Neun Veitshöchheimer Künstler/innen und sieben Musikgruppen beeindruckten Tausende bei der „Promenadenmischung“
Veitshöchheimer Flaniermeile am Mainufer wurde zur Openair-Bühne - Gelungene Symbiose zwischen Kunst, Natur und Unterhaltung
Tausende von Menschen genossen am Vatertag zwischen zehn und 17 Uhr, bei traumhaftem Wetter, die entspannte und fröhliche Atmosphäre der von der Gemeinde veranstalteten „Promenadenmischung“ entlang der Flaniermeile der Mainuferpromenade. Es war ein recht buntes und facettenreiches Programm aus Kunst und Musik, das Karen Heußner vom gemeindlichen Kulturamt unter dem Titel „Promenadenmischung“ auf die Beine stellen konnte.
Neun örtliche Künstler ließen sich dafür gewinnen, für die Promenadenmischung Kunstwerke zum Thema „Alles fließt“ zu kreieren und sieben Musikgruppen sorgten für einen Ohrenschmaus.
Was in den Grünflächen verteilt zwischen blühenden Blumenbeeten zu sehen war und die Promenade zum Kunstpark machte, zeugte vom großen Einfallsreichtum der Künstler, die das Thema höchst unterschiedlich interpretierten.
Kunst zieht ja sonst meist elitär und abseits in Kunsttempeln nur wenig Interessierte an. Hier flanierten inmitten der tollen Parklandschaft der Mainuferpromenade zwischen Hecken, Bäumen und blühenden Pflanzbeeten ließen sich viele in fröhlicher Atmosphäre von dem tollen Angebot an Kunst und Musik inspirieren.
Es war erstaunlich, was Kunst und Musik an diesem Tag an Kommunikation vermitteln konnten. Die Besucher kamen voll auf ihre Kosten, denn es gab da ja auch noch die vielen Einkehrmöglichkeiten entlang der Mainlände im Freien vor den fünf Gaststätten und im bis auf den letzten Platz gefüllten Biergärten, was besonders die vielen Väter am Vatertag besonders zu schätzen wussten.
Nur schade, dass die Installationen und Objekte des Kunstparcours in dieser Zusammenstellung nur an diesem Tag zu sehen waren. Die Idee: „Alles fließt“ nach den Worten Heraklits, nichts hat dauerhaften Bestand, sondern ist der Veränderung unterworfen. Darin bildet sich auch der Fluss von Werden und Vergehen, Wachsen und Versinken und die Vorstellung steter Erneuerung ab.
Die örtlichen Künstler setzten sich ganz individuell damit auseinander. Vor Ort reihten sich die Arbeiten quasi fließend aneinander, erfassbar sowohl im Einzelnen wie im Ganzen. Dieses Gesamtobjekt entlang des Mains entstand erst in der einmaligen Zusammenstellung am Veranstaltungstag. Am Projekt beteiligten sich:
Petra Söder:
"Vivere" (Leben) taufte die Malerin ihr mit Tinte und Acrylfarbe gefertigtes, kraftvolles Fließtechnik-Gemälde, auf dem sich das leben zwischen zwei Polen, der Inspiration oben und dem Menschlichen unten, den Weg bahnt und in den rötlichen Farben was neues Wertvolles entsteht. Es soll ausdrücken, dass das Leben auch gegen die größten Widerstände immer weiter geht.
Elisabeth Maseizik:
Die Künstlerin setzte das Thema "Panta Rhei" (auf griechisch: "alles fließt") mit alten, durch Draht miteinander verbundenen Buchenparkett-Würfeln um. Über das 1920 im Vereinsheim des Karlstädter Ruderclubs eingebaute Parkett liefen Vieltausende von Menschen drüber, waren also in Bewegung, ehe es nun nicht mehr zeitgemäß ausgebaut wurde. Mit Acryl und Lack bemalt sowie mit zum Thema passenden Sprüchen und ihren Strichfiguren versehen, hauchte Maseizik den ausgesonderten Holzwürfeln neues Leben ein, holte sogar sinnbildlich den Himmel herunter, in dem sie unter der Würfelkette Spiegel platzierte, so dass diese auch von unten sichtbar wurde.
Ulrike Zimmermann:
Für die Ziegenliebhaberin verkörpern ihre Tiere den Bewegungsdrang, sorgt die aubergine Farbe auf den Würfeln für eine kontrastreiche Belebung. Auf der Oberseite sind die Pfotenabdrücke der Ziegen zu sehen, denn diese steigen gerne hoch und stehen auch mal Kopf.
Barbara Grimm:
Seit 13 Jahren betreibt sie eine Töpferwerkstatt, führt jeden Monat für die VHS und auch noch privat einen Töpferkurs durch, hat so schon über 2.500 Kursteilnehmern das Töpfern beigebracht, bildet sich laufend fort, um immer was Neues bieten zu können.So hat sie für das Thema der Promenadenmischung am Wasser sitzende Schwimmerinnen, Fische, Muscheln und auch einen Frosch mit Ton aus Höhr-Grenzhausen bei 1240 Grad gebrannt.
