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Paradigmenwechsel: Vom sauberen zum ökologischen Garten - Veitshöchheimer Erfahrungsaustausch mit Niederösterreich

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Erinnerungsbild vom Erfahrungsaustausch der LWG Veitshöchheim mit der niederösterreichischen Kommission v.l. Elisabeth Koppensteiner (Geschäftsführerin gartenleben/gartentelefon), Franz Fuger (Direktor Gartenbau-Meisterschule Langenlois), Sabine Freifrau von Süsskind (Verband Bayerischer Parks und Gärten), Dr. Paul Beinhofer (Regierungspräsident Unterfranken), Franz Gruber (Geschäftsführer garten tulln), MdL Gudrun Brendel-Fischer (Vorsitzende Bezirksverband Oberfranken für Gartenbau und Landespflege e.V.), Rainer Berger (stv. Leiter Bayerische Gartenakademie der LWG), Magister Wolfgang Sobotka ( stv. Landeshauptmann Niederösterreich), Ministerialrat Günter Knüppel (Bayer. Staatsmin. Ern. Lw. Fo.), Bürgermeister Jürgen Götz (Veitshöchheim), Gerhard Weber (Gartendirektor Stadt Baden bei Wien), Christa Lackner (Geschäftsführerin Natur im Garten Niederösterreich) und ihr Stellvertreter Andreas Zbiral, Reinhard Kittenberger (Kittenberger Erlebnisgärten Schiltern und Obmann Gartenplattform Niederösterreich), Josef Herrmann (stv. Leiter der LWG Veitshöchheim)

15 Jahre Natur im Garten

Niederösterreich hat sich in den vergangenen 15 Jahren als das ökologische Gartenland in Mitteleuropa etabliert. Der Mann, der maßgeblich diese Entwicklung wesentlich beeinflusst hat, war dieser Tage nach Veitshöchheim zum Erfahrungsaustausch über Freizeitgartenbau-Themen in die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) an der Spitze einer hochkarätigen Kommission gekommen. Die Rede ist vom Landeshauptmann Magister Wolfgang Sobotka. Er hatte 1999  damals noch in seiner Funktion als Umweltlandesrat die Aktion "Natur im Garten - Gesund halten was uns gesund hält"  gegründet. In der Folgezeit verhalf er das Gärtnern ohne Mineraldünger, Pestizide und Torf, dafür mit standortgerechter Bepflanzung, Sortenvielfalt und einem Bewusstsein für die Kreisläufe der Natur zum landesweiten Durchbruch.

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v.l. Josef Herrmann, Dr. Paul Beinhofer, Gudrun Brendel-Fischer, Wolfgang Sobotka und Jürgen Götz

Hochkarätige Gesprächspartner

Gesprächspartner der acht niederösterreichischen Gäste waren auf bayerischer Seite neben dem stellvertretenden LWG-Leiter Josef Herrmann  und Rainer Berger, dem stellvertretenden  Leiter der LWG-Gartenakademie auch Regierungspräsident  Dr. Paul Beinhofer, der im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die LWG zuständige Referatsleiter Ministerialrat Günter Knüppel, Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, die Landtagsabegordnete Gudrun Brendel-Fischer als Vorsitzende des Bezirksverbandes Oberfranken für Gartenbau und Landespflege e.V.  sowie Sabine Freifrau von Süsskind vom Verband Bayerischer Parks und Gärten.

Unter den  hochrangigen Gärtnervertretern aus Niederösterreich waren Franz Gruber, der Schulleiter der gartenbaulichen Meisterschule in Langenlois, Gerhard Weber der Leiter des Kurgartens der Stadt Baden bei Wien,  Franz Gruber, Geschäftsführer von garten tulln, Reinhard Kittenberger, Besitzer der Kittenberger Erlebnisgärten Schiltern und Obmann des Vereins Gartenplattform sowie Christa Lackner, die Geschäftsführerin Natur im Garten Niederösterreich  und ihr Stellvertreter Andreas Zbiral.

Unterschiedliche Schwerpunkte und Organisation

Für die Bayern war es höchst interessant, dass nicht nur die Schwerpunkte, sondern auch die Organisation der Gartenberatung  in beiden Bundesländern höchst unterschiedlich sind. Während die Gartenakademie der LWG eine staatliche Einrichtung ist, steht mit "Natur im Garten" eine privatrechtliche Vereinigung den niederösterreichischen Gärtnern mit einem umfassenden Beratungsangebot zur Seite.

