"Nacht der Talente" wurde zum einmaligen Erlebnis - Benefizgala vom Feinsten am Gymnasium Veitshöchheim
Schulhaus verwandelte sich in eine große Bühne
Über 100 Talente offenbarten durch Gesang, Tanz, Theater-Acts, Gedichte und Geschichten, Schach, Jonglage, Sport oder auch Kunst ihre Fähigkeiten.
Persische Klänge von Navid Zabihi (li.) an der Tombak und Mostafa Porezza (re.) an der Setar, die Karikaturen des Iraners Maneis Arbab im Mehrzweckraum, Addis Mulugeta, Würzburger Friedenspreisträger 2011, mit seiner Mentorin Eva Peteler und internationales Stimmengewirr in der Aula des Gymnasiums Veitshöchheim. Man traute seinen Augen und Ohren kaum, was in der NACHT DER TALENTE an multikulturellen Akzenten geboten wurde, einer Benefizveranstaltung,
die Studiendirektorin Jutta Merwald mit ihrem fünfzehnköpfigen Projektseminar „Schulprospekt für Newcomer“ auf die Beine gestellt hatte. Und das hat seinen Grund: Seit einem Jahr ist das Gymnasium „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Und dass dies für die Schulgemeinschaft nicht nur ein Etikett ist, das hat sie wieder einmal mit dieser spektakulären Großveranstaltung bewiesen. Nicht nur Schüler, Eltern und die interessierte Öffentlichkeit waren der Einladung in überwältigender Zahl gefolgt, sondern auch Familien aus der Gemeinschaftsunterkunft, insbesondere deren Kinder. Zehn von ihnen haben inzwischen einen Paten aus dem Projektseminar „Interkulturelle Begegnungen: Das Fremde & ich“, der „sein“ Kind in seiner Freizeit betreut. „Den Schülern die Welt erfahrbar machen zu wollen, das verpflichtet gerade dazu, die Türen weit aufzustoßen und die Welt in die Schulstube hineinzuholen“, so formulierte es die Initiatorin des rundum gelungenen Abends.
„Alles ist möglich in der Nacht der Talente“, dieser Slogan, mit dem man Hunderte von Besuchern anzog, war Programm! Das über vierstündige Programm wartete mit einer Fülle von herausragenden Leistungen auf. Ein Highlight folgte auf das nächste, insgesamt waren es über dreißig.
Marie Feiler und Lynn Volpert interpretierten einfühlsam den Erfolgshit "Someone like you" von Adele.
ZaPPaloTT (Christian Perleth) und sein Schüler, der große Bodely alias Felix Hoffmann begeisterten mit ihrem Ausflug in die Welt der Zauberei.
Das Jugendvokalensemble der Veitshöchheimer Sing- und Musikschule mit den Ausnahmetalenten Marie Feiler, Lynn Volpert und Jakob Lehner entführte mit einem Hair-Medley unter Leitung von Dorothea Völker in die Flower Power-Hippie-Zeit der 60er Jahre (weitere Fotos in Diashow).
Eine Sternstunde bescherte dem Gymnasium die atemberaubende Trampolinshow der Flying Kids (Turner der DJK im Alter von elf bis 14 Jahren) unter Leitung des leidenschaftlich-engagierten Wolfgang Stöhr.
Star-Gast des Abends war Nora Gomringer, die versprochen ihrer ehemaligen Lehrerin Jutta Merwald versprochen hatte, „etwas mit der Sprache zu machen“, was die im In- und Ausland gefeierte Performance-Künstlerin auch einlöste.
Dass man das alles erreichen kann, wenn man im Deutschunterricht gut aufpasst, das verhieß augenzwinkernd der versierte Moderator Lukas Hellmuth, im Lesesessel sitzend: Er las den sich um ihn scharenden Fünftklässern, die als NACHT-DER-TALENTE-TEAM an diesem Benefizabend fungierten, aus dem von der damals elfjährigen Nora Gomringer verfassten Anti-Märchen „Rapunzler“ vor, das zu einer Zeit spielte, als die Männer noch die Kinder bekamen.
Als Sprachakrobatin hatte man sie angekündigt und damit nicht zu viel versprochen. Gomringer gab alles an Wortwitz und überaus beeindruckender Vortragskunst und bei der Bewegung, wie auch die Fotos zeigen. Im übervollen Schulhaus konnte sie vor allem das literarische Publikum in ihren Bann ziehen (weitere Fotos in Diashow).
Dieses kam auch bei Thomas Lazarus, Lehrer, Schauspieler und Regisseur an der Würzburger Werkstattbühne, mit seinen schaurigen Balladen und Liedern zur Nacht, am Flügel von Stefan Lehr begleitet, voll auf seine Kosten.
Was hier ein Lehrer an Sprachgewalt aufbot, da fehlten selbst dem Moderatorenteam Lukas Krenz, Carina Bayerlein, Gloria Bauer und Lukas Hellmuth einmal die Worte, die doch sonst manchen flotten Spruch absonderten.
