Jubiläum in St. Hedwig: Elfriede und Manfred Rose sind seit 60 Jahren verheiratet
Diamantene Hochzeit feierten am Donnerstag im Caritas-Altenheim Sankt Hedwig die Eheleute Elfriede und Manfred Rose. Zu den Gratulanten des Jubelpaares, das von 1967 bis vor knapp einem Jahr in Zell am Main wohnte, zählte neben den beiden Töchtern und deren Familien auch Bürgermeister Jürgen Götz.
Als eifriger Mainpost-Leser hat der 85jährige Manfred Rose die schlimme Situation der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge ständig vor Augen. Als ihn heute Bürgermeister Jürgen Götz im Caritas-Altenheim Sankt Hedwig besucht, um ihm und seiner 89jährigen Frau Elfriede zur Diamantenen Hochzeit zu gratulieren, ist es ihm ein Bedürfnis, Parallelen zu seinem eigenen Schicksal anzusprechen. Denn vor 70 Jahren befanden sich beide Eheleute in der gleichen Lage wie heute die syrischen Flüchtlinge, hatten alles Hab und Gut verloren und nur noch ihre Kleider am Leib.
So wurde er 1945 als 14jähriger mit seiner Mutter und seinen Geschwistern von den Polen aus seiner niederschlesischen Heimat in Münsterberg in der Nähe von Breslau vertrieben, während sein Vater in Kriegsgefangenschaft war. Kurz vor Kriegsende musste er beim Volkssturm noch helfen Schützengräben auszuheben. Durch acht Durchgangslager wurde er geschleust, bestand damals abgemagert nur noch aus Haut und Knochen. Schließlich wurde sein Eisenbahn-Waggon im September 1945 in Würzburg abgekoppelt. Als Übergangsunterkunft diente die Pestalozzischule in Grombühl. Manfred Rose erinnert sich noch genau, wie er half, in einem Klassenzimmer, in dem 50 Flüchtlinge hausen mussten, die zerstörten Fenster zunagelte und mit einem Handwagen Strohballen als Schlafstätte vom Rothof holte. Mit den Amerikanern ging es nach einigen Wochen auf einem LKW nach Ochsenfurt, wo die Flüchtlinge auf die einzelnen Gehöfte in den Dörfern verteilt wurden. Er landete in Essfeld bei Giebelstadt, wo er sich als Knecht bei einem Bauern nur für Unterkunft und Verpflegung verdingen musste. Später erhielt er als 15jähriger in einer Gärtnerei zehn Reichsmark pro Woche.
Gleich zwei Mal eine Flucht miterleben musste Elfriede, deren schlimme Details sie nie vergessen werde. Gerade hatte sie die Wirtschaftsoberschule absolviert, als die Tschechen sie aus ihrem Heimatort Weißbach bei Reichenberg im Sudetenland vertrieben. Die 19jährige landete mit ihrer Mutter im thüringischen Friedrichsroda, während ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft nach Esssfeld in Giebelstadt verfrachtet wurde. 1948 verhalf dann ihr und ihrer Mutter ein Junge früh am Morgen um fünf Uhr zur Flucht in die DDR zu ihrem Vater nach Essfeld, der dort inzwischen als Lehrer angestellt und dort später Rektor bis zu seiner Pensionierung war.
Zur gleichen Zeit hatte Manfred bei der Firma Voll in Heidingsfeld eine Lehre als Karosseriewagner begonnen, die er 1952 abschloss. 1949 schaffte er sich sein erstes Fahrrad an, um mit diesem von die 17 Kilometer lange Strecke von Essfeld bis zu seiner Arbeitsstätte zu fahren, da die Buskarte teurer war als seine monatliche Lehrlingsvergütung von 30 Deutsche Mark. Und auf einer dieser Fahrt sprach ihn dann Elfriede an, ob sie sich ihm bei der täglichen Fahrt zu den Bayerischen Schokoladenwerke anschließen könne, wo sie als kaufmännische Bürokraft Arbeit gefunden hatte. Nach einem Vierteljahr, in dem sie sich noch siezten, wurde dann mehr daraus, bis sie sich 1955 in Essfeld das Jawort gaben.
Nach einem Arbeitsunfall musste Manfred umschulen, was er sehr getan habe, denn Kaufmann sei sein Wunschberuf gewesen. Nach einem Halbjahreslehrgang bei einer Privaten Handelsschule fand er 1952 als Buchhalter bei der Auto-Firma Rüthlein in der Nürnberger Straße in Würzburg eine Anstellung und in der Nähe auch eine Wohnung fand. Als Kriegsbeschädigter durfte er mit 60 in Rente gehen.
Er arbeitete aber noch nebenbei ebenso wie seine Frau bis zu seinem 75. Lebensjahr. So brachte er nach seinen Worten 35 Jahre lang bis 2006 als Buchhalter die Firma Bauermees in Thüngersheim in Schwung. Aufgrund seiner kaufmännischen Fähigkeiten war er auch in seiner neuen Heimat Zell, wo er 1967 ein Zweifamilienhaus errichtet hatte, in verschiedenen Vereinen als Kassier oder Revisor tätig, so noch bis heute für den AWO-Ortsverein, 17 Jahre für die SPD und zehn Jahre für den Siedlerbund.
"Bei all dem was ich nach der Vertreibung vor 70 Jahren erleben musste, hätte ich nie gedacht, dass ich einmal so alt werde und dann auch noch so rüstig bin", sagt der Senior, der am 2. August seinen 85. Geburtstag feiern konnte, nicht ohne Stolz. Denn inzwischen hat er auch mehrere Operationen überstanden, die ihn im Vorjahr niedergestreckt hatten, so dass er zusammen mit seiner auf den Rollator angewiesenen Frau ins Altenheim nach Veitshöchheim umsiedeln musste. Da es ihnen hier so gut gefiel, hatten sie sich entschlossen, hier auch ohne Pflegestufe ihren weiteren Lebensabend zu verbringen.
Seine Kontakte nach Zell hält aber Manfred Rose weiterhin aufrecht. So lässt er sich seinen regelmäßigen Schafkopf-Stammtisch nicht nehmen, zu dem auch der frühere Zeller Bürgermeister Dieter Weidenhammer gehört.