Ursula Peterson:
"Es bleibt nichts wie es war" - So lautet auch ihre Erkenntnis, die sie mit der schwingenden Form von mit Glasperlen bestückten Drähten aus Metall zum Ausdruck brachte, an denen auch kleine Fischchen aus Glas schwebten.
Katharina Schwerdt:
Die Materialien Plexiglas, Stahl und Beton, die die Kunstdesignerin für ihre Schmuckstücke für Haus, Hof und Garten verwendete, musssten fließen, bevor diese ihre auf der grünen Wiese präsentierte Form erhielten. Die Stahlringe legte sie dabei um unterschiedliche große Behältnisse, die Flüssigkeiten enthielten.
Birgit Grundner-Rostek:
500 kleine Schiffchen, darunter auch bunte aus Kino-Zentral-Plakaten geformt, fließen auf der Wiese Richtung Main. Darüber schweben Tiere wie Seepferdchen, Walfisch, Libelle oder Skorpion aus Blumendraht geformt im Wind dahin.
Gudrun Kühlbrandt:
Seit 41 Jahren töpfert Gudrun Kühlbrandt und sie betreibt seit 27 Jahren in Veitshöchheim eine Töpferwerkstatt, stellte ihre Kunstwerke aus Stein, Glas und Ton im In- und Ausland aus, so hat sie im September auch wieder eine große Ausstellung in Berlin. Ans Mainufer brachte die 73jährige passend zum Thema, aus Ton gebrannt, eine Fahne im Wind und ein Segel-Schiff mit.
Claus Orgzall:
"Honigpumpe mit dem Honigmann" nannte der Künstler sein sofort ins Auge fallende fließendes Experiment mit Gipselementen. Es soll zum Ausdruck bringen: "Alles fließt, die Zeit, unser Leben, unser Geld, Liebe, Treue, Glück ...." Allen Passanten gab Orgzall deshalb den Rat: "Jede verflossene Sekunde kommt nie wieder. Deshalb vergiss gestern, lass das Morgen, lebe HEUTE".
Zwischen zehn und 17 Uhr Uhr gab es an verschiedenen Plätzen am Mainufer und im Garten des Hotel am Mains abwechslungsreiche, ganz unterschiedliche musikalische Darbietungen von der Band Kon-Tiki über das Duo „Meeschugge“, Percussion-Ensemble, Rockband und Streichorchester von der Sing- und Musikschule, die „Böhmischen“ bis zu der Gruppe „Franz Dampf“.
Mit Böhmisch-Mährischer Blasmusik unterhielten „Die Böhmischen“, ein aus Musikern der Region zusammengewürfeltes Blasorchester, das unplugged life bis zu vier Auftritte im Jahr hat. Die Leitung hat der in Blasmusikkreisen bekannte Peter Bunzel. Er stand 35 Jahre im Musikdienst der Bundeswehr, zuletzt im Heeresmusikkorps 12 in Veitshöchheim.
Initiator der Neugründung 2010 war Josef Rosenzweig aus dem Eußenheimer Ortsteil Münster. Per Annonce suchte er Musiker, die sich wie er der böhmisch-mährischen Blasmusik verbunden fühlen. Auf diese Anzeige hin bekundeten 19 Musiker, alle Amateure, ihr Interesse.
Die Kapelle spielt gepflegte, stilechte Blasmusik, ohne viel Elektronik und Verstärker, mit Schwerpunkt Böhmisch-Mährisch, darunter auch Musikstücke, die nicht allgemein bekannt sind. Außen vor bleibt Bierzelt- und Stimmungsmusik. Verstärkt kommen Flügelhörner zum Einsatz, die im Gegensatz zur eng gebauten Trompete durch ihre konische weitere Bauart einen weicheren und wärmeren Klang erzeugen. Dazu gesellen sich Tenorhörner, Baritons, Bass-Tubas und Klarinetten. Die Mitglieder der Blaskapelle, alles gestandene Musiker aus Amateurkapellen aus dem Großraum Schweinfurt, Würzburg und Main-Spessart, bleiben zwar ihren Stammkapellen treu, treffen sich aber in zweiwöchigem Rhythmus zum Proben.
