Sousi & die Grammophoniker geleiteten 120 Veitshöchheimer schwungvoll ins Neue Jahr
Mit viel Schwung, voller Lebenslust und stets heiter bereiteten v.l. Jochen Rothermel mit seiner Diva Sousi, die klassische Sopranistin Nicole Schömig und Werner Küspert an Banjo und Gitarre in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen den gut 120 Besuchern des Neujahrskonzertes der Gemeinde Veitshöchheim mit 80 Minuten exzellenter Unterhaltung einen recht vergnüglichen Start in das neue Jahr.
Das sich "Sousi & die Grammophoniker" nennende ungewöhnliche Trio hat sich auf das Spielen legendärer wie längst vergessener Lieder aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts spezialisiert.
Namensgeber des in dieser Zusammensetzung ungewöhnlichen Ensembles ist die "Diva Sousi" des in Lauda tätigen Blechbläser-Musiklehrer Jochen Rothermel. Dieses um den Körper getragene Sousaphon aus blankem Metall kommt mit seinem nach hochaufragenden, nach vorne gerichteten Schalltrichter einer Basstuba gleich.
Aus dem Trio hervor stach mit ihrer ausdrucksstarken, klaren und glockenhellen Sopranstimme die Opernsängerin Nicole Schömig. Seit März 2012 gastiert sie als "Königin der Nacht" in der Produktion "Die kleine Zauberflöte" am Theater Erfurt. Die in Werneck wohnhafte Dozentin für Gesang und Chorleitung verstand es nicht nur hervorragend zu trällern, sondern die unterhaltsame Zeitreise in die Vergangenheit mit viel Witz und Heiterkeit zu moderieren und mit gegenständlichen Symbolen auf ihre Lieder einzustimmen und gelegentlich mit Instrumenten das Orchester zu vervollständigen.
So hatte sie beim ersten Lied "Mein Papagei frisst keine harten Eier" einen Vogel in der Hand. Nach den Tagen der Völlerei servierte das Trio den Besuchern einige Diät-Tipps zum Beherzigen so auch beim Stück "Ausgerechnet Bananen".
Eine Diät stand auch im Mittelpunkt des lustigen Lieds "Tante Paula liegt im Bett und isst Tomate", bei dem Rothemels Kontrabass und das virtuos von dem Veitshöchheimer Küspert gespielte Banjo, wie bei allen Liedern, gelungen den Rhythmus bestimmten.
Obwohl sonst immer dünne wie die Spinne, ist die tolle Figur einer Frau dahin trotz Blumenkohl und Brokkoli beim Lied "Die Braut vom Alexander, die geht so auseinander". Oft gibt es für das Dickwerden aber auch andere Gründe, so die Liebe im Lied "Bei mir bist du schön, egal ob dick oder dünn".
Der guten Figur dienlich ist neben einer Diät auch das Tanzen, so wie beim Lied "Ich tanze mit mir in den Himmel hinein".
Die Künstler harmonierten phantastisch und zauberten im Zusammenspiel außergewöhnliche Klangbilder. Die Liebe zur Musik ist ihre Leidenschaft, die sie mit dem Lied "Ich brauche keine Millionen, ich brauche weiter nichts als nur Musik, Musik, Musik" ausdrückten.
Dass der Beruf zumindest des Geigers nicht ungefährlich ist, offenbarte die Gruppe mit "Guck doch nicht immer nach dem Tango-Geiger hin."
Von der chilenischen Nachtigall Rosita Serrano lieh sich fränkische Sängerin "Roter Mond" aus.
Manche Berufsgruppen wie die Pianisten haben es leichter, die Damenwelt zu bezirzen. Dies wurde deutlich beim Stück "Man müsste Klavier spielen können". Zu Gehör kam zur Erkundung der exotischen Damenwelt auch das temperamentvolle Lied "Ich lasse mir meinen Körper schwarz bepinseln und fahre nach den Fidschi-Inseln", bei dem sowohl die Sousa als auch das Banjo für einen flotten Rhythmus sorgten.
Die Musiker ließen die Epoche der Schellackplatte wieder auf leben, als Kabarettbühnen und Tingel Tangels den trüben Alltag vergessen machten. Die Zeit, in der das Radio und der Tonfilm auf dem Vormarsch waren, Jazzcombos und Swingkapellen aus dem Boden schossen und sich neue Tänze wie der Charleston etablierten.
Diese Lebenslust offenbarte sich, als das Trio mit "Puttin on the Ritz" und dem Tanz "Charleston" im Stil des Swing von Benny Goodman für Stimmung sorgte.
Dass in den teureren Etablissements bestimmte Herren des Tanzens mächtig waren und dort ihr Geld auch anderweitig zum Unterhalt ihrer Familien verdienten, kam zum Ausdruck bei dem österreichischen Schlager von 1929 "Schöner Gigolo, armer Gigolo".
Das neue Genre des Tonfilms brachte auch die neue Branche "Geräuschemacher" hervor, an die das Trio mit dem Lied "Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche" erinnerte.
Unrühmlich war in den 20ern der zum Tode verurteilte Massenmörder Haarmann, dem das zum Gassenhauer mutierte Lied "Warte, warte nur ein Weilchen" gewidmet wurde.
Begeisternder, nicht enden wollender Applaus belohnte das Ensemble für einen höchst vergnüglichen Konzertabend.
Sousi & Die Grammophoniker bedankten sich als Zugabe mit dem flotten Klezmer-Stück "Und wenn der rebe (Rabbi) singt" und entließen die Besucher voller Schwung in die Nacht mit dem amerikanischen Jazzstück "Aint she sweet" von Milton Ager aus dem Jahr 1927, das in Rockfassung später durch die Beatles in Deutschland bekannt wurde.