Der Abend lebte aber nicht nur von den künstlerischen Schwergewichten, sondern auch von dem pausenlosen Wechseln im Genre und in der Art der Darbietung.
Auf Literarisches folgte so Stepptanzkunst vom Feinsten: Steffen Wolz, Leiter des Taphouses in Würzburg, ließ sich von Jutta Merwald nicht lange bitten, mit seiner Tap Dance Company (David Endres, Anna-Lina Wolz, Alexander Sichel, Thomas Ahlswede) in grandios-witziger Weise die Zeiten von Fred Astaire und Gene Kelly auf der Schulbühne aufleben zu lassen.
Danach gab Martin Menner, Schülervater und freier Schauspieler, mit „Hamlet pur“ aus der Komödie “Casting König Richard III“ den allseits bekannten Monolog „Sein oder Nichtsein“ in den verschiedensten Dialekten publikumswirksam zum Besten. Die Fünf-Liter-Flasche „Schäcksbier“, die ihm am Ende überreicht wurde, hatte er sich mehr als verdient.
Als schließlich zu fortgeschrittener Stunde nach der zweiten Pause auch noch der Spielmanns- und Fanfarenzug Retzbach aufmarschierte, rieb sich wohl mancher die Augen. War das denn möglich, dass hier tatsächlich an die 40 Musiker unter Leitung von Bernd Feser samt Tanzgarde in einer Schule Station machten? Die Lehrerkollegin Simone Eisenmann de Navarro, aktive Querflötenspielerin des vierundvierzigfachen deutschen Meister-Zuges, hatte Merwald den Auftritt vorgeschlagen und die hatte dankbar sofort zugegriffen.
Mit Breakdance & Hiphop der Tanzschule DanceEncore hatten dann wieder die jugendlichen Tanzfreunde „das Sagen“.
Dies galt ebenso für die Tanzeinlage „Jazzkombi“ von Sophie Becker und Juliana Moers, die sich als Aktive der Tanzwerkstatt Würzburg schon einen Namen gemacht haben. Und das wie alle anderen Akteure ohne Gage und Honorar.
Schlagkräftig ging es beim Ju-Jutsu-Wettkampf der Schülerinnen Cosima Güttler und Patrizia Seitz zur Sache.
Es war schon nach Mitternacht, als das Ausnahmetalent Timo Wagenblast alle am Diabolo verblüffte.
"Drunter und drüber" im Duo traten Michael Neugebauer und Christian Iff auf.
Aktionen in den Klassenzimmern
Nicht nur auf der großen Bühne war Langeweile ein Fremdwort, auch in fünfzehn Klassenzimmern überzeugten die Akteure mit erstaunlichen Darbietungen:
Die Nase vorn hatten hier Schüler wie der elfjährige Tilman Schmied, der seine Lehrer zum Simultanschach forderte.
Die gleichalte Hannah Schneider an der Klarinette und Sophia Stepanova glänzten mit aktuellen Popsongs.
Die drei Tanzschuhe (Lexa Eichner, Anastasia Melzer, Sina Scheler) und die Dancing Queens (Marina Fahrner, Tessa Richter) gefielen mit Hiphop.
Klara Becker überzeugte als „Shakespeares widerspenstiges Käthchen“.
Angelika Waigand (re.), musische Abiturientin von 2012 war gemeinsam mit Nina Hottinger als Straßenmusikantin zu bewundern und gehörte auch zu den ausstellenden Künstlerinnen.
BMX-Weltrekord? Maximilian Dahlenburg aus der Oberstufe schaffte 200 Hinterradsprünge mit dem BMX.
Die Lehrkräfte standen dem nicht nach: Kirsten Hummel outete sich als Autorin und präsentierte virtuos eigene Texte.
Michael Kerber ließ sein Publikum humoristisch hinter die Kulissen seiner zehnjährigen Lehrerkarriere am Gymnasium blicken.
Ursula Martin berichtete unter dem Titel „High Seas, High School“ über ihre Zeit als Lehrerin auf einem Segeltörn von Kiel über Teneriffa bis nach Kuba.
Selbst ehemalige Schüler wie Richard Vogg, der bereits für die MAINPOST über sein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderdorf in Peru berichtete, waren an diesem Abend mit von der Partie.
Sabine Lutz, professionelle Yogalehrerin, präsentierte Yoga, Kerzen- und Klangschalen-Meditation zum Zuschauen und Mitmachen.
Nach den Präsentationen in den Klassenzimmern fand man sich wieder in der Aula ein, ob für einen Schmaus am großen, leckeren Buffet, das unter der Regie von Schülerlounge-Leiterin Margret Simmelbauer entstand, oder für eine der temporeichen Darbietungen auf der großen Bühne.
Den Schlusspunkt setzte dann als „Surprise“ tatsächlich etwas ganz Besonderes, ein an der Mönchbergschule Würzburg entstandener Kurzfilm mit Kindern aus aller Welt: „Die Einheit in der Vielfalt“, wie es Jutta Merwald abschließend nannte, eine Symphonie an Stimmen, die die verschiedenen Talente – Sprache, Musik und kindliche Naivität in der Europa-Hymne zusammenführte.