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„Missio-Truck“ am Gymnasium Veitshöchheim – Schüler erlebten das Elend von Flüchtlingen hautnah

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

MissioTruck 01a

-v.l.n.r. Swenja Hodenius (Diözese Aachen), Selina Dörr, Pauline Herbert, Daniela Herbert, Ann-Christin Verholen (Diözese Aachen), Sofia Hassine, Julia Schiffgens (Diözese Aachen), Mona Stöhr, Stephanie Knorz,

Jutta Merwald, Schulleiter Dieter Brückner

„Fliehen müssen stellt das Leben auf den Kopf und zieht dir den Boden unter den Füßen weg.“

 Stell dir vor, du müsstest fliehen ...! – Was nimmt man auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg mit? Zahnpasta und Zahnbürste? Pass und Adressbuch? Zeugnisse oder Essen? Dass es von existenzieller Bedeutung ist, Pass und Zeugnisse mitzunehmen, das erfuhren die Schüler des Gymnasiums Veitshöchheim im sogenannten Missio-Truck des Katholischen Missionswerks, der im Rahmen der Aktion Schutzengel „Für Familien in Not. Weltweit“ unterwegs ist.

 

Auf Einladung von Jutta Merwald, der Projektleiterin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, hatte der zwölf Tonnen schwere und 20 Meter lange Truck des Katholischen Missionswerks mit der multimedialen Ausstellung „Menschen auf der Flucht“ erstmals in Unterfranken Station gemacht.

Millionen Menschen fliehen weltweit vor Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen, Krieg, Trockenheit, Katastrophen, Perspektivlosigkeit und Hunger. Dennoch ist das Schicksal der Mehrheit von Flüchtlingen weit entfernt vom Alltag der meisten Jugendlichen in Deutschland. Am Beispiel von Bürgerkriegsflüchtlingen im Ostkongo werden die  Besucher durch die multimediale Ausstellung im missio-Truck für die Ausnahmesituation Flucht sensibilisiert.

Einig war sich Merwald mit Schulleiter Dieter Brückner im Vorfeld darin, im Sinne einer Kultur des Hinschauens gerade Jugendlichen den Blick für das Elend von Flucht und Vertreibung zu schärfen. Und das um so mehr gerade jetzt, wo wir mit den grauenvollen Bildern aus Lampedusa und Syrien konfrontiert werden.

 

Fast 600 000 anerkannte Flüchtlinge leben in Deutschland, das damit den vierten  Platz unter den Aufnahmeländern einnimmt. Das traurige Schicksal der Flüchtlinge selbst berührt die Lebensrealität der jungen Menschen hierzulande allerdings oft nur am Rande. Nicht so am Gymnasium Veitshöchheim, das seit letztem Jahr Patenschaften für die Flüchtlingskinder in der Gemeinschaftsunterkunft übernommen hat.

MissioTruck 02

von unten nach oben: Schulleiter Dieter Brückner, dahinter Daniela Herbert, Mona Stöhr, Ann-Christin Verholen, Swenja Hodenius, Julia Schiffgens, Jutta Merwald, Pauline Herbert, Sofia Hassine, Stephanie Knorz, Selina Dörr 

Es waren denn auch nicht nur die Schüler der Klassen acht bis zehn, sondern vor allem die Paten, die Oberstufenschüler des Seminars „Interkulturelle Begegnungen: das Fremde & ich“ (im Bild) die mit besonderem Interesse die sechs sechs thematisch gestaltete Räume der mobilen Ausstellung „Menschen auf der Flucht“ im Missio-Truck besuchten.

Die Schüler werden am Beispiel von Fluchterfahrungen in Zentralafrika an herausfordernde Situationen von Flucht herangeführt.

Acht beispielhafte Biographien stehen durch Avatare exemplarisch für das Schicksal von Bürgerkriegsflüchtlingen im Ostkongo.  Spielstationen, Hörstationen und museumspädagogische Vermittlung durch Objekte und Texttafeln wechseln einander ab.Karten mit QR-Codes leiten die Schüler durch die verschiedenen Stationen beispielhafter Fluchtwege.