Niederöstereichische Bürgerbewegung mit 120.000 Anhängern

Die Erkenntnis, dass im Naturgarten Gifte, chemische Dünger und Torf überflüssig sind, fand dort zahlreiche Anhänger. Diese gingen diesen Weg mit und setzten die Gartengestaltung und-pflege im Kreislauf der Natur lebendig um. So zieren für die Einhaltung dieser Kriterien bereits 13.000 "Natur im Garten"-Plaketten Niederösterreichs Gärten. Mehr als die Hälfte der niederösterreichischen Gartenbesitzer (57 Prozent) verzichten bewusst auf Pflanzenschutzmittel.

Das Aktions-Telefon als erste Anlaufstelle für alle Gartenfragen begrüßte heuer schon den 400.000 Anrufer. Das vierteljährlich erscheinende Ratgeber-Magazin der Vereinigung zählt mittlerweile schon 120.000 Abonnenten. Die ORF-Show "Natur im Garten" darf sich über 260.000 Zuschauer pro Woche erfreuen.  Daneben gibt es mehr als 60 „Natur im Garten“-Fachbücher.  Die bunten Naturgartenfeste entwickelten sich zu wahren Publikumsmagneten und zählen jährlich über 30.000 Besucher. 150 Schaugärten, darunter DIE GARTEN TULLN als die erste dauerhafte ökologische Gartenschau, lockten bisher 3,1 Millionen Besucher mit praktischen Beispielen für angewandtes naturnahes Gärtnern und einer bunten Vielfalt und bezaubernden Gestaltungsideen an. 130 Partnerbetriebe der Aktion bieten zudem vom Pflanzenverkauf bis hin zur Gartenplanung alles rund um das naturnahe Gärtnern.

Privatrechtlicher Natur ist auch der Verein "Die Gärten Niederösterreichs". Es ist dies ein Zusammenschluss von derzeit 35 Gärten. Historische Anlagen wie Schloss Hof aber auch prächtige Stiftsgärten oder moderne Schau- und Themengärten präsentieren ihre vielfältigen Angebote rund ums Jahr

Für Sobotka, in seinem Regierungsamt auch für den Wohnungsbau und das gesunde Wohnen zuständig, ist das

ökologische Gärtnern der bunteste, freudvollste und sympathischste Weg, Menschen für Umweltthemen zu begeistern. Er  machte „Natur im Garten“ zu einer zentralen Säule der niederösterreichischen Umweltpolitik. Der niederösterreichische Politiker sprach von einem Paradigmenwechsel vom sauberen Garten, wo kein Unkraut wächst, zum naturnahen Garten, in dem auch das Totholz seinen Platz hat. Hier sei auch die für den Gartenbau und die Obstkultur sehr wichtige Erdbiene zuhause. Man habe europaweit ein Netzwerk initiiert, das sich mit dem ökologischem Gartenbau beschäftigt und sich austauscht. Sobotka hob diesbezüglich auch die LWG in Veitshöchheim hervor, die in Österreich einen hervorragenden Ruf habe, vor allem in der Analytik, als Forschungsanstalt und in der soliden Ausbildung des Nachwuchses.

Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer

Der Regierungspräsident verdeutlichte die herausragende Stellung Unterfrankens in Bayern im Obst-, Garten- und Weinbau. Die Landschaft sei hier von vielen Sonderkulturen geprägt. Im Gemüsebau gebe es in seinem Bezirk 350 Betriebe mit einer Anbaufläche von 2000 Hektar inklusive Spargel,  im Obstbau 500 Betriebe mit ebenso 2000 Hektar Flächen inkluse Streuobstwiesen. Ein großer wirtschaftlicher Faktor sei auch der sehr ausgeprägte Zierpflanzenbau mit 200 Betrieben, die ein Drittel aller Zierpflanzen in Bayern erzeugen würden.

Die 1902 gegründete LWG habe eine lange Tradition und sei ein Markenzeichen nahe an den Nutzern. Nach Beinhofers Worten konnte ihre bei Stoibers Verwaltungs-Reform Anfang 2000 drohende Auflösung Gott sei Dank im Landtag abgewendet werden. Der Freistaat Bayern habe seitdem in zwei Bauabschnitten rund 50 Millionen Euro investiert, die LWG neustrukturiert und baulich verändert mit der Zielsetzung,  die Betriebe des Erwerbsgartenbaus fachlich zu beraten. Es gebe aber auch ein starkes Standbein in der Bevölkerung, für  die das Wohnen im Grünen einen hohen Stellenwert habe, für die vor allem die Gartenakademie der LWG tätig sei.