Die Band "Kon-Tiki" mit v.r. Annette Tiller (Gesang, Keyboard), Susanne Götz (Schlagzeug, Trompete, Gesang), Nicole Kachur (Gesang, Akkordeon, Perkussion), Tobias Tiller (E-Bass, Posaune) und Christoph Schenkel (Gitarre, Gesang, Komposition)
Zwar steht bei der Kirchenband "Kon-Tiki" der Veitshöchheimer Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit die Gestaltung von Messen und anderen liturgischen Formen im Mittelpunkt ihrer musikalischen Tätigkeit. Aber darüber hinaus kommen auch profane Lieder, die einfach Lebensfreude und Optimismus verbreiten sollen, bei Kon-Tiki nicht zu kurz, wie sie bei ihrem Auftritt mit bekannten Rock- und Pophits wie "Wunder geschehen" von Nena, "Beautiful Sunday" von Daniel Boone oder "Snows of New York" von Chris de Burgh, "Far far away" von Slade oder "To everything turn turn turn" von den Byrds, aber auch mit Songs von Liedermachern wie "Selig sind die Verrückten" von Reinhard May" und "Mach die Welt bunter" von Donikkl sowie auch mit dem Gospel "May your life" bei der Promenadenmischung einmal mehr unter Beweis stellten. Richtig ordentlicher Groove kommt auf, das Lied "The lion sleeps tonight" anstimmt.
Die Band gab sich anno 1992 auf einem Zeltlager in Fulda den Namen des Floßes, mit dem der berühmte norwegische Archäologe Thor Heyerdahl 1947, zugleich ein spiritueller Mensch, über den Pazifik segelte. In dieser Besetzung wie am Mainufer ist die Band schon seit 2000 zusammen.
Erstmals öffentlich im Duett präsentierte sich als "Meeschugge" im Kastaniengartens des Hotels am Main der 63jährige Veitshöchheimer Musiker Rainer Schwander, seit mehr als 30 Jahren als Musiker auf den Bühnen der Region unterwegs und Mitgründer des Bailando Groove Orchestras, dem auch der Kontrabassist Bruno Waldherr angehört. Wie der Name schon ausdrückt, zogen die beiden leidenschaftlichen Musiker sehr zur Freude des Publikums mit Liedern von La Paloma, Klezmer-songs, fränkischen Liedern bis hin zu schwedischen Tänzen alle Register ihrer musikalischen Narrenfreiheit.
Seit 35 Jahren gibt der 56jährige Musiklehrer Achim von Bassen jährlich an die 25 Schüler Schlagzeugunterricht. Mit welcher Begeisterung und mit welchem Können diese nach dreijähriger Übung bei der Sache sind, demonstrierte eindrucksvoll ein Percussion-Schülerensemble der gemeindlichen Musikschule am Mainufer. Da wippten auch die Passanten im Rhythmus mit, als die jungen Trommler unter der Leitung ihres Maestros südafrikanische Samba- und afrikanische Nanigo-Klänge sowie freies Spiel zu Gehör brachten, was auch den Radio-Würzburg-Reporter begeisterte.
Von der Sing- und Musikschule Veitshöchheim begeisterte auch die Rockband des Musiklehrers Dominik Heidinger (am Schlagzeug) mit der Sängerin Allegra von Bosse und den beiden Instrumentalistinnen Constanze Meyer und Cosima Martin (E-Gitarre). Sie zogen das Publikum mit Songs wie dem 1971er Hit "Behind blue Eyes" von The Who oder "Thinging out loud" von Ed Sheeran in ihren Bann.
Eine tolle Bereicherung auf Empfehlung der örtlichen Künstlerin Petra Söder war der Auftritt der Konzertgruppe für Tanzmusik (Franz Dampf) des Folkclubs Würzburg, der Söder als Harfinistin angehört. Mit ihren wunderschönen französischen und englischen, aber auch fränkischen Melodien, mit viel Spaß an der Musik und der Bewegung von den Bandmitgliedern auf ausgefallenen mittelalterlichen Instrumenten dargeboten, neben der Harfe auch auf Drehleier, Dudelsack, Zister und Mandoline, animierte Bandleiterin Anke Haug das Publikum zum Mittanzen.
Eine tolle Stimmung und grandioses Feeling im idyllischen Kastaniengarten des Hotels vermittelte zum Abschluss des höchst abwechslungsreichen Konzertprogramms der Promenadenmischung schließlich auch das Streichorchester der Sing- und Musikschule Veitshöchheim. Unter Leitung von Andreas Franzky brachte das Ensemble auf klassischen Instrumenten Pophits wie "Can't help falling in love" von Elvis Presley, dem Tango "El Choclo", den Beatles-Song "Yesterday" und "Halleluja" sowie nach der Pause die "Muppetshow-Theme" mit ganz anderem Sound zu Gehör.
Die Historie wach werden ließ Professor Dr. Karl-Peter Sorge, als er in der Figur als alter Dorfschultheiß am Mainufer vom Fluß in früheren Zeiten erzählte, etwa als noch in der Zeit von 1880 bis 1930 ein Kettenschiff bis zu zwölf Kähne mainaufwärts zog. Nach dem zwischen 1936 und 1942 in Veitshöchheim erfolgtem Mainausbau mit Höherlegung der Wasseroberfläche um 60 Zentimeter auf 2,20 Meter besorgten dies Schraubendampfer.