auf Anhieb nicht mit der Bauanfrage klappte. Hohmeier hofft aber, dass der Kaufinteressent doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung bezüglich einer verträglichen Bebauung des Grundstückes mit der Gemeinde kommt.
Nach dem Vortrag von Bürgermeister Jürgen Götz sind nach der eingereichten Bauanfrage die sechs Gebäude zwei- bzw. dreigeschossig geplant, teilweise die Dachgeschosse zur Bildung von Dachterrassen zurückgesetzt, auf dem Grundstück verteilt außerdem zehn je 7,5 Quadratmeter große Nebengebäude. Die Erschließung sollte von unten über die Günterslebener Straße erfolgen, die einzelnen Gebäude über Fußwege erreichbar sein. Für den Stellplatznachweis für die 23 Wohneinheiten war eine Tiefgarage mit 25 Stellplätzen vorgesehen. Laut Bürgermeister wären aber nach der gemeindlichen Satzung 30,5 notwendig.
Planungsrechtlich ist laut Bürgermeister das Vorhaben als Innenbereich nach § 34 Baugesetzbuch zu beurteilen, das heißt, es müsse sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen. Außerdem, so Götz, füge sich ein Vorhaben dann nicht ein, wenn es das Ortsbild und die Charakteristik der Landschaft und der Siedlungsstruktur durch die Baumasse der Baukörper beeinträchtige. Nachdem die Umgebung eine lockere Einzelhausbebauung auf großen Grundstücken präge und keine Wohnanlagen vorhanden seien, könne deshalb von einem Einfügen nicht die Rede sein. Problematisch sei außerdem die geplante Ausfahrt der Tiefgarage auf die Günterslebener Straße in nächster Nähe des Kreuzungsbereichs zum Speckertsweg und zur Schönstraße.
Dieser Ansicht schlossen sich letztendlich auch die Sprecher der Fraktionen an und lehnten die Bauanfrage ab, wenngleich man in Nuancen differenzierte.
Grünen-Sprecherin Christina Feiler sprach sich so grundsätzlich für eine Nachverdichtung auf großen Grundstücken aus, um Wohnraum zu schaffen, aber so massiv wie in der Bauanfrage vorgesehen sei auch für sie zu viel des Guten.
SPD-Sprecherin Marlene Goßmann sagte, so könne sie nicht zustimmen, weil sich nach ihrer Meinung insbesondere auch die Dachform nicht einfüge. Sie empfahl dem Antragsteller eine wesentlich sensiblere Planung. Sie ging davon aus, dass die Grundflächenzahl und die Geschossflächenzahl in sehr hohem Maße überschritten werden. Der Bürgermeister meinte dazu, dass sie da Recht habe. Die genauen Zahlen wurden in der Sitzung aber nicht genannt.
CSU-Sprecher Marc Zenner gestand ein, dass grundsätzlich der Wunsch nachvollziehbar ist, dieses Grundstück wirtschaftlich maximal auszunutzen. Für das Gremium dürfe dies aber nicht der treibende Aspekt sein. Die Art und das Maß der baulichen Nutzung sprenge hier deutlich die Dimensionen, die noch verträglich sind. Hinzukomme die vom Bürgermeister angesprochene Verkehrsproblematik.
Winfried Knötgen (UWG) wiederum fand die Dachform adrett, aber die Blocks waren auch ihm zu massiv, die Verkehrseinführung in die Günterslebener Straße zu unübersichtlich. Außerdem müssten die notwendigen Stellplätze auch auf dem Grundstück nachgewiesen werden
Die abgelehnte Bauanfrage sorgte nach der Sitzung noch reichlich für Gesprächsstoff. So ist es für die der Christuskirche nahestehende Seniorin Ingrid Knobloch unverständlich, dass das Pfarrgrundstück gänzlich einer Wohnbebauung zugeführt werden soll, wo doch nach ihrer Meinung dies der richtige Standort für den Bau einer Tagespflege in Veitshöchheim sei. Gespräche mit der Sozialstation hätten ihr bestätigt, dass hieran ein großer Bedarf in Veitshöchheim bestehe.