 

 

 

 Gleich im ersten Raum, einer detailgetreu nachgebildeten Kapelle, empfängt die Besucher ein aufgeregter Afrikaner, der in heller Panik davon erzählt, dass sein Dorf gerade von brutalen Rebellen angegriffen werde und er sofort flüchten müsse. Anhand von acht Flüchtlingsbiographien können die Schüler dann hautnah erfahren, was es heißt, das Nötigste zusammenzuraffen, alles hinter sich zu lassen und sich in eine höchst ungewisse Zukunft aufzumachen. Da ist zum Beispiel Irene, 22, aus Kinshasa im Ostkongo, die tagsüber in einem Übersetzungsbüro und abends als Kindermädchen für wohlhabende Leute arbeitet, um sich das Geld für das Studium zu verdienen. Sie ist eine von acht Avataren, also eine Person im interaktiven Computerspiel des Trucks, durch die die Besucher sehen, hören und fühlen, was es heißt wegen eines tobenden Bürgerkriegs sein Land verlassen zu müssen.

Die multimedialen Spiel- und Hörstationen im Truck, die ernste Inhalte höchst anschaulich und packend vermitteln, wurden nicht ohne Grund zum Best Serious Game 2013 gekürt. Nachdenklich kamen die Schüler schließlich aus der Ausstellung. „Es ist schon krass, in eine reale Fluchtsituation einbezogen zu werden, in eine Familie, die von Rebellen überfallen wird,“ so die übereinstimmende Meinung. Ratlosigkeit machte sich breit, aber ebenso der Wille, sich politisch zu engagieren.

Auch die dunkle Seite des Handygeschäfts enthüllt die Ausstellung: Für den Bau unserer Mobiltelefone wird Coltan benötigt, ein Erz, das unter menschenunwürdigen Bedingungen vielfach durch Kinderarbeit in den Minen Zentralafrikas abgebaut wird. Bürgerkriegsparteien liegen im Streit um die Eroberung der Minen. Das Geld aus dem Verkauf von Coltan, dem Gold des Kongo, fließt alsbald in den Kauf neuer Waffen. Profiteure in Millionenhöhe sind aber auch die Handy-Herstellerfirmen selbst. Diese Thematik wurde dann durch die pädagogischen Begleitkräfte (Julia Schiffgens, Swenja Hodenius, Ann-Christin Verholen) des Bistums Aachen im Klassenzimmer weiter vertieft. Die Jugendlichen zeigten sich betroffen, unvorstellbar war es für die meisten, dass an den geliebten Handys womöglich Blut klebt. Die Diskussionen kreisten um die Frage, was man dagegen tun kann. Wir müssten unser Konsumverhalten verändern, d. h., es muss nicht dauernd ein neues Handy sein, erkannten viele. Dass dieser Schultag dazu beigetragen hat, die Kinder und Jugendlichen für eine menschlich-erschütternde Problematik und die persönliche Verantwortung des Einzelnen, zu sensibilisieren, daran ließen auch die Lehrkräfte keinen Zweifel. Es sei wichtig, der nachwachsenden Generation, in deren Händen einmal die Flüchtlingspolitik liegen wird, Gelegenheit zu geben, der humanitären Katastrophe, die sich an unseren Grenzen abspielt, unmittelbar nachzuspüren, so Merwald. Ihr Dank galt der Diözesanstelle Würzburg, die den Aufenthalt des Missio-Trucks in Unterfranken großzügig unterstützt. Die Ausstellung beginnt mit einem 'Serious Game', in dem die Besucher die Fluchtgeschichte ihres Avatars nach erleben.  Die multimedialen Spiel- und Hörstationen im Truck, die ernste Inhalte höchst anschaulich und packend vermitteln, wurden nicht ohne Grund zum Best Serious Game 2013 gekürt.