 

Ministerialrat Günter Knüppel

Auch der im Ministerium für die LWG zuständige Referatsleiter hob hervor, dass in Bayern der Freizeitgarten einen hohen Stellenwert hat. So habe man hier schon 1995 an der LWG zur Beratung der Freizeitgärtner die Bayerische Gartenakademie gegründet. Bei zwei Millionen Gartenbesitzern  in Bayern und 135.000 Hektar privatem Gartenland  sei hier ein enormes Potential gegeben. Dem würden auch vier Gartenbauverbände mit 770.000 Mitgliedern Rechnung tragen. Für nächstes Jahr kündigte er zum 20jährigen Bestehen der Gartenakademie der LWG  ein großes Gartensymbosium mit europaweiter Vernetzung an.

Bürgermeister Jürgen Götz 

Über den hohen Besuch freute sich besonders auch Veitshöchheims Bürgermeister. Er hieß die Gäste herzlich willkommen und stellte ihnen die Gemeinde mit ihren vielfäligen Einrichtungen vor. Voller Stolz berichtete er über die erfolgreiche, 2009 mit Gold dekorierte Teilnahme am Bundeswettbewerb "Entente Florale". Diese habe zum Ziel gehabt, das Grün im Ort zu verbessern und hierbei die Bürger mitzunehmen. Mit großartiger Unterstützung durch die LWG sei es gelungen, eine Vielzahl beispielhafter Projekte im Bereich öffentliches Grün zu verwirklichen. Daneben habe man auch mit einem Wettbewerb und Open Gardens die Privatgärten in den Blickpunkt gerückt.

Mdl Gudrun Brendel-Fischer (Vorsitzende Bezirksverband Oberfranken für Gartenbau und Landespflege e.V.)

Ein starkes Anliegen ihres Verbandes sei es, durch eine entsprechende Kinder- und Jugendarbeit die junge Generation an der Basis für Gartenthemen aufzuschließen und altes Wissen zu bewahren.Der Verband habe weiter zum Ziel, aus Umwelttöpfen Geld zu beschaffen und strebe eine gute Mitte zwischen Ökonomie und Ökologie an.

Reiner Berger von der Bayerischen Gartenakademie 

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Was können Kinder und Jugendliche im Garten tun und was gibt es alles im Garten, auch hierzu geht die LWG neue Wege, wie die vom stellvertretenden Leiter der Gartenakademie Reiner Berger vorgestellten Plakate  "Komm mit in den Garten - Vielfältiges Leben im Garten " und "Komm in den Garten - Naschen und Spielen im Garten" zeigen, die nun an die Schulen und Kindergarten in Bayern verteilt werden.

Berger  erläuterte den Gästen die vielfältigen Bildungsangebote seiner Gartenakademie, die allen Gärtnern von Internet, GemüseBlog, GartenCast zum Hören, über Führungen, Gartentelefon bis hin zu Seminaren und Workshops die Möglichkeit bieten, sich sowohl fachliches Wissen als auch einen Überblick über viele Gartenbeispiele anzueignen. Weiter bildet die Gartenakademie "Gästeführer - Gartenerlebnis Bayern" aus, die Gartenbesitzer in die Lage versetzen soll, qualifiziert durch ihre Gärten führen zu können. Weitere in Broschüren dargestellte Arbeitsergebnisse zeigen beispielsweise, dass auch Schotter und Kiesgärten artenreich gestaltet werden können. Mit dem Wandel in der Friedhofskultur befasste sich ein Arbeitskreis der Gartenakademie, dem auch Planer, Bestatter, Friedhofs-Gärtner und Steinmetze angehörten. Eine  Broschüre soll nun den Friedhofsträgern Denkanstöße geben, wie sie den vor allem auch durch die Mobilität hervorgerufenen Wandel in der Trauerkultur unserer Gesellschaft bestehen können. Eine zweite Broschüre klärt die Zielgruppe der Bürger  auf.  Zum Thema "Stadtbäume" führt die LWG-Landespflege im Zeichen des Klimawandels seit fünf Jahren einen langfristig angelegten Versuch mit über 20 Baumarten durch.

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