Veitshöchheimer Schlecker öffnet letztmals am 24. März
Der Knaller kam im Laufe des Dienstags und ging wie ein Lauffeuer durch Veitshöchheim: Schlecker macht dicht. Für die Filiale soll am Samstag, 24. März, der letzte Verkaufstag sein, steht in weißer Schrift auf rotem Grund. Das ist die schlechte Nachricht. Es gibt aber auch noch eine gute – zumindest für die Kunden: 30 Prozent Preisnachlass auf alles.
Dementsprechend war die Schlecker-Filiale in der Thüngersheimer Straße schon am frühen Mittwochvormittag wie in besten Zeiten stark frequentiert. Die Dame an der Kasse hatte richtig zu tun – und viel zu erklären: „Ich bin schon ganz plemplem“, machte sie noch gute Miene zum bösen Spiel.
Noch am Dienstagmorgen soll es geheißen haben, dass geöffnet bleibt. Einige Stunden später dann kam offensichtlich die Mitteilung, dass doch dicht gemacht wird, Die Ungewissheit ist groß, denn niemand weiß, ob am heutigen Donnerstag überhaupt noch einmal offen ist. Schlecker war in Veitshöchheim seit 1989 präsent, erst im jetzigen Maxl-Bäck, ab 2006 im ehemaligen Kupsch.
Die Kunden waren allesamt bestürzt über die plötzliche Entscheidung, dass Schlecker nun doch schließt. Noch in der vergangenen Woche hatte die Handelskette eine „Liste der Grausamkeiten“ in alphabetischer Reihenfolge veröffentlicht, welche Filialen in Deutschland geschlossen werden. Zwischen den Städten Vechta und Velbert stand der Name Veitshöchheim jedenfalls nicht.
Damit erhöht sich die Zahl der Schlecker-Schließungen im Landkreis auf vier Filialen. Zuerst traf es Bergtheim, Kirchheim und Rottendorf. Veitshöchheim „war in Revision“, wie auf der neuen Liste verzeichnet ist. Das heißt, es war noch einmal zwischen Schließung und Weiterbestand abgewogen worden.
Am Dienstag hat Schlecker nachgelegt. Der Bannstrahl traf mit Veitshöchheim und Volkach (Lkr. Kitzingen) zwei größere Gemeinden in der Region Würzburg. Den Mitarbeitern aller betroffenen Filialen wurde zum 31. März gekündigt. Sie werden dann in einer Übergangsfirma aufgefangen. Näheres dazu soll den Betroffenen am heutigen Donnerstag in Würzburg bekannt gegeben werden. Wo das sein soll, ist allerdings umgewiss.
Des einen Leid, des andern Freud'. Nach dieser Devise nutzten viele Schnäppchenjäger die Gunst der Stunde. Der Situation entsprechend kamen an der Kasse nicht nur Ein- oder Drei-Euro-Beträge zusammen. Die Einkaufskörbe waren meist richtig voll mit Waren und Dingen, die der Mensch im täglichen Leben halt so braucht.
„30 Prozent ist ein Haufen Zeug“, sagte eine Kundin, die nicht nur sich sich mit verschiedenen Artikeln eindeckte, sondern für ihre beiden Töchter gleich mitsorgte. Auch sonst war das Kaufverhalten am frühen Vormittag anders als sonst. Die Kunden wägten sorgfältig ab, welcher Kauf wohl am Sinnvollsten sei.
In Veitshöchheim wird die Entscheidung von Schlecker bedauert. Allerorten ist zu hören, dass der Altort zwar mit gastronomischen Einrichtungen, Brillengeschäften, Wellness-Studios und Arztpraxen gesegnet sei, der Versorgungsbereich allerdings immer mehr nachlasse. In unmittelbarer Umgebung von Rathaus und Kirche existieren gerade mal noch zwei Bäckereien, zwei Apotheken und ein Schreibwaren- und Zeitschriftengeschäft.
Text: Günther Hillawoth