 MissioTruck 06 Raum 1 Marktszene 2 MissioTruck 06 Raum 1 Marktszene 1 Raum1 -  Einführung: Marktszene in einer Kleinstadt

 MissioTruck 06 Raum 2 Pack Leben zusammen 

MissioTruck 06 Raum 2 Pack Leben zusammen1

Raum 2 - Pack Dein Leben zusammen

In diesem Raum, einer detailgetreu nachgebildeten Kapelle, empfängt die Besucher ein aufgeregter Afrikaner, der in heller Panik davon erzählt, dass sein Dorf gerade von brutalen Rebellen angegriffen werde und er sofort flüchten müsse. Anhand von acht Flüchtlingsbiographien können die Schüler dann hautnah erfahren, was es heißt, das Nötigste zusammenzuraffen, alles hinter sich zu lassen und sich in eine höchst ungewisse Zukunft aufzumachen.

Da ist zum Beispiel Irene, 22, aus Kinshasa im Ostkongo, die tagsüber in einem Übersetzungsbüro und abends als Kindermädchen für wohlhabende Leute arbeitet, um sich das Geld für das Studium zu verdienen. Sie ist eine von acht Avataren, also eine Person im interaktiven Computerspiel des Trucks, durch die die Besucher sehen, hören und fühlen, was es heißt wegen eines tobenden Bürgerkriegs sein Land verlassen zu müssen.

 

MissioTruck 03 auf der Fahrt   Raum 3 - Auf der Fahrt
  MissioTruck 06 Raum 4 Haus Tante Majenga 1   MissioTruck 06 Raum 4 Haus Tante Majenga 2   Raum 4 - Haus von Tante Majenga
 MissioTruck 06 Raum 5 Hoffnung auf Zukunft   Raum 5 - Hoffnung auf Zukunft
 MissioTruck 06 Raum 6 Fluechtlinge in D 1 MissioTruck 06 Raum 6 Fluechtlinge in D 2

Raum 6 - Flüchtlinge in Deutschland

 

MissioTruck 04 Handy 1 Auch die dunkle Seite des Handygeschäfts enthüllt die Ausstellung: Für den Bau unserer Mobiltelefone wird Coltan benötigt, ein Erz, das unter menschenunwürdigen Bedingungen vielfach durch Kinderarbeit in den Minen Zentralafrikas abgebaut wird. Bürgerkriegsparteien liegen im Streit um die Eroberung der Minen. Das Geld aus dem Verkauf von Coltan, dem Gold des Kongo, fließt alsbald in den Kauf neuer Waffen. Profiteure in Millionenhöhe sind aber auch die Handy-Herstellerfirmen selbst. Diese Thematik wurde dann durch die pädagogischen Begleitkräfte (Julia Schiffgens, Swenja Hodenius, Ann-Christin Verholen) des Bistums Aachen im Klassenzimmer weiter vertieft. Die Jugendlichen zeigten sich betroffen, unvorstellbar war es für die meisten, dass an den geliebten Handys womöglich Blut klebt. Die Diskussionen kreisten um die Frage, was man dagegen tun kann. Wir müssten unser Konsumverhalten verändern, d. h., es muss nicht dauernd ein neues Handy sein, erkannten viele.
Nachdenklich kamen die Schüler schließlich aus der Ausstellung. „Es ist schon krass, in eine reale Fluchtsituation einbezogen zu werden, in eine Familie, die von Rebellen überfallen wird,“ so die übereinstimmende Meinung. Ratlosigkeit machte sich breit, aber ebenso der Wille, sich politisch zu engagieren.
Dass dieser Schultag dazu beigetragen hat, die Kinder und Jugendlichen für eine menschlich-erschütternde Problematik und die persönliche Verantwortung des Einzelnen, zu sensibilisieren, daran ließen auch die Lehrkräfte keinen Zweifel. Es sei wichtig, der nachwachsenden Generation, in deren Händen einmal die Flüchtlingspolitik liegen wird, Gelegenheit zu geben, der humanitären Katastrophe, die sich an unseren Grenzen abspielt, unmittelbar nachzuspüren, so Merwald. Ihr Dank galt der Diözesanstelle Würzburg, die den Aufenthalt des Missio-Trucks in Unterfranken großzügig unterstützt.

 